Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Birards Homerwerk

eingebüßt habe. Dank der unermüdlichen Einwirkung Roons gelang es dem
Kriegsministerium, die Ersatztruppenteile, namentlich der Infanterie, den hohen
Forderungen der Feldtruppen gegenüber durchaus leistungsfähig zu erhalten
und ihnen nur genügend ausgebildete Mannschaften nachzusenden. Es sind
dies im ganzen 140170 Mann und 12347 Pferde gewesen für sämtliche
Waffengattungen der Armee des Norddeutschen Bundes. Auf die Infanterie
allein entfallen davon 112319.

Roon hatte dafür gesorgt, daß der Geist, den er dem Kriegsministerium
eingehaucht hatte, durch Männer von bewährter Tüchtigkeit, hervorragender
Arbeitskraft und treulichster Hingebung an den Dienst auch während seiner
Abwesenheit lebendig blieb, sodaß alle Geschäfte trotz dem riesenhaften Umfange
der Arbeitsleistung mit Pünktlichkeit, Schnelligkeit und Sorgfalt erledigt wurden.
Soweit die Einwirkung des Kriegsministeriums gereicht hat, hat es der Armee
niemals und an keinem Orte an dem gemangelt, was sie zur Erfüllung ihrer
großen und schweren Aufgaben gebrauchte. Auch hat es keiner Stelle jemals
an dem fördernden und anspornender Einflüsse des Kriegsministeriums gefehlt.
Es darf somit auf diese seit seiner Einrichtung größte Leistung mit berechtigtem
Hochgefühl zurückschauen und ohne Überhebung von sich sagen: "Auch mir
gebührt an dem, was errungen ist, an dem Ruhm und der Größe des Vater¬
landes, an den Siegen seines Heeres ein Teil, und nicht der geringste."

Es müssen noch die dreißig Anlagen erwähnt werden, die die Hälfte des
Bandes ausmachen und ein für die Beurteilung der Verhältnisse im Kriege
von 1870 außerordentlich wertvolles Zahlenmaterial über die Stärkeverhält¬
nisse, Ersatz, Truppeneinteilung, Eisenbahntransport, Nachweisung von Geschütz-
und Munitionsbeständen, der Kriegsgefangnen usw. enthalten. Das historisch
wertvollste Blatt ist die faksimilierte Wiedergabe des über vier Quartseiten
umfassenden Mobilmachungsbefehls vom 15. Juli mit der Unterschrift des
Königs und der Gegenzeichnung Roons. Zur Geschichte des großen Krieges
liefert somit das Buch einen lehrreichen und wertvollen, die bisherigen Publi¬
kationen des Generalstabs und die Schriften Moltkes ergänzenden Beitrag.
H. z. Möge jede künftige deutsche Mobilmachung dieser gleichen!




Berards Homerwerk
(Schluß)

>le Telemachie erzählt, wie der verständige Sohn des Odysseus
nach heftigen Auftritten mit den Freiern, von Athene beraten und
beschützt, heimlich nach Pylos fährt, um bei dem Nein'idem Nestor
Kunde vom Vater zu erlangen. Nestors Sohn Pisistratus bringt
!ihn zu Wagen nach Sparta, weil Menelaus mehr weiß. Die
Hinfahrt dauert wie die Rückfahrt zwei Tage; bei Diokles in Pherä wird über¬
nachtet. Mrard, der den Peloponnes von Athen aus bereist hat, zeigt, daß"


Birards Homerwerk

eingebüßt habe. Dank der unermüdlichen Einwirkung Roons gelang es dem
Kriegsministerium, die Ersatztruppenteile, namentlich der Infanterie, den hohen
Forderungen der Feldtruppen gegenüber durchaus leistungsfähig zu erhalten
und ihnen nur genügend ausgebildete Mannschaften nachzusenden. Es sind
dies im ganzen 140170 Mann und 12347 Pferde gewesen für sämtliche
Waffengattungen der Armee des Norddeutschen Bundes. Auf die Infanterie
allein entfallen davon 112319.

Roon hatte dafür gesorgt, daß der Geist, den er dem Kriegsministerium
eingehaucht hatte, durch Männer von bewährter Tüchtigkeit, hervorragender
Arbeitskraft und treulichster Hingebung an den Dienst auch während seiner
Abwesenheit lebendig blieb, sodaß alle Geschäfte trotz dem riesenhaften Umfange
der Arbeitsleistung mit Pünktlichkeit, Schnelligkeit und Sorgfalt erledigt wurden.
Soweit die Einwirkung des Kriegsministeriums gereicht hat, hat es der Armee
niemals und an keinem Orte an dem gemangelt, was sie zur Erfüllung ihrer
großen und schweren Aufgaben gebrauchte. Auch hat es keiner Stelle jemals
an dem fördernden und anspornender Einflüsse des Kriegsministeriums gefehlt.
Es darf somit auf diese seit seiner Einrichtung größte Leistung mit berechtigtem
Hochgefühl zurückschauen und ohne Überhebung von sich sagen: „Auch mir
gebührt an dem, was errungen ist, an dem Ruhm und der Größe des Vater¬
landes, an den Siegen seines Heeres ein Teil, und nicht der geringste."

Es müssen noch die dreißig Anlagen erwähnt werden, die die Hälfte des
Bandes ausmachen und ein für die Beurteilung der Verhältnisse im Kriege
von 1870 außerordentlich wertvolles Zahlenmaterial über die Stärkeverhält¬
nisse, Ersatz, Truppeneinteilung, Eisenbahntransport, Nachweisung von Geschütz-
und Munitionsbeständen, der Kriegsgefangnen usw. enthalten. Das historisch
wertvollste Blatt ist die faksimilierte Wiedergabe des über vier Quartseiten
umfassenden Mobilmachungsbefehls vom 15. Juli mit der Unterschrift des
Königs und der Gegenzeichnung Roons. Zur Geschichte des großen Krieges
liefert somit das Buch einen lehrreichen und wertvollen, die bisherigen Publi¬
kationen des Generalstabs und die Schriften Moltkes ergänzenden Beitrag.
H. z. Möge jede künftige deutsche Mobilmachung dieser gleichen!




Berards Homerwerk
(Schluß)

>le Telemachie erzählt, wie der verständige Sohn des Odysseus
nach heftigen Auftritten mit den Freiern, von Athene beraten und
beschützt, heimlich nach Pylos fährt, um bei dem Nein'idem Nestor
Kunde vom Vater zu erlangen. Nestors Sohn Pisistratus bringt
!ihn zu Wagen nach Sparta, weil Menelaus mehr weiß. Die
Hinfahrt dauert wie die Rückfahrt zwei Tage; bei Diokles in Pherä wird über¬
nachtet. Mrard, der den Peloponnes von Athen aus bereist hat, zeigt, daß«


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0086" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/87563"/>
          <fw type="header" place="top"> Birards Homerwerk</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_309" prev="#ID_308"> eingebüßt habe. Dank der unermüdlichen Einwirkung Roons gelang es dem<lb/>
Kriegsministerium, die Ersatztruppenteile, namentlich der Infanterie, den hohen<lb/>
Forderungen der Feldtruppen gegenüber durchaus leistungsfähig zu erhalten<lb/>
und ihnen nur genügend ausgebildete Mannschaften nachzusenden. Es sind<lb/>
dies im ganzen 140170 Mann und 12347 Pferde gewesen für sämtliche<lb/>
Waffengattungen der Armee des Norddeutschen Bundes. Auf die Infanterie<lb/>
allein entfallen davon 112319.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_310"> Roon hatte dafür gesorgt, daß der Geist, den er dem Kriegsministerium<lb/>
eingehaucht hatte, durch Männer von bewährter Tüchtigkeit, hervorragender<lb/>
Arbeitskraft und treulichster Hingebung an den Dienst auch während seiner<lb/>
Abwesenheit lebendig blieb, sodaß alle Geschäfte trotz dem riesenhaften Umfange<lb/>
der Arbeitsleistung mit Pünktlichkeit, Schnelligkeit und Sorgfalt erledigt wurden.<lb/>
Soweit die Einwirkung des Kriegsministeriums gereicht hat, hat es der Armee<lb/>
niemals und an keinem Orte an dem gemangelt, was sie zur Erfüllung ihrer<lb/>
großen und schweren Aufgaben gebrauchte. Auch hat es keiner Stelle jemals<lb/>
an dem fördernden und anspornender Einflüsse des Kriegsministeriums gefehlt.<lb/>
Es darf somit auf diese seit seiner Einrichtung größte Leistung mit berechtigtem<lb/>
Hochgefühl zurückschauen und ohne Überhebung von sich sagen: &#x201E;Auch mir<lb/>
gebührt an dem, was errungen ist, an dem Ruhm und der Größe des Vater¬<lb/>
landes, an den Siegen seines Heeres ein Teil, und nicht der geringste."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_311"> Es müssen noch die dreißig Anlagen erwähnt werden, die die Hälfte des<lb/>
Bandes ausmachen und ein für die Beurteilung der Verhältnisse im Kriege<lb/>
von 1870 außerordentlich wertvolles Zahlenmaterial über die Stärkeverhält¬<lb/>
nisse, Ersatz, Truppeneinteilung, Eisenbahntransport, Nachweisung von Geschütz-<lb/>
und Munitionsbeständen, der Kriegsgefangnen usw. enthalten. Das historisch<lb/>
wertvollste Blatt ist die faksimilierte Wiedergabe des über vier Quartseiten<lb/>
umfassenden Mobilmachungsbefehls vom 15. Juli mit der Unterschrift des<lb/>
Königs und der Gegenzeichnung Roons. Zur Geschichte des großen Krieges<lb/>
liefert somit das Buch einen lehrreichen und wertvollen, die bisherigen Publi¬<lb/>
kationen des Generalstabs und die Schriften Moltkes ergänzenden Beitrag.<lb/><note type="byline"> H. z.</note> Möge jede künftige deutsche Mobilmachung dieser gleichen! </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Berards Homerwerk<lb/>
(Schluß) </head><lb/>
          <p xml:id="ID_312" next="#ID_313"> &gt;le Telemachie erzählt, wie der verständige Sohn des Odysseus<lb/>
nach heftigen Auftritten mit den Freiern, von Athene beraten und<lb/>
beschützt, heimlich nach Pylos fährt, um bei dem Nein'idem Nestor<lb/>
Kunde vom Vater zu erlangen. Nestors Sohn Pisistratus bringt<lb/>
!ihn zu Wagen nach Sparta, weil Menelaus mehr weiß. Die<lb/>
Hinfahrt dauert wie die Rückfahrt zwei Tage; bei Diokles in Pherä wird über¬<lb/>
nachtet. Mrard, der den Peloponnes von Athen aus bereist hat, zeigt, daß«</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] Birards Homerwerk eingebüßt habe. Dank der unermüdlichen Einwirkung Roons gelang es dem Kriegsministerium, die Ersatztruppenteile, namentlich der Infanterie, den hohen Forderungen der Feldtruppen gegenüber durchaus leistungsfähig zu erhalten und ihnen nur genügend ausgebildete Mannschaften nachzusenden. Es sind dies im ganzen 140170 Mann und 12347 Pferde gewesen für sämtliche Waffengattungen der Armee des Norddeutschen Bundes. Auf die Infanterie allein entfallen davon 112319. Roon hatte dafür gesorgt, daß der Geist, den er dem Kriegsministerium eingehaucht hatte, durch Männer von bewährter Tüchtigkeit, hervorragender Arbeitskraft und treulichster Hingebung an den Dienst auch während seiner Abwesenheit lebendig blieb, sodaß alle Geschäfte trotz dem riesenhaften Umfange der Arbeitsleistung mit Pünktlichkeit, Schnelligkeit und Sorgfalt erledigt wurden. Soweit die Einwirkung des Kriegsministeriums gereicht hat, hat es der Armee niemals und an keinem Orte an dem gemangelt, was sie zur Erfüllung ihrer großen und schweren Aufgaben gebrauchte. Auch hat es keiner Stelle jemals an dem fördernden und anspornender Einflüsse des Kriegsministeriums gefehlt. Es darf somit auf diese seit seiner Einrichtung größte Leistung mit berechtigtem Hochgefühl zurückschauen und ohne Überhebung von sich sagen: „Auch mir gebührt an dem, was errungen ist, an dem Ruhm und der Größe des Vater¬ landes, an den Siegen seines Heeres ein Teil, und nicht der geringste." Es müssen noch die dreißig Anlagen erwähnt werden, die die Hälfte des Bandes ausmachen und ein für die Beurteilung der Verhältnisse im Kriege von 1870 außerordentlich wertvolles Zahlenmaterial über die Stärkeverhält¬ nisse, Ersatz, Truppeneinteilung, Eisenbahntransport, Nachweisung von Geschütz- und Munitionsbeständen, der Kriegsgefangnen usw. enthalten. Das historisch wertvollste Blatt ist die faksimilierte Wiedergabe des über vier Quartseiten umfassenden Mobilmachungsbefehls vom 15. Juli mit der Unterschrift des Königs und der Gegenzeichnung Roons. Zur Geschichte des großen Krieges liefert somit das Buch einen lehrreichen und wertvollen, die bisherigen Publi¬ kationen des Generalstabs und die Schriften Moltkes ergänzenden Beitrag. H. z. Möge jede künftige deutsche Mobilmachung dieser gleichen! Berards Homerwerk (Schluß) >le Telemachie erzählt, wie der verständige Sohn des Odysseus nach heftigen Auftritten mit den Freiern, von Athene beraten und beschützt, heimlich nach Pylos fährt, um bei dem Nein'idem Nestor Kunde vom Vater zu erlangen. Nestors Sohn Pisistratus bringt !ihn zu Wagen nach Sparta, weil Menelaus mehr weiß. Die Hinfahrt dauert wie die Rückfahrt zwei Tage; bei Diokles in Pherä wird über¬ nachtet. Mrard, der den Peloponnes von Athen aus bereist hat, zeigt, daß«

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/86
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/86>, abgerufen am 23.07.2024.