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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Aufstands vor uns, dein nach Lage der Dinge in der habsburgischen Monarchie
der Segen Österreichs nicht fehlen, und der vielleicht den Keim großer Ver¬
wicklungen in sich bergen würde, drittens wird Rußland um so mehr darauf be¬
dacht sein, sein in Ostasien eingebüßtes Prestige der russischen Waffen in Europa
wieder aufzufrischen. Vou andern Mächten soll hier nicht weiter die Rede sein.
Die internationale Lage ist somit nnr zu sehr danach angetan, die gespannteste
Aufmerksamkeit unsrer politischen und militärischen Tnrmwächter in Anspruch zu
nehmen. Zum Glück fehlt es daran nicht.

Herr von Rottenburg hat in der Ncitivnalzeitung einen längern Verteidigungs-
artikel veröffentlicht, worin er sich für die von ihm bekundete sozialpolitische Auf¬
fassung durchweg auf Bismarck beruft. Daß er hierin irrtümlich, wenn nicht sehr
willkürlich vorgegangen ist, ist ihm in den Hamburger Nachrichten speziell dargelegt
worden. Außerdem hat Herr von Rottenburg nach dem Jahre 1890 mit dem
ersten Reichskanzler keine oder doch nnr eine einmalige Berührung gehabt, während
Zeugen genug vorhanden sind, nach den sehr offnen Äußerungen Bismarcks in den
letzten acht Jahren seines Lebens zu bekunden, daß eine Sozialpolitik, die immer
nur die Erweiterung der Rechte der Arbeiter im Auge hatte, ohne diese an ihre
Pflichten zu mahnen, nicht streng genug verurteilt werden könne. Auf dem Gebiet
der Arbeiterschutzgesetzgebung ist heute schon weit mehr geschehen, als Bismarck je
beabsichtigt hatte. Aber um eine mehr oder weniger richtige Interpretation der
Absichten Bismarcks hat es sich in der Kritik, die Herr von Rottenburg im
Abgeordnetenhause und in der Presse erfahren hat, auch gar nicht gehandelt, sondern
darum, daß es für einen Kurator einer Universität, den Chef einer Aufsichtsbehörde
des Staats, unzulässig ist, in der Weise, wie Herr von Rottenburg es getan hat,
in einem Streite zwischen Unternehmern und Arbeitern öffentlich Stellung zu nehmen
und Partei zu ergreifen. Das mag sehr edeln Regungen entsprungen sein, ist aber
nicht unbedenklich und nicht ungefährlich, sowohl in bezug auf die Arbeiter als auf
die akademische Jugend, die damit in völlig unrichtige Wege und zu einseitigen
Auffassungen verleitet wird.

Überhaupt bietet die Bergwerksangelegenheit noch immer recht ernste Ausblicke
dar. Die dem Landtage vorgelegten Gesetzentwürfe werden in beiden Häusern
einem ziemlich lebhaften Widerstande begegnen, und wenn die Vossische Zeitung
demgegenüber schon mit einem "Reichsberggesetze" droht, so übersieht sie, daß der
preußischen Regierung nicht daran gelegen sein kann, den preußischen Landtag durch
den Reichstag -- zumal durch den jetzigen -- majorisieren zu lassen. Das könnte
zu unheilvollen Konsequenzen führen. Schließlich ist der preußische Staat selbst ein
großer Bergwerkbesitzer; als solcher kann er sich Gesetzen unterwerfen, die er sich
selbst gibt, aber er kann sich in seinen Eigentumsrechten niemals einer Gesetz¬
gebung beugen, die nnr der Ausdruck der heutigen Reichstagsmehrheit sein würde.
Auch der preußische Staat will und muß in seinem Hause Herr sein. Hier heißt
es: xrweipiis obsw. Wohin würden wir kommen, wenn sich das Reich ans jedem
der zufälligen Reichstagsmehrheit zusagenden Gebiete zum Herrn der Landesgesetz¬
gebung machen wollte! Der König von Preußen ist deutscher Kaiser, aber der
d "z" eutsche Kaiser als solcher nicht König von Preußen.




Italienische und französische Kirchenpolitik.

Schon seit Jahren, be¬
sonders seit der Wahl des jetzigen Papstes, haben die Grenzboten darauf aufmerksam
gemacht, daß eine Annäherung, ein Ausgleich zwischen dem Papsttum und dem
Königreich Italien nicht außer dem Bereich der Möglichkeit liege. In der Tat
hat sich nun unter Pius dem Zehnten fast unmerklich eine entscheidende Wendung
vollzogen. Sie kann nicht mehr überraschen. Tatsächlich, so sührt ein Aufsatz von
Romolo Murri in der Mova ^ntolvAia vom 1. Februar aus, hat immer ein
moäus vivsuäi zwischen Quirins! und Vatikan bestanden. Der Staat hatte dieses


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Aufstands vor uns, dein nach Lage der Dinge in der habsburgischen Monarchie
der Segen Österreichs nicht fehlen, und der vielleicht den Keim großer Ver¬
wicklungen in sich bergen würde, drittens wird Rußland um so mehr darauf be¬
dacht sein, sein in Ostasien eingebüßtes Prestige der russischen Waffen in Europa
wieder aufzufrischen. Vou andern Mächten soll hier nicht weiter die Rede sein.
Die internationale Lage ist somit nnr zu sehr danach angetan, die gespannteste
Aufmerksamkeit unsrer politischen und militärischen Tnrmwächter in Anspruch zu
nehmen. Zum Glück fehlt es daran nicht.

Herr von Rottenburg hat in der Ncitivnalzeitung einen längern Verteidigungs-
artikel veröffentlicht, worin er sich für die von ihm bekundete sozialpolitische Auf¬
fassung durchweg auf Bismarck beruft. Daß er hierin irrtümlich, wenn nicht sehr
willkürlich vorgegangen ist, ist ihm in den Hamburger Nachrichten speziell dargelegt
worden. Außerdem hat Herr von Rottenburg nach dem Jahre 1890 mit dem
ersten Reichskanzler keine oder doch nnr eine einmalige Berührung gehabt, während
Zeugen genug vorhanden sind, nach den sehr offnen Äußerungen Bismarcks in den
letzten acht Jahren seines Lebens zu bekunden, daß eine Sozialpolitik, die immer
nur die Erweiterung der Rechte der Arbeiter im Auge hatte, ohne diese an ihre
Pflichten zu mahnen, nicht streng genug verurteilt werden könne. Auf dem Gebiet
der Arbeiterschutzgesetzgebung ist heute schon weit mehr geschehen, als Bismarck je
beabsichtigt hatte. Aber um eine mehr oder weniger richtige Interpretation der
Absichten Bismarcks hat es sich in der Kritik, die Herr von Rottenburg im
Abgeordnetenhause und in der Presse erfahren hat, auch gar nicht gehandelt, sondern
darum, daß es für einen Kurator einer Universität, den Chef einer Aufsichtsbehörde
des Staats, unzulässig ist, in der Weise, wie Herr von Rottenburg es getan hat,
in einem Streite zwischen Unternehmern und Arbeitern öffentlich Stellung zu nehmen
und Partei zu ergreifen. Das mag sehr edeln Regungen entsprungen sein, ist aber
nicht unbedenklich und nicht ungefährlich, sowohl in bezug auf die Arbeiter als auf
die akademische Jugend, die damit in völlig unrichtige Wege und zu einseitigen
Auffassungen verleitet wird.

Überhaupt bietet die Bergwerksangelegenheit noch immer recht ernste Ausblicke
dar. Die dem Landtage vorgelegten Gesetzentwürfe werden in beiden Häusern
einem ziemlich lebhaften Widerstande begegnen, und wenn die Vossische Zeitung
demgegenüber schon mit einem „Reichsberggesetze" droht, so übersieht sie, daß der
preußischen Regierung nicht daran gelegen sein kann, den preußischen Landtag durch
den Reichstag — zumal durch den jetzigen — majorisieren zu lassen. Das könnte
zu unheilvollen Konsequenzen führen. Schließlich ist der preußische Staat selbst ein
großer Bergwerkbesitzer; als solcher kann er sich Gesetzen unterwerfen, die er sich
selbst gibt, aber er kann sich in seinen Eigentumsrechten niemals einer Gesetz¬
gebung beugen, die nnr der Ausdruck der heutigen Reichstagsmehrheit sein würde.
Auch der preußische Staat will und muß in seinem Hause Herr sein. Hier heißt
es: xrweipiis obsw. Wohin würden wir kommen, wenn sich das Reich ans jedem
der zufälligen Reichstagsmehrheit zusagenden Gebiete zum Herrn der Landesgesetz¬
gebung machen wollte! Der König von Preußen ist deutscher Kaiser, aber der
d »z» eutsche Kaiser als solcher nicht König von Preußen.




Italienische und französische Kirchenpolitik.

Schon seit Jahren, be¬
sonders seit der Wahl des jetzigen Papstes, haben die Grenzboten darauf aufmerksam
gemacht, daß eine Annäherung, ein Ausgleich zwischen dem Papsttum und dem
Königreich Italien nicht außer dem Bereich der Möglichkeit liege. In der Tat
hat sich nun unter Pius dem Zehnten fast unmerklich eine entscheidende Wendung
vollzogen. Sie kann nicht mehr überraschen. Tatsächlich, so sührt ein Aufsatz von
Romolo Murri in der Mova ^ntolvAia vom 1. Februar aus, hat immer ein
moäus vivsuäi zwischen Quirins! und Vatikan bestanden. Der Staat hatte dieses


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[0638] Maßgebliches und Unmaßgebliches Aufstands vor uns, dein nach Lage der Dinge in der habsburgischen Monarchie der Segen Österreichs nicht fehlen, und der vielleicht den Keim großer Ver¬ wicklungen in sich bergen würde, drittens wird Rußland um so mehr darauf be¬ dacht sein, sein in Ostasien eingebüßtes Prestige der russischen Waffen in Europa wieder aufzufrischen. Vou andern Mächten soll hier nicht weiter die Rede sein. Die internationale Lage ist somit nnr zu sehr danach angetan, die gespannteste Aufmerksamkeit unsrer politischen und militärischen Tnrmwächter in Anspruch zu nehmen. Zum Glück fehlt es daran nicht. Herr von Rottenburg hat in der Ncitivnalzeitung einen längern Verteidigungs- artikel veröffentlicht, worin er sich für die von ihm bekundete sozialpolitische Auf¬ fassung durchweg auf Bismarck beruft. Daß er hierin irrtümlich, wenn nicht sehr willkürlich vorgegangen ist, ist ihm in den Hamburger Nachrichten speziell dargelegt worden. Außerdem hat Herr von Rottenburg nach dem Jahre 1890 mit dem ersten Reichskanzler keine oder doch nnr eine einmalige Berührung gehabt, während Zeugen genug vorhanden sind, nach den sehr offnen Äußerungen Bismarcks in den letzten acht Jahren seines Lebens zu bekunden, daß eine Sozialpolitik, die immer nur die Erweiterung der Rechte der Arbeiter im Auge hatte, ohne diese an ihre Pflichten zu mahnen, nicht streng genug verurteilt werden könne. Auf dem Gebiet der Arbeiterschutzgesetzgebung ist heute schon weit mehr geschehen, als Bismarck je beabsichtigt hatte. Aber um eine mehr oder weniger richtige Interpretation der Absichten Bismarcks hat es sich in der Kritik, die Herr von Rottenburg im Abgeordnetenhause und in der Presse erfahren hat, auch gar nicht gehandelt, sondern darum, daß es für einen Kurator einer Universität, den Chef einer Aufsichtsbehörde des Staats, unzulässig ist, in der Weise, wie Herr von Rottenburg es getan hat, in einem Streite zwischen Unternehmern und Arbeitern öffentlich Stellung zu nehmen und Partei zu ergreifen. Das mag sehr edeln Regungen entsprungen sein, ist aber nicht unbedenklich und nicht ungefährlich, sowohl in bezug auf die Arbeiter als auf die akademische Jugend, die damit in völlig unrichtige Wege und zu einseitigen Auffassungen verleitet wird. Überhaupt bietet die Bergwerksangelegenheit noch immer recht ernste Ausblicke dar. Die dem Landtage vorgelegten Gesetzentwürfe werden in beiden Häusern einem ziemlich lebhaften Widerstande begegnen, und wenn die Vossische Zeitung demgegenüber schon mit einem „Reichsberggesetze" droht, so übersieht sie, daß der preußischen Regierung nicht daran gelegen sein kann, den preußischen Landtag durch den Reichstag — zumal durch den jetzigen — majorisieren zu lassen. Das könnte zu unheilvollen Konsequenzen führen. Schließlich ist der preußische Staat selbst ein großer Bergwerkbesitzer; als solcher kann er sich Gesetzen unterwerfen, die er sich selbst gibt, aber er kann sich in seinen Eigentumsrechten niemals einer Gesetz¬ gebung beugen, die nnr der Ausdruck der heutigen Reichstagsmehrheit sein würde. Auch der preußische Staat will und muß in seinem Hause Herr sein. Hier heißt es: xrweipiis obsw. Wohin würden wir kommen, wenn sich das Reich ans jedem der zufälligen Reichstagsmehrheit zusagenden Gebiete zum Herrn der Landesgesetz¬ gebung machen wollte! Der König von Preußen ist deutscher Kaiser, aber der d »z» eutsche Kaiser als solcher nicht König von Preußen. Italienische und französische Kirchenpolitik. Schon seit Jahren, be¬ sonders seit der Wahl des jetzigen Papstes, haben die Grenzboten darauf aufmerksam gemacht, daß eine Annäherung, ein Ausgleich zwischen dem Papsttum und dem Königreich Italien nicht außer dem Bereich der Möglichkeit liege. In der Tat hat sich nun unter Pius dem Zehnten fast unmerklich eine entscheidende Wendung vollzogen. Sie kann nicht mehr überraschen. Tatsächlich, so sührt ein Aufsatz von Romolo Murri in der Mova ^ntolvAia vom 1. Februar aus, hat immer ein moäus vivsuäi zwischen Quirins! und Vatikan bestanden. Der Staat hatte dieses

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/638>, abgerufen am 23.07.2024.