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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

2. Strandgut

Am andern Morgen stand Heinz Ramborn wieder am Fenster. Die Sonne
schien draußen mit halbem Lichte durch Wolkenschleier, der Himmel sah aus wie
mit dem Besen gekehrt. Eine Bank von grauem Dunste lag in der Ferne über
der See. Kein Lüftchen regte sich. Aber diese Stille hatte nichts Wohltueudes.
Auch die See wollte nichts von ihr wissen. Sie hob sich und senkte sich un¬
ruhig und warf klatschende Wellen an die Boote und die Schiffe. Dieses gedämpfte
Sonnenlicht war photographisch sehr brauchbar, und so nahm der Doktor seinen
Apparat und ging aus. An der Grenze des Kurgartens -- wir haben schon gesagt,
daß dieser Garten aus ein paar sandigen Rasenplätzen und einigen struppigen
Bäunieu bestand, Mauern oder sonstige Abgrenzungen waren uicht vorhanden -- traf
er den Panisat, der sein schwieriges Tagewerk mit einem Morgenspaziergang be¬
gonnen hatte und bereit war, eine längere Unterhaltung anzuknüpfen und dem
Doktor auf seiue Frage eine Beschreibung der Umgegend zu geben. Da, wo beide,
der Doktor und der Panisat, standen, kreuzten sich zwei Wege, deren einer die
Hauptstraße von Tapnicken war. Diese Hauptstraße führte nach links den Strand
entlang durch die Länge des Dorfs bis zum Künstlerheim und verlor sich darüber
hinaus in Wiese und Feld, sie führte rechts an einzelnen Häusern vorüber auch
an die See und in die Nähe des Badestrandes. Der Weg, der diese Straße
kreuzte, fing an der Spitze des Amtshorns an, da wo ein Signalmast errichtet
war, führte an den Gebäuden und dem alten Turm des Amtes vorüber, kreuzte
die Dorfstraße und wurde selbst zur Dorfstraße, an der Kirche und Schule lagen.
Daun führte er dnrch die Dorfwiese und durch einen Busch vou Erlen und Eichen
zum preußische" Schlößchen. Nach der Seeseite also sprang in scharfer Spitze eine
Landzunge ius Meer, auf der das Amt lag; rechts und links davon wich der
Strand in flachen Bogen zurück, rechts den Hafen, links den Badestrand bildend.
Nach der Landseite zu wurde das Dorf von Wiese und Busch abgeschlossen, und
hinter dem Busche lag das preußische Schlößchen, kurz "der Hof" genannt, mit
seinem Acker. Hierhin hätte sich nun der Doktor begeben müssen, wenn ihm daran
gelegen gewesen wäre, seines Onkels Auftrag auszuführen, aber er zog es vor, die
Dorfstraße entlang zu geh" und im Künstlerheim vorzusprechen. Er traf nur
Staffelsteiger an, der, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, vor dem Prometheus
saß, sich sein Haar zerwühlte und noch keinen Pinsel angerührt hatte.

Sehen Sie diese rot-grün-grauen Wirbel, Herr Doktor? fragte Stasfelsteiger.
Er wies auf den rätselhaften Hintergrund des Strunkschen Bildes. Wofür halten
Sie das?

Mau kann es wirklich nicht genau sagen, was sich Strunk dabei gedacht hat,
erwiderte der Doktor, vielleicht Wolken.

Ich will Ihnen sagen, was es ist, erwiderte Staffelsteiger, es sind Wallungen.
Hier Prometheus, der siegreiche Herreuwille. Was im Gottmenschen Wille wird,
das bleibt bei denen, die uicht folgen können, Wallung. Hier ein Donnern des
Siegs, und da ein qualvolles Wimmern der Weltseele, die den Schritten des eignen
Sohns nicht folgen kann. Das ist es, Herr Doktor, was aus dem Hintergründe
dieses Bildes mit siegender Gewalt hervorcmelleu soll. Was sagen Sie dazu?

Ramborn wußte in der Tat nicht, was er dazu sagen sollte. Die Philosophie
der Wallung war ihm neu. Jedenfalls hatte er für diesesmal genug davon. Er
kaufte sich also durch ein paar Gemeinplätze frei und fragte nach Schwechtiug und
Pogge. Sie matten in der Nähe des Bruchteichs. Staffelsteiger beschrieb den
Weg dahin; aber er tat es in so mystischer Weise, daß sich Ramborn ans Grund
dieser Beschreibung notwendig verlaufen mußte, was deun auch geschah. Sein Weg
führte durch den Busch hindurch. Da er sich nun links wandte statt rechts, so
geriet er in eine Gegend, wo der Boden unsicher wurde, und man sich trocknen
Boden zwischen Bruch und Moor suchen mußte, und zuletzt gebot ein Bach mit un-
sichern Ufern Halt. Sich umkehrend kam der Doktor bald an den Rand des Busches


Herrenmenschen

2. Strandgut

Am andern Morgen stand Heinz Ramborn wieder am Fenster. Die Sonne
schien draußen mit halbem Lichte durch Wolkenschleier, der Himmel sah aus wie
mit dem Besen gekehrt. Eine Bank von grauem Dunste lag in der Ferne über
der See. Kein Lüftchen regte sich. Aber diese Stille hatte nichts Wohltueudes.
Auch die See wollte nichts von ihr wissen. Sie hob sich und senkte sich un¬
ruhig und warf klatschende Wellen an die Boote und die Schiffe. Dieses gedämpfte
Sonnenlicht war photographisch sehr brauchbar, und so nahm der Doktor seinen
Apparat und ging aus. An der Grenze des Kurgartens — wir haben schon gesagt,
daß dieser Garten aus ein paar sandigen Rasenplätzen und einigen struppigen
Bäunieu bestand, Mauern oder sonstige Abgrenzungen waren uicht vorhanden — traf
er den Panisat, der sein schwieriges Tagewerk mit einem Morgenspaziergang be¬
gonnen hatte und bereit war, eine längere Unterhaltung anzuknüpfen und dem
Doktor auf seiue Frage eine Beschreibung der Umgegend zu geben. Da, wo beide,
der Doktor und der Panisat, standen, kreuzten sich zwei Wege, deren einer die
Hauptstraße von Tapnicken war. Diese Hauptstraße führte nach links den Strand
entlang durch die Länge des Dorfs bis zum Künstlerheim und verlor sich darüber
hinaus in Wiese und Feld, sie führte rechts an einzelnen Häusern vorüber auch
an die See und in die Nähe des Badestrandes. Der Weg, der diese Straße
kreuzte, fing an der Spitze des Amtshorns an, da wo ein Signalmast errichtet
war, führte an den Gebäuden und dem alten Turm des Amtes vorüber, kreuzte
die Dorfstraße und wurde selbst zur Dorfstraße, an der Kirche und Schule lagen.
Daun führte er dnrch die Dorfwiese und durch einen Busch vou Erlen und Eichen
zum preußische» Schlößchen. Nach der Seeseite also sprang in scharfer Spitze eine
Landzunge ius Meer, auf der das Amt lag; rechts und links davon wich der
Strand in flachen Bogen zurück, rechts den Hafen, links den Badestrand bildend.
Nach der Landseite zu wurde das Dorf von Wiese und Busch abgeschlossen, und
hinter dem Busche lag das preußische Schlößchen, kurz „der Hof" genannt, mit
seinem Acker. Hierhin hätte sich nun der Doktor begeben müssen, wenn ihm daran
gelegen gewesen wäre, seines Onkels Auftrag auszuführen, aber er zog es vor, die
Dorfstraße entlang zu geh» und im Künstlerheim vorzusprechen. Er traf nur
Staffelsteiger an, der, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, vor dem Prometheus
saß, sich sein Haar zerwühlte und noch keinen Pinsel angerührt hatte.

Sehen Sie diese rot-grün-grauen Wirbel, Herr Doktor? fragte Stasfelsteiger.
Er wies auf den rätselhaften Hintergrund des Strunkschen Bildes. Wofür halten
Sie das?

Mau kann es wirklich nicht genau sagen, was sich Strunk dabei gedacht hat,
erwiderte der Doktor, vielleicht Wolken.

Ich will Ihnen sagen, was es ist, erwiderte Staffelsteiger, es sind Wallungen.
Hier Prometheus, der siegreiche Herreuwille. Was im Gottmenschen Wille wird,
das bleibt bei denen, die uicht folgen können, Wallung. Hier ein Donnern des
Siegs, und da ein qualvolles Wimmern der Weltseele, die den Schritten des eignen
Sohns nicht folgen kann. Das ist es, Herr Doktor, was aus dem Hintergründe
dieses Bildes mit siegender Gewalt hervorcmelleu soll. Was sagen Sie dazu?

Ramborn wußte in der Tat nicht, was er dazu sagen sollte. Die Philosophie
der Wallung war ihm neu. Jedenfalls hatte er für diesesmal genug davon. Er
kaufte sich also durch ein paar Gemeinplätze frei und fragte nach Schwechtiug und
Pogge. Sie matten in der Nähe des Bruchteichs. Staffelsteiger beschrieb den
Weg dahin; aber er tat es in so mystischer Weise, daß sich Ramborn ans Grund
dieser Beschreibung notwendig verlaufen mußte, was deun auch geschah. Sein Weg
führte durch den Busch hindurch. Da er sich nun links wandte statt rechts, so
geriet er in eine Gegend, wo der Boden unsicher wurde, und man sich trocknen
Boden zwischen Bruch und Moor suchen mußte, und zuletzt gebot ein Bach mit un-
sichern Ufern Halt. Sich umkehrend kam der Doktor bald an den Rand des Busches


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[0632] Herrenmenschen 2. Strandgut Am andern Morgen stand Heinz Ramborn wieder am Fenster. Die Sonne schien draußen mit halbem Lichte durch Wolkenschleier, der Himmel sah aus wie mit dem Besen gekehrt. Eine Bank von grauem Dunste lag in der Ferne über der See. Kein Lüftchen regte sich. Aber diese Stille hatte nichts Wohltueudes. Auch die See wollte nichts von ihr wissen. Sie hob sich und senkte sich un¬ ruhig und warf klatschende Wellen an die Boote und die Schiffe. Dieses gedämpfte Sonnenlicht war photographisch sehr brauchbar, und so nahm der Doktor seinen Apparat und ging aus. An der Grenze des Kurgartens — wir haben schon gesagt, daß dieser Garten aus ein paar sandigen Rasenplätzen und einigen struppigen Bäunieu bestand, Mauern oder sonstige Abgrenzungen waren uicht vorhanden — traf er den Panisat, der sein schwieriges Tagewerk mit einem Morgenspaziergang be¬ gonnen hatte und bereit war, eine längere Unterhaltung anzuknüpfen und dem Doktor auf seiue Frage eine Beschreibung der Umgegend zu geben. Da, wo beide, der Doktor und der Panisat, standen, kreuzten sich zwei Wege, deren einer die Hauptstraße von Tapnicken war. Diese Hauptstraße führte nach links den Strand entlang durch die Länge des Dorfs bis zum Künstlerheim und verlor sich darüber hinaus in Wiese und Feld, sie führte rechts an einzelnen Häusern vorüber auch an die See und in die Nähe des Badestrandes. Der Weg, der diese Straße kreuzte, fing an der Spitze des Amtshorns an, da wo ein Signalmast errichtet war, führte an den Gebäuden und dem alten Turm des Amtes vorüber, kreuzte die Dorfstraße und wurde selbst zur Dorfstraße, an der Kirche und Schule lagen. Daun führte er dnrch die Dorfwiese und durch einen Busch vou Erlen und Eichen zum preußische» Schlößchen. Nach der Seeseite also sprang in scharfer Spitze eine Landzunge ius Meer, auf der das Amt lag; rechts und links davon wich der Strand in flachen Bogen zurück, rechts den Hafen, links den Badestrand bildend. Nach der Landseite zu wurde das Dorf von Wiese und Busch abgeschlossen, und hinter dem Busche lag das preußische Schlößchen, kurz „der Hof" genannt, mit seinem Acker. Hierhin hätte sich nun der Doktor begeben müssen, wenn ihm daran gelegen gewesen wäre, seines Onkels Auftrag auszuführen, aber er zog es vor, die Dorfstraße entlang zu geh» und im Künstlerheim vorzusprechen. Er traf nur Staffelsteiger an, der, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, vor dem Prometheus saß, sich sein Haar zerwühlte und noch keinen Pinsel angerührt hatte. Sehen Sie diese rot-grün-grauen Wirbel, Herr Doktor? fragte Stasfelsteiger. Er wies auf den rätselhaften Hintergrund des Strunkschen Bildes. Wofür halten Sie das? Mau kann es wirklich nicht genau sagen, was sich Strunk dabei gedacht hat, erwiderte der Doktor, vielleicht Wolken. Ich will Ihnen sagen, was es ist, erwiderte Staffelsteiger, es sind Wallungen. Hier Prometheus, der siegreiche Herreuwille. Was im Gottmenschen Wille wird, das bleibt bei denen, die uicht folgen können, Wallung. Hier ein Donnern des Siegs, und da ein qualvolles Wimmern der Weltseele, die den Schritten des eignen Sohns nicht folgen kann. Das ist es, Herr Doktor, was aus dem Hintergründe dieses Bildes mit siegender Gewalt hervorcmelleu soll. Was sagen Sie dazu? Ramborn wußte in der Tat nicht, was er dazu sagen sollte. Die Philosophie der Wallung war ihm neu. Jedenfalls hatte er für diesesmal genug davon. Er kaufte sich also durch ein paar Gemeinplätze frei und fragte nach Schwechtiug und Pogge. Sie matten in der Nähe des Bruchteichs. Staffelsteiger beschrieb den Weg dahin; aber er tat es in so mystischer Weise, daß sich Ramborn ans Grund dieser Beschreibung notwendig verlaufen mußte, was deun auch geschah. Sein Weg führte durch den Busch hindurch. Da er sich nun links wandte statt rechts, so geriet er in eine Gegend, wo der Boden unsicher wurde, und man sich trocknen Boden zwischen Bruch und Moor suchen mußte, und zuletzt gebot ein Bach mit un- sichern Ufern Halt. Sich umkehrend kam der Doktor bald an den Rand des Busches

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/632>, abgerufen am 23.07.2024.