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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Gin Brief aus trüber Zeit

Nischen Aufstande haben zum Teil Grundlagen, Ein Kampf wie in der Stadt
Rvsmin und das Hinauswerfen der polnischen Insurgenten hat im Jahre 1848
zu Strzelno wirklich stattgefunden. Die mutigen Männer, die dort die deutschen
Kräfte sammelten und wochenlang den Polen widerstanden, waren der Oberamtmann
Kühne und seine Inspektoren Lachmann und von Kleist. Und die weichenden Polen
haben dort wirklich die blauen Kartoffelwagen und die Feuertonne für Artillerie
gehalten. -- Dem Verfasser waren alle solche Eindrücke und Beobachtungen vom
höchsten Werte, weil sie ihm Kenntnis der zu schildernden Verhältnisse zuteilten,
oder weil sie ihm die Phantasie und gute Laune anregten, und ohne sie hätte er
seine Geschichte gar nicht schreiben können."

Wir sind in der Lage, die Quelle nachzuweisen, aus der für Freytag Stoff
zu seiner Schilderung des Gefechts zwischen den Deutschen und den Polen in und
bei Strzelno-Rosmin geflossen ist. Es ist ein Brief, worin der erwähnte Ober¬
amtmann Kühne einem Freunde, einem in der Provinz Sachsen ansässigen Land¬
wirte, seine Erlebnisse während des polnischen Aufstandes mitgeteilt hat, und es
gewährt einen besondern Reiz, durch Vergleichung des Inhalts dieses Briefes mit
der Freytagschen Erzählung zu sehen, wie die Phantasie des Dichters eine schlichte,
nüchterne, lebenswahre Darstellung der Ereignisse in jener argen Zeit zu einer
Poesievollen Schilderung umzuwerten gewußt hat.

Im Herbst 1836 bezog Freytag. nachdem er drei Semester in Breslau studiert
hatte, die Universität in Berlin. Hier lernte er den Studenten der Rechtswissen¬
schaft Moritz Koppe aus Wollup im Oderbruch, den Sohn des rühmlichst bekannten
Landwirth Joh. Gottl. Koppe, kennen. Er wurde mit Moritz Koppe, der später
auf Wunsch seines Vaters zur Landwirtschaft überging, bald befreundet und in den
Ferien, so wie auch später, regelmäßiger Gast in Wollup im Vaterhause seines
Freundes.

"Koppe, der Vater, so schreibt Freytag in seinen "Erinnerungen", war wohl
der bedeutendste von den Landwirten, welche in der Nähe und unter dem Ein¬
flüsse Thaers heraufgekommen sind. Koppe war als Sohn eines kleinen Landwirth
in seiner Jugend selbst hinter dem Pfluge gegangen, hatte dann als Lehrer in
Möglin eine einflußreiche Tätigkeit erwiesen, die größte aber seit er die beiden
Staatsgüter Wollup und Krienitz übernommen hatte. Dort wurde er das Muster¬
bild eines Hofherrn und guten Lehrers, dem eine ganze Schar tüchtiger Land¬
wirte, Schwiegersöhne,*) zahlreiche Eleven ihre Bildung verdankten. Als ich nach
Wollup kam, war ein älterer Stamm seiner Schüler, Peyne, Kühne, von Sänger,
bereits in selbständiger Tätigkeit, doch erfuhr ich genug von ihnen, um sie bei
späterer Bekanntschaft nicht als Freunde zu betrachten."

Von diesen Schülern Koppes ist Fritz Kühne, der im Jahre 1848 Pächter
der Domäne Strzelno im Kreise Jnowrazlaw war, der Schreiber des Briefes, den
wir nachstehend mitteilen. Auch wenn wir nicht von Mitgliedern der Familie Kühne
wüßten, daß Freytag diesen Brief in Händen gehabt hat, und wenn auch die Ver¬
mutung nicht von der Hand zu weisen ist, daß ihm manche Mitteilung über den
Aufstand der Polen im Jahre 1848 aus dem Munde des ihm befreundeten Ober¬
amtmanns Kühne zugegangen sein wird, so ergibt doch eine Vergleichung der Er¬
zählung im Roman mit dem Kühneschen Briefe unzweifelhaft, daß Freytag auch
aus diesem -- wenn auch nur in beschränktem Maße -- Rohstoff entnommen hat,
der von dem Dichter in seinem Kunstwerk verarbeitet worden ist. Hier und dort
lesen wir, wie nach Ausbruch des Aufstandes der Gutsherr alle notwendigen Ma߬
regeln trifft, um die Deutschen, die Arbeiter auf dem Gute, die Bauern aus den
deutschen Gemeinden und die Bürger aus der nahen Stadt zu sammeln, zu er¬
mutigen und gegen die polnischen Aufrührer wehrhaft zu machen; wie die von den
Polen bedrängten, auf den Gutshof geflüchteten Landbewohner, Frauen und Kinder,



*) Vgl. die Anmerkung am Schlüsse dieser Mitteilung.
Gin Brief aus trüber Zeit

Nischen Aufstande haben zum Teil Grundlagen, Ein Kampf wie in der Stadt
Rvsmin und das Hinauswerfen der polnischen Insurgenten hat im Jahre 1848
zu Strzelno wirklich stattgefunden. Die mutigen Männer, die dort die deutschen
Kräfte sammelten und wochenlang den Polen widerstanden, waren der Oberamtmann
Kühne und seine Inspektoren Lachmann und von Kleist. Und die weichenden Polen
haben dort wirklich die blauen Kartoffelwagen und die Feuertonne für Artillerie
gehalten. — Dem Verfasser waren alle solche Eindrücke und Beobachtungen vom
höchsten Werte, weil sie ihm Kenntnis der zu schildernden Verhältnisse zuteilten,
oder weil sie ihm die Phantasie und gute Laune anregten, und ohne sie hätte er
seine Geschichte gar nicht schreiben können."

Wir sind in der Lage, die Quelle nachzuweisen, aus der für Freytag Stoff
zu seiner Schilderung des Gefechts zwischen den Deutschen und den Polen in und
bei Strzelno-Rosmin geflossen ist. Es ist ein Brief, worin der erwähnte Ober¬
amtmann Kühne einem Freunde, einem in der Provinz Sachsen ansässigen Land¬
wirte, seine Erlebnisse während des polnischen Aufstandes mitgeteilt hat, und es
gewährt einen besondern Reiz, durch Vergleichung des Inhalts dieses Briefes mit
der Freytagschen Erzählung zu sehen, wie die Phantasie des Dichters eine schlichte,
nüchterne, lebenswahre Darstellung der Ereignisse in jener argen Zeit zu einer
Poesievollen Schilderung umzuwerten gewußt hat.

Im Herbst 1836 bezog Freytag. nachdem er drei Semester in Breslau studiert
hatte, die Universität in Berlin. Hier lernte er den Studenten der Rechtswissen¬
schaft Moritz Koppe aus Wollup im Oderbruch, den Sohn des rühmlichst bekannten
Landwirth Joh. Gottl. Koppe, kennen. Er wurde mit Moritz Koppe, der später
auf Wunsch seines Vaters zur Landwirtschaft überging, bald befreundet und in den
Ferien, so wie auch später, regelmäßiger Gast in Wollup im Vaterhause seines
Freundes.

„Koppe, der Vater, so schreibt Freytag in seinen »Erinnerungen«, war wohl
der bedeutendste von den Landwirten, welche in der Nähe und unter dem Ein¬
flüsse Thaers heraufgekommen sind. Koppe war als Sohn eines kleinen Landwirth
in seiner Jugend selbst hinter dem Pfluge gegangen, hatte dann als Lehrer in
Möglin eine einflußreiche Tätigkeit erwiesen, die größte aber seit er die beiden
Staatsgüter Wollup und Krienitz übernommen hatte. Dort wurde er das Muster¬
bild eines Hofherrn und guten Lehrers, dem eine ganze Schar tüchtiger Land¬
wirte, Schwiegersöhne,*) zahlreiche Eleven ihre Bildung verdankten. Als ich nach
Wollup kam, war ein älterer Stamm seiner Schüler, Peyne, Kühne, von Sänger,
bereits in selbständiger Tätigkeit, doch erfuhr ich genug von ihnen, um sie bei
späterer Bekanntschaft nicht als Freunde zu betrachten."

Von diesen Schülern Koppes ist Fritz Kühne, der im Jahre 1848 Pächter
der Domäne Strzelno im Kreise Jnowrazlaw war, der Schreiber des Briefes, den
wir nachstehend mitteilen. Auch wenn wir nicht von Mitgliedern der Familie Kühne
wüßten, daß Freytag diesen Brief in Händen gehabt hat, und wenn auch die Ver¬
mutung nicht von der Hand zu weisen ist, daß ihm manche Mitteilung über den
Aufstand der Polen im Jahre 1848 aus dem Munde des ihm befreundeten Ober¬
amtmanns Kühne zugegangen sein wird, so ergibt doch eine Vergleichung der Er¬
zählung im Roman mit dem Kühneschen Briefe unzweifelhaft, daß Freytag auch
aus diesem — wenn auch nur in beschränktem Maße — Rohstoff entnommen hat,
der von dem Dichter in seinem Kunstwerk verarbeitet worden ist. Hier und dort
lesen wir, wie nach Ausbruch des Aufstandes der Gutsherr alle notwendigen Ma߬
regeln trifft, um die Deutschen, die Arbeiter auf dem Gute, die Bauern aus den
deutschen Gemeinden und die Bürger aus der nahen Stadt zu sammeln, zu er¬
mutigen und gegen die polnischen Aufrührer wehrhaft zu machen; wie die von den
Polen bedrängten, auf den Gutshof geflüchteten Landbewohner, Frauen und Kinder,



*) Vgl. die Anmerkung am Schlüsse dieser Mitteilung.
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[0401] Gin Brief aus trüber Zeit Nischen Aufstande haben zum Teil Grundlagen, Ein Kampf wie in der Stadt Rvsmin und das Hinauswerfen der polnischen Insurgenten hat im Jahre 1848 zu Strzelno wirklich stattgefunden. Die mutigen Männer, die dort die deutschen Kräfte sammelten und wochenlang den Polen widerstanden, waren der Oberamtmann Kühne und seine Inspektoren Lachmann und von Kleist. Und die weichenden Polen haben dort wirklich die blauen Kartoffelwagen und die Feuertonne für Artillerie gehalten. — Dem Verfasser waren alle solche Eindrücke und Beobachtungen vom höchsten Werte, weil sie ihm Kenntnis der zu schildernden Verhältnisse zuteilten, oder weil sie ihm die Phantasie und gute Laune anregten, und ohne sie hätte er seine Geschichte gar nicht schreiben können." Wir sind in der Lage, die Quelle nachzuweisen, aus der für Freytag Stoff zu seiner Schilderung des Gefechts zwischen den Deutschen und den Polen in und bei Strzelno-Rosmin geflossen ist. Es ist ein Brief, worin der erwähnte Ober¬ amtmann Kühne einem Freunde, einem in der Provinz Sachsen ansässigen Land¬ wirte, seine Erlebnisse während des polnischen Aufstandes mitgeteilt hat, und es gewährt einen besondern Reiz, durch Vergleichung des Inhalts dieses Briefes mit der Freytagschen Erzählung zu sehen, wie die Phantasie des Dichters eine schlichte, nüchterne, lebenswahre Darstellung der Ereignisse in jener argen Zeit zu einer Poesievollen Schilderung umzuwerten gewußt hat. Im Herbst 1836 bezog Freytag. nachdem er drei Semester in Breslau studiert hatte, die Universität in Berlin. Hier lernte er den Studenten der Rechtswissen¬ schaft Moritz Koppe aus Wollup im Oderbruch, den Sohn des rühmlichst bekannten Landwirth Joh. Gottl. Koppe, kennen. Er wurde mit Moritz Koppe, der später auf Wunsch seines Vaters zur Landwirtschaft überging, bald befreundet und in den Ferien, so wie auch später, regelmäßiger Gast in Wollup im Vaterhause seines Freundes. „Koppe, der Vater, so schreibt Freytag in seinen »Erinnerungen«, war wohl der bedeutendste von den Landwirten, welche in der Nähe und unter dem Ein¬ flüsse Thaers heraufgekommen sind. Koppe war als Sohn eines kleinen Landwirth in seiner Jugend selbst hinter dem Pfluge gegangen, hatte dann als Lehrer in Möglin eine einflußreiche Tätigkeit erwiesen, die größte aber seit er die beiden Staatsgüter Wollup und Krienitz übernommen hatte. Dort wurde er das Muster¬ bild eines Hofherrn und guten Lehrers, dem eine ganze Schar tüchtiger Land¬ wirte, Schwiegersöhne,*) zahlreiche Eleven ihre Bildung verdankten. Als ich nach Wollup kam, war ein älterer Stamm seiner Schüler, Peyne, Kühne, von Sänger, bereits in selbständiger Tätigkeit, doch erfuhr ich genug von ihnen, um sie bei späterer Bekanntschaft nicht als Freunde zu betrachten." Von diesen Schülern Koppes ist Fritz Kühne, der im Jahre 1848 Pächter der Domäne Strzelno im Kreise Jnowrazlaw war, der Schreiber des Briefes, den wir nachstehend mitteilen. Auch wenn wir nicht von Mitgliedern der Familie Kühne wüßten, daß Freytag diesen Brief in Händen gehabt hat, und wenn auch die Ver¬ mutung nicht von der Hand zu weisen ist, daß ihm manche Mitteilung über den Aufstand der Polen im Jahre 1848 aus dem Munde des ihm befreundeten Ober¬ amtmanns Kühne zugegangen sein wird, so ergibt doch eine Vergleichung der Er¬ zählung im Roman mit dem Kühneschen Briefe unzweifelhaft, daß Freytag auch aus diesem — wenn auch nur in beschränktem Maße — Rohstoff entnommen hat, der von dem Dichter in seinem Kunstwerk verarbeitet worden ist. Hier und dort lesen wir, wie nach Ausbruch des Aufstandes der Gutsherr alle notwendigen Ma߬ regeln trifft, um die Deutschen, die Arbeiter auf dem Gute, die Bauern aus den deutschen Gemeinden und die Bürger aus der nahen Stadt zu sammeln, zu er¬ mutigen und gegen die polnischen Aufrührer wehrhaft zu machen; wie die von den Polen bedrängten, auf den Gutshof geflüchteten Landbewohner, Frauen und Kinder, *) Vgl. die Anmerkung am Schlüsse dieser Mitteilung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/401>, abgerufen am 23.07.2024.