Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.Die deutsche Arzneitaxe und die Zukunft der Apotheke in Deutschland Da sehen wir ältere, unverheiratete Frauen, die einen reichen Schatz von Nicht darin zeigt sich soziale Hilfsbereitschaft, daß man Basare abhält und Die deutsche Arzneitaxe und die Zukunft der Apotheke in Deutschland in 1. April ist nach einem Zeitraum von mehr als dreißig Jahren Was zunächst ihre Aufnahme betrifft, so hat die Taxe auf keiner Seite Die deutsche Arzneitaxe und die Zukunft der Apotheke in Deutschland Da sehen wir ältere, unverheiratete Frauen, die einen reichen Schatz von Nicht darin zeigt sich soziale Hilfsbereitschaft, daß man Basare abhält und Die deutsche Arzneitaxe und die Zukunft der Apotheke in Deutschland in 1. April ist nach einem Zeitraum von mehr als dreißig Jahren Was zunächst ihre Aufnahme betrifft, so hat die Taxe auf keiner Seite <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297604"/> <fw type="header" place="top"> Die deutsche Arzneitaxe und die Zukunft der Apotheke in Deutschland</fw><lb/> <p xml:id="ID_306" prev="#ID_305"> Da sehen wir ältere, unverheiratete Frauen, die einen reichen Schatz von<lb/> Mütterlichkeit in sich tragen, der so oft verkümmert, wenn er sich nicht be¬<lb/> tätigen kann, die sollten sich an das Wort Helene Langes erinnern: Das größte<lb/> Ziel der Frauenbewegung ist Mutterfürsorge im öffentlichen Leben, Da sind<lb/> kinderlose Frauen, die den unverbrauchter Liebesreichtnm so oft an Hunde und<lb/> Vögel verschwenden oder ihn auf leblose Dinge wie Toiletten, Sport usw.<lb/> übertragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_307"> Nicht darin zeigt sich soziale Hilfsbereitschaft, daß man Basare abhält und<lb/> unterstützt, denn bei allen solchen Veranstaltungen handelt es sich doch bei den<lb/> meisten besonders um das damit verbundne Vergnügen, sondern in dem tat¬<lb/> kräftigen eignen Handanlegen. Viele kleinliche und eingebildete Nöte würde die<lb/> gebildete Frauenwelt verlieren, wenn sie mutig und ohne Scheu der großen<lb/> sozialen Not ins Auge sehen würde, der Gewinn aber würde ein doppelter sein,<lb/> die Folgen würden sich segensreich bei den untern wie den obern Ständen des<lb/> Volkes bemerkbar machen. Es gähnt eine tiefe Kluft zwischen Arm und Reich,<lb/> fast scheint sie unüberbrückbar — und doch könnte Frauenliebe und Franensorge<lb/> hier Erfolg haben. ____</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die deutsche Arzneitaxe<lb/> und die Zukunft der Apotheke in Deutschland</head><lb/> <p xml:id="ID_308"> in 1. April ist nach einem Zeitraum von mehr als dreißig Jahren<lb/> dem einheitlichen Arzneibuch für das Deutsche Reich eine deutsche<lb/> Arzneitaxe für das ganze Reichsgebiet gefolgt. Der Gedanke, diese<lb/> Taxe zu schaffen, der auf eine vor wenig Jahren von dem Zentral¬<lb/> verband deutscher Ortskrankenkassen gegebne Anregung zurückgeht,<lb/> hat sich mit ungewohnter Schnelligkeit verwirklicht, und so konnte man sich mit<lb/> dem Gegenstand erst vertraut machen, als er schon in fester Gesetzesform vorlag.<lb/> Heute aber, nachdem eine große Zahl von Äußerungen aus den nächstinteressierten<lb/> Kreisen: von Apothekern, Ärzten, Krankenkassen vorliegen, ist man in der Lage,<lb/> ein Urteil darüber abzugeben, wie sich die neue Taxe bewähren wird, und in<lb/> welcher Richtung der Fortschritt liegt, der mit ihr geschaffen worden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_309" next="#ID_310"> Was zunächst ihre Aufnahme betrifft, so hat die Taxe auf keiner Seite<lb/> eine grundsätzliche Mißbilligung gefunden. Dem Apotheker bringen vor allem<lb/> die Einheitlichkeit — durch die nun die unliebsamen Preisunterschiede in den<lb/> einzelnen Bundesstaaten wegfallen — und die große Vereinfachung des Tax¬<lb/> modus wertvolle Vorteile, denen gegenüber von einem höhern Nutzen (durch<lb/> Aufbesserung der Arzneipreise) kaum die Rede sein kann. Für die Konsumenten<lb/> des nördlichen Gebiets bringt ja die Taxe den bisherigen gegenüber im Durch¬<lb/> schnitt eine Erhöhung der Preise, während sie den bayrischen und den württem¬<lb/> bergischen gegenüber eine Verbilligung bedeutet. Tatsächlich sind die Warenpreise<lb/> auf Ermittlung der durchschnittlichen Engrospreise für das ganze Reichsgebiet<lb/> aufgebaut (die sich übrigens nur wenig unterscheiden), und die Resultante mußte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
Die deutsche Arzneitaxe und die Zukunft der Apotheke in Deutschland
Da sehen wir ältere, unverheiratete Frauen, die einen reichen Schatz von
Mütterlichkeit in sich tragen, der so oft verkümmert, wenn er sich nicht be¬
tätigen kann, die sollten sich an das Wort Helene Langes erinnern: Das größte
Ziel der Frauenbewegung ist Mutterfürsorge im öffentlichen Leben, Da sind
kinderlose Frauen, die den unverbrauchter Liebesreichtnm so oft an Hunde und
Vögel verschwenden oder ihn auf leblose Dinge wie Toiletten, Sport usw.
übertragen.
Nicht darin zeigt sich soziale Hilfsbereitschaft, daß man Basare abhält und
unterstützt, denn bei allen solchen Veranstaltungen handelt es sich doch bei den
meisten besonders um das damit verbundne Vergnügen, sondern in dem tat¬
kräftigen eignen Handanlegen. Viele kleinliche und eingebildete Nöte würde die
gebildete Frauenwelt verlieren, wenn sie mutig und ohne Scheu der großen
sozialen Not ins Auge sehen würde, der Gewinn aber würde ein doppelter sein,
die Folgen würden sich segensreich bei den untern wie den obern Ständen des
Volkes bemerkbar machen. Es gähnt eine tiefe Kluft zwischen Arm und Reich,
fast scheint sie unüberbrückbar — und doch könnte Frauenliebe und Franensorge
hier Erfolg haben. ____
Die deutsche Arzneitaxe
und die Zukunft der Apotheke in Deutschland
in 1. April ist nach einem Zeitraum von mehr als dreißig Jahren
dem einheitlichen Arzneibuch für das Deutsche Reich eine deutsche
Arzneitaxe für das ganze Reichsgebiet gefolgt. Der Gedanke, diese
Taxe zu schaffen, der auf eine vor wenig Jahren von dem Zentral¬
verband deutscher Ortskrankenkassen gegebne Anregung zurückgeht,
hat sich mit ungewohnter Schnelligkeit verwirklicht, und so konnte man sich mit
dem Gegenstand erst vertraut machen, als er schon in fester Gesetzesform vorlag.
Heute aber, nachdem eine große Zahl von Äußerungen aus den nächstinteressierten
Kreisen: von Apothekern, Ärzten, Krankenkassen vorliegen, ist man in der Lage,
ein Urteil darüber abzugeben, wie sich die neue Taxe bewähren wird, und in
welcher Richtung der Fortschritt liegt, der mit ihr geschaffen worden ist.
Was zunächst ihre Aufnahme betrifft, so hat die Taxe auf keiner Seite
eine grundsätzliche Mißbilligung gefunden. Dem Apotheker bringen vor allem
die Einheitlichkeit — durch die nun die unliebsamen Preisunterschiede in den
einzelnen Bundesstaaten wegfallen — und die große Vereinfachung des Tax¬
modus wertvolle Vorteile, denen gegenüber von einem höhern Nutzen (durch
Aufbesserung der Arzneipreise) kaum die Rede sein kann. Für die Konsumenten
des nördlichen Gebiets bringt ja die Taxe den bisherigen gegenüber im Durch¬
schnitt eine Erhöhung der Preise, während sie den bayrischen und den württem¬
bergischen gegenüber eine Verbilligung bedeutet. Tatsächlich sind die Warenpreise
auf Ermittlung der durchschnittlichen Engrospreise für das ganze Reichsgebiet
aufgebaut (die sich übrigens nur wenig unterscheiden), und die Resultante mußte
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