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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Information beruhn, wenn nicht gnr ein persönliches Gepräge haben, so ist die
militärische Auseinandersetzung in der Kreuzzeitung mit dem rheinischen Zentrums¬
blatt um so bemerkenswerter. Es handelt sich um einen allerdings schon einige
Zeit zurückliegenden Artikel der Kölnischen Volkszeitung vom 3. September, der
das Thema von der Nervosität in der Armee zum Gegenstande hatte und
dabei u. a. die Frage auswarf: Ist tatsächlich schon wieder ein neues "japanisches"
Reglement unterwegs? Es war daran die weitere Frage geknüpft: Ist dies ziel¬
bewußtes Fortschreiten, oder ist es -- nervöses Haschen nach einer Panazee im
Gefühl der eignen Unsicherheit? Auf das: Wer gibt Antwort? erwidert die Kreuz¬
zeitung: "Nein, es ist kein neues "japanisches" Reglement unterwegs. Dem deutschen
Heere ein japanisches Reglement zu geben, hätte keinen Sinn und keinen Zweck,
denn die japanische Armee wird im wesentlichen nach den deutschen Vorschriften
ausgebildet und hat ihnen zum guten Teil ihre glänzenden Siege zu verdanken."
Das ist allerdings eine allbekannte Tatsache, die in wiederholten Kundgebungen
japanischer Führer während des Krieges und jüngst erst in der Verleihung eines
hohen japanischen Ordens an den preußischen Generalmajor Meckel, den Organisator
und Jnstruktor des japanischen Heeres, ihren Ausdruck gefunden hat. Übrigens
ist es nicht nur die japanische Armee, die sich das deutsche Vorbild zum Muster
genommen hat, sondern es ist das auch bei den meisten europäischen Heeren der
Fall, und zwar gerade der Tatsache gegenüber, daß die Japaner nach deutscheu
Reglements gefochten und gesiegt haben, noch in erhöhtem Maße. Aber das deutsche
Heer ist bekanntlich noch gar nicht in der Lage gewesen, seine vorbildlich gewordnen
Reglements im Ernstfalle selbst zu erproben. Die Chinaexveditiou und die afri¬
kanischen Kolonialkämpfe können hierfür nicht in betracht kommen, obwohl das Ver¬
halten unsrer Truppen in China auf dem Marsch, im Gefecht, im Lager und in
der Garnison, der Vorpostendienst usw. Gegenstand des sorgfältigsten Studiums
der japanischen Offiziere gewesen ist, die mit ihnen in China gestanden haben.

Die Japaner dagegen haben in ihrem jetzigen Kriege, der länger als ein Jahr
gewährt hat, die Erfahrungen der Erprobung im Ernstfalle machen können, die
uns "och fehlt. Da ist es doch für die deutsche Armee von höchstem Interesse,
jene an der Hand der Praxis in einem großen und schweren Kriege gewonnenen
Erfahrungen zu studieren und zu prüfen, der sich so ziemlich auf alle Formen der
Kriegführung in Offensive und Defensive, Belagerungen, großen Schlachten und
kleinern Treffen, Seetransporten, Gebirgsmärschen schwierigster Art usw. ausgedehnt
hat. Unsre Reglements sind vor fast zwanzig Jahren, noch unter der Regierung
Kaiser Wilhelms des Ersten, bearbeitet worden, und besonders die Felddienstordnuug
hat seitdem nur die unabweislichen, auf Kriegserfahrungen oder auf den Fortschritten
der Technik beruhenden Abänderungen erfahren, obwohl eine Umarbeitung längst
in mancher Hinsicht nicht nur wünschenswert, sondern notwendig geworden wäre.
Die deutschen Offiziere, die die Felddienstordnung in das Japanische übertrugen
und dort eingeführt haben, haben manche kleine Schwächen an ihr gekannt und ini
Wortlaut der japanischen Vorschrift zu vermeiden gewußt. Die Kreuzzeitung hebt
in dieser Beziehung hervor: "Wer die deutsche und die japanische Felddienstordnuug
dergleiche, findet, daß die letztere kürzer ist und mehrfach an die Stelle genauer
Ausführungsregeln das Ermessen des Führers setzt." Auch unser Jufanterieexerzier-
reglement, das seine Entstehung ebenfalls der Anregung und Kriegserfahrung
Wilhelms des Ersten verdankt, hat nur an wenig Stellen eine unvermeidliche
Änderung erfahren, weil man es für wertvoller hielt, die Tradition zu wahren,
und in der Erkenntnis, daß grundlegende Ausbildungsvorschriften allzu häufige
Nbändcruugcn nicht vertragen. "In den letzten siebzehn Jahren, die nach dem
Artikel der Kölnischen Volkszeitung unter der Devise soroxm- kliqM novi gestanden
haben solle", ist weniger an den Reglements gemodelt worden als tu der ebenfalls
siebzehnjährigen Periode zwischen der Entstehung des alten Exerzierreglements von
1847 und dem Kriegsjahre 1864." Die Kreuzzeitung bespricht sodann auch dieselbe


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Information beruhn, wenn nicht gnr ein persönliches Gepräge haben, so ist die
militärische Auseinandersetzung in der Kreuzzeitung mit dem rheinischen Zentrums¬
blatt um so bemerkenswerter. Es handelt sich um einen allerdings schon einige
Zeit zurückliegenden Artikel der Kölnischen Volkszeitung vom 3. September, der
das Thema von der Nervosität in der Armee zum Gegenstande hatte und
dabei u. a. die Frage auswarf: Ist tatsächlich schon wieder ein neues „japanisches"
Reglement unterwegs? Es war daran die weitere Frage geknüpft: Ist dies ziel¬
bewußtes Fortschreiten, oder ist es — nervöses Haschen nach einer Panazee im
Gefühl der eignen Unsicherheit? Auf das: Wer gibt Antwort? erwidert die Kreuz¬
zeitung: „Nein, es ist kein neues »japanisches« Reglement unterwegs. Dem deutschen
Heere ein japanisches Reglement zu geben, hätte keinen Sinn und keinen Zweck,
denn die japanische Armee wird im wesentlichen nach den deutschen Vorschriften
ausgebildet und hat ihnen zum guten Teil ihre glänzenden Siege zu verdanken."
Das ist allerdings eine allbekannte Tatsache, die in wiederholten Kundgebungen
japanischer Führer während des Krieges und jüngst erst in der Verleihung eines
hohen japanischen Ordens an den preußischen Generalmajor Meckel, den Organisator
und Jnstruktor des japanischen Heeres, ihren Ausdruck gefunden hat. Übrigens
ist es nicht nur die japanische Armee, die sich das deutsche Vorbild zum Muster
genommen hat, sondern es ist das auch bei den meisten europäischen Heeren der
Fall, und zwar gerade der Tatsache gegenüber, daß die Japaner nach deutscheu
Reglements gefochten und gesiegt haben, noch in erhöhtem Maße. Aber das deutsche
Heer ist bekanntlich noch gar nicht in der Lage gewesen, seine vorbildlich gewordnen
Reglements im Ernstfalle selbst zu erproben. Die Chinaexveditiou und die afri¬
kanischen Kolonialkämpfe können hierfür nicht in betracht kommen, obwohl das Ver¬
halten unsrer Truppen in China auf dem Marsch, im Gefecht, im Lager und in
der Garnison, der Vorpostendienst usw. Gegenstand des sorgfältigsten Studiums
der japanischen Offiziere gewesen ist, die mit ihnen in China gestanden haben.

Die Japaner dagegen haben in ihrem jetzigen Kriege, der länger als ein Jahr
gewährt hat, die Erfahrungen der Erprobung im Ernstfalle machen können, die
uns »och fehlt. Da ist es doch für die deutsche Armee von höchstem Interesse,
jene an der Hand der Praxis in einem großen und schweren Kriege gewonnenen
Erfahrungen zu studieren und zu prüfen, der sich so ziemlich auf alle Formen der
Kriegführung in Offensive und Defensive, Belagerungen, großen Schlachten und
kleinern Treffen, Seetransporten, Gebirgsmärschen schwierigster Art usw. ausgedehnt
hat. Unsre Reglements sind vor fast zwanzig Jahren, noch unter der Regierung
Kaiser Wilhelms des Ersten, bearbeitet worden, und besonders die Felddienstordnuug
hat seitdem nur die unabweislichen, auf Kriegserfahrungen oder auf den Fortschritten
der Technik beruhenden Abänderungen erfahren, obwohl eine Umarbeitung längst
in mancher Hinsicht nicht nur wünschenswert, sondern notwendig geworden wäre.
Die deutschen Offiziere, die die Felddienstordnung in das Japanische übertrugen
und dort eingeführt haben, haben manche kleine Schwächen an ihr gekannt und ini
Wortlaut der japanischen Vorschrift zu vermeiden gewußt. Die Kreuzzeitung hebt
in dieser Beziehung hervor: „Wer die deutsche und die japanische Felddienstordnuug
dergleiche, findet, daß die letztere kürzer ist und mehrfach an die Stelle genauer
Ausführungsregeln das Ermessen des Führers setzt." Auch unser Jufanterieexerzier-
reglement, das seine Entstehung ebenfalls der Anregung und Kriegserfahrung
Wilhelms des Ersten verdankt, hat nur an wenig Stellen eine unvermeidliche
Änderung erfahren, weil man es für wertvoller hielt, die Tradition zu wahren,
und in der Erkenntnis, daß grundlegende Ausbildungsvorschriften allzu häufige
Nbändcruugcn nicht vertragen. „In den letzten siebzehn Jahren, die nach dem
Artikel der Kölnischen Volkszeitung unter der Devise soroxm- kliqM novi gestanden
haben solle», ist weniger an den Reglements gemodelt worden als tu der ebenfalls
siebzehnjährigen Periode zwischen der Entstehung des alten Exerzierreglements von
1847 und dem Kriegsjahre 1864." Die Kreuzzeitung bespricht sodann auch dieselbe


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[0685] Maßgebliches und Unmaßgebliches Information beruhn, wenn nicht gnr ein persönliches Gepräge haben, so ist die militärische Auseinandersetzung in der Kreuzzeitung mit dem rheinischen Zentrums¬ blatt um so bemerkenswerter. Es handelt sich um einen allerdings schon einige Zeit zurückliegenden Artikel der Kölnischen Volkszeitung vom 3. September, der das Thema von der Nervosität in der Armee zum Gegenstande hatte und dabei u. a. die Frage auswarf: Ist tatsächlich schon wieder ein neues „japanisches" Reglement unterwegs? Es war daran die weitere Frage geknüpft: Ist dies ziel¬ bewußtes Fortschreiten, oder ist es — nervöses Haschen nach einer Panazee im Gefühl der eignen Unsicherheit? Auf das: Wer gibt Antwort? erwidert die Kreuz¬ zeitung: „Nein, es ist kein neues »japanisches« Reglement unterwegs. Dem deutschen Heere ein japanisches Reglement zu geben, hätte keinen Sinn und keinen Zweck, denn die japanische Armee wird im wesentlichen nach den deutschen Vorschriften ausgebildet und hat ihnen zum guten Teil ihre glänzenden Siege zu verdanken." Das ist allerdings eine allbekannte Tatsache, die in wiederholten Kundgebungen japanischer Führer während des Krieges und jüngst erst in der Verleihung eines hohen japanischen Ordens an den preußischen Generalmajor Meckel, den Organisator und Jnstruktor des japanischen Heeres, ihren Ausdruck gefunden hat. Übrigens ist es nicht nur die japanische Armee, die sich das deutsche Vorbild zum Muster genommen hat, sondern es ist das auch bei den meisten europäischen Heeren der Fall, und zwar gerade der Tatsache gegenüber, daß die Japaner nach deutscheu Reglements gefochten und gesiegt haben, noch in erhöhtem Maße. Aber das deutsche Heer ist bekanntlich noch gar nicht in der Lage gewesen, seine vorbildlich gewordnen Reglements im Ernstfalle selbst zu erproben. Die Chinaexveditiou und die afri¬ kanischen Kolonialkämpfe können hierfür nicht in betracht kommen, obwohl das Ver¬ halten unsrer Truppen in China auf dem Marsch, im Gefecht, im Lager und in der Garnison, der Vorpostendienst usw. Gegenstand des sorgfältigsten Studiums der japanischen Offiziere gewesen ist, die mit ihnen in China gestanden haben. Die Japaner dagegen haben in ihrem jetzigen Kriege, der länger als ein Jahr gewährt hat, die Erfahrungen der Erprobung im Ernstfalle machen können, die uns »och fehlt. Da ist es doch für die deutsche Armee von höchstem Interesse, jene an der Hand der Praxis in einem großen und schweren Kriege gewonnenen Erfahrungen zu studieren und zu prüfen, der sich so ziemlich auf alle Formen der Kriegführung in Offensive und Defensive, Belagerungen, großen Schlachten und kleinern Treffen, Seetransporten, Gebirgsmärschen schwierigster Art usw. ausgedehnt hat. Unsre Reglements sind vor fast zwanzig Jahren, noch unter der Regierung Kaiser Wilhelms des Ersten, bearbeitet worden, und besonders die Felddienstordnuug hat seitdem nur die unabweislichen, auf Kriegserfahrungen oder auf den Fortschritten der Technik beruhenden Abänderungen erfahren, obwohl eine Umarbeitung längst in mancher Hinsicht nicht nur wünschenswert, sondern notwendig geworden wäre. Die deutschen Offiziere, die die Felddienstordnung in das Japanische übertrugen und dort eingeführt haben, haben manche kleine Schwächen an ihr gekannt und ini Wortlaut der japanischen Vorschrift zu vermeiden gewußt. Die Kreuzzeitung hebt in dieser Beziehung hervor: „Wer die deutsche und die japanische Felddienstordnuug dergleiche, findet, daß die letztere kürzer ist und mehrfach an die Stelle genauer Ausführungsregeln das Ermessen des Führers setzt." Auch unser Jufanterieexerzier- reglement, das seine Entstehung ebenfalls der Anregung und Kriegserfahrung Wilhelms des Ersten verdankt, hat nur an wenig Stellen eine unvermeidliche Änderung erfahren, weil man es für wertvoller hielt, die Tradition zu wahren, und in der Erkenntnis, daß grundlegende Ausbildungsvorschriften allzu häufige Nbändcruugcn nicht vertragen. „In den letzten siebzehn Jahren, die nach dem Artikel der Kölnischen Volkszeitung unter der Devise soroxm- kliqM novi gestanden haben solle», ist weniger an den Reglements gemodelt worden als tu der ebenfalls siebzehnjährigen Periode zwischen der Entstehung des alten Exerzierreglements von 1847 und dem Kriegsjahre 1864." Die Kreuzzeitung bespricht sodann auch dieselbe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/685>, abgerufen am 20.10.2024.