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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Junge Herzen

Die Nakkeruper Apotheke war berühmt wegen ihrer kleinen Zwiebacke, die in
der ganzen Umgegend als Grafenbrötchen bekannt waren.

Als der Tee getrunken und die leichte Mahlzeit verzehrt war, sagte Frau Lönberg:

Vielleicht kann ich Ihnen gleich das Programm des Hauses mitteilen. Der
Morgentee wird im Winter wie im Sommer präzise acht Uhr im Eßzimmer ein¬
genommen. Dann fängt die Schule um neun Uhr an. Das Dejeuner wird für
Sie und Ihre Zöglinge um elfeinviertel Uhr im Schulzimmer angerichtet. Die
Schule währt bis ein Uhr. Darauf Musik. Der kleine Preber scheint eigentümlicher¬
weise ausgesprochen musikalische Anlagen zu verraten. Um viereinhalb Uhr wird
das Diner serviert, worauf es Kaffee gibt -- wenn Besuch da ist oder bei außer¬
gewöhnlichen Gelegenheiten -- sonst niemals! Um achteinhalb Uhr trinken wir
hier im Boudoir Tee. Um zehn Uhr ist alles abgeschlossen und ausgelöscht! Was
Ihr Rad anbetrifft, so hoffe ich, daß Sie auf Ihren Ausflügen nach jeder Richtung
hin vorsichtig sind und nichts unternehmen, was auf irgendeine Weise Ihnen schaden
könnte -- oder uns! Ich erwarte, daß Sie schon morgen einen Stunden- und
einen Lehrplan ausarbeiten werden, der mir übermorgen vorgelegt werden kann.
Ja, das ist wahr, sobald Gelegenheit dazu da ist, werden Sie sich mit den nötigen
Abänderungen im Schulplan in der feinern Landwirtschaft ausbilden können. Ich
denke, Sie werden nichts hiergegen einzuwenden haben!

Ein scharf ausgestoßnes Hin! das vom Stuhl der Großmutter her ertönte,
machte Frau Lönberg zusammenfahren.

Das Blut schoß Helene in die Wangen, als sie die Frau des Hauses in einem
kurzen, bestimmten Ton dies offenbar auswendig gelernte Programm hersagen hörte.

Obwohl Helene noch nicht viel Welterfahrung hatte, begriff sie doch sofort,
daß es jetzt darauf ankam, ihre Stellung zu behaupten, aber auf eine Weise, die
sie nicht auf Kriegsfuß mit ihrer Prinzipalin brachte. Deshalb sagte sie mit etwas
bebender Stimme, die jedoch allmählich sichrer wurde, während sie zugleich das
blonde Haar aus Annas hoher Stirn strich: Ich zweifle nicht daran, daß alle
Arrangements Frau Lönbergs vortrefflich sind, muß es mir aber trotzdem vorbe¬
halten, meine Schüler erst näher kennen zu lernen, ehe ich die Schulzeit und den
Lehrplan feststellen kann, wozu ich mir die nötige Freiheit vorbehalten muß, wenn
ich meinen Pflichten genügen will.

Frau Lönberg schnappte etwas nach Luft, und Großmutter ließ ein er¬
munterndes Hin! hören.

Helene, deren Mut und Sicherheit wuchsen, fügte noch hinzu: Soweit ich es
kann, und soweit meine Zeit es mir erlaubt, werde ich Ihnen mit dem größten
Vergnüge" im Hause behilflich sein; ich muß aber doch gleich darauf aufmerksam
machen, daß ich ausdrücklich geschrieben habe, wirtschaften sei nicht mein Fach, und
daß ich ausschließlich als Gouvernante engagiert zu werden wünsche; und als solche
haben der Herr Apotheker und Frau Lönberg mich auch engagiert.

Sie wandte sich hier mit einem strahlenden Lächeln an den Apotheker, der
tief errötend stammelte:

Meine Frau meint auch -- natürlich -- ganz dasselbe wie Siel -- Meine
Frau und ich -- ich und meine Frau --

Hier hielt er plötzlich inne, da ihn seine Frau, von den andern unbemerkt,
auf den Fuß trat.

Helene fuhr fort: Was mein Rad anbetrifft, so kann ich nur sagen, daß ich
ganz dasselbe hoffe wie Frau Lönberg.
Es folgte ein peinliches Schweigen.

Frau Lönberg schnappte nach Luft. Desideria lächelte trotzig.

Der Apotheker klopfte an das Barometer und murmelte: Es steigt!

Da erhob sich Großmutter, trat vor und sagte: Jetzt möchte ich auch ein
kleines Wort mitreden!

Es war in der Nakkeruper Apotheke allemal ein historischer Augenblick, wenn


Junge Herzen

Die Nakkeruper Apotheke war berühmt wegen ihrer kleinen Zwiebacke, die in
der ganzen Umgegend als Grafenbrötchen bekannt waren.

Als der Tee getrunken und die leichte Mahlzeit verzehrt war, sagte Frau Lönberg:

Vielleicht kann ich Ihnen gleich das Programm des Hauses mitteilen. Der
Morgentee wird im Winter wie im Sommer präzise acht Uhr im Eßzimmer ein¬
genommen. Dann fängt die Schule um neun Uhr an. Das Dejeuner wird für
Sie und Ihre Zöglinge um elfeinviertel Uhr im Schulzimmer angerichtet. Die
Schule währt bis ein Uhr. Darauf Musik. Der kleine Preber scheint eigentümlicher¬
weise ausgesprochen musikalische Anlagen zu verraten. Um viereinhalb Uhr wird
das Diner serviert, worauf es Kaffee gibt — wenn Besuch da ist oder bei außer¬
gewöhnlichen Gelegenheiten — sonst niemals! Um achteinhalb Uhr trinken wir
hier im Boudoir Tee. Um zehn Uhr ist alles abgeschlossen und ausgelöscht! Was
Ihr Rad anbetrifft, so hoffe ich, daß Sie auf Ihren Ausflügen nach jeder Richtung
hin vorsichtig sind und nichts unternehmen, was auf irgendeine Weise Ihnen schaden
könnte — oder uns! Ich erwarte, daß Sie schon morgen einen Stunden- und
einen Lehrplan ausarbeiten werden, der mir übermorgen vorgelegt werden kann.
Ja, das ist wahr, sobald Gelegenheit dazu da ist, werden Sie sich mit den nötigen
Abänderungen im Schulplan in der feinern Landwirtschaft ausbilden können. Ich
denke, Sie werden nichts hiergegen einzuwenden haben!

Ein scharf ausgestoßnes Hin! das vom Stuhl der Großmutter her ertönte,
machte Frau Lönberg zusammenfahren.

Das Blut schoß Helene in die Wangen, als sie die Frau des Hauses in einem
kurzen, bestimmten Ton dies offenbar auswendig gelernte Programm hersagen hörte.

Obwohl Helene noch nicht viel Welterfahrung hatte, begriff sie doch sofort,
daß es jetzt darauf ankam, ihre Stellung zu behaupten, aber auf eine Weise, die
sie nicht auf Kriegsfuß mit ihrer Prinzipalin brachte. Deshalb sagte sie mit etwas
bebender Stimme, die jedoch allmählich sichrer wurde, während sie zugleich das
blonde Haar aus Annas hoher Stirn strich: Ich zweifle nicht daran, daß alle
Arrangements Frau Lönbergs vortrefflich sind, muß es mir aber trotzdem vorbe¬
halten, meine Schüler erst näher kennen zu lernen, ehe ich die Schulzeit und den
Lehrplan feststellen kann, wozu ich mir die nötige Freiheit vorbehalten muß, wenn
ich meinen Pflichten genügen will.

Frau Lönberg schnappte etwas nach Luft, und Großmutter ließ ein er¬
munterndes Hin! hören.

Helene, deren Mut und Sicherheit wuchsen, fügte noch hinzu: Soweit ich es
kann, und soweit meine Zeit es mir erlaubt, werde ich Ihnen mit dem größten
Vergnüge» im Hause behilflich sein; ich muß aber doch gleich darauf aufmerksam
machen, daß ich ausdrücklich geschrieben habe, wirtschaften sei nicht mein Fach, und
daß ich ausschließlich als Gouvernante engagiert zu werden wünsche; und als solche
haben der Herr Apotheker und Frau Lönberg mich auch engagiert.

Sie wandte sich hier mit einem strahlenden Lächeln an den Apotheker, der
tief errötend stammelte:

Meine Frau meint auch — natürlich — ganz dasselbe wie Siel — Meine
Frau und ich — ich und meine Frau —

Hier hielt er plötzlich inne, da ihn seine Frau, von den andern unbemerkt,
auf den Fuß trat.

Helene fuhr fort: Was mein Rad anbetrifft, so kann ich nur sagen, daß ich
ganz dasselbe hoffe wie Frau Lönberg.
Es folgte ein peinliches Schweigen.

Frau Lönberg schnappte nach Luft. Desideria lächelte trotzig.

Der Apotheker klopfte an das Barometer und murmelte: Es steigt!

Da erhob sich Großmutter, trat vor und sagte: Jetzt möchte ich auch ein
kleines Wort mitreden!

Es war in der Nakkeruper Apotheke allemal ein historischer Augenblick, wenn


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[0501] Junge Herzen Die Nakkeruper Apotheke war berühmt wegen ihrer kleinen Zwiebacke, die in der ganzen Umgegend als Grafenbrötchen bekannt waren. Als der Tee getrunken und die leichte Mahlzeit verzehrt war, sagte Frau Lönberg: Vielleicht kann ich Ihnen gleich das Programm des Hauses mitteilen. Der Morgentee wird im Winter wie im Sommer präzise acht Uhr im Eßzimmer ein¬ genommen. Dann fängt die Schule um neun Uhr an. Das Dejeuner wird für Sie und Ihre Zöglinge um elfeinviertel Uhr im Schulzimmer angerichtet. Die Schule währt bis ein Uhr. Darauf Musik. Der kleine Preber scheint eigentümlicher¬ weise ausgesprochen musikalische Anlagen zu verraten. Um viereinhalb Uhr wird das Diner serviert, worauf es Kaffee gibt — wenn Besuch da ist oder bei außer¬ gewöhnlichen Gelegenheiten — sonst niemals! Um achteinhalb Uhr trinken wir hier im Boudoir Tee. Um zehn Uhr ist alles abgeschlossen und ausgelöscht! Was Ihr Rad anbetrifft, so hoffe ich, daß Sie auf Ihren Ausflügen nach jeder Richtung hin vorsichtig sind und nichts unternehmen, was auf irgendeine Weise Ihnen schaden könnte — oder uns! Ich erwarte, daß Sie schon morgen einen Stunden- und einen Lehrplan ausarbeiten werden, der mir übermorgen vorgelegt werden kann. Ja, das ist wahr, sobald Gelegenheit dazu da ist, werden Sie sich mit den nötigen Abänderungen im Schulplan in der feinern Landwirtschaft ausbilden können. Ich denke, Sie werden nichts hiergegen einzuwenden haben! Ein scharf ausgestoßnes Hin! das vom Stuhl der Großmutter her ertönte, machte Frau Lönberg zusammenfahren. Das Blut schoß Helene in die Wangen, als sie die Frau des Hauses in einem kurzen, bestimmten Ton dies offenbar auswendig gelernte Programm hersagen hörte. Obwohl Helene noch nicht viel Welterfahrung hatte, begriff sie doch sofort, daß es jetzt darauf ankam, ihre Stellung zu behaupten, aber auf eine Weise, die sie nicht auf Kriegsfuß mit ihrer Prinzipalin brachte. Deshalb sagte sie mit etwas bebender Stimme, die jedoch allmählich sichrer wurde, während sie zugleich das blonde Haar aus Annas hoher Stirn strich: Ich zweifle nicht daran, daß alle Arrangements Frau Lönbergs vortrefflich sind, muß es mir aber trotzdem vorbe¬ halten, meine Schüler erst näher kennen zu lernen, ehe ich die Schulzeit und den Lehrplan feststellen kann, wozu ich mir die nötige Freiheit vorbehalten muß, wenn ich meinen Pflichten genügen will. Frau Lönberg schnappte etwas nach Luft, und Großmutter ließ ein er¬ munterndes Hin! hören. Helene, deren Mut und Sicherheit wuchsen, fügte noch hinzu: Soweit ich es kann, und soweit meine Zeit es mir erlaubt, werde ich Ihnen mit dem größten Vergnüge» im Hause behilflich sein; ich muß aber doch gleich darauf aufmerksam machen, daß ich ausdrücklich geschrieben habe, wirtschaften sei nicht mein Fach, und daß ich ausschließlich als Gouvernante engagiert zu werden wünsche; und als solche haben der Herr Apotheker und Frau Lönberg mich auch engagiert. Sie wandte sich hier mit einem strahlenden Lächeln an den Apotheker, der tief errötend stammelte: Meine Frau meint auch — natürlich — ganz dasselbe wie Siel — Meine Frau und ich — ich und meine Frau — Hier hielt er plötzlich inne, da ihn seine Frau, von den andern unbemerkt, auf den Fuß trat. Helene fuhr fort: Was mein Rad anbetrifft, so kann ich nur sagen, daß ich ganz dasselbe hoffe wie Frau Lönberg. Es folgte ein peinliches Schweigen. Frau Lönberg schnappte nach Luft. Desideria lächelte trotzig. Der Apotheker klopfte an das Barometer und murmelte: Es steigt! Da erhob sich Großmutter, trat vor und sagte: Jetzt möchte ich auch ein kleines Wort mitreden! Es war in der Nakkeruper Apotheke allemal ein historischer Augenblick, wenn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/501>, abgerufen am 27.09.2024.