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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

zwischen beiden Ländern bieten möchte. Andrerseits ist von dem Kommando der
Kanalflotte dem deutschen Marineattachä in London ausgesprochen worden, daß die
Flotte in der Ostsee keine Besuche machen, sondern nur üben solle, man habe an
Festivitäten für dieses Jahr mehr als genug gehabt und sei davon ermüdet. Alle
Begrüßungen werden sich deshalb in einem bescheidnen Rahmen halten, aus diesem
Grunde kommt die Flotte auch nicht nach Kiel. Unsre Flotte ist im vorigen Jahre
in Plymouth sehr freundlich und gastfrei aufgenommen, bei ihrer Ankunft auch von
einem Adjutanten des Königs in dessen Auftrage begrüßt worden. Diese Tatsache
steht noch in zu frischer Erinnerung, als daß sie um politischer Verstimmungen willen,
die eigentlich keine sind, ignoriert werden könnte.

Swinemünde steht ebensowenig wie Weichselmünde unter der Marine, sondern
unter einer Kommandantur der Landarmee, der Hafen unter den preußischen Hafen¬
behörden. Vielleicht wäre es nützlich, wenn dem Kommandanten ein gewandter
Seeoffizier beigegeben würde, ebenso in Weichselmünde, das unter der Komman¬
dantur Danzig steht. Bei allen Mariner spielen die Formen im internationalen
Verkehr eine große Rolle, und es wäre gerade bei der freundlichen Aufnahme, die
unsre Flotte jederzeit in England gefunden hat, gewiß nicht erwünscht, wenn aus
Unkenntnis oder Versehen Verstöße in der Form vorkämen, für die man hinterher
um Entschuldigung bitten müßte. Ob Admiral Wilson seine Offiziere oder Mann¬
schaften über den notwendigen dienstlichen Verkehr landen lassen wird, hängt von
mancherlei Umständen ab, doch darf von dem Takt der Einwohner und auch
der Badegäste erwartet werden, daß sie es den Engländern gegenüber an der
internationalen Höflichkeit nirgend fehlen lassen werden. Swinemünde hat einen
Kommandanten, aber an Garnison nur ein Bataillon Fußartillerie, das jüngst vor
dem Kaiser seine Schießübungen abgehalten hat. Die Infanterie" esatzung vom
42. Regiment, die es früher hatte, ist nach Greifswald verlegt worden; jetzt ist
eine Jnfanteriegarnison nur als Kriegsbesatzung in Aussicht genommen. Von der
Garnison können mithin größere Veranstaltungen zu Ehren etwaiger englischer
Gäste nicht geschehen. Swinemünde hat jedoch als Badeort manche Gelegenheit,
den an Land kommenden britischen Offizieren und Mannschaften Annehmlichkeiten
zu bieten. Jedenfalls wäre es ein grober Fehler, die politischen Verstimmungen,
die zurzeit zwischen den beiden Ländern bestehn, die einzelnen Engländer fühlen
zu lassen, die doch nicht freiwillig, sondern im Dienst ihrer Flagge an die deutsche
Küste kommen. Eine "würdige Zurückhaltung," wie einzelne Blätter empfehlen,
wäre schwerlich am Platze. Ob einzelne englische Admiräle und Seelords gegen
Deutschland gesprochen und geschrieben haben, kann dabei gar nicht in Betracht
kommen; jedenfalls wäre es nicht Aufgabe einer kleinen Provinzicilstadt, im Gegen¬
satz zu der amtlichen Politik des Landes dem Auslande gegenüber zu demonstrieren.
Das Seemannslos ist ein so hartes und ernstes, daß er auf die Gastlichkeit aller
fremden, nicht feindlichen Küsten von alters her Anspruch hat; es würde kein
Ehrentitel für Deutschland sein, das Beispiel der Ungastlichkeit gegeben zu haben.
Wir wollen doch wohlerzogne Leute sein und unsern Platz zwischen den großen
Nationen auch hierin ebenbürtig behaupten.

In der marokkanischen Angelegenheit ist die deutsche Erwiderung auf die
französische Note fertig; die Übergabe wird entweder schon geschehn sein, wenn
diese Zeilen im Druck erscheinen, oder doch nahe bevorstehn. Deutschland hat die
ehrliche Absicht, in Marokko mit Frankreich Hand in Hand zu gehn, soweit das
ohne Preisgebung deutscher Interessen für Gegenwart und Zukunft möglich sein
wird; es ist das wohl das beste Mittel, für fremde Intriguen keinen Raum zu lassen.

Dem Straßburger Katholikentage ist diesesmal nicht nur die Gnesener Kaiser¬
rede vorausgegangen, sondern auch noch die öffentliche Kundgebung der Erzbischöfe
von Köln und Breslau in demselben Sinne. Vielfach ist man davon überrascht
gewesen, daß sich der Kaiser die Worte Leos des Dreizehnter jahrelang gleichsam
für eine gute Gelegenheit ausgehoben hat. Ein nachhaltiger Eindruck auf die pol-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

zwischen beiden Ländern bieten möchte. Andrerseits ist von dem Kommando der
Kanalflotte dem deutschen Marineattachä in London ausgesprochen worden, daß die
Flotte in der Ostsee keine Besuche machen, sondern nur üben solle, man habe an
Festivitäten für dieses Jahr mehr als genug gehabt und sei davon ermüdet. Alle
Begrüßungen werden sich deshalb in einem bescheidnen Rahmen halten, aus diesem
Grunde kommt die Flotte auch nicht nach Kiel. Unsre Flotte ist im vorigen Jahre
in Plymouth sehr freundlich und gastfrei aufgenommen, bei ihrer Ankunft auch von
einem Adjutanten des Königs in dessen Auftrage begrüßt worden. Diese Tatsache
steht noch in zu frischer Erinnerung, als daß sie um politischer Verstimmungen willen,
die eigentlich keine sind, ignoriert werden könnte.

Swinemünde steht ebensowenig wie Weichselmünde unter der Marine, sondern
unter einer Kommandantur der Landarmee, der Hafen unter den preußischen Hafen¬
behörden. Vielleicht wäre es nützlich, wenn dem Kommandanten ein gewandter
Seeoffizier beigegeben würde, ebenso in Weichselmünde, das unter der Komman¬
dantur Danzig steht. Bei allen Mariner spielen die Formen im internationalen
Verkehr eine große Rolle, und es wäre gerade bei der freundlichen Aufnahme, die
unsre Flotte jederzeit in England gefunden hat, gewiß nicht erwünscht, wenn aus
Unkenntnis oder Versehen Verstöße in der Form vorkämen, für die man hinterher
um Entschuldigung bitten müßte. Ob Admiral Wilson seine Offiziere oder Mann¬
schaften über den notwendigen dienstlichen Verkehr landen lassen wird, hängt von
mancherlei Umständen ab, doch darf von dem Takt der Einwohner und auch
der Badegäste erwartet werden, daß sie es den Engländern gegenüber an der
internationalen Höflichkeit nirgend fehlen lassen werden. Swinemünde hat einen
Kommandanten, aber an Garnison nur ein Bataillon Fußartillerie, das jüngst vor
dem Kaiser seine Schießübungen abgehalten hat. Die Infanterie» esatzung vom
42. Regiment, die es früher hatte, ist nach Greifswald verlegt worden; jetzt ist
eine Jnfanteriegarnison nur als Kriegsbesatzung in Aussicht genommen. Von der
Garnison können mithin größere Veranstaltungen zu Ehren etwaiger englischer
Gäste nicht geschehen. Swinemünde hat jedoch als Badeort manche Gelegenheit,
den an Land kommenden britischen Offizieren und Mannschaften Annehmlichkeiten
zu bieten. Jedenfalls wäre es ein grober Fehler, die politischen Verstimmungen,
die zurzeit zwischen den beiden Ländern bestehn, die einzelnen Engländer fühlen
zu lassen, die doch nicht freiwillig, sondern im Dienst ihrer Flagge an die deutsche
Küste kommen. Eine „würdige Zurückhaltung," wie einzelne Blätter empfehlen,
wäre schwerlich am Platze. Ob einzelne englische Admiräle und Seelords gegen
Deutschland gesprochen und geschrieben haben, kann dabei gar nicht in Betracht
kommen; jedenfalls wäre es nicht Aufgabe einer kleinen Provinzicilstadt, im Gegen¬
satz zu der amtlichen Politik des Landes dem Auslande gegenüber zu demonstrieren.
Das Seemannslos ist ein so hartes und ernstes, daß er auf die Gastlichkeit aller
fremden, nicht feindlichen Küsten von alters her Anspruch hat; es würde kein
Ehrentitel für Deutschland sein, das Beispiel der Ungastlichkeit gegeben zu haben.
Wir wollen doch wohlerzogne Leute sein und unsern Platz zwischen den großen
Nationen auch hierin ebenbürtig behaupten.

In der marokkanischen Angelegenheit ist die deutsche Erwiderung auf die
französische Note fertig; die Übergabe wird entweder schon geschehn sein, wenn
diese Zeilen im Druck erscheinen, oder doch nahe bevorstehn. Deutschland hat die
ehrliche Absicht, in Marokko mit Frankreich Hand in Hand zu gehn, soweit das
ohne Preisgebung deutscher Interessen für Gegenwart und Zukunft möglich sein
wird; es ist das wohl das beste Mittel, für fremde Intriguen keinen Raum zu lassen.

Dem Straßburger Katholikentage ist diesesmal nicht nur die Gnesener Kaiser¬
rede vorausgegangen, sondern auch noch die öffentliche Kundgebung der Erzbischöfe
von Köln und Breslau in demselben Sinne. Vielfach ist man davon überrascht
gewesen, daß sich der Kaiser die Worte Leos des Dreizehnter jahrelang gleichsam
für eine gute Gelegenheit ausgehoben hat. Ein nachhaltiger Eindruck auf die pol-


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[0452] Maßgebliches und Unmaßgebliches zwischen beiden Ländern bieten möchte. Andrerseits ist von dem Kommando der Kanalflotte dem deutschen Marineattachä in London ausgesprochen worden, daß die Flotte in der Ostsee keine Besuche machen, sondern nur üben solle, man habe an Festivitäten für dieses Jahr mehr als genug gehabt und sei davon ermüdet. Alle Begrüßungen werden sich deshalb in einem bescheidnen Rahmen halten, aus diesem Grunde kommt die Flotte auch nicht nach Kiel. Unsre Flotte ist im vorigen Jahre in Plymouth sehr freundlich und gastfrei aufgenommen, bei ihrer Ankunft auch von einem Adjutanten des Königs in dessen Auftrage begrüßt worden. Diese Tatsache steht noch in zu frischer Erinnerung, als daß sie um politischer Verstimmungen willen, die eigentlich keine sind, ignoriert werden könnte. Swinemünde steht ebensowenig wie Weichselmünde unter der Marine, sondern unter einer Kommandantur der Landarmee, der Hafen unter den preußischen Hafen¬ behörden. Vielleicht wäre es nützlich, wenn dem Kommandanten ein gewandter Seeoffizier beigegeben würde, ebenso in Weichselmünde, das unter der Komman¬ dantur Danzig steht. Bei allen Mariner spielen die Formen im internationalen Verkehr eine große Rolle, und es wäre gerade bei der freundlichen Aufnahme, die unsre Flotte jederzeit in England gefunden hat, gewiß nicht erwünscht, wenn aus Unkenntnis oder Versehen Verstöße in der Form vorkämen, für die man hinterher um Entschuldigung bitten müßte. Ob Admiral Wilson seine Offiziere oder Mann¬ schaften über den notwendigen dienstlichen Verkehr landen lassen wird, hängt von mancherlei Umständen ab, doch darf von dem Takt der Einwohner und auch der Badegäste erwartet werden, daß sie es den Engländern gegenüber an der internationalen Höflichkeit nirgend fehlen lassen werden. Swinemünde hat einen Kommandanten, aber an Garnison nur ein Bataillon Fußartillerie, das jüngst vor dem Kaiser seine Schießübungen abgehalten hat. Die Infanterie» esatzung vom 42. Regiment, die es früher hatte, ist nach Greifswald verlegt worden; jetzt ist eine Jnfanteriegarnison nur als Kriegsbesatzung in Aussicht genommen. Von der Garnison können mithin größere Veranstaltungen zu Ehren etwaiger englischer Gäste nicht geschehen. Swinemünde hat jedoch als Badeort manche Gelegenheit, den an Land kommenden britischen Offizieren und Mannschaften Annehmlichkeiten zu bieten. Jedenfalls wäre es ein grober Fehler, die politischen Verstimmungen, die zurzeit zwischen den beiden Ländern bestehn, die einzelnen Engländer fühlen zu lassen, die doch nicht freiwillig, sondern im Dienst ihrer Flagge an die deutsche Küste kommen. Eine „würdige Zurückhaltung," wie einzelne Blätter empfehlen, wäre schwerlich am Platze. Ob einzelne englische Admiräle und Seelords gegen Deutschland gesprochen und geschrieben haben, kann dabei gar nicht in Betracht kommen; jedenfalls wäre es nicht Aufgabe einer kleinen Provinzicilstadt, im Gegen¬ satz zu der amtlichen Politik des Landes dem Auslande gegenüber zu demonstrieren. Das Seemannslos ist ein so hartes und ernstes, daß er auf die Gastlichkeit aller fremden, nicht feindlichen Küsten von alters her Anspruch hat; es würde kein Ehrentitel für Deutschland sein, das Beispiel der Ungastlichkeit gegeben zu haben. Wir wollen doch wohlerzogne Leute sein und unsern Platz zwischen den großen Nationen auch hierin ebenbürtig behaupten. In der marokkanischen Angelegenheit ist die deutsche Erwiderung auf die französische Note fertig; die Übergabe wird entweder schon geschehn sein, wenn diese Zeilen im Druck erscheinen, oder doch nahe bevorstehn. Deutschland hat die ehrliche Absicht, in Marokko mit Frankreich Hand in Hand zu gehn, soweit das ohne Preisgebung deutscher Interessen für Gegenwart und Zukunft möglich sein wird; es ist das wohl das beste Mittel, für fremde Intriguen keinen Raum zu lassen. Dem Straßburger Katholikentage ist diesesmal nicht nur die Gnesener Kaiser¬ rede vorausgegangen, sondern auch noch die öffentliche Kundgebung der Erzbischöfe von Köln und Breslau in demselben Sinne. Vielfach ist man davon überrascht gewesen, daß sich der Kaiser die Worte Leos des Dreizehnter jahrelang gleichsam für eine gute Gelegenheit ausgehoben hat. Ein nachhaltiger Eindruck auf die pol-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/452>, abgerufen am 27.09.2024.