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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Zunge Herzen

hat sehr verständig gehandelt. Nun schlafe ich mit dir zusammen, und dann können
wir eine kleinere Wohnung nehmen.

Ja, sagte Katrine, mein Schlafsofa stellen wir ins Eßzimmer, dann brauche
ich keine Kammer. Mein Haar kann ich ganz gut vor dem Entreespiegel machen.

Also abgemacht! sagte Helene und küßte die Mutter, die durch Tränen lächelte.

Das wird amüsant, sagte Betty, wenn ich in der Schule erzähle, daß meine
große Schwester Erzieherin in Jütland wird!

Ja, in ganz Jütland! sagte Helene und wirbelte Katrine rund herum. --

Bei dem Gedanken an Katrines Tanzpas mußte Helene laut lachen.

Können Sie wirklich noch lachen! tönte eine scharfe Damenstimme ans der
gegenüberliegenden Koje. Finden Sie, daß es amüsant ist, hier eine ganze Nacht
zu liegen und keinen Schlaf in die Augen zu bekommen? Ach Gott -- jetzt geht
es wieder los -- Fräulein -- Fräulein -- so kommen Sie doch, Menschenkind!

In dem Halbdunkel über Damenstiefel und Hutschachteln stolpernd kam die
Wärterin mit Hoffmannstropfen herbeigestürzt.

Und dann wurde es still. Und schließlich fiel auch Helene in einen leichten Schlaf.

Als sie erwachte, schien das Tageslicht durch das runde Fenster. Sie stand
auf und ließ die frische Luft herein.

In dem dämmernden Tageslicht sah man einige hohe Hügel, und die Morgen¬
luft strömte wohltuend in die stickige Kajüte herein. Gleich aber ließ sich die
Stimme der erzürnten Dame wieder hören: Mein Gott! Soll man sich nun auch
noch eine Lungenentzündung zuziehn?

Nach einer Weile saß Helene mit einer Tasse Kaffee auf Deck; sie zündete
sich eine Zigarette an und sah hinaus auf die schöne Bucht, die von hohen Ufern
und großen Wäldern umrahmt war. Ganz am Ende der Bucht tauchte die Stadt
mit dem hohen Domtüren in undeutlichen Umrissen auf. Jetzt ging die Sonne
auf und hüllte Himmel, Meer und Land in rosenrote Farben, aber sie schwanden
bald hin, und vor ihr lag das Land ihrer Zukunft, Jütland, in dem kalten,
scharfen Morgenlicht.

Das Schiff näherte sich mehr und mehr der Stadt. Jetzt fuhr es in den
Hafen ein und legte an der Dampferbrücke an. Einige träge Packträger standen
da und kauten auf ihrem Priem, ein Zollbeamter gähnte, und ein paar Hoteldiener
reckten und streckten sich.

Da wurde das Tau an Land geworfen. Es brachte Leben in die Menschen¬
gruppe, die schnell zur Seite wich.

Die Landungsbrücke wurde angelegt.

Dann ging Helene von Bord. Der Kapitän grüßte galant, fast zu galant.

Sie winkte einem Hoteldiener und folgte ihm durch die menschenleere Straße,
wo sie hier und da einen Bäckergesellen mit aufgestreiften Ärmeln in der Haustür
stehn und seine Morgenpfeife rauchen sah.

Sie stand vor dem Theaterzettel einer umherreiseuden Gesellschaft still: "Der
Elfenhügel" mit "Jeppe vom Berge" als xises as riäsau.

Nach einer Weile betrat sie das erste Hotel der Stadt.

Sobald er ihrer eleganten Erscheinung ansichtig wurde, trat der Portier im
Frack, die Feder hinterm Ohr, aus seiner Loge, verbeugte sich und sagte, daß im
ersten Stockwerk noch ein Salon frei sei.

Ein wenig verlegen antwortete Helene: Ich bleibe nur bis heute Nachmittag
hier; mein Zug geht um drei Uhr. Geben Sie mir ein einfaches Zimmer.

Der Portier lächelte herablassend: Ich werde nachsehen, ob etwas frei ist.

Dann stellte er sich vor die große Hoteltafel, ließ langsam den Zeigefinger
auf und nieder gleiten und seufzte tief auf.

Endlich machte der Finger halt; er wandte sich um und sagte überlegen zu
einem flotten Zimmermädchen in rosa Kattunkleid: Nummer siebenundsechzig!

Das Mädchen musterte Helene etwas naseweis und ging stolz die Treppe


Zunge Herzen

hat sehr verständig gehandelt. Nun schlafe ich mit dir zusammen, und dann können
wir eine kleinere Wohnung nehmen.

Ja, sagte Katrine, mein Schlafsofa stellen wir ins Eßzimmer, dann brauche
ich keine Kammer. Mein Haar kann ich ganz gut vor dem Entreespiegel machen.

Also abgemacht! sagte Helene und küßte die Mutter, die durch Tränen lächelte.

Das wird amüsant, sagte Betty, wenn ich in der Schule erzähle, daß meine
große Schwester Erzieherin in Jütland wird!

Ja, in ganz Jütland! sagte Helene und wirbelte Katrine rund herum. —

Bei dem Gedanken an Katrines Tanzpas mußte Helene laut lachen.

Können Sie wirklich noch lachen! tönte eine scharfe Damenstimme ans der
gegenüberliegenden Koje. Finden Sie, daß es amüsant ist, hier eine ganze Nacht
zu liegen und keinen Schlaf in die Augen zu bekommen? Ach Gott — jetzt geht
es wieder los — Fräulein — Fräulein — so kommen Sie doch, Menschenkind!

In dem Halbdunkel über Damenstiefel und Hutschachteln stolpernd kam die
Wärterin mit Hoffmannstropfen herbeigestürzt.

Und dann wurde es still. Und schließlich fiel auch Helene in einen leichten Schlaf.

Als sie erwachte, schien das Tageslicht durch das runde Fenster. Sie stand
auf und ließ die frische Luft herein.

In dem dämmernden Tageslicht sah man einige hohe Hügel, und die Morgen¬
luft strömte wohltuend in die stickige Kajüte herein. Gleich aber ließ sich die
Stimme der erzürnten Dame wieder hören: Mein Gott! Soll man sich nun auch
noch eine Lungenentzündung zuziehn?

Nach einer Weile saß Helene mit einer Tasse Kaffee auf Deck; sie zündete
sich eine Zigarette an und sah hinaus auf die schöne Bucht, die von hohen Ufern
und großen Wäldern umrahmt war. Ganz am Ende der Bucht tauchte die Stadt
mit dem hohen Domtüren in undeutlichen Umrissen auf. Jetzt ging die Sonne
auf und hüllte Himmel, Meer und Land in rosenrote Farben, aber sie schwanden
bald hin, und vor ihr lag das Land ihrer Zukunft, Jütland, in dem kalten,
scharfen Morgenlicht.

Das Schiff näherte sich mehr und mehr der Stadt. Jetzt fuhr es in den
Hafen ein und legte an der Dampferbrücke an. Einige träge Packträger standen
da und kauten auf ihrem Priem, ein Zollbeamter gähnte, und ein paar Hoteldiener
reckten und streckten sich.

Da wurde das Tau an Land geworfen. Es brachte Leben in die Menschen¬
gruppe, die schnell zur Seite wich.

Die Landungsbrücke wurde angelegt.

Dann ging Helene von Bord. Der Kapitän grüßte galant, fast zu galant.

Sie winkte einem Hoteldiener und folgte ihm durch die menschenleere Straße,
wo sie hier und da einen Bäckergesellen mit aufgestreiften Ärmeln in der Haustür
stehn und seine Morgenpfeife rauchen sah.

Sie stand vor dem Theaterzettel einer umherreiseuden Gesellschaft still: „Der
Elfenhügel" mit „Jeppe vom Berge" als xises as riäsau.

Nach einer Weile betrat sie das erste Hotel der Stadt.

Sobald er ihrer eleganten Erscheinung ansichtig wurde, trat der Portier im
Frack, die Feder hinterm Ohr, aus seiner Loge, verbeugte sich und sagte, daß im
ersten Stockwerk noch ein Salon frei sei.

Ein wenig verlegen antwortete Helene: Ich bleibe nur bis heute Nachmittag
hier; mein Zug geht um drei Uhr. Geben Sie mir ein einfaches Zimmer.

Der Portier lächelte herablassend: Ich werde nachsehen, ob etwas frei ist.

Dann stellte er sich vor die große Hoteltafel, ließ langsam den Zeigefinger
auf und nieder gleiten und seufzte tief auf.

Endlich machte der Finger halt; er wandte sich um und sagte überlegen zu
einem flotten Zimmermädchen in rosa Kattunkleid: Nummer siebenundsechzig!

Das Mädchen musterte Helene etwas naseweis und ging stolz die Treppe


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[0445] Zunge Herzen hat sehr verständig gehandelt. Nun schlafe ich mit dir zusammen, und dann können wir eine kleinere Wohnung nehmen. Ja, sagte Katrine, mein Schlafsofa stellen wir ins Eßzimmer, dann brauche ich keine Kammer. Mein Haar kann ich ganz gut vor dem Entreespiegel machen. Also abgemacht! sagte Helene und küßte die Mutter, die durch Tränen lächelte. Das wird amüsant, sagte Betty, wenn ich in der Schule erzähle, daß meine große Schwester Erzieherin in Jütland wird! Ja, in ganz Jütland! sagte Helene und wirbelte Katrine rund herum. — Bei dem Gedanken an Katrines Tanzpas mußte Helene laut lachen. Können Sie wirklich noch lachen! tönte eine scharfe Damenstimme ans der gegenüberliegenden Koje. Finden Sie, daß es amüsant ist, hier eine ganze Nacht zu liegen und keinen Schlaf in die Augen zu bekommen? Ach Gott — jetzt geht es wieder los — Fräulein — Fräulein — so kommen Sie doch, Menschenkind! In dem Halbdunkel über Damenstiefel und Hutschachteln stolpernd kam die Wärterin mit Hoffmannstropfen herbeigestürzt. Und dann wurde es still. Und schließlich fiel auch Helene in einen leichten Schlaf. Als sie erwachte, schien das Tageslicht durch das runde Fenster. Sie stand auf und ließ die frische Luft herein. In dem dämmernden Tageslicht sah man einige hohe Hügel, und die Morgen¬ luft strömte wohltuend in die stickige Kajüte herein. Gleich aber ließ sich die Stimme der erzürnten Dame wieder hören: Mein Gott! Soll man sich nun auch noch eine Lungenentzündung zuziehn? Nach einer Weile saß Helene mit einer Tasse Kaffee auf Deck; sie zündete sich eine Zigarette an und sah hinaus auf die schöne Bucht, die von hohen Ufern und großen Wäldern umrahmt war. Ganz am Ende der Bucht tauchte die Stadt mit dem hohen Domtüren in undeutlichen Umrissen auf. Jetzt ging die Sonne auf und hüllte Himmel, Meer und Land in rosenrote Farben, aber sie schwanden bald hin, und vor ihr lag das Land ihrer Zukunft, Jütland, in dem kalten, scharfen Morgenlicht. Das Schiff näherte sich mehr und mehr der Stadt. Jetzt fuhr es in den Hafen ein und legte an der Dampferbrücke an. Einige träge Packträger standen da und kauten auf ihrem Priem, ein Zollbeamter gähnte, und ein paar Hoteldiener reckten und streckten sich. Da wurde das Tau an Land geworfen. Es brachte Leben in die Menschen¬ gruppe, die schnell zur Seite wich. Die Landungsbrücke wurde angelegt. Dann ging Helene von Bord. Der Kapitän grüßte galant, fast zu galant. Sie winkte einem Hoteldiener und folgte ihm durch die menschenleere Straße, wo sie hier und da einen Bäckergesellen mit aufgestreiften Ärmeln in der Haustür stehn und seine Morgenpfeife rauchen sah. Sie stand vor dem Theaterzettel einer umherreiseuden Gesellschaft still: „Der Elfenhügel" mit „Jeppe vom Berge" als xises as riäsau. Nach einer Weile betrat sie das erste Hotel der Stadt. Sobald er ihrer eleganten Erscheinung ansichtig wurde, trat der Portier im Frack, die Feder hinterm Ohr, aus seiner Loge, verbeugte sich und sagte, daß im ersten Stockwerk noch ein Salon frei sei. Ein wenig verlegen antwortete Helene: Ich bleibe nur bis heute Nachmittag hier; mein Zug geht um drei Uhr. Geben Sie mir ein einfaches Zimmer. Der Portier lächelte herablassend: Ich werde nachsehen, ob etwas frei ist. Dann stellte er sich vor die große Hoteltafel, ließ langsam den Zeigefinger auf und nieder gleiten und seufzte tief auf. Endlich machte der Finger halt; er wandte sich um und sagte überlegen zu einem flotten Zimmermädchen in rosa Kattunkleid: Nummer siebenundsechzig! Das Mädchen musterte Helene etwas naseweis und ging stolz die Treppe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/445>, abgerufen am 27.09.2024.