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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Über wen? Über sich nicht, sondern über das Grundbuch, über seinen Vertrauens¬
mann, der ihn falsch berichtet hatte, und über den Doktor, gegen den er einen
glühenden Haß zu empfinden begann.

Draußen läutete die Haustür. Gab es denn heute gar keine Ruhe? Es war
Heiuemann, der in seiner ganzen verlotterten Breite eintrat.

Was wollen Sie? fragte Groppoff heftig.

Na na, sagte Heinemann, nicht gleich so patzig. Mein Kontrakt rin Frau
Ban Term, Sie kennen ihn ja, den ich hatte verschwinden lassen, ist wieder¬
gefunden worden. Oder vielmehr die Marike, das Tier, der ich die Beine zer¬
schlagen werde, wenn ich sie kriege, hat es dem Doktor verraten.

Wieder halbe Arbeit, grollte Groppoff. Euch geschieht Recht, daß ihr den
Hals brecht, wenn ihr nnr einen Knoten ins Seil macht, wo zwei nötig sind.

Der Doktor hat herausgebracht, fuhr Heinemann fort, daß die Zahl 10000 Mark
gefälscht ist. Sie werden ihm das vielleicht glauben. Und gestern ist er mit dem
Kontrakt nach N. zum Staatsanwalt gefahren.

Und das sagen Sie mir erst heute, Sie Mensch mit dem großen Maul und
dem kleinen Gehirn? Warum sind Sie ihm gestern nicht nachgereist? Oder wenn
Sie dazu zu feige Ware", warum haben Sie sich nicht aus dem Staube gemacht?

Ich hatte kein Geld. Ohne Geld kommt man nicht über die Grenze. Und
dann habe ich hier erst noch ein Geschäft abzumachen. Einer muß erst noch dran
glauben, einer muß erst noch eine Kugel vor den Kopf kriegen. Soll ich zum
Teufel gehn, so will ich wenigstens nicht allein gehn. Einer muß mit. Aber mit
dieser Klappbüchse -- er warf seinen verrosteten Revolver auf den Tisch --, was
ist damit einzufangen? Ich muß ein Gewehr haben, und ich muß Geld haben. Geben
Sie mir zwanzig Taler.

Sind Sie verrückt? fragte Groppoff. Bin ich Ihr Bankier? Habe ich Sie
hergerufen? Habe ich Ihnen den Rat gegeben, Dokumente zu fälschen? Wenn Sie
das Gesetz übertreten haben, haben Sie es auf eigne Rechnung und Gefahr getan.

Aber Sie haben zugewinkt und geschoben und geholfen. Und wenn Sie mir
nicht helfen, dann --

Sie wollen mir drohen, unterbrach ihn Groppoff, Sie. Heinemann, Sie
Jammerkerl? Sie schüttle ich ub wie eine Wanze und trete Sie tot.

Heinemann stand da in kläglicher Hilflosigkeit.

Was hindert mich, fuhr Groppoff fort, Sie hier auf dem Flecke zu ver¬
haften? Sie wissen ganz genau, was Sie auf dem Kerbholz haben, und daß
Ihnen das Zuchthaus blüht, wenn es an den Tag kommt. Es kostet mich nur ein
Wort, so kriegen Sie, was Sie verdienen.

Aber wenn ich über die Grenze ginge, das müßte Ihnen doch lieber fein.

Kümmern Sie sich gefälligst nicht um das, was mir lieb oder nicht lieb ist.

Darauf schloß Groppoff seinen Schreibtisch auf, legte einige Talerstücke auf
den Tisch, ohne etwas zu sage", ging an das Fenster und sah hinaus. Heinemann
strich das Geld ein, ohne sich zu bedanken, und sagte: Und nun noch eine Büchse.

Sehen Sie selbst zu, woher Sie eine Büchse kriegen, antwortete Groppoff.
Ein Mensch wie Sie wird doch kein Herzklopfen kriegen, wenn er eine Büchse hiingeu
sieht und sie mitnimmt.

Aber Groppoff selbst bekam Herzklopfen, indem er das sagte. Denn er wußte
wohl, wer der Eine sein sollte, dem die Kugel dieser Büchse galt. Einen Augen¬
blick wich er innerlich vor der Untat zurück, dann gewann der Haß wieder die
Herrschaft über ihn, und er entließ Heinemann, indem er ihm den Weg durch sein
Bureau wies, wo, wie er wohl wußte, seine Doppelbüchse und seine Patronen-
tasche hing.

Heinemann ging ohne Dank und Abschied davon, und Groppoff, der an dem
Klänge der Tritte durch die geschlossene Tür hörte, daß Heinemann die Büchse
von der Wand nahm, sagte: Ich bin nicht daran schuld, ich habe ihm nicht meine


Herrenmenschen

Über wen? Über sich nicht, sondern über das Grundbuch, über seinen Vertrauens¬
mann, der ihn falsch berichtet hatte, und über den Doktor, gegen den er einen
glühenden Haß zu empfinden begann.

Draußen läutete die Haustür. Gab es denn heute gar keine Ruhe? Es war
Heiuemann, der in seiner ganzen verlotterten Breite eintrat.

Was wollen Sie? fragte Groppoff heftig.

Na na, sagte Heinemann, nicht gleich so patzig. Mein Kontrakt rin Frau
Ban Term, Sie kennen ihn ja, den ich hatte verschwinden lassen, ist wieder¬
gefunden worden. Oder vielmehr die Marike, das Tier, der ich die Beine zer¬
schlagen werde, wenn ich sie kriege, hat es dem Doktor verraten.

Wieder halbe Arbeit, grollte Groppoff. Euch geschieht Recht, daß ihr den
Hals brecht, wenn ihr nnr einen Knoten ins Seil macht, wo zwei nötig sind.

Der Doktor hat herausgebracht, fuhr Heinemann fort, daß die Zahl 10000 Mark
gefälscht ist. Sie werden ihm das vielleicht glauben. Und gestern ist er mit dem
Kontrakt nach N. zum Staatsanwalt gefahren.

Und das sagen Sie mir erst heute, Sie Mensch mit dem großen Maul und
dem kleinen Gehirn? Warum sind Sie ihm gestern nicht nachgereist? Oder wenn
Sie dazu zu feige Ware», warum haben Sie sich nicht aus dem Staube gemacht?

Ich hatte kein Geld. Ohne Geld kommt man nicht über die Grenze. Und
dann habe ich hier erst noch ein Geschäft abzumachen. Einer muß erst noch dran
glauben, einer muß erst noch eine Kugel vor den Kopf kriegen. Soll ich zum
Teufel gehn, so will ich wenigstens nicht allein gehn. Einer muß mit. Aber mit
dieser Klappbüchse — er warf seinen verrosteten Revolver auf den Tisch —, was
ist damit einzufangen? Ich muß ein Gewehr haben, und ich muß Geld haben. Geben
Sie mir zwanzig Taler.

Sind Sie verrückt? fragte Groppoff. Bin ich Ihr Bankier? Habe ich Sie
hergerufen? Habe ich Ihnen den Rat gegeben, Dokumente zu fälschen? Wenn Sie
das Gesetz übertreten haben, haben Sie es auf eigne Rechnung und Gefahr getan.

Aber Sie haben zugewinkt und geschoben und geholfen. Und wenn Sie mir
nicht helfen, dann —

Sie wollen mir drohen, unterbrach ihn Groppoff, Sie. Heinemann, Sie
Jammerkerl? Sie schüttle ich ub wie eine Wanze und trete Sie tot.

Heinemann stand da in kläglicher Hilflosigkeit.

Was hindert mich, fuhr Groppoff fort, Sie hier auf dem Flecke zu ver¬
haften? Sie wissen ganz genau, was Sie auf dem Kerbholz haben, und daß
Ihnen das Zuchthaus blüht, wenn es an den Tag kommt. Es kostet mich nur ein
Wort, so kriegen Sie, was Sie verdienen.

Aber wenn ich über die Grenze ginge, das müßte Ihnen doch lieber fein.

Kümmern Sie sich gefälligst nicht um das, was mir lieb oder nicht lieb ist.

Darauf schloß Groppoff seinen Schreibtisch auf, legte einige Talerstücke auf
den Tisch, ohne etwas zu sage», ging an das Fenster und sah hinaus. Heinemann
strich das Geld ein, ohne sich zu bedanken, und sagte: Und nun noch eine Büchse.

Sehen Sie selbst zu, woher Sie eine Büchse kriegen, antwortete Groppoff.
Ein Mensch wie Sie wird doch kein Herzklopfen kriegen, wenn er eine Büchse hiingeu
sieht und sie mitnimmt.

Aber Groppoff selbst bekam Herzklopfen, indem er das sagte. Denn er wußte
wohl, wer der Eine sein sollte, dem die Kugel dieser Büchse galt. Einen Augen¬
blick wich er innerlich vor der Untat zurück, dann gewann der Haß wieder die
Herrschaft über ihn, und er entließ Heinemann, indem er ihm den Weg durch sein
Bureau wies, wo, wie er wohl wußte, seine Doppelbüchse und seine Patronen-
tasche hing.

Heinemann ging ohne Dank und Abschied davon, und Groppoff, der an dem
Klänge der Tritte durch die geschlossene Tür hörte, daß Heinemann die Büchse
von der Wand nahm, sagte: Ich bin nicht daran schuld, ich habe ihm nicht meine


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[0279] Herrenmenschen Über wen? Über sich nicht, sondern über das Grundbuch, über seinen Vertrauens¬ mann, der ihn falsch berichtet hatte, und über den Doktor, gegen den er einen glühenden Haß zu empfinden begann. Draußen läutete die Haustür. Gab es denn heute gar keine Ruhe? Es war Heiuemann, der in seiner ganzen verlotterten Breite eintrat. Was wollen Sie? fragte Groppoff heftig. Na na, sagte Heinemann, nicht gleich so patzig. Mein Kontrakt rin Frau Ban Term, Sie kennen ihn ja, den ich hatte verschwinden lassen, ist wieder¬ gefunden worden. Oder vielmehr die Marike, das Tier, der ich die Beine zer¬ schlagen werde, wenn ich sie kriege, hat es dem Doktor verraten. Wieder halbe Arbeit, grollte Groppoff. Euch geschieht Recht, daß ihr den Hals brecht, wenn ihr nnr einen Knoten ins Seil macht, wo zwei nötig sind. Der Doktor hat herausgebracht, fuhr Heinemann fort, daß die Zahl 10000 Mark gefälscht ist. Sie werden ihm das vielleicht glauben. Und gestern ist er mit dem Kontrakt nach N. zum Staatsanwalt gefahren. Und das sagen Sie mir erst heute, Sie Mensch mit dem großen Maul und dem kleinen Gehirn? Warum sind Sie ihm gestern nicht nachgereist? Oder wenn Sie dazu zu feige Ware», warum haben Sie sich nicht aus dem Staube gemacht? Ich hatte kein Geld. Ohne Geld kommt man nicht über die Grenze. Und dann habe ich hier erst noch ein Geschäft abzumachen. Einer muß erst noch dran glauben, einer muß erst noch eine Kugel vor den Kopf kriegen. Soll ich zum Teufel gehn, so will ich wenigstens nicht allein gehn. Einer muß mit. Aber mit dieser Klappbüchse — er warf seinen verrosteten Revolver auf den Tisch —, was ist damit einzufangen? Ich muß ein Gewehr haben, und ich muß Geld haben. Geben Sie mir zwanzig Taler. Sind Sie verrückt? fragte Groppoff. Bin ich Ihr Bankier? Habe ich Sie hergerufen? Habe ich Ihnen den Rat gegeben, Dokumente zu fälschen? Wenn Sie das Gesetz übertreten haben, haben Sie es auf eigne Rechnung und Gefahr getan. Aber Sie haben zugewinkt und geschoben und geholfen. Und wenn Sie mir nicht helfen, dann — Sie wollen mir drohen, unterbrach ihn Groppoff, Sie. Heinemann, Sie Jammerkerl? Sie schüttle ich ub wie eine Wanze und trete Sie tot. Heinemann stand da in kläglicher Hilflosigkeit. Was hindert mich, fuhr Groppoff fort, Sie hier auf dem Flecke zu ver¬ haften? Sie wissen ganz genau, was Sie auf dem Kerbholz haben, und daß Ihnen das Zuchthaus blüht, wenn es an den Tag kommt. Es kostet mich nur ein Wort, so kriegen Sie, was Sie verdienen. Aber wenn ich über die Grenze ginge, das müßte Ihnen doch lieber fein. Kümmern Sie sich gefälligst nicht um das, was mir lieb oder nicht lieb ist. Darauf schloß Groppoff seinen Schreibtisch auf, legte einige Talerstücke auf den Tisch, ohne etwas zu sage», ging an das Fenster und sah hinaus. Heinemann strich das Geld ein, ohne sich zu bedanken, und sagte: Und nun noch eine Büchse. Sehen Sie selbst zu, woher Sie eine Büchse kriegen, antwortete Groppoff. Ein Mensch wie Sie wird doch kein Herzklopfen kriegen, wenn er eine Büchse hiingeu sieht und sie mitnimmt. Aber Groppoff selbst bekam Herzklopfen, indem er das sagte. Denn er wußte wohl, wer der Eine sein sollte, dem die Kugel dieser Büchse galt. Einen Augen¬ blick wich er innerlich vor der Untat zurück, dann gewann der Haß wieder die Herrschaft über ihn, und er entließ Heinemann, indem er ihm den Weg durch sein Bureau wies, wo, wie er wohl wußte, seine Doppelbüchse und seine Patronen- tasche hing. Heinemann ging ohne Dank und Abschied davon, und Groppoff, der an dem Klänge der Tritte durch die geschlossene Tür hörte, daß Heinemann die Büchse von der Wand nahm, sagte: Ich bin nicht daran schuld, ich habe ihm nicht meine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/279>, abgerufen am 27.09.2024.