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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Unter Runden, Komödianten und wilden Tieren

ältere Leute ohne Kinder. Ich mußte zunächst die Orgel drehn, die Bude reinigen
und die Panoramagläser Putzen. Die Bude war französisch gebaut, d. h. hinten
tief und vorn hoch, und hatte eine Länge von etwa zwanzig Metern. An der
Fassade der Bude waren einige bewegliche Tableaus, Schweizer Landschaften, eine
Karawane in der Wüste und ähnliche Gegenstände angebracht. Auch die Orgel
war mit einer beweglichen Gruppe, einer Schusterfamilie, wo der Meister einen
Schuh klopfte, der Lehrling den Pechdraht zog und die Meisterin ein Kind auf
ihrem Arme wiegte, dekoriert. Im Innern gab es fünf größere Tableaus mit be¬
weglichen Figuren, darunter die Notredamekirche zu Paris mit Andächtigen, der
Golf von Neapel mit Wellenschlag und segelnden Schiffen, die Tuilerien in Paris
während der Kommune und noch verschiedne Panoramengemälde. In dem Extra¬
kabinett gab es eine Gruppe mechanischer Singvögel und zwei Panoramengemälde:
der Tod des Königs Friedrich August von Sachsen in Tirol und die Inquisition
in Spanien. Das Personal bestand aus dem Neffen der Frau Böhme, mit Namen
Gustav Lindig, der einen Teil der Tableaus und die mechanischen Singvögel auf-
zuziehn hatte und abwechselnd mit dem Dienstmädchen das Extrakabinett öffnete,
meinem Freunde Brunner, der die andern Tableaus aufzog und die Lampen be¬
sorgte, und mir. Zu der Bude gehörte ein Wohnwagen, ein Packwagen und ein
Beiwagen, den der Fuhrmann stellen mußte.

Vou Radolfzell reisten wir über Donaueschingen, Villingen, Schwenningen,
Se. Georgen, Triberg, Emmendingen nach Kolmcir, wobei wir Nachts bei Alt¬
breisach über den Rhein fuhren. In Kolmar langten wir am Nachmittag bei
großer Hitze an, und wir begannen am andern Morgen mit dem Aufbau unsrer
Bude. Es war gerade Messe, und außer uns waren auf dem Meßplatze noch der
Zirkus Blumenfeld, Rosts Walfischausstellung, in der es das Skelett eines Wal¬
fisches zu sehen gab, zwei andre Panoramen, einige Velozipedkarussells und endlich
Schichtls Zcmbertheater. Die Familie Schindel erfreut sich sowohl bei den reisenden
Schaustellern wie bei dem Publikum der von ihr besuchten Städte seit langem des
größten Ansehens. Der Stammvater betrieb mit seiner Fran ein kleines Kasperle¬
theater, worin er dank seinem urwüchsigen Münchner Humor den Grund zu seinem
spätern Wohlstand legte. Augenblicklich gibt es vier Brüder des Namens Schindel,
von denen einer, August, ein Zauber- nebst Varietütheater, der zweite, Johann,
ein Marionettentheater, der dritte, Xaver, ebenfalls ein Marionettentheater, und
der vierte, Julius, einen Schießsalon besitzt. Wo auf einem Meßplatze oder einer
Festwiese ein Mitglied der Familie Schindel erscheint, da haben alle andern Schau¬
steller geschäftlich einen schwere" Stand, denn die Schindel sind unermüdlich im
Erfinden überraschender Tricks bei ihren Paraden, in der saubern und korrekten
Durchführung ihrer Vorstellungen und in den originellen Ideen, die sie ihren Ver¬
anstaltungen zugrunde legen.

Um unserm Panorama eine besondre Anziehungskraft zu verleihe", errichteten
Wir einen sogenannten Präsentenstand. Ein solcher Stand ist eine Ausstellung von
allerlei nützlichen Gegenständen, die auf einer treppenartigen Stellage im Innern
der Bude, aber so, daß sie von außen gesehen werden kann, aufgebaut wird. Jeder
Besucher erhält zugleich mit seinem Billett eine Nummer und kann auf diese Nummer
einen Gegenstand gewinnen. Wir hatten vom Schwarzwald her eine Anzahl Uhren,
darunter ein paar schöne Kuckucksuhren, sowie eine Anzahl Ramschporzellansachen
mitgebracht, alles Dinge, die dem Publikum in die Auge stachen und Manchen zum
Besuch der Bude verlockten. Ich will aber offen bekennen, daß sich die meisten
Gewinne auf Bleistifte, Federhalter, im besten Fall auf eine Tasse beschränkten,
während die wertvollern nach wie vor auf dem Präsentenstande blieben. Zur Er¬
munterung des Publikums mischten wir uns ab und zu selbst unter die Menge, be¬
traten die Bude, empfingen beim Ausgange ein Wertobjekt, verliehen unsrer Freude
über den Gewinn sehr deutlich Ausdruck und lieferten nach einiger Zeit unsern
Gewinn wieder im Wohnwagen ab.


Unter Runden, Komödianten und wilden Tieren

ältere Leute ohne Kinder. Ich mußte zunächst die Orgel drehn, die Bude reinigen
und die Panoramagläser Putzen. Die Bude war französisch gebaut, d. h. hinten
tief und vorn hoch, und hatte eine Länge von etwa zwanzig Metern. An der
Fassade der Bude waren einige bewegliche Tableaus, Schweizer Landschaften, eine
Karawane in der Wüste und ähnliche Gegenstände angebracht. Auch die Orgel
war mit einer beweglichen Gruppe, einer Schusterfamilie, wo der Meister einen
Schuh klopfte, der Lehrling den Pechdraht zog und die Meisterin ein Kind auf
ihrem Arme wiegte, dekoriert. Im Innern gab es fünf größere Tableaus mit be¬
weglichen Figuren, darunter die Notredamekirche zu Paris mit Andächtigen, der
Golf von Neapel mit Wellenschlag und segelnden Schiffen, die Tuilerien in Paris
während der Kommune und noch verschiedne Panoramengemälde. In dem Extra¬
kabinett gab es eine Gruppe mechanischer Singvögel und zwei Panoramengemälde:
der Tod des Königs Friedrich August von Sachsen in Tirol und die Inquisition
in Spanien. Das Personal bestand aus dem Neffen der Frau Böhme, mit Namen
Gustav Lindig, der einen Teil der Tableaus und die mechanischen Singvögel auf-
zuziehn hatte und abwechselnd mit dem Dienstmädchen das Extrakabinett öffnete,
meinem Freunde Brunner, der die andern Tableaus aufzog und die Lampen be¬
sorgte, und mir. Zu der Bude gehörte ein Wohnwagen, ein Packwagen und ein
Beiwagen, den der Fuhrmann stellen mußte.

Vou Radolfzell reisten wir über Donaueschingen, Villingen, Schwenningen,
Se. Georgen, Triberg, Emmendingen nach Kolmcir, wobei wir Nachts bei Alt¬
breisach über den Rhein fuhren. In Kolmar langten wir am Nachmittag bei
großer Hitze an, und wir begannen am andern Morgen mit dem Aufbau unsrer
Bude. Es war gerade Messe, und außer uns waren auf dem Meßplatze noch der
Zirkus Blumenfeld, Rosts Walfischausstellung, in der es das Skelett eines Wal¬
fisches zu sehen gab, zwei andre Panoramen, einige Velozipedkarussells und endlich
Schichtls Zcmbertheater. Die Familie Schindel erfreut sich sowohl bei den reisenden
Schaustellern wie bei dem Publikum der von ihr besuchten Städte seit langem des
größten Ansehens. Der Stammvater betrieb mit seiner Fran ein kleines Kasperle¬
theater, worin er dank seinem urwüchsigen Münchner Humor den Grund zu seinem
spätern Wohlstand legte. Augenblicklich gibt es vier Brüder des Namens Schindel,
von denen einer, August, ein Zauber- nebst Varietütheater, der zweite, Johann,
ein Marionettentheater, der dritte, Xaver, ebenfalls ein Marionettentheater, und
der vierte, Julius, einen Schießsalon besitzt. Wo auf einem Meßplatze oder einer
Festwiese ein Mitglied der Familie Schindel erscheint, da haben alle andern Schau¬
steller geschäftlich einen schwere» Stand, denn die Schindel sind unermüdlich im
Erfinden überraschender Tricks bei ihren Paraden, in der saubern und korrekten
Durchführung ihrer Vorstellungen und in den originellen Ideen, die sie ihren Ver¬
anstaltungen zugrunde legen.

Um unserm Panorama eine besondre Anziehungskraft zu verleihe», errichteten
Wir einen sogenannten Präsentenstand. Ein solcher Stand ist eine Ausstellung von
allerlei nützlichen Gegenständen, die auf einer treppenartigen Stellage im Innern
der Bude, aber so, daß sie von außen gesehen werden kann, aufgebaut wird. Jeder
Besucher erhält zugleich mit seinem Billett eine Nummer und kann auf diese Nummer
einen Gegenstand gewinnen. Wir hatten vom Schwarzwald her eine Anzahl Uhren,
darunter ein paar schöne Kuckucksuhren, sowie eine Anzahl Ramschporzellansachen
mitgebracht, alles Dinge, die dem Publikum in die Auge stachen und Manchen zum
Besuch der Bude verlockten. Ich will aber offen bekennen, daß sich die meisten
Gewinne auf Bleistifte, Federhalter, im besten Fall auf eine Tasse beschränkten,
während die wertvollern nach wie vor auf dem Präsentenstande blieben. Zur Er¬
munterung des Publikums mischten wir uns ab und zu selbst unter die Menge, be¬
traten die Bude, empfingen beim Ausgange ein Wertobjekt, verliehen unsrer Freude
über den Gewinn sehr deutlich Ausdruck und lieferten nach einiger Zeit unsern
Gewinn wieder im Wohnwagen ab.


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[0268] Unter Runden, Komödianten und wilden Tieren ältere Leute ohne Kinder. Ich mußte zunächst die Orgel drehn, die Bude reinigen und die Panoramagläser Putzen. Die Bude war französisch gebaut, d. h. hinten tief und vorn hoch, und hatte eine Länge von etwa zwanzig Metern. An der Fassade der Bude waren einige bewegliche Tableaus, Schweizer Landschaften, eine Karawane in der Wüste und ähnliche Gegenstände angebracht. Auch die Orgel war mit einer beweglichen Gruppe, einer Schusterfamilie, wo der Meister einen Schuh klopfte, der Lehrling den Pechdraht zog und die Meisterin ein Kind auf ihrem Arme wiegte, dekoriert. Im Innern gab es fünf größere Tableaus mit be¬ weglichen Figuren, darunter die Notredamekirche zu Paris mit Andächtigen, der Golf von Neapel mit Wellenschlag und segelnden Schiffen, die Tuilerien in Paris während der Kommune und noch verschiedne Panoramengemälde. In dem Extra¬ kabinett gab es eine Gruppe mechanischer Singvögel und zwei Panoramengemälde: der Tod des Königs Friedrich August von Sachsen in Tirol und die Inquisition in Spanien. Das Personal bestand aus dem Neffen der Frau Böhme, mit Namen Gustav Lindig, der einen Teil der Tableaus und die mechanischen Singvögel auf- zuziehn hatte und abwechselnd mit dem Dienstmädchen das Extrakabinett öffnete, meinem Freunde Brunner, der die andern Tableaus aufzog und die Lampen be¬ sorgte, und mir. Zu der Bude gehörte ein Wohnwagen, ein Packwagen und ein Beiwagen, den der Fuhrmann stellen mußte. Vou Radolfzell reisten wir über Donaueschingen, Villingen, Schwenningen, Se. Georgen, Triberg, Emmendingen nach Kolmcir, wobei wir Nachts bei Alt¬ breisach über den Rhein fuhren. In Kolmar langten wir am Nachmittag bei großer Hitze an, und wir begannen am andern Morgen mit dem Aufbau unsrer Bude. Es war gerade Messe, und außer uns waren auf dem Meßplatze noch der Zirkus Blumenfeld, Rosts Walfischausstellung, in der es das Skelett eines Wal¬ fisches zu sehen gab, zwei andre Panoramen, einige Velozipedkarussells und endlich Schichtls Zcmbertheater. Die Familie Schindel erfreut sich sowohl bei den reisenden Schaustellern wie bei dem Publikum der von ihr besuchten Städte seit langem des größten Ansehens. Der Stammvater betrieb mit seiner Fran ein kleines Kasperle¬ theater, worin er dank seinem urwüchsigen Münchner Humor den Grund zu seinem spätern Wohlstand legte. Augenblicklich gibt es vier Brüder des Namens Schindel, von denen einer, August, ein Zauber- nebst Varietütheater, der zweite, Johann, ein Marionettentheater, der dritte, Xaver, ebenfalls ein Marionettentheater, und der vierte, Julius, einen Schießsalon besitzt. Wo auf einem Meßplatze oder einer Festwiese ein Mitglied der Familie Schindel erscheint, da haben alle andern Schau¬ steller geschäftlich einen schwere» Stand, denn die Schindel sind unermüdlich im Erfinden überraschender Tricks bei ihren Paraden, in der saubern und korrekten Durchführung ihrer Vorstellungen und in den originellen Ideen, die sie ihren Ver¬ anstaltungen zugrunde legen. Um unserm Panorama eine besondre Anziehungskraft zu verleihe», errichteten Wir einen sogenannten Präsentenstand. Ein solcher Stand ist eine Ausstellung von allerlei nützlichen Gegenständen, die auf einer treppenartigen Stellage im Innern der Bude, aber so, daß sie von außen gesehen werden kann, aufgebaut wird. Jeder Besucher erhält zugleich mit seinem Billett eine Nummer und kann auf diese Nummer einen Gegenstand gewinnen. Wir hatten vom Schwarzwald her eine Anzahl Uhren, darunter ein paar schöne Kuckucksuhren, sowie eine Anzahl Ramschporzellansachen mitgebracht, alles Dinge, die dem Publikum in die Auge stachen und Manchen zum Besuch der Bude verlockten. Ich will aber offen bekennen, daß sich die meisten Gewinne auf Bleistifte, Federhalter, im besten Fall auf eine Tasse beschränkten, während die wertvollern nach wie vor auf dem Präsentenstande blieben. Zur Er¬ munterung des Publikums mischten wir uns ab und zu selbst unter die Menge, be¬ traten die Bude, empfingen beim Ausgange ein Wertobjekt, verliehen unsrer Freude über den Gewinn sehr deutlich Ausdruck und lieferten nach einiger Zeit unsern Gewinn wieder im Wohnwagen ab.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/268>, abgerufen am 27.09.2024.