Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Kronprinzen einige Tilge in Berlin gewesen, und der Kaiser hat Zeit und Gelegen¬
heit gefunden, mit ihm die schwedisch-norwegischen Verhältnisse, die gerade in jenen
Togen zur Krisis reiften, eingehend durchzusprechen. Von Berlin aus begab sich
Kronprinz Gustav dann bekanntlich als Hochzeitsgast nach London, Wo er sicherlich
auch mit dem König Eduard diese Dinge eingehend besprochen haben wird. Man
darf bei dem sehr freundschaftlichen und ja auch nahe verwandtschaftlichen Ver¬
hältnis des Kronprinzen Gustav zum Berliner Hofe überdies wohl mit Recht an¬
nehmen, daß er mit dem König Eduard auch noch einiges mehr zu erörtern
hatte. Jedenfalls knüpft die Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Oskar an
die Berliner Anwesenheit des Kronprinzen Gustav an, wobei dahingestellt bleiben
kann, ob die Anregung von deutscher oder von schwedischer Seite erfolgt ist. Die¬
selben Blätter, die heute die Begegnung auffällig finden, würden das Unterbleiben
einer solchen, als Kaiser Wilhelm in die Nähe der schwedischen Küste kam oder
gar seinen Fuß auf diese setzte, mit viel größerm Recht auffällig finden. Was die
Großadmiralswürde anlangt, so ist König Oskar von allen fremden Fürstlichkeiten,
die zur deutschen Marine in Beziehungen stehn, nicht nur bei weitem der älteste,
sondern er steht auch am längsten in diesen Beziehungen. Er wurde im Jahre 1889
vom jetzigen Kaiser zum deutschen Admiral ernannt, während der jetzt zum Gro߬
admiral beförderte Admiral von Koester den Admiralsrang seit 1897 bekleidet.
Nach dem Avancement des Admirals von Koester zum Großadmiral war es also
nur selbstverständlich und "folgerichtig," daß König Oskar diese Würde ebenfalls
empfing, und es war ebenso auch nur selbstverständlich, daß Kaiser Wilhelm ihm
diese neue Würde persönlich überbrachte. Dazu kommt, daß König Oskar Seemann
aus vollster innerster Neigung und Liebe zu dem Beruf ist, wie nur je ein Kadett,
der sich aus demselben Drange diese Laufbahn erwählt hat.

Somit ehrten der Kaiser und die deutsche Flotte durch die Großadmiralswürde
nicht nur den langjährigen Freund zweier deutscher Kaiser und den seit sechzehn
Jahren im deutschen Admtralsrange stehenden Souverän, sondern auch den passionierten
Seemann, der er ungeachtet seiner hohen Jahre geblieben ist, wie er sich einst in
jungen Jahren dem Seemannsberuf mit ganzer Hingebung zugewandt, ihn auch in
seinen Seemannsliedern verherrlicht hat. Er trägt also die deutsche Großadmirals¬
würde in Ehren, und sie hat ihm viel Freude gemacht, ebenso wie es dem Kaiser
zur hohen Freude gereicht hat, eiuen Souverän damit zu schmücken, der sich seit
seiner Thronbesteigung als treuer Freund Deutschlands erwiesen und zumal während
der Regierung des jetzigen Kaisers nicht einen Augenblick in diesen Freundschafts¬
beziehungen geschwankt hat. König Oskar war bekanntlich auch der letzte Gast Kaiser
Friedrichs, den er noch wenige Tage vor dessen Hinscheiden besuchte. Und da vermißt
die Rheinisch-Westfälische Zeitung -- und andre Blätter beten es ihr nach -- einem
so langjährigen treuen Freunde des Kaisers gegenüber "den innern Zusammenhang
und die Folgerichtigkeit der deutschen Politik," wenn Kaiser Wilhelm mit dem König
in dessen Küstengewässern eine Begegnung hat und ihm dabei eine militärische Aus¬
zeichnung überbringt, auf die König Oskar nach der Beförderung des Admirals
von Koester allen Anspruch hatte. 1,-z, ol'itiyus ost aisös, pflegte Bismarck zu sagen.

Was nun die besondern Interessen Deutschlands zu Schweden und Norwegen
anlangt, so können sie nur dahin gerichtet sein, daß sich die Auseinandersetzung
zwischen den beiden Ländern nicht nur in Frieden, sondern so vollzieht, daß künftige
freundschaftliche und enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen ihnen möglich bleiben.
Schweden kann nicht daran denken, Norwegen militärisch zu unterwerfen. Um so
wünschenswerter ist die friedliche und baldige Verständigung, diese auch im Inter¬
esse des monarchischen Prinzips. Wenn sich Kaiser Wilhelm, wie ja sehr wahr¬
scheinlich ist, dem Kronprinzen Gustav wie dem König Oskar gegenüber über den
schwedisch-norwegischen Konflikt geäußert hat, so hat er es sicherlich nur in diesem
Sinne und vom Standpunkt des wohlverstcmdnen deutschen Interesses aus getan,
"folgerichtig und im richtigen innern Zusammenhange" der deutschen Politik, als


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Kronprinzen einige Tilge in Berlin gewesen, und der Kaiser hat Zeit und Gelegen¬
heit gefunden, mit ihm die schwedisch-norwegischen Verhältnisse, die gerade in jenen
Togen zur Krisis reiften, eingehend durchzusprechen. Von Berlin aus begab sich
Kronprinz Gustav dann bekanntlich als Hochzeitsgast nach London, Wo er sicherlich
auch mit dem König Eduard diese Dinge eingehend besprochen haben wird. Man
darf bei dem sehr freundschaftlichen und ja auch nahe verwandtschaftlichen Ver¬
hältnis des Kronprinzen Gustav zum Berliner Hofe überdies wohl mit Recht an¬
nehmen, daß er mit dem König Eduard auch noch einiges mehr zu erörtern
hatte. Jedenfalls knüpft die Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Oskar an
die Berliner Anwesenheit des Kronprinzen Gustav an, wobei dahingestellt bleiben
kann, ob die Anregung von deutscher oder von schwedischer Seite erfolgt ist. Die¬
selben Blätter, die heute die Begegnung auffällig finden, würden das Unterbleiben
einer solchen, als Kaiser Wilhelm in die Nähe der schwedischen Küste kam oder
gar seinen Fuß auf diese setzte, mit viel größerm Recht auffällig finden. Was die
Großadmiralswürde anlangt, so ist König Oskar von allen fremden Fürstlichkeiten,
die zur deutschen Marine in Beziehungen stehn, nicht nur bei weitem der älteste,
sondern er steht auch am längsten in diesen Beziehungen. Er wurde im Jahre 1889
vom jetzigen Kaiser zum deutschen Admiral ernannt, während der jetzt zum Gro߬
admiral beförderte Admiral von Koester den Admiralsrang seit 1897 bekleidet.
Nach dem Avancement des Admirals von Koester zum Großadmiral war es also
nur selbstverständlich und „folgerichtig," daß König Oskar diese Würde ebenfalls
empfing, und es war ebenso auch nur selbstverständlich, daß Kaiser Wilhelm ihm
diese neue Würde persönlich überbrachte. Dazu kommt, daß König Oskar Seemann
aus vollster innerster Neigung und Liebe zu dem Beruf ist, wie nur je ein Kadett,
der sich aus demselben Drange diese Laufbahn erwählt hat.

Somit ehrten der Kaiser und die deutsche Flotte durch die Großadmiralswürde
nicht nur den langjährigen Freund zweier deutscher Kaiser und den seit sechzehn
Jahren im deutschen Admtralsrange stehenden Souverän, sondern auch den passionierten
Seemann, der er ungeachtet seiner hohen Jahre geblieben ist, wie er sich einst in
jungen Jahren dem Seemannsberuf mit ganzer Hingebung zugewandt, ihn auch in
seinen Seemannsliedern verherrlicht hat. Er trägt also die deutsche Großadmirals¬
würde in Ehren, und sie hat ihm viel Freude gemacht, ebenso wie es dem Kaiser
zur hohen Freude gereicht hat, eiuen Souverän damit zu schmücken, der sich seit
seiner Thronbesteigung als treuer Freund Deutschlands erwiesen und zumal während
der Regierung des jetzigen Kaisers nicht einen Augenblick in diesen Freundschafts¬
beziehungen geschwankt hat. König Oskar war bekanntlich auch der letzte Gast Kaiser
Friedrichs, den er noch wenige Tage vor dessen Hinscheiden besuchte. Und da vermißt
die Rheinisch-Westfälische Zeitung — und andre Blätter beten es ihr nach — einem
so langjährigen treuen Freunde des Kaisers gegenüber „den innern Zusammenhang
und die Folgerichtigkeit der deutschen Politik," wenn Kaiser Wilhelm mit dem König
in dessen Küstengewässern eine Begegnung hat und ihm dabei eine militärische Aus¬
zeichnung überbringt, auf die König Oskar nach der Beförderung des Admirals
von Koester allen Anspruch hatte. 1,-z, ol'itiyus ost aisös, pflegte Bismarck zu sagen.

Was nun die besondern Interessen Deutschlands zu Schweden und Norwegen
anlangt, so können sie nur dahin gerichtet sein, daß sich die Auseinandersetzung
zwischen den beiden Ländern nicht nur in Frieden, sondern so vollzieht, daß künftige
freundschaftliche und enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen ihnen möglich bleiben.
Schweden kann nicht daran denken, Norwegen militärisch zu unterwerfen. Um so
wünschenswerter ist die friedliche und baldige Verständigung, diese auch im Inter¬
esse des monarchischen Prinzips. Wenn sich Kaiser Wilhelm, wie ja sehr wahr¬
scheinlich ist, dem Kronprinzen Gustav wie dem König Oskar gegenüber über den
schwedisch-norwegischen Konflikt geäußert hat, so hat er es sicherlich nur in diesem
Sinne und vom Standpunkt des wohlverstcmdnen deutschen Interesses aus getan,
„folgerichtig und im richtigen innern Zusammenhange" der deutschen Politik, als


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297747"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1059" prev="#ID_1058"> Kronprinzen einige Tilge in Berlin gewesen, und der Kaiser hat Zeit und Gelegen¬<lb/>
heit gefunden, mit ihm die schwedisch-norwegischen Verhältnisse, die gerade in jenen<lb/>
Togen zur Krisis reiften, eingehend durchzusprechen. Von Berlin aus begab sich<lb/>
Kronprinz Gustav dann bekanntlich als Hochzeitsgast nach London, Wo er sicherlich<lb/>
auch mit dem König Eduard diese Dinge eingehend besprochen haben wird. Man<lb/>
darf bei dem sehr freundschaftlichen und ja auch nahe verwandtschaftlichen Ver¬<lb/>
hältnis des Kronprinzen Gustav zum Berliner Hofe überdies wohl mit Recht an¬<lb/>
nehmen, daß er mit dem König Eduard auch noch einiges mehr zu erörtern<lb/>
hatte. Jedenfalls knüpft die Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Oskar an<lb/>
die Berliner Anwesenheit des Kronprinzen Gustav an, wobei dahingestellt bleiben<lb/>
kann, ob die Anregung von deutscher oder von schwedischer Seite erfolgt ist. Die¬<lb/>
selben Blätter, die heute die Begegnung auffällig finden, würden das Unterbleiben<lb/>
einer solchen, als Kaiser Wilhelm in die Nähe der schwedischen Küste kam oder<lb/>
gar seinen Fuß auf diese setzte, mit viel größerm Recht auffällig finden. Was die<lb/>
Großadmiralswürde anlangt, so ist König Oskar von allen fremden Fürstlichkeiten,<lb/>
die zur deutschen Marine in Beziehungen stehn, nicht nur bei weitem der älteste,<lb/>
sondern er steht auch am längsten in diesen Beziehungen. Er wurde im Jahre 1889<lb/>
vom jetzigen Kaiser zum deutschen Admiral ernannt, während der jetzt zum Gro߬<lb/>
admiral beförderte Admiral von Koester den Admiralsrang seit 1897 bekleidet.<lb/>
Nach dem Avancement des Admirals von Koester zum Großadmiral war es also<lb/>
nur selbstverständlich und &#x201E;folgerichtig," daß König Oskar diese Würde ebenfalls<lb/>
empfing, und es war ebenso auch nur selbstverständlich, daß Kaiser Wilhelm ihm<lb/>
diese neue Würde persönlich überbrachte. Dazu kommt, daß König Oskar Seemann<lb/>
aus vollster innerster Neigung und Liebe zu dem Beruf ist, wie nur je ein Kadett,<lb/>
der sich aus demselben Drange diese Laufbahn erwählt hat.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1060"> Somit ehrten der Kaiser und die deutsche Flotte durch die Großadmiralswürde<lb/>
nicht nur den langjährigen Freund zweier deutscher Kaiser und den seit sechzehn<lb/>
Jahren im deutschen Admtralsrange stehenden Souverän, sondern auch den passionierten<lb/>
Seemann, der er ungeachtet seiner hohen Jahre geblieben ist, wie er sich einst in<lb/>
jungen Jahren dem Seemannsberuf mit ganzer Hingebung zugewandt, ihn auch in<lb/>
seinen Seemannsliedern verherrlicht hat. Er trägt also die deutsche Großadmirals¬<lb/>
würde in Ehren, und sie hat ihm viel Freude gemacht, ebenso wie es dem Kaiser<lb/>
zur hohen Freude gereicht hat, eiuen Souverän damit zu schmücken, der sich seit<lb/>
seiner Thronbesteigung als treuer Freund Deutschlands erwiesen und zumal während<lb/>
der Regierung des jetzigen Kaisers nicht einen Augenblick in diesen Freundschafts¬<lb/>
beziehungen geschwankt hat. König Oskar war bekanntlich auch der letzte Gast Kaiser<lb/>
Friedrichs, den er noch wenige Tage vor dessen Hinscheiden besuchte. Und da vermißt<lb/>
die Rheinisch-Westfälische Zeitung &#x2014; und andre Blätter beten es ihr nach &#x2014; einem<lb/>
so langjährigen treuen Freunde des Kaisers gegenüber &#x201E;den innern Zusammenhang<lb/>
und die Folgerichtigkeit der deutschen Politik," wenn Kaiser Wilhelm mit dem König<lb/>
in dessen Küstengewässern eine Begegnung hat und ihm dabei eine militärische Aus¬<lb/>
zeichnung überbringt, auf die König Oskar nach der Beförderung des Admirals<lb/>
von Koester allen Anspruch hatte. 1,-z, ol'itiyus ost aisös, pflegte Bismarck zu sagen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1061" next="#ID_1062"> Was nun die besondern Interessen Deutschlands zu Schweden und Norwegen<lb/>
anlangt, so können sie nur dahin gerichtet sein, daß sich die Auseinandersetzung<lb/>
zwischen den beiden Ländern nicht nur in Frieden, sondern so vollzieht, daß künftige<lb/>
freundschaftliche und enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen ihnen möglich bleiben.<lb/>
Schweden kann nicht daran denken, Norwegen militärisch zu unterwerfen. Um so<lb/>
wünschenswerter ist die friedliche und baldige Verständigung, diese auch im Inter¬<lb/>
esse des monarchischen Prinzips. Wenn sich Kaiser Wilhelm, wie ja sehr wahr¬<lb/>
scheinlich ist, dem Kronprinzen Gustav wie dem König Oskar gegenüber über den<lb/>
schwedisch-norwegischen Konflikt geäußert hat, so hat er es sicherlich nur in diesem<lb/>
Sinne und vom Standpunkt des wohlverstcmdnen deutschen Interesses aus getan,<lb/>
&#x201E;folgerichtig und im richtigen innern Zusammenhange" der deutschen Politik, als</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0228] Maßgebliches und Unmaßgebliches Kronprinzen einige Tilge in Berlin gewesen, und der Kaiser hat Zeit und Gelegen¬ heit gefunden, mit ihm die schwedisch-norwegischen Verhältnisse, die gerade in jenen Togen zur Krisis reiften, eingehend durchzusprechen. Von Berlin aus begab sich Kronprinz Gustav dann bekanntlich als Hochzeitsgast nach London, Wo er sicherlich auch mit dem König Eduard diese Dinge eingehend besprochen haben wird. Man darf bei dem sehr freundschaftlichen und ja auch nahe verwandtschaftlichen Ver¬ hältnis des Kronprinzen Gustav zum Berliner Hofe überdies wohl mit Recht an¬ nehmen, daß er mit dem König Eduard auch noch einiges mehr zu erörtern hatte. Jedenfalls knüpft die Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Oskar an die Berliner Anwesenheit des Kronprinzen Gustav an, wobei dahingestellt bleiben kann, ob die Anregung von deutscher oder von schwedischer Seite erfolgt ist. Die¬ selben Blätter, die heute die Begegnung auffällig finden, würden das Unterbleiben einer solchen, als Kaiser Wilhelm in die Nähe der schwedischen Küste kam oder gar seinen Fuß auf diese setzte, mit viel größerm Recht auffällig finden. Was die Großadmiralswürde anlangt, so ist König Oskar von allen fremden Fürstlichkeiten, die zur deutschen Marine in Beziehungen stehn, nicht nur bei weitem der älteste, sondern er steht auch am längsten in diesen Beziehungen. Er wurde im Jahre 1889 vom jetzigen Kaiser zum deutschen Admiral ernannt, während der jetzt zum Gro߬ admiral beförderte Admiral von Koester den Admiralsrang seit 1897 bekleidet. Nach dem Avancement des Admirals von Koester zum Großadmiral war es also nur selbstverständlich und „folgerichtig," daß König Oskar diese Würde ebenfalls empfing, und es war ebenso auch nur selbstverständlich, daß Kaiser Wilhelm ihm diese neue Würde persönlich überbrachte. Dazu kommt, daß König Oskar Seemann aus vollster innerster Neigung und Liebe zu dem Beruf ist, wie nur je ein Kadett, der sich aus demselben Drange diese Laufbahn erwählt hat. Somit ehrten der Kaiser und die deutsche Flotte durch die Großadmiralswürde nicht nur den langjährigen Freund zweier deutscher Kaiser und den seit sechzehn Jahren im deutschen Admtralsrange stehenden Souverän, sondern auch den passionierten Seemann, der er ungeachtet seiner hohen Jahre geblieben ist, wie er sich einst in jungen Jahren dem Seemannsberuf mit ganzer Hingebung zugewandt, ihn auch in seinen Seemannsliedern verherrlicht hat. Er trägt also die deutsche Großadmirals¬ würde in Ehren, und sie hat ihm viel Freude gemacht, ebenso wie es dem Kaiser zur hohen Freude gereicht hat, eiuen Souverän damit zu schmücken, der sich seit seiner Thronbesteigung als treuer Freund Deutschlands erwiesen und zumal während der Regierung des jetzigen Kaisers nicht einen Augenblick in diesen Freundschafts¬ beziehungen geschwankt hat. König Oskar war bekanntlich auch der letzte Gast Kaiser Friedrichs, den er noch wenige Tage vor dessen Hinscheiden besuchte. Und da vermißt die Rheinisch-Westfälische Zeitung — und andre Blätter beten es ihr nach — einem so langjährigen treuen Freunde des Kaisers gegenüber „den innern Zusammenhang und die Folgerichtigkeit der deutschen Politik," wenn Kaiser Wilhelm mit dem König in dessen Küstengewässern eine Begegnung hat und ihm dabei eine militärische Aus¬ zeichnung überbringt, auf die König Oskar nach der Beförderung des Admirals von Koester allen Anspruch hatte. 1,-z, ol'itiyus ost aisös, pflegte Bismarck zu sagen. Was nun die besondern Interessen Deutschlands zu Schweden und Norwegen anlangt, so können sie nur dahin gerichtet sein, daß sich die Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern nicht nur in Frieden, sondern so vollzieht, daß künftige freundschaftliche und enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen ihnen möglich bleiben. Schweden kann nicht daran denken, Norwegen militärisch zu unterwerfen. Um so wünschenswerter ist die friedliche und baldige Verständigung, diese auch im Inter¬ esse des monarchischen Prinzips. Wenn sich Kaiser Wilhelm, wie ja sehr wahr¬ scheinlich ist, dem Kronprinzen Gustav wie dem König Oskar gegenüber über den schwedisch-norwegischen Konflikt geäußert hat, so hat er es sicherlich nur in diesem Sinne und vom Standpunkt des wohlverstcmdnen deutschen Interesses aus getan, „folgerichtig und im richtigen innern Zusammenhange" der deutschen Politik, als

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/228
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/228>, abgerufen am 27.09.2024.