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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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in ihren breiten faltigen Sonntagskleidern und großen Hauben. Die beiden Särge
standen, von außen durch die offne Tür sichtbar, auf Stühlen in der Stube. Brennende
Lichter und ein Kruzifix waren aufgestellt, und weißer Sand war auf die Diele und
auf den Platz vor dem Hause gestreut. Rechts und links von der offnen Tür standen
zwei Knaben, die die weiß und bunt bemalten Kreuze trugen, die auf die Gräber
gepflanzt werden sollten, und in weitem Bogen bis zum Hause der Künstlerkolonie
standen die Leidtragenden, ein ansehnlicher Teil der Gemeinde. Denn die Alten
hatten eine große Verwandtschaft gehabt, und es gab nach dem Begräbnis einen
großen Leichenschmaus. In der Tür von Mopswende standen unsre drei Maler.
Pogge rieb sich die Nase und sagte: Na überhaupt. Es war ihm nicht wohl
zumute, Schwechting erfreute sich an der malerischen Wirkung der Trauerversammlung
und murmelte: Wenn man nun etwas gelernt hätte! und Staffelsteiger träumte in
Blau, Grün und Braun und staunte jeden roten Punkt des Bildes an wie eine
Offenbarung. Man stimmte schon das dritte Sterbelied an, und die Trauergemeinde
sang es mit Trillern und Verzierungen in großer Andacht. Und nun kam auch der
Herr Kantor mit der Schuljugend hinter einem vorangetragnen Kreuze die Dorfstraße
her angesungen, was schwierige kontrapunktische Verhältnisse zur Folge hatte.

Aber der Herr Pastor war noch nicht da. Jurgis war mit einem Boote bei
guter Zeit ausgefahren, ihn zu holen, aber inzwischen hatte sich der Wind gelegt,
und es war schwer, mit Ruder und Stange allein vorwärts zu kommen. Statt seiner
erschien zum Befremden der Versammlung der Herr Amtshauptmann mit einer roten
Aktenmappe unterm Arm -- rot ist die Kriminalfarbe --, gefolgt von seiner be¬
waffneten Macht.

Er durchbrach den Kreis der Singenden und fragte herrisch: Wo ist Kondrot?

Kondrot saß in seiner Stube am Tische, hielt die Hände gefaltet, hatte die
aufgeschlagne Bibel vor sich und las den neunzigsten Psalm. Leidtragender konnte
er ja nicht sein, so wollte er es wenigstens nicht an Andacht und Erbauung fehlen
lasten.

Groppoff trat ein, setzte sich Kondrot gegenüber und betrachtete ihn mit funkelnden
Augen, wie ein Raubtier seine Beute betrachtet, ehe es zuspringt. Kondrot erschrak,
wenn er auch nicht wußte, weswegen er sich zu fürchten haben sollte.

Sie begraben heute Ihre Schwiegereltern, begann Groppoff.

Ja.

Alle beide! Es ist merkwürdig, daß sie beide an einem Tage gestorben sind.

Unsre Zeit steht in Gottes Händen, sagte Kondrot andächtig.

Heucheln Sie nicht, Kondrot, erwiderte Groppoff heftig. Fromme Redensarten
aus Ihrem Munde machen auf mich gar keinen Eindruck. -- Sie hatten ja wohl
heute die Zahlung des Gebirges zu leisten?

Ja.

Und jetzt, wo die Alten tot sind, sind Sie ja wohl von der Verpflichtung frei?

Wie meinen Sie das? fragte Kondrot mit bebender Stimme. Der schreckliche
Verdacht, daß man ihn für einen Mörder halten könnte, stieg in ihm auf.

Mir liegt mehr daran, zu wissen, antwortete Groppoff kalt, wie Sie das
meinen. -- Was haben die Alten am Abend vor ihrem Tode gegessen?

Ich weiß es nicht, sagte Kondrot.

Sie wissen das nicht? entgegnete Groppoff mit unverhohlnem Hohn. Flinsen! --
Fünfen! Wissen Sie, was das bedeutet? Wissen Sie, daß man alten Leuten Arsenik
auf die Flinsen streut, um sie ins Jenseits zu befördern?

Wenn sie Arsenik erhalten haben, sagte Kondrot, sich zur Ruhe zwingend, so
wird man es ja finden.

Seien Sie gewiß, erwiderte Groppoff, man wird es.

Groppoff rief seine bewaffnete Macht und übergab ihr Kondrot zur Bewachung.
Dann fragte er nach dem Sterbezimmer und begab sich dahin.

Warum ist hier alles aufgeräumt? fragte er die Arte Veit.


Grenzboten III 1905 23
Herrenmenscheil

in ihren breiten faltigen Sonntagskleidern und großen Hauben. Die beiden Särge
standen, von außen durch die offne Tür sichtbar, auf Stühlen in der Stube. Brennende
Lichter und ein Kruzifix waren aufgestellt, und weißer Sand war auf die Diele und
auf den Platz vor dem Hause gestreut. Rechts und links von der offnen Tür standen
zwei Knaben, die die weiß und bunt bemalten Kreuze trugen, die auf die Gräber
gepflanzt werden sollten, und in weitem Bogen bis zum Hause der Künstlerkolonie
standen die Leidtragenden, ein ansehnlicher Teil der Gemeinde. Denn die Alten
hatten eine große Verwandtschaft gehabt, und es gab nach dem Begräbnis einen
großen Leichenschmaus. In der Tür von Mopswende standen unsre drei Maler.
Pogge rieb sich die Nase und sagte: Na überhaupt. Es war ihm nicht wohl
zumute, Schwechting erfreute sich an der malerischen Wirkung der Trauerversammlung
und murmelte: Wenn man nun etwas gelernt hätte! und Staffelsteiger träumte in
Blau, Grün und Braun und staunte jeden roten Punkt des Bildes an wie eine
Offenbarung. Man stimmte schon das dritte Sterbelied an, und die Trauergemeinde
sang es mit Trillern und Verzierungen in großer Andacht. Und nun kam auch der
Herr Kantor mit der Schuljugend hinter einem vorangetragnen Kreuze die Dorfstraße
her angesungen, was schwierige kontrapunktische Verhältnisse zur Folge hatte.

Aber der Herr Pastor war noch nicht da. Jurgis war mit einem Boote bei
guter Zeit ausgefahren, ihn zu holen, aber inzwischen hatte sich der Wind gelegt,
und es war schwer, mit Ruder und Stange allein vorwärts zu kommen. Statt seiner
erschien zum Befremden der Versammlung der Herr Amtshauptmann mit einer roten
Aktenmappe unterm Arm — rot ist die Kriminalfarbe —, gefolgt von seiner be¬
waffneten Macht.

Er durchbrach den Kreis der Singenden und fragte herrisch: Wo ist Kondrot?

Kondrot saß in seiner Stube am Tische, hielt die Hände gefaltet, hatte die
aufgeschlagne Bibel vor sich und las den neunzigsten Psalm. Leidtragender konnte
er ja nicht sein, so wollte er es wenigstens nicht an Andacht und Erbauung fehlen
lasten.

Groppoff trat ein, setzte sich Kondrot gegenüber und betrachtete ihn mit funkelnden
Augen, wie ein Raubtier seine Beute betrachtet, ehe es zuspringt. Kondrot erschrak,
wenn er auch nicht wußte, weswegen er sich zu fürchten haben sollte.

Sie begraben heute Ihre Schwiegereltern, begann Groppoff.

Ja.

Alle beide! Es ist merkwürdig, daß sie beide an einem Tage gestorben sind.

Unsre Zeit steht in Gottes Händen, sagte Kondrot andächtig.

Heucheln Sie nicht, Kondrot, erwiderte Groppoff heftig. Fromme Redensarten
aus Ihrem Munde machen auf mich gar keinen Eindruck. — Sie hatten ja wohl
heute die Zahlung des Gebirges zu leisten?

Ja.

Und jetzt, wo die Alten tot sind, sind Sie ja wohl von der Verpflichtung frei?

Wie meinen Sie das? fragte Kondrot mit bebender Stimme. Der schreckliche
Verdacht, daß man ihn für einen Mörder halten könnte, stieg in ihm auf.

Mir liegt mehr daran, zu wissen, antwortete Groppoff kalt, wie Sie das
meinen. — Was haben die Alten am Abend vor ihrem Tode gegessen?

Ich weiß es nicht, sagte Kondrot.

Sie wissen das nicht? entgegnete Groppoff mit unverhohlnem Hohn. Flinsen! —
Fünfen! Wissen Sie, was das bedeutet? Wissen Sie, daß man alten Leuten Arsenik
auf die Flinsen streut, um sie ins Jenseits zu befördern?

Wenn sie Arsenik erhalten haben, sagte Kondrot, sich zur Ruhe zwingend, so
wird man es ja finden.

Seien Sie gewiß, erwiderte Groppoff, man wird es.

Groppoff rief seine bewaffnete Macht und übergab ihr Kondrot zur Bewachung.
Dann fragte er nach dem Sterbezimmer und begab sich dahin.

Warum ist hier alles aufgeräumt? fragte er die Arte Veit.


Grenzboten III 1905 23
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[0225] Herrenmenscheil in ihren breiten faltigen Sonntagskleidern und großen Hauben. Die beiden Särge standen, von außen durch die offne Tür sichtbar, auf Stühlen in der Stube. Brennende Lichter und ein Kruzifix waren aufgestellt, und weißer Sand war auf die Diele und auf den Platz vor dem Hause gestreut. Rechts und links von der offnen Tür standen zwei Knaben, die die weiß und bunt bemalten Kreuze trugen, die auf die Gräber gepflanzt werden sollten, und in weitem Bogen bis zum Hause der Künstlerkolonie standen die Leidtragenden, ein ansehnlicher Teil der Gemeinde. Denn die Alten hatten eine große Verwandtschaft gehabt, und es gab nach dem Begräbnis einen großen Leichenschmaus. In der Tür von Mopswende standen unsre drei Maler. Pogge rieb sich die Nase und sagte: Na überhaupt. Es war ihm nicht wohl zumute, Schwechting erfreute sich an der malerischen Wirkung der Trauerversammlung und murmelte: Wenn man nun etwas gelernt hätte! und Staffelsteiger träumte in Blau, Grün und Braun und staunte jeden roten Punkt des Bildes an wie eine Offenbarung. Man stimmte schon das dritte Sterbelied an, und die Trauergemeinde sang es mit Trillern und Verzierungen in großer Andacht. Und nun kam auch der Herr Kantor mit der Schuljugend hinter einem vorangetragnen Kreuze die Dorfstraße her angesungen, was schwierige kontrapunktische Verhältnisse zur Folge hatte. Aber der Herr Pastor war noch nicht da. Jurgis war mit einem Boote bei guter Zeit ausgefahren, ihn zu holen, aber inzwischen hatte sich der Wind gelegt, und es war schwer, mit Ruder und Stange allein vorwärts zu kommen. Statt seiner erschien zum Befremden der Versammlung der Herr Amtshauptmann mit einer roten Aktenmappe unterm Arm — rot ist die Kriminalfarbe —, gefolgt von seiner be¬ waffneten Macht. Er durchbrach den Kreis der Singenden und fragte herrisch: Wo ist Kondrot? Kondrot saß in seiner Stube am Tische, hielt die Hände gefaltet, hatte die aufgeschlagne Bibel vor sich und las den neunzigsten Psalm. Leidtragender konnte er ja nicht sein, so wollte er es wenigstens nicht an Andacht und Erbauung fehlen lasten. Groppoff trat ein, setzte sich Kondrot gegenüber und betrachtete ihn mit funkelnden Augen, wie ein Raubtier seine Beute betrachtet, ehe es zuspringt. Kondrot erschrak, wenn er auch nicht wußte, weswegen er sich zu fürchten haben sollte. Sie begraben heute Ihre Schwiegereltern, begann Groppoff. Ja. Alle beide! Es ist merkwürdig, daß sie beide an einem Tage gestorben sind. Unsre Zeit steht in Gottes Händen, sagte Kondrot andächtig. Heucheln Sie nicht, Kondrot, erwiderte Groppoff heftig. Fromme Redensarten aus Ihrem Munde machen auf mich gar keinen Eindruck. — Sie hatten ja wohl heute die Zahlung des Gebirges zu leisten? Ja. Und jetzt, wo die Alten tot sind, sind Sie ja wohl von der Verpflichtung frei? Wie meinen Sie das? fragte Kondrot mit bebender Stimme. Der schreckliche Verdacht, daß man ihn für einen Mörder halten könnte, stieg in ihm auf. Mir liegt mehr daran, zu wissen, antwortete Groppoff kalt, wie Sie das meinen. — Was haben die Alten am Abend vor ihrem Tode gegessen? Ich weiß es nicht, sagte Kondrot. Sie wissen das nicht? entgegnete Groppoff mit unverhohlnem Hohn. Flinsen! — Fünfen! Wissen Sie, was das bedeutet? Wissen Sie, daß man alten Leuten Arsenik auf die Flinsen streut, um sie ins Jenseits zu befördern? Wenn sie Arsenik erhalten haben, sagte Kondrot, sich zur Ruhe zwingend, so wird man es ja finden. Seien Sie gewiß, erwiderte Groppoff, man wird es. Groppoff rief seine bewaffnete Macht und übergab ihr Kondrot zur Bewachung. Dann fragte er nach dem Sterbezimmer und begab sich dahin. Warum ist hier alles aufgeräumt? fragte er die Arte Veit. Grenzboten III 1905 23

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/225>, abgerufen am 27.09.2024.