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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

empfangen können! Es bedcirf keines weitern Nachweises, daß es sich bei dieser
kleinen Zahl nur um Fälle wirklicher dringender Not handeln kann, immerhin aber
wird damit den Söhnen unbemittelter Familien eine Erleichterung für den Eintritt
in die Offizierslaufbahn geschaffen. Besser wäre es freilich, man könnte den Fonds
verdoppeln, oder der Reichstag machte ihn unnötig.

Die seit dem Herbst in engern, auch höchsten militärischen Kreisen bekannte
Absicht ist nun, schon ehe sie durch bedauerliche Indiskretion an die Öffentlichkeit
gelangte, sehr verschieden beurteilt worden. Mehrere kommandierende und andre
Generale, auch inaktive, haben die Sache durchaus gebilligt und sich bereit erklärt,
mit Namensunterschrift in ein zu bildendes Komitee einzutreten. An andern Stellen
hat man -- hoffentlich zu Unrecht -- befürchtet, daß später die Gehaltsaufbesserung,
beim Reichstage darunter leiden könnte; eine andre Kategorie, besonders die ver¬
abschiedeten Offiziere, befürchten dasselbe für das Pensivnsgesch. Dazu kam die
Anschauung, das Offizierkorps dürfe nicht auf Wohltaten, nicht auf die Ergebnisse
einer Sammlung, sondern müsse auf gesetzlich auskömmliche Einkünfte angewiesen
sein; eine starke Unterströmung wandte sich dann noch besonders dagegen, daß das
Geld unter Mitwirkung der Börse und der Juden aufgebracht werden solle. Das
ist nur insofern richtig, als doch, sobald man zur Bildung eines Komitees schritt,
Vertreter der Finanz, des Handels und der Industrie uicht grundsätzlich ausgeschlossen
werden konnten. Die Auswahl der für diesen Zweck zu Vorbesprechungen einge-
ladnen Personen mag nun vielleicht nicht glücklich gewesen sein, am wenigsten
freilich konnten Einwendungen, die vom semitischen Standpunkt ausgingen, erwartet
werden. Auf der einen Seite der Antisemitismus, der aus Klassengegensatz von
einem unter Mitwirkung israelitischer Geber zustande gebrachten Fonds nichts an¬
nehmen will, auf der andern Seite der Semitismus, der -- ebenfalls aus
Klassengegensatz -- die Beteiligung ablehnt! Welche soziale Zerklüftung!

Die Behauptung, die hier und da auftaucht, daß durch solche Zulagen Un¬
gleichheiten im Offizierkorps hervorgerufen würden, ist absolut hinfällig. Gar
manche von den ältern Regimentern, die durch Zuwendungen ihrer Chefs oder
durch Vermächtnisse früherer Kameraden in den Besitz von Fonds gelangt sind,
die zum Teil nicht unbedeutend sind, geben aus diesen Mitteln Zulagen; so empfing
z. B. ein zur Zentralturnanstalt kommcmdierter Offizier von seinem Regiment
monatlich neunzig Mark Zulage. Auch aus Familienstiftungen werden solche gewährt.
Es ist nie bekannt geworden, daß daraus Ungleichheiten im Offizierkorps entstanden
wären, oder den Zulageempfängern damit ein Makel angeheftet worden sei. Wird
denn bei den Studenten ein Unterschied gemacht, ob sie aus der Tasche ihres
Vaters, oder ob sie aus einem Stipendienfonds leben, der vielleicht gar von einem
israelitischen Stifter herstammt? Dasselbe gilt von wissenschaftlichen Forschern,,
namentlich Forschungsreisenden, die sich bisher wohl noch niemals den Kopf darüber
zerbrochen haben, von welchen Gebern die Fonds etwa stammen, ans denen ihre
Reisen bestritten werden. In der österreichischen Armee hatte der verstorbne Erz¬
herzog Albrecht bei Lebzeiten die Rolle eines Wohltäters des Offizierkorps; er
sorgte durch ein großes Vermächtnis dafür, daß seine edelmütige Tätigkeit nach
seinem Tode fortgesetzt werden konnte.

Eine nationalliberale Parteikorrespondenz hat nun mit großer Emphase den
Reichskanzler vor ihre Schranken gefordert und von ihm Rechenschaft, sofort und
noch vor Zusammentritt des Reichstags, verlangt, wie er sich zu "dieser unglaub¬
lichen Sache" stelle. Wir glauben nicht, daß der Rein,^ Kanzler die Notwendigkeit
anerkennen wird, jeder publizistischen Anrempelei .-,,ne weiteres Folge zu leisten,,
aber sicherlich denkt Fürst Bülow genau wie s "irst Bismarck, daß der Reichskanzler
gar nicht genug Geld für die Armee lctommen kann. Von diesem Standpunkt
aus würde darum auch Fürst BM,o schwerlich zur Ablehnung raten, wenn von
privater Seite dem Kaiser eine Stiftung für Armeezwecke zur Verfügung ge¬
stellt würde. Die Hair,'urger Nachrichten -- oder Harders Zukunft -- haben die
Meinung ausgesprochen, Bismarck würde seinem Freunde, dem Fürsten Donners-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

empfangen können! Es bedcirf keines weitern Nachweises, daß es sich bei dieser
kleinen Zahl nur um Fälle wirklicher dringender Not handeln kann, immerhin aber
wird damit den Söhnen unbemittelter Familien eine Erleichterung für den Eintritt
in die Offizierslaufbahn geschaffen. Besser wäre es freilich, man könnte den Fonds
verdoppeln, oder der Reichstag machte ihn unnötig.

Die seit dem Herbst in engern, auch höchsten militärischen Kreisen bekannte
Absicht ist nun, schon ehe sie durch bedauerliche Indiskretion an die Öffentlichkeit
gelangte, sehr verschieden beurteilt worden. Mehrere kommandierende und andre
Generale, auch inaktive, haben die Sache durchaus gebilligt und sich bereit erklärt,
mit Namensunterschrift in ein zu bildendes Komitee einzutreten. An andern Stellen
hat man — hoffentlich zu Unrecht — befürchtet, daß später die Gehaltsaufbesserung,
beim Reichstage darunter leiden könnte; eine andre Kategorie, besonders die ver¬
abschiedeten Offiziere, befürchten dasselbe für das Pensivnsgesch. Dazu kam die
Anschauung, das Offizierkorps dürfe nicht auf Wohltaten, nicht auf die Ergebnisse
einer Sammlung, sondern müsse auf gesetzlich auskömmliche Einkünfte angewiesen
sein; eine starke Unterströmung wandte sich dann noch besonders dagegen, daß das
Geld unter Mitwirkung der Börse und der Juden aufgebracht werden solle. Das
ist nur insofern richtig, als doch, sobald man zur Bildung eines Komitees schritt,
Vertreter der Finanz, des Handels und der Industrie uicht grundsätzlich ausgeschlossen
werden konnten. Die Auswahl der für diesen Zweck zu Vorbesprechungen einge-
ladnen Personen mag nun vielleicht nicht glücklich gewesen sein, am wenigsten
freilich konnten Einwendungen, die vom semitischen Standpunkt ausgingen, erwartet
werden. Auf der einen Seite der Antisemitismus, der aus Klassengegensatz von
einem unter Mitwirkung israelitischer Geber zustande gebrachten Fonds nichts an¬
nehmen will, auf der andern Seite der Semitismus, der — ebenfalls aus
Klassengegensatz — die Beteiligung ablehnt! Welche soziale Zerklüftung!

Die Behauptung, die hier und da auftaucht, daß durch solche Zulagen Un¬
gleichheiten im Offizierkorps hervorgerufen würden, ist absolut hinfällig. Gar
manche von den ältern Regimentern, die durch Zuwendungen ihrer Chefs oder
durch Vermächtnisse früherer Kameraden in den Besitz von Fonds gelangt sind,
die zum Teil nicht unbedeutend sind, geben aus diesen Mitteln Zulagen; so empfing
z. B. ein zur Zentralturnanstalt kommcmdierter Offizier von seinem Regiment
monatlich neunzig Mark Zulage. Auch aus Familienstiftungen werden solche gewährt.
Es ist nie bekannt geworden, daß daraus Ungleichheiten im Offizierkorps entstanden
wären, oder den Zulageempfängern damit ein Makel angeheftet worden sei. Wird
denn bei den Studenten ein Unterschied gemacht, ob sie aus der Tasche ihres
Vaters, oder ob sie aus einem Stipendienfonds leben, der vielleicht gar von einem
israelitischen Stifter herstammt? Dasselbe gilt von wissenschaftlichen Forschern,,
namentlich Forschungsreisenden, die sich bisher wohl noch niemals den Kopf darüber
zerbrochen haben, von welchen Gebern die Fonds etwa stammen, ans denen ihre
Reisen bestritten werden. In der österreichischen Armee hatte der verstorbne Erz¬
herzog Albrecht bei Lebzeiten die Rolle eines Wohltäters des Offizierkorps; er
sorgte durch ein großes Vermächtnis dafür, daß seine edelmütige Tätigkeit nach
seinem Tode fortgesetzt werden konnte.

Eine nationalliberale Parteikorrespondenz hat nun mit großer Emphase den
Reichskanzler vor ihre Schranken gefordert und von ihm Rechenschaft, sofort und
noch vor Zusammentritt des Reichstags, verlangt, wie er sich zu „dieser unglaub¬
lichen Sache" stelle. Wir glauben nicht, daß der Rein,^ Kanzler die Notwendigkeit
anerkennen wird, jeder publizistischen Anrempelei .-,,ne weiteres Folge zu leisten,,
aber sicherlich denkt Fürst Bülow genau wie s "irst Bismarck, daß der Reichskanzler
gar nicht genug Geld für die Armee lctommen kann. Von diesem Standpunkt
aus würde darum auch Fürst BM,o schwerlich zur Ablehnung raten, wenn von
privater Seite dem Kaiser eine Stiftung für Armeezwecke zur Verfügung ge¬
stellt würde. Die Hair,'urger Nachrichten — oder Harders Zukunft — haben die
Meinung ausgesprochen, Bismarck würde seinem Freunde, dem Fürsten Donners-


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[0118] Maßgebliches und Unmaßgebliches empfangen können! Es bedcirf keines weitern Nachweises, daß es sich bei dieser kleinen Zahl nur um Fälle wirklicher dringender Not handeln kann, immerhin aber wird damit den Söhnen unbemittelter Familien eine Erleichterung für den Eintritt in die Offizierslaufbahn geschaffen. Besser wäre es freilich, man könnte den Fonds verdoppeln, oder der Reichstag machte ihn unnötig. Die seit dem Herbst in engern, auch höchsten militärischen Kreisen bekannte Absicht ist nun, schon ehe sie durch bedauerliche Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangte, sehr verschieden beurteilt worden. Mehrere kommandierende und andre Generale, auch inaktive, haben die Sache durchaus gebilligt und sich bereit erklärt, mit Namensunterschrift in ein zu bildendes Komitee einzutreten. An andern Stellen hat man — hoffentlich zu Unrecht — befürchtet, daß später die Gehaltsaufbesserung, beim Reichstage darunter leiden könnte; eine andre Kategorie, besonders die ver¬ abschiedeten Offiziere, befürchten dasselbe für das Pensivnsgesch. Dazu kam die Anschauung, das Offizierkorps dürfe nicht auf Wohltaten, nicht auf die Ergebnisse einer Sammlung, sondern müsse auf gesetzlich auskömmliche Einkünfte angewiesen sein; eine starke Unterströmung wandte sich dann noch besonders dagegen, daß das Geld unter Mitwirkung der Börse und der Juden aufgebracht werden solle. Das ist nur insofern richtig, als doch, sobald man zur Bildung eines Komitees schritt, Vertreter der Finanz, des Handels und der Industrie uicht grundsätzlich ausgeschlossen werden konnten. Die Auswahl der für diesen Zweck zu Vorbesprechungen einge- ladnen Personen mag nun vielleicht nicht glücklich gewesen sein, am wenigsten freilich konnten Einwendungen, die vom semitischen Standpunkt ausgingen, erwartet werden. Auf der einen Seite der Antisemitismus, der aus Klassengegensatz von einem unter Mitwirkung israelitischer Geber zustande gebrachten Fonds nichts an¬ nehmen will, auf der andern Seite der Semitismus, der — ebenfalls aus Klassengegensatz — die Beteiligung ablehnt! Welche soziale Zerklüftung! Die Behauptung, die hier und da auftaucht, daß durch solche Zulagen Un¬ gleichheiten im Offizierkorps hervorgerufen würden, ist absolut hinfällig. Gar manche von den ältern Regimentern, die durch Zuwendungen ihrer Chefs oder durch Vermächtnisse früherer Kameraden in den Besitz von Fonds gelangt sind, die zum Teil nicht unbedeutend sind, geben aus diesen Mitteln Zulagen; so empfing z. B. ein zur Zentralturnanstalt kommcmdierter Offizier von seinem Regiment monatlich neunzig Mark Zulage. Auch aus Familienstiftungen werden solche gewährt. Es ist nie bekannt geworden, daß daraus Ungleichheiten im Offizierkorps entstanden wären, oder den Zulageempfängern damit ein Makel angeheftet worden sei. Wird denn bei den Studenten ein Unterschied gemacht, ob sie aus der Tasche ihres Vaters, oder ob sie aus einem Stipendienfonds leben, der vielleicht gar von einem israelitischen Stifter herstammt? Dasselbe gilt von wissenschaftlichen Forschern,, namentlich Forschungsreisenden, die sich bisher wohl noch niemals den Kopf darüber zerbrochen haben, von welchen Gebern die Fonds etwa stammen, ans denen ihre Reisen bestritten werden. In der österreichischen Armee hatte der verstorbne Erz¬ herzog Albrecht bei Lebzeiten die Rolle eines Wohltäters des Offizierkorps; er sorgte durch ein großes Vermächtnis dafür, daß seine edelmütige Tätigkeit nach seinem Tode fortgesetzt werden konnte. Eine nationalliberale Parteikorrespondenz hat nun mit großer Emphase den Reichskanzler vor ihre Schranken gefordert und von ihm Rechenschaft, sofort und noch vor Zusammentritt des Reichstags, verlangt, wie er sich zu „dieser unglaub¬ lichen Sache" stelle. Wir glauben nicht, daß der Rein,^ Kanzler die Notwendigkeit anerkennen wird, jeder publizistischen Anrempelei .-,,ne weiteres Folge zu leisten,, aber sicherlich denkt Fürst Bülow genau wie s "irst Bismarck, daß der Reichskanzler gar nicht genug Geld für die Armee lctommen kann. Von diesem Standpunkt aus würde darum auch Fürst BM,o schwerlich zur Ablehnung raten, wenn von privater Seite dem Kaiser eine Stiftung für Armeezwecke zur Verfügung ge¬ stellt würde. Die Hair,'urger Nachrichten — oder Harders Zukunft — haben die Meinung ausgesprochen, Bismarck würde seinem Freunde, dem Fürsten Donners-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/118>, abgerufen am 27.09.2024.