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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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dem sein "Schwäbeln" wohl denn und wann von sächsischen Freunden vorgeworfen
worden war, sich zu dem Epigramm auf die Elbe veranlaßt fühlte!


All ihr andern, ihr sprecht nur ein Kauderwelsch -- unter den Flüssen
Deutschlands rede nur ich, und auch in Meißen nur, deutsch.

Hellem Glanz noch als die Bremer Bciträger verbreitet über Se. Afra der
Name Lessing. Fünf wichtige Jahre seines Lebens (1741 bis 1746) hat der
Kamenzer Pastorsohn "die Schnlaune um die Schultern, eine Perücke auf dem
Kopfe" auf der stillen Höhe von Se. Afra gehaust. Das solide Rüstzeug einer
gründlichen lateinischen und griechischen, aber auch mathematischen Bildung, das
ihn später befähigte, an der Hand Homers die Grenzlinien zwischen der bildenden
Kunst und der Poesie mit sicherm Gefühl zu ziehn und an der Hand des Aristo¬
teles das ganze französische Gefasel über das Wesen der Tragödie auszustreichen
und dafür eine wirkliche, deutsche Schaubühne in Theorie und Praxis aufzurichten,
hat er sich größtenteils schon in Se. Afra angeeignet. Und trotz der klösterlichen
Abgeschiedenheit, in der er lebte, blieb ihm die wirkliche Welt nicht fremd: er tritt
auch zur Stadt Meißen in Beziehung, er studiert die Menschen seiner Umgebung
-- "der junge Gelehrte" ist schon auf der Fürstenschule entworfen --, und in
seinen lindeuumsäumten "Zwinger" klangen die Kanonen von Kesselsdorf (15. De¬
zember 1745) herüber. Er schreibt danach an seinen Vater: "Sie bedauern mit
Recht das arme Meißen, welches jetzo mehr einer Todtengrube als der vorigen
Stadt ähnlich siehet. Alles ist voller Gestank und Unflat, und wer nicht herein¬
kommen muß, bleibt gern so weit von ihr entfernt, als er nur kann. Es liegen
in denen meisten Häusern immer noch 30 bis 40 Verwundete. Es sieht aber
wohl in der ganzen Stadt, in Betrachtung seiner vorigen Umstände, kein Ort er¬
bärmlicher aus als unsre Schule. Sonst lebte alles in ihr, jetzo scheint sie wie
ausgestorben. Sonst war es was Rares, wenn man nur einen gesunden Soldaten
in ihr sahe; jetzo sieht man einen Haufen Verwundete hier, von welchen wir nicht
wenig Ungemach empfinden müssen. Das Cönakul ist zu einer Fleischbank gemacht
worden, und wir sind gezwungen, in dem kleinen Auditorio zu speisen."

Wenig Mouate später (30. Juni 1746) valedizierte Lessing as wAtliöllmtiea,
bkrdiu'orna und zog aus der Enge des afranischen Schullebens hoffnungsfreudig
in die sommerliche Welt hinaus zu einer fast ununterbrochnem Reihe dichterischer
und wissenschaftlicher Triumphe, aber auch der härtesten äußern und innern Kämpfe --
und noch 1754 schrieb er in wehmütigen Rückblick auf seine Meißner Schülerzeit:
"Wie gerne wünschte ich mir diese Jahre zurück, die einzigen, in welchen ich glück¬
lich gelebt habe."

Dauerndere und tiefer gehende Schädigungen als die Zeit der Kesselsdorfer
Schlacht brachte für Meißen der siebenjährige Krieg, der die Manufaktur fast
zum Stillstand brachte und die Bürger durch fortwährende Einquartierungen und
Fvuragierungen in die bitterste Not versetzte. Besonders in den letzten Kriegsjahren
war Friedrich der Große den Meißner" eine vertraute Gestalt; wochenlang hatte
er sein Hauptquartier in dem damals Hachenbergischen Hause am Domplatze
-- zwischen Domkeller und Burgkeller --, und jeden Tag fast erschien er zur
Parade seiner Truppen- auf dem Markte. Aber nicht nur die große Politik und
das Militärische beschäftigte ihn in Meißen, auch in den industriellen Betrieben
der Stadt spähte sein Auge umher, mit der Absicht, diese oder jene Einrichtung noch
Preußen zu Überträge". Schließlich ist in Meißen durch die zwischen ihm und dem
sächsischen Geheimrat von Fritsch gepflognen Verhandlungen vom 29. und vom
30. November 1762 auch der Grundstein zum Hubertusburger Frieden gelegt
worden.

Zwanzig Jahre später war Meißen unter der Fürsorge seines Kurfürsten,
Friedrich Augusts des Gerechten, wieder eine wohlhabende behagliche Landstadt ge¬
worden. Aus dieser Zeit haben wir wertvolle Zeugnisse über die Stadt und ihre


Meißen

dem sein „Schwäbeln" wohl denn und wann von sächsischen Freunden vorgeworfen
worden war, sich zu dem Epigramm auf die Elbe veranlaßt fühlte!


All ihr andern, ihr sprecht nur ein Kauderwelsch — unter den Flüssen
Deutschlands rede nur ich, und auch in Meißen nur, deutsch.

Hellem Glanz noch als die Bremer Bciträger verbreitet über Se. Afra der
Name Lessing. Fünf wichtige Jahre seines Lebens (1741 bis 1746) hat der
Kamenzer Pastorsohn „die Schnlaune um die Schultern, eine Perücke auf dem
Kopfe" auf der stillen Höhe von Se. Afra gehaust. Das solide Rüstzeug einer
gründlichen lateinischen und griechischen, aber auch mathematischen Bildung, das
ihn später befähigte, an der Hand Homers die Grenzlinien zwischen der bildenden
Kunst und der Poesie mit sicherm Gefühl zu ziehn und an der Hand des Aristo¬
teles das ganze französische Gefasel über das Wesen der Tragödie auszustreichen
und dafür eine wirkliche, deutsche Schaubühne in Theorie und Praxis aufzurichten,
hat er sich größtenteils schon in Se. Afra angeeignet. Und trotz der klösterlichen
Abgeschiedenheit, in der er lebte, blieb ihm die wirkliche Welt nicht fremd: er tritt
auch zur Stadt Meißen in Beziehung, er studiert die Menschen seiner Umgebung
— „der junge Gelehrte" ist schon auf der Fürstenschule entworfen —, und in
seinen lindeuumsäumten „Zwinger" klangen die Kanonen von Kesselsdorf (15. De¬
zember 1745) herüber. Er schreibt danach an seinen Vater: „Sie bedauern mit
Recht das arme Meißen, welches jetzo mehr einer Todtengrube als der vorigen
Stadt ähnlich siehet. Alles ist voller Gestank und Unflat, und wer nicht herein¬
kommen muß, bleibt gern so weit von ihr entfernt, als er nur kann. Es liegen
in denen meisten Häusern immer noch 30 bis 40 Verwundete. Es sieht aber
wohl in der ganzen Stadt, in Betrachtung seiner vorigen Umstände, kein Ort er¬
bärmlicher aus als unsre Schule. Sonst lebte alles in ihr, jetzo scheint sie wie
ausgestorben. Sonst war es was Rares, wenn man nur einen gesunden Soldaten
in ihr sahe; jetzo sieht man einen Haufen Verwundete hier, von welchen wir nicht
wenig Ungemach empfinden müssen. Das Cönakul ist zu einer Fleischbank gemacht
worden, und wir sind gezwungen, in dem kleinen Auditorio zu speisen."

Wenig Mouate später (30. Juni 1746) valedizierte Lessing as wAtliöllmtiea,
bkrdiu'orna und zog aus der Enge des afranischen Schullebens hoffnungsfreudig
in die sommerliche Welt hinaus zu einer fast ununterbrochnem Reihe dichterischer
und wissenschaftlicher Triumphe, aber auch der härtesten äußern und innern Kämpfe —
und noch 1754 schrieb er in wehmütigen Rückblick auf seine Meißner Schülerzeit:
„Wie gerne wünschte ich mir diese Jahre zurück, die einzigen, in welchen ich glück¬
lich gelebt habe."

Dauerndere und tiefer gehende Schädigungen als die Zeit der Kesselsdorfer
Schlacht brachte für Meißen der siebenjährige Krieg, der die Manufaktur fast
zum Stillstand brachte und die Bürger durch fortwährende Einquartierungen und
Fvuragierungen in die bitterste Not versetzte. Besonders in den letzten Kriegsjahren
war Friedrich der Große den Meißner» eine vertraute Gestalt; wochenlang hatte
er sein Hauptquartier in dem damals Hachenbergischen Hause am Domplatze
— zwischen Domkeller und Burgkeller —, und jeden Tag fast erschien er zur
Parade seiner Truppen- auf dem Markte. Aber nicht nur die große Politik und
das Militärische beschäftigte ihn in Meißen, auch in den industriellen Betrieben
der Stadt spähte sein Auge umher, mit der Absicht, diese oder jene Einrichtung noch
Preußen zu Überträge». Schließlich ist in Meißen durch die zwischen ihm und dem
sächsischen Geheimrat von Fritsch gepflognen Verhandlungen vom 29. und vom
30. November 1762 auch der Grundstein zum Hubertusburger Frieden gelegt
worden.

Zwanzig Jahre später war Meißen unter der Fürsorge seines Kurfürsten,
Friedrich Augusts des Gerechten, wieder eine wohlhabende behagliche Landstadt ge¬
worden. Aus dieser Zeit haben wir wertvolle Zeugnisse über die Stadt und ihre


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[0723] Meißen dem sein „Schwäbeln" wohl denn und wann von sächsischen Freunden vorgeworfen worden war, sich zu dem Epigramm auf die Elbe veranlaßt fühlte! All ihr andern, ihr sprecht nur ein Kauderwelsch — unter den Flüssen Deutschlands rede nur ich, und auch in Meißen nur, deutsch. Hellem Glanz noch als die Bremer Bciträger verbreitet über Se. Afra der Name Lessing. Fünf wichtige Jahre seines Lebens (1741 bis 1746) hat der Kamenzer Pastorsohn „die Schnlaune um die Schultern, eine Perücke auf dem Kopfe" auf der stillen Höhe von Se. Afra gehaust. Das solide Rüstzeug einer gründlichen lateinischen und griechischen, aber auch mathematischen Bildung, das ihn später befähigte, an der Hand Homers die Grenzlinien zwischen der bildenden Kunst und der Poesie mit sicherm Gefühl zu ziehn und an der Hand des Aristo¬ teles das ganze französische Gefasel über das Wesen der Tragödie auszustreichen und dafür eine wirkliche, deutsche Schaubühne in Theorie und Praxis aufzurichten, hat er sich größtenteils schon in Se. Afra angeeignet. Und trotz der klösterlichen Abgeschiedenheit, in der er lebte, blieb ihm die wirkliche Welt nicht fremd: er tritt auch zur Stadt Meißen in Beziehung, er studiert die Menschen seiner Umgebung — „der junge Gelehrte" ist schon auf der Fürstenschule entworfen —, und in seinen lindeuumsäumten „Zwinger" klangen die Kanonen von Kesselsdorf (15. De¬ zember 1745) herüber. Er schreibt danach an seinen Vater: „Sie bedauern mit Recht das arme Meißen, welches jetzo mehr einer Todtengrube als der vorigen Stadt ähnlich siehet. Alles ist voller Gestank und Unflat, und wer nicht herein¬ kommen muß, bleibt gern so weit von ihr entfernt, als er nur kann. Es liegen in denen meisten Häusern immer noch 30 bis 40 Verwundete. Es sieht aber wohl in der ganzen Stadt, in Betrachtung seiner vorigen Umstände, kein Ort er¬ bärmlicher aus als unsre Schule. Sonst lebte alles in ihr, jetzo scheint sie wie ausgestorben. Sonst war es was Rares, wenn man nur einen gesunden Soldaten in ihr sahe; jetzo sieht man einen Haufen Verwundete hier, von welchen wir nicht wenig Ungemach empfinden müssen. Das Cönakul ist zu einer Fleischbank gemacht worden, und wir sind gezwungen, in dem kleinen Auditorio zu speisen." Wenig Mouate später (30. Juni 1746) valedizierte Lessing as wAtliöllmtiea, bkrdiu'orna und zog aus der Enge des afranischen Schullebens hoffnungsfreudig in die sommerliche Welt hinaus zu einer fast ununterbrochnem Reihe dichterischer und wissenschaftlicher Triumphe, aber auch der härtesten äußern und innern Kämpfe — und noch 1754 schrieb er in wehmütigen Rückblick auf seine Meißner Schülerzeit: „Wie gerne wünschte ich mir diese Jahre zurück, die einzigen, in welchen ich glück¬ lich gelebt habe." Dauerndere und tiefer gehende Schädigungen als die Zeit der Kesselsdorfer Schlacht brachte für Meißen der siebenjährige Krieg, der die Manufaktur fast zum Stillstand brachte und die Bürger durch fortwährende Einquartierungen und Fvuragierungen in die bitterste Not versetzte. Besonders in den letzten Kriegsjahren war Friedrich der Große den Meißner» eine vertraute Gestalt; wochenlang hatte er sein Hauptquartier in dem damals Hachenbergischen Hause am Domplatze — zwischen Domkeller und Burgkeller —, und jeden Tag fast erschien er zur Parade seiner Truppen- auf dem Markte. Aber nicht nur die große Politik und das Militärische beschäftigte ihn in Meißen, auch in den industriellen Betrieben der Stadt spähte sein Auge umher, mit der Absicht, diese oder jene Einrichtung noch Preußen zu Überträge». Schließlich ist in Meißen durch die zwischen ihm und dem sächsischen Geheimrat von Fritsch gepflognen Verhandlungen vom 29. und vom 30. November 1762 auch der Grundstein zum Hubertusburger Frieden gelegt worden. Zwanzig Jahre später war Meißen unter der Fürsorge seines Kurfürsten, Friedrich Augusts des Gerechten, wieder eine wohlhabende behagliche Landstadt ge¬ worden. Aus dieser Zeit haben wir wertvolle Zeugnisse über die Stadt und ihre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/723>, abgerufen am 06.02.2025.