Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Afghanistan hygienischer Beziehung in den Großstädten durchschnittlich nicht größer als in Afghanistan Franz Korton Schilderungen und Skizzen von (Fortsetzung) !ängs des Flusses ritten wir hierauf, von einem Wegekundigen Grenzboten II 1905 89
Afghanistan hygienischer Beziehung in den Großstädten durchschnittlich nicht größer als in Afghanistan Franz Korton Schilderungen und Skizzen von (Fortsetzung) !ängs des Flusses ritten wir hierauf, von einem Wegekundigen Grenzboten II 1905 89
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0701" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297080"/> <fw type="header" place="top"> Afghanistan</fw><lb/> <p xml:id="ID_3239" prev="#ID_3238"> hygienischer Beziehung in den Großstädten durchschnittlich nicht größer als in<lb/> den übrigen Landesteilen. Dafür steht es aber mit den Geburtszahlen<lb/> weniger günstig. Diese übertreffen allerdings in allen Großstädten die Sterbe¬<lb/> zahlen nicht wenig, auch in Berlin. Doch darf man sich hierdurch nicht<lb/> täuschen lassen. Da die Einwanderung in die Großstädte vornehmlich im<lb/> Alter vom fünfzehnten bis zum fünfundzwanzigsten Lebensjahre erfolgt, so ist<lb/> das zeugungskräftige Lebensalter in ihnen bedeutend stärker vertreten, und<lb/> deshalb müßten ihre Geburtszahlen wesentlich höher sein als in den übrigen<lb/> Landesteilen. Auf diese Weise aber wird das tatsächliche Verhältnis des Ab-<lb/> sterbens der großstädtischen Bevölkerung zu dem Ersatz hierfür durch die all¬<lb/> jährlich Gebornen verdeckt. Für Berlin ist nun von Boeckh, dem frühern<lb/> Direktor des Berliner Statistischen Bureaus, nachgewiesen worden, daß in den<lb/> Jahren 1886 bis 1895 die Zahl der Geburten um zehn Prozent hinter der<lb/> zurückgeblieben ist, die nötig gewesen wäre, die Bevölkerung der Stadt Berlin<lb/> ohne die Zuwanderung auf derselben Höhe zu erhalten. Die Einwohnerschaft<lb/> Berlins würde also jedes Jahr um 10000 abnehmen, wenn keine Zu¬<lb/> wanderung geschähe. Mit Hamburg wird es nicht viel anders bestellt sein,<lb/> wohl aber ist dies bei den übrigen Großstädten der Fall. Sobald diese in<lb/> etwa zwei Jahrzehnten zu Millionenstädten angewachsen sein werden, bedürfen<lb/> auch sie voraussichtlich einer immer größern Zuwanderung, daß sie in ihrer<lb/> Einwohnerzahl stationär bleiben. Da dann einerseits in den Städten immer<lb/> mehr Menschen verbraucht werden, andrerseits das Zufuhrgebiet für die Städte<lb/> immer begrenzter und menschenleerer wird, so muß diese doppelt wirkende<lb/> Ursache in kurzer Zeit eine rapide Verminderung der Bevölkerungszunahme<lb/> zur Folge haben. Die Bevölkerung des Deutschen Reichs wird dann stationär<lb/> werden wie die Frankreichs, und in die alsdann entstehenden Lücken werden<lb/> Ausländer eindringen, deren Vorhut die jetzt alljährlich einwandernden Land-<lb/> arbeiter des Ostens sind. Wenn die deutsche Volkskraft stark und gesund er¬<lb/> halten bleiben soll, muß also das Wachstum der Großstädte eingeschränkt<lb/> werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Afghanistan<lb/><note type="byline"> Franz Korton</note> Schilderungen und Skizzen von<lb/> (Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_3240" next="#ID_3241"> !ängs des Flusses ritten wir hierauf, von einem Wegekundigen<lb/> geleitet, durch mehr als mannshohes Schilf auf schmalen Fu߬<lb/> steigen uufwärts. Nach Verlauf einer halben Stunde kamen wir<lb/> auf freies Feld und erreichten die Straße wieder, auf der wir<lb/> !eine Stunde später in Dschelalabad einritten. In einem Kiosk<lb/> des Emirs, der von einem prächtigen großen Garten umgeben ist, wurde uns<lb/> eine sehr schöne Wohnung angewiesen. Bald nach unsrer Ankunft empfingen<lb/> wir den Besuch des Kommandanten von Dschelalabad, in dessen Gefolge mehrereMW<lb/> ^» ^</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1905 89</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0701]
Afghanistan
hygienischer Beziehung in den Großstädten durchschnittlich nicht größer als in
den übrigen Landesteilen. Dafür steht es aber mit den Geburtszahlen
weniger günstig. Diese übertreffen allerdings in allen Großstädten die Sterbe¬
zahlen nicht wenig, auch in Berlin. Doch darf man sich hierdurch nicht
täuschen lassen. Da die Einwanderung in die Großstädte vornehmlich im
Alter vom fünfzehnten bis zum fünfundzwanzigsten Lebensjahre erfolgt, so ist
das zeugungskräftige Lebensalter in ihnen bedeutend stärker vertreten, und
deshalb müßten ihre Geburtszahlen wesentlich höher sein als in den übrigen
Landesteilen. Auf diese Weise aber wird das tatsächliche Verhältnis des Ab-
sterbens der großstädtischen Bevölkerung zu dem Ersatz hierfür durch die all¬
jährlich Gebornen verdeckt. Für Berlin ist nun von Boeckh, dem frühern
Direktor des Berliner Statistischen Bureaus, nachgewiesen worden, daß in den
Jahren 1886 bis 1895 die Zahl der Geburten um zehn Prozent hinter der
zurückgeblieben ist, die nötig gewesen wäre, die Bevölkerung der Stadt Berlin
ohne die Zuwanderung auf derselben Höhe zu erhalten. Die Einwohnerschaft
Berlins würde also jedes Jahr um 10000 abnehmen, wenn keine Zu¬
wanderung geschähe. Mit Hamburg wird es nicht viel anders bestellt sein,
wohl aber ist dies bei den übrigen Großstädten der Fall. Sobald diese in
etwa zwei Jahrzehnten zu Millionenstädten angewachsen sein werden, bedürfen
auch sie voraussichtlich einer immer größern Zuwanderung, daß sie in ihrer
Einwohnerzahl stationär bleiben. Da dann einerseits in den Städten immer
mehr Menschen verbraucht werden, andrerseits das Zufuhrgebiet für die Städte
immer begrenzter und menschenleerer wird, so muß diese doppelt wirkende
Ursache in kurzer Zeit eine rapide Verminderung der Bevölkerungszunahme
zur Folge haben. Die Bevölkerung des Deutschen Reichs wird dann stationär
werden wie die Frankreichs, und in die alsdann entstehenden Lücken werden
Ausländer eindringen, deren Vorhut die jetzt alljährlich einwandernden Land-
arbeiter des Ostens sind. Wenn die deutsche Volkskraft stark und gesund er¬
halten bleiben soll, muß also das Wachstum der Großstädte eingeschränkt
werden.
Afghanistan
Franz Korton Schilderungen und Skizzen von
(Fortsetzung)
!ängs des Flusses ritten wir hierauf, von einem Wegekundigen
geleitet, durch mehr als mannshohes Schilf auf schmalen Fu߬
steigen uufwärts. Nach Verlauf einer halben Stunde kamen wir
auf freies Feld und erreichten die Straße wieder, auf der wir
!eine Stunde später in Dschelalabad einritten. In einem Kiosk
des Emirs, der von einem prächtigen großen Garten umgeben ist, wurde uns
eine sehr schöne Wohnung angewiesen. Bald nach unsrer Ankunft empfingen
wir den Besuch des Kommandanten von Dschelalabad, in dessen Gefolge mehrereMW
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