Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Aus König Wilhelms ersten Jahren namentlich in den Zeitangaben irrt hier Hohenlohe mehrfach, was der Heraus¬ Während sich nun Frankfurt zum Empfange des Kaisers (16. August) und Aus König Wilhelms ersten Jahren namentlich in den Zeitangaben irrt hier Hohenlohe mehrfach, was der Heraus¬ Während sich nun Frankfurt zum Empfange des Kaisers (16. August) und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0642" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297021"/> <fw type="header" place="top"> Aus König Wilhelms ersten Jahren</fw><lb/> <p xml:id="ID_2975" prev="#ID_2974"> namentlich in den Zeitangaben irrt hier Hohenlohe mehrfach, was der Heraus¬<lb/> geber in Anmerkungen berichtigt. Vgl. im übrigen außer den Bismarckbriefen<lb/> Ur. 307 bis 311 noch Sybel, Gründung des Deutschen Reichs II, 526 f.)</p><lb/> <p xml:id="ID_2976" next="#ID_2977"> Während sich nun Frankfurt zum Empfange des Kaisers (16. August) und<lb/> der deutschen Fürsten rüstete, und der Kongreß wirklich am 17. August er¬<lb/> öffnet wurde, reiste König Wilhelm am 15. August (nicht am 11. oder<lb/> 12., wie Hohenlohe schreibt) nach Salzburg ab, wo ihn wieder der k. k.<lb/> Statthalter des Kronlandes, Graf Eduard Taafse, begrüßte. Am 16. August<lb/> setzte er seine Reise nach München fort zum Besuche der Königin Maria,<lb/> die zu seiner Begrüßung von Hohenschwangau nach Nymphenburg kam.<lb/> Im Auftrage ihres schon in Frankfurt weilenden Gemahls, des Königs<lb/> Max, versuchte sie den König Wilhelm zum Besuche des Fürstentages zu be¬<lb/> stimmen; ja am Abend des 17. August kam noch ein Telegramm ihres Ge¬<lb/> mahls um, sie möchte ihren Besuch noch um einen Tag aufhalten, denn er<lb/> selbst wolle mit andern Fürsten nach München kommen, um ihn mit sich nach<lb/> Frankfurt zu führen. Über diesen Plan wurde Wilhelm auch durch ein<lb/> Telegramm eines ihm befreundeten Fürsten aus Frankfurt unterrichtet, mit<lb/> dem Zusätze, wenn er sich nicht halten lasse, wolle ihn König Max in Pforz¬<lb/> heim erwarten. Wilhelm lehnte sowohl seiner Nichte wie dem König Max<lb/> gegenüber höflich und bestimmt jeden Aufschub ab; doch die an König Max<lb/> gerichtete Depesche kam nicht rechtzeitig an, weil ein Gewitter die Telegraphen¬<lb/> leitung unterbrochen hatte. So reiste der König am 18. August früh sechs<lb/> Uhr ab und erreichte über Ulm und Stuttgart die letzte Bahnstation Pforz¬<lb/> heim, ohne daß König Max dort gewesen wäre; wohl aber überbrachte ihm<lb/> dort ein Adjutant einen Brief des Großherzogs von Mecklenburg mit der<lb/> Bitte, nach Frankfurt zu kommen, um der Opposition gegen die österreichischen<lb/> Neformcmtrüge Halt zu geben. Wilhelm antwortete kurz, er biete ihr einen<lb/> bessern Halt, wenn er nicht käme, und setzte zu Wagen die Reise nach Wild¬<lb/> bad zum Besuche der Königin-Witwe Elisabeth fort. Auch diese bat ihn, nach<lb/> Frankfurt zu gehn, da sie sonst einen innern Krieg in Deutschland fürchte;<lb/> der König aber entgegnete, ein solcher sei viel eher zu fürchten, wenn er dort<lb/> dem Kaiser direkt opponiere, und auch Bismarck sprach mit ihr in diesem<lb/> Sinne, sodaß sie jedes weitere Zureden unterließ. „Am nächsten Morgen"<lb/> aber, also am 19. August, meldete ein Telegramm, König Johann von Sachsen<lb/> komme nach Baden-Baden, um dort mit seinem alten Freunde zusammen¬<lb/> zutreffen und ihn doch noch zur Teilnahme am Fürstentage zu bestimmen.<lb/> Die unmittelbare Veranlassung dazu hatte diesem eine Einladung der Königin<lb/> Augusta geboten, die schon in Baden-Baden war. Um diesem neuen schwersten<lb/> Angriff aus seinen Herrn womöglich auszuweichen, bestimmte Bismarck durch<lb/> Hohenlohe die Königin Elisabeth zu der Aufforderung an den König, seinen<lb/> Aufenthalt in Wildbad um einen Tag zu verlängern. Tatsächlich blieb<lb/> Wilhelm nur bis zum Nachmittage des 19. August (wahrscheinlich hatte er<lb/> ursprünglich schon am Vormittage reisen wollen) und fuhr dann bei trübem<lb/> Wetter über Calmbach, Herrenalb, Gernsbach mit Extrapost nach Baden-Baden,<lb/> eine Entfernung von etwa 30 Kilometern, die er in drei bis vier Stunden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0642]
Aus König Wilhelms ersten Jahren
namentlich in den Zeitangaben irrt hier Hohenlohe mehrfach, was der Heraus¬
geber in Anmerkungen berichtigt. Vgl. im übrigen außer den Bismarckbriefen
Ur. 307 bis 311 noch Sybel, Gründung des Deutschen Reichs II, 526 f.)
Während sich nun Frankfurt zum Empfange des Kaisers (16. August) und
der deutschen Fürsten rüstete, und der Kongreß wirklich am 17. August er¬
öffnet wurde, reiste König Wilhelm am 15. August (nicht am 11. oder
12., wie Hohenlohe schreibt) nach Salzburg ab, wo ihn wieder der k. k.
Statthalter des Kronlandes, Graf Eduard Taafse, begrüßte. Am 16. August
setzte er seine Reise nach München fort zum Besuche der Königin Maria,
die zu seiner Begrüßung von Hohenschwangau nach Nymphenburg kam.
Im Auftrage ihres schon in Frankfurt weilenden Gemahls, des Königs
Max, versuchte sie den König Wilhelm zum Besuche des Fürstentages zu be¬
stimmen; ja am Abend des 17. August kam noch ein Telegramm ihres Ge¬
mahls um, sie möchte ihren Besuch noch um einen Tag aufhalten, denn er
selbst wolle mit andern Fürsten nach München kommen, um ihn mit sich nach
Frankfurt zu führen. Über diesen Plan wurde Wilhelm auch durch ein
Telegramm eines ihm befreundeten Fürsten aus Frankfurt unterrichtet, mit
dem Zusätze, wenn er sich nicht halten lasse, wolle ihn König Max in Pforz¬
heim erwarten. Wilhelm lehnte sowohl seiner Nichte wie dem König Max
gegenüber höflich und bestimmt jeden Aufschub ab; doch die an König Max
gerichtete Depesche kam nicht rechtzeitig an, weil ein Gewitter die Telegraphen¬
leitung unterbrochen hatte. So reiste der König am 18. August früh sechs
Uhr ab und erreichte über Ulm und Stuttgart die letzte Bahnstation Pforz¬
heim, ohne daß König Max dort gewesen wäre; wohl aber überbrachte ihm
dort ein Adjutant einen Brief des Großherzogs von Mecklenburg mit der
Bitte, nach Frankfurt zu kommen, um der Opposition gegen die österreichischen
Neformcmtrüge Halt zu geben. Wilhelm antwortete kurz, er biete ihr einen
bessern Halt, wenn er nicht käme, und setzte zu Wagen die Reise nach Wild¬
bad zum Besuche der Königin-Witwe Elisabeth fort. Auch diese bat ihn, nach
Frankfurt zu gehn, da sie sonst einen innern Krieg in Deutschland fürchte;
der König aber entgegnete, ein solcher sei viel eher zu fürchten, wenn er dort
dem Kaiser direkt opponiere, und auch Bismarck sprach mit ihr in diesem
Sinne, sodaß sie jedes weitere Zureden unterließ. „Am nächsten Morgen"
aber, also am 19. August, meldete ein Telegramm, König Johann von Sachsen
komme nach Baden-Baden, um dort mit seinem alten Freunde zusammen¬
zutreffen und ihn doch noch zur Teilnahme am Fürstentage zu bestimmen.
Die unmittelbare Veranlassung dazu hatte diesem eine Einladung der Königin
Augusta geboten, die schon in Baden-Baden war. Um diesem neuen schwersten
Angriff aus seinen Herrn womöglich auszuweichen, bestimmte Bismarck durch
Hohenlohe die Königin Elisabeth zu der Aufforderung an den König, seinen
Aufenthalt in Wildbad um einen Tag zu verlängern. Tatsächlich blieb
Wilhelm nur bis zum Nachmittage des 19. August (wahrscheinlich hatte er
ursprünglich schon am Vormittage reisen wollen) und fuhr dann bei trübem
Wetter über Calmbach, Herrenalb, Gernsbach mit Extrapost nach Baden-Baden,
eine Entfernung von etwa 30 Kilometern, die er in drei bis vier Stunden
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