Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Der britische Staatshaushalt Eine kleine Zahl einsichtsvoller Köpfe ausgenommen, gilt es bei allen Nach den drei Hauptgruppen verteilten sich die Ausgaben 1903/04 die Staatsschuld . - - - 27000000 ^18,372 Prozent " Heer und Flotte .... 72368000 " 49,243 " " den Zwildienst . . . . 47 593136 " 32,385 _,,_ 146961136 F 100 Prozent Zunächst ein paar Worte über die Staatsschuld. Die gesamte Schuld¬ Der britische Staatshaushalt Eine kleine Zahl einsichtsvoller Köpfe ausgenommen, gilt es bei allen Nach den drei Hauptgruppen verteilten sich die Ausgaben 1903/04 die Staatsschuld . - - - 27000000 ^18,372 Prozent „ Heer und Flotte .... 72368000 „ 49,243 „ „ den Zwildienst . . . . 47 593136 „ 32,385 _,,_ 146961136 F 100 Prozent Zunächst ein paar Worte über die Staatsschuld. Die gesamte Schuld¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0539" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296918"/> <fw type="header" place="top"> Der britische Staatshaushalt</fw><lb/> <p xml:id="ID_2492"> Eine kleine Zahl einsichtsvoller Köpfe ausgenommen, gilt es bei allen<lb/> echten Briten als ein fester Glaubensartikel, daß die allgemeine Wehrpflicht<lb/> der festländischen Völker neben einer Reihe von Schäden, unter denen sittliche<lb/> und physische Versumpfung obenan stehn, auch den Nachteil habe, zuviel Leute<lb/> in der besten Blüte der GeWerbearbeit zu entziehn, während Großbritannien<lb/> seine Volkskraft in den Dienst der Gütererzeugung stellen könne. Über den<lb/> Vorwurf der Versumpfung kann man mit einem Lächeln hinweggehn. Im<lb/> übrigen ist der Unterschied nicht groß. Die normale Zahl der ständig in Heer<lb/> und Flotte unter den Waffen stehenden Briten, die 75000 Mann eingeschlossen,<lb/> die in Indien stehn, aber vom indischen Reiche unterhalten werden, beträgt<lb/> 420000 — 1 Prozent der Bevölkerung, ein Satz, der nur wenig hinter dem<lb/> der deutschen Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande zurücksteht. Dem Gewerb-<lb/> fleiße werden also fast ebensoviel Menschenkräfte entzogen, und der geringe<lb/> Unterschied wird wirtschaftlich mehr als ausgeglichen durch die unvergleichlich<lb/> höhern Kosten, die die Einrichtung der Anwerbung mit sich bringt. Die<lb/> britische Streitmacht ist immer teuer gewesen, niemals teurer als jetzt. Nachdem<lb/> die regelmüßigen Aufwendungen für Heer und Flotte 1836 auf 11657000-F<lb/> gesunken waren, fingen sie wieder an stark zu steigen. Ende der fünfziger<lb/> Jahre gingen sie über 20 Millionen, Ende der achtziger über 30 Millionen,<lb/> für 1898/99, das Jahr vor dem südafrikanischen Kriege, beliefen sie sich auf<lb/> mehr als 44 Millionen, von denen 24 auf die Flotte kamen, und 1903/04<lb/> auf 72368000 -F, die sich zu 36892000 auf das Heer und 35476000<lb/> auf die Flotte verteilten. Von allen Mächten gibt Großbritannien am meisten<lb/> für seine Wehrkraft aus und belastet dafür den Kopf seiner Bevölkerung mit<lb/> 33 Lb.. 3 ä. gegen 14 Mark in Deutschland. Genau genommen ist jedoch die<lb/> Last uoch größer durch die Aufwendungen aus Anleihen, zu denen eine Reihe<lb/> von Gesetzen seit 1888 die Regierung ermächtigt hat. Diese Ausgaben, für<lb/> 1903/04 6268000 -F, erscheinen nicht im ordentlichen Staatshaushalt, weil<lb/> sie eben aus Anleihen, binnen dreißig Jahren dnrch Renten zu tilgen, bestritten<lb/> werden und nicht aus ordentlichem Einkommen. Sie betreffen Kriegshafen¬<lb/> bauten, Kasernenbauten und sonstige Kriegsrttstung und sind seit Jahren eine<lb/> regelmäßige Erscheinung. So sind außerhalb des ordentlichen Haushalts für<lb/> die Flotte von 1895 bis 1904 16403000-F, für das Heer von 1897 bis 1904<lb/> 10223000verbraucht worden, was bei einer Aufstellung über die britischen<lb/> Rüstungen nicht außer acht gelassen werden darf.</p><lb/> <p xml:id="ID_2493"> Nach den drei Hauptgruppen verteilten sich die Ausgaben 1903/04<lb/> Wiefolgt:></p><lb/> <list> <item> die Staatsschuld . - - - 27000000 ^18,372 Prozent</item> <item> „ Heer und Flotte .... 72368000 „ 49,243 „</item> <item> „ den Zwildienst . . . . 47 593136 „ 32,385 _,,_</item> <item> 146961136 F 100 Prozent</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_2494" next="#ID_2495"> Zunächst ein paar Worte über die Staatsschuld. Die gesamte Schuld¬<lb/> verpflichtung des Staats betrug 794498100 -F. Davon fiel der Löwenanteil<lb/> in Höhe von 637633319 ^' auf die feste Schuld, auf die schwebende kamen<lb/> 73633000 und die Summe von 51363458 ^ stellte den Kapitalwert der<lb/> Zeitrenten dar, die lieben dein Rückkauf im offne» Markt ans den Mitteln</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0539]
Der britische Staatshaushalt
Eine kleine Zahl einsichtsvoller Köpfe ausgenommen, gilt es bei allen
echten Briten als ein fester Glaubensartikel, daß die allgemeine Wehrpflicht
der festländischen Völker neben einer Reihe von Schäden, unter denen sittliche
und physische Versumpfung obenan stehn, auch den Nachteil habe, zuviel Leute
in der besten Blüte der GeWerbearbeit zu entziehn, während Großbritannien
seine Volkskraft in den Dienst der Gütererzeugung stellen könne. Über den
Vorwurf der Versumpfung kann man mit einem Lächeln hinweggehn. Im
übrigen ist der Unterschied nicht groß. Die normale Zahl der ständig in Heer
und Flotte unter den Waffen stehenden Briten, die 75000 Mann eingeschlossen,
die in Indien stehn, aber vom indischen Reiche unterhalten werden, beträgt
420000 — 1 Prozent der Bevölkerung, ein Satz, der nur wenig hinter dem
der deutschen Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande zurücksteht. Dem Gewerb-
fleiße werden also fast ebensoviel Menschenkräfte entzogen, und der geringe
Unterschied wird wirtschaftlich mehr als ausgeglichen durch die unvergleichlich
höhern Kosten, die die Einrichtung der Anwerbung mit sich bringt. Die
britische Streitmacht ist immer teuer gewesen, niemals teurer als jetzt. Nachdem
die regelmüßigen Aufwendungen für Heer und Flotte 1836 auf 11657000-F
gesunken waren, fingen sie wieder an stark zu steigen. Ende der fünfziger
Jahre gingen sie über 20 Millionen, Ende der achtziger über 30 Millionen,
für 1898/99, das Jahr vor dem südafrikanischen Kriege, beliefen sie sich auf
mehr als 44 Millionen, von denen 24 auf die Flotte kamen, und 1903/04
auf 72368000 -F, die sich zu 36892000 auf das Heer und 35476000
auf die Flotte verteilten. Von allen Mächten gibt Großbritannien am meisten
für seine Wehrkraft aus und belastet dafür den Kopf seiner Bevölkerung mit
33 Lb.. 3 ä. gegen 14 Mark in Deutschland. Genau genommen ist jedoch die
Last uoch größer durch die Aufwendungen aus Anleihen, zu denen eine Reihe
von Gesetzen seit 1888 die Regierung ermächtigt hat. Diese Ausgaben, für
1903/04 6268000 -F, erscheinen nicht im ordentlichen Staatshaushalt, weil
sie eben aus Anleihen, binnen dreißig Jahren dnrch Renten zu tilgen, bestritten
werden und nicht aus ordentlichem Einkommen. Sie betreffen Kriegshafen¬
bauten, Kasernenbauten und sonstige Kriegsrttstung und sind seit Jahren eine
regelmäßige Erscheinung. So sind außerhalb des ordentlichen Haushalts für
die Flotte von 1895 bis 1904 16403000-F, für das Heer von 1897 bis 1904
10223000verbraucht worden, was bei einer Aufstellung über die britischen
Rüstungen nicht außer acht gelassen werden darf.
Nach den drei Hauptgruppen verteilten sich die Ausgaben 1903/04
Wiefolgt:>
die Staatsschuld . - - - 27000000 ^18,372 Prozent
„ Heer und Flotte .... 72368000 „ 49,243 „
„ den Zwildienst . . . . 47 593136 „ 32,385 _,,_
146961136 F 100 Prozent
Zunächst ein paar Worte über die Staatsschuld. Die gesamte Schuld¬
verpflichtung des Staats betrug 794498100 -F. Davon fiel der Löwenanteil
in Höhe von 637633319 ^' auf die feste Schuld, auf die schwebende kamen
73633000 und die Summe von 51363458 ^ stellte den Kapitalwert der
Zeitrenten dar, die lieben dein Rückkauf im offne» Markt ans den Mitteln
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