Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Herrenmenschen

führen, wenn er aber betrunken war, ging das Regiment an seine Frau über, und
er erhielt Rückzahlungen mit Ziuseszius. Er wars nicht allein, dem es so ging.
Hier hinterm Zaun und dort im Winkel hörte man halblaute Rede und Stöhnen,
wie wenn jemand ermordet würde, aber so schlimm wars nicht, es gab nur ge-
salzne Prügel.

Ramborn und Schwechtiug gingen vorüber und waren Zeugen dieser ehelichen
Abrechnungen.

Dus ist nun dieses edle und verkannte Volk des Herrn Predigers, sagte Nam-
bvrn. Ist das nicht scheußlich, ist das nicht verächtlich?

scheußlich ist es, erwiderte Schwechtiug, aber verachten sollte man die Leute
nicht, sondern bedauern und ihnen helfen.

Wie wollen Sie diesem Volke helfen? fragte Namborn.

Mit Kaffee, Doktor, erwiderte Schwechting.

Der Doktor achtete nicht weiter darauf. Er hielt das Wort für einen der
Schwechtingschen Scherze, aber es war ganz ernst gemeint gewesen.

Nach ein paar Tagen fuhr das baronliche Automobil klappernd und stoßend
den Weg, der durch die Pempler Heide nach Bernauken führte. Darauf saßen
Namborn, Schwechting und Baron Bordeaux. Namborn fuhr nach N. zu dem
vom Staatsanwalt angesetzten Termin. Außerdem hatte er die Absicht, ein Korn¬
geschäft abzuschließen, das besonders dadurch vorteilhaft war, daß es den Zwischen¬
handel umging. Und drittens wollte er sich nach einem Kandidaten für Wolf er¬
kundigen.

Schwechting wollte im Zoologischen Garten in Berlin Elchstudien machen, da
er zu laugsam und gewissenhaft zeichnete und malte, als daß er im Freien zu
einer brauchbaren Studie hätte kommen können. Außerdem hatte er eine Wieder¬
holung seines alten Jakob in verkleinerten? Maßstabe gemacht, die er zu verkaufen
Aussicht hatte, und die er selbst dem Käufer vorstellen wollte, und endlich hatte
er einen Brief von Staffelsteiger erhalten, der ganz anßer sich war und eine Ver¬
zweiflungstat vermuten ließ, Selbstmord oder Verlobung. Man hatte früh bei¬
zeiten aufbrechen wollen, aber die Abfahrt hatte sich zufolge des unstillbaren
Durstes des Barons bis zum Nachmittag verzögert. Da nun auch dus Auto
unterwegs mehrmals streikte, so war es Abenddämmerung geworden, als man in
Bernauken eintraf.

Wenn man das Schloß von Bernauken vor dem Abendhimmel und zwischen
den alten kahlen knorrigen Eichen liegen sah, machte es einen feinen und herrschaft¬
lichen Eindruck. Es War ein langgestreckter, zweistöckiger Ban, über dem sich ein
Dach mit einer langen Reihe von Mansardenfenstern erhob. Vor der Vorderseite
stand ans Säulen gestellt ein geräumiger Balkon. Balkon und Haus waren aus
Sandstein gebaut und mit zierlichen Steinmetzornamenten geschmückt. Von diesen
Ornamenten sah man nun freilich um die Abenddämmerung nichts, dagegen auch nicht,
daß das Schloß bei Tage einen weniger herrschaftlichen Eindruck machte. Deal dann
sah es aus wie ein Gebände, dessen Besitzer seit lange abwesend war. Die Fenster
des obern Stockwerks waren mit grünen Läden verschlossen, der Efeu, der sich am
Balkon emporrankte, war arg verwildert, auf den Treppenstufen wuchs Moos, und
aus dem zur Seite des Schlosses liegenden Wirtschaftshofe hatte sich die Land¬
wirtschaft in den Park gedrängt. Da lag verzetteltes Stroh, dort lagen mit Erde
bewvrfue Haufen von Rüben und Kartoffeln, und dort hatten die Arbeiter quer
über die Rasenplätze hinweg Wege nach ihrer Bequemlichkeit getreten.

Baron Bordeaux stellte sein Automobil ab und wartete, daß jemand komme.
Aber es kam niemand. So mußte er seine Gäste selbst in das Hans führen. Die
große Flur des Hauses mit ihren ledernen Tapeten, ihren, Schnitzwerk, den alten,
wertvollen Schränken, zwischen denen höchst stilwidrig ein blanker Mahagoni-
gewehrschrank stand, hätte für einen Kenner ein wahrer Leckerbissen sein können,
wenn nicht das Ganze einen kalten und nnwvhnlichen Eindruck gemacht hätte. Die


Herrenmenschen

führen, wenn er aber betrunken war, ging das Regiment an seine Frau über, und
er erhielt Rückzahlungen mit Ziuseszius. Er wars nicht allein, dem es so ging.
Hier hinterm Zaun und dort im Winkel hörte man halblaute Rede und Stöhnen,
wie wenn jemand ermordet würde, aber so schlimm wars nicht, es gab nur ge-
salzne Prügel.

Ramborn und Schwechtiug gingen vorüber und waren Zeugen dieser ehelichen
Abrechnungen.

Dus ist nun dieses edle und verkannte Volk des Herrn Predigers, sagte Nam-
bvrn. Ist das nicht scheußlich, ist das nicht verächtlich?

scheußlich ist es, erwiderte Schwechtiug, aber verachten sollte man die Leute
nicht, sondern bedauern und ihnen helfen.

Wie wollen Sie diesem Volke helfen? fragte Namborn.

Mit Kaffee, Doktor, erwiderte Schwechting.

Der Doktor achtete nicht weiter darauf. Er hielt das Wort für einen der
Schwechtingschen Scherze, aber es war ganz ernst gemeint gewesen.

Nach ein paar Tagen fuhr das baronliche Automobil klappernd und stoßend
den Weg, der durch die Pempler Heide nach Bernauken führte. Darauf saßen
Namborn, Schwechting und Baron Bordeaux. Namborn fuhr nach N. zu dem
vom Staatsanwalt angesetzten Termin. Außerdem hatte er die Absicht, ein Korn¬
geschäft abzuschließen, das besonders dadurch vorteilhaft war, daß es den Zwischen¬
handel umging. Und drittens wollte er sich nach einem Kandidaten für Wolf er¬
kundigen.

Schwechting wollte im Zoologischen Garten in Berlin Elchstudien machen, da
er zu laugsam und gewissenhaft zeichnete und malte, als daß er im Freien zu
einer brauchbaren Studie hätte kommen können. Außerdem hatte er eine Wieder¬
holung seines alten Jakob in verkleinerten? Maßstabe gemacht, die er zu verkaufen
Aussicht hatte, und die er selbst dem Käufer vorstellen wollte, und endlich hatte
er einen Brief von Staffelsteiger erhalten, der ganz anßer sich war und eine Ver¬
zweiflungstat vermuten ließ, Selbstmord oder Verlobung. Man hatte früh bei¬
zeiten aufbrechen wollen, aber die Abfahrt hatte sich zufolge des unstillbaren
Durstes des Barons bis zum Nachmittag verzögert. Da nun auch dus Auto
unterwegs mehrmals streikte, so war es Abenddämmerung geworden, als man in
Bernauken eintraf.

Wenn man das Schloß von Bernauken vor dem Abendhimmel und zwischen
den alten kahlen knorrigen Eichen liegen sah, machte es einen feinen und herrschaft¬
lichen Eindruck. Es War ein langgestreckter, zweistöckiger Ban, über dem sich ein
Dach mit einer langen Reihe von Mansardenfenstern erhob. Vor der Vorderseite
stand ans Säulen gestellt ein geräumiger Balkon. Balkon und Haus waren aus
Sandstein gebaut und mit zierlichen Steinmetzornamenten geschmückt. Von diesen
Ornamenten sah man nun freilich um die Abenddämmerung nichts, dagegen auch nicht,
daß das Schloß bei Tage einen weniger herrschaftlichen Eindruck machte. Deal dann
sah es aus wie ein Gebände, dessen Besitzer seit lange abwesend war. Die Fenster
des obern Stockwerks waren mit grünen Läden verschlossen, der Efeu, der sich am
Balkon emporrankte, war arg verwildert, auf den Treppenstufen wuchs Moos, und
aus dem zur Seite des Schlosses liegenden Wirtschaftshofe hatte sich die Land¬
wirtschaft in den Park gedrängt. Da lag verzetteltes Stroh, dort lagen mit Erde
bewvrfue Haufen von Rüben und Kartoffeln, und dort hatten die Arbeiter quer
über die Rasenplätze hinweg Wege nach ihrer Bequemlichkeit getreten.

Baron Bordeaux stellte sein Automobil ab und wartete, daß jemand komme.
Aber es kam niemand. So mußte er seine Gäste selbst in das Hans führen. Die
große Flur des Hauses mit ihren ledernen Tapeten, ihren, Schnitzwerk, den alten,
wertvollen Schränken, zwischen denen höchst stilwidrig ein blanker Mahagoni-
gewehrschrank stand, hätte für einen Kenner ein wahrer Leckerbissen sein können,
wenn nicht das Ganze einen kalten und nnwvhnlichen Eindruck gemacht hätte. Die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0504" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296883"/>
          <fw type="header" place="top"> Herrenmenschen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2317" prev="#ID_2316"> führen, wenn er aber betrunken war, ging das Regiment an seine Frau über, und<lb/>
er erhielt Rückzahlungen mit Ziuseszius. Er wars nicht allein, dem es so ging.<lb/>
Hier hinterm Zaun und dort im Winkel hörte man halblaute Rede und Stöhnen,<lb/>
wie wenn jemand ermordet würde, aber so schlimm wars nicht, es gab nur ge-<lb/>
salzne Prügel.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2318"> Ramborn und Schwechtiug gingen vorüber und waren Zeugen dieser ehelichen<lb/>
Abrechnungen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2319"> Dus ist nun dieses edle und verkannte Volk des Herrn Predigers, sagte Nam-<lb/>
bvrn.  Ist das nicht scheußlich, ist das nicht verächtlich?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2320"> scheußlich ist es, erwiderte Schwechtiug, aber verachten sollte man die Leute<lb/>
nicht, sondern bedauern und ihnen helfen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2321"> Wie wollen Sie diesem Volke helfen? fragte Namborn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2322"> Mit Kaffee, Doktor, erwiderte Schwechting.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2323"> Der Doktor achtete nicht weiter darauf. Er hielt das Wort für einen der<lb/>
Schwechtingschen Scherze, aber es war ganz ernst gemeint gewesen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2324"> Nach ein paar Tagen fuhr das baronliche Automobil klappernd und stoßend<lb/>
den Weg, der durch die Pempler Heide nach Bernauken führte. Darauf saßen<lb/>
Namborn, Schwechting und Baron Bordeaux. Namborn fuhr nach N. zu dem<lb/>
vom Staatsanwalt angesetzten Termin. Außerdem hatte er die Absicht, ein Korn¬<lb/>
geschäft abzuschließen, das besonders dadurch vorteilhaft war, daß es den Zwischen¬<lb/>
handel umging. Und drittens wollte er sich nach einem Kandidaten für Wolf er¬<lb/>
kundigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2325"> Schwechting wollte im Zoologischen Garten in Berlin Elchstudien machen, da<lb/>
er zu laugsam und gewissenhaft zeichnete und malte, als daß er im Freien zu<lb/>
einer brauchbaren Studie hätte kommen können. Außerdem hatte er eine Wieder¬<lb/>
holung seines alten Jakob in verkleinerten? Maßstabe gemacht, die er zu verkaufen<lb/>
Aussicht hatte, und die er selbst dem Käufer vorstellen wollte, und endlich hatte<lb/>
er einen Brief von Staffelsteiger erhalten, der ganz anßer sich war und eine Ver¬<lb/>
zweiflungstat vermuten ließ, Selbstmord oder Verlobung. Man hatte früh bei¬<lb/>
zeiten aufbrechen wollen, aber die Abfahrt hatte sich zufolge des unstillbaren<lb/>
Durstes des Barons bis zum Nachmittag verzögert. Da nun auch dus Auto<lb/>
unterwegs mehrmals streikte, so war es Abenddämmerung geworden, als man in<lb/>
Bernauken eintraf.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2326"> Wenn man das Schloß von Bernauken vor dem Abendhimmel und zwischen<lb/>
den alten kahlen knorrigen Eichen liegen sah, machte es einen feinen und herrschaft¬<lb/>
lichen Eindruck. Es War ein langgestreckter, zweistöckiger Ban, über dem sich ein<lb/>
Dach mit einer langen Reihe von Mansardenfenstern erhob. Vor der Vorderseite<lb/>
stand ans Säulen gestellt ein geräumiger Balkon. Balkon und Haus waren aus<lb/>
Sandstein gebaut und mit zierlichen Steinmetzornamenten geschmückt. Von diesen<lb/>
Ornamenten sah man nun freilich um die Abenddämmerung nichts, dagegen auch nicht,<lb/>
daß das Schloß bei Tage einen weniger herrschaftlichen Eindruck machte. Deal dann<lb/>
sah es aus wie ein Gebände, dessen Besitzer seit lange abwesend war. Die Fenster<lb/>
des obern Stockwerks waren mit grünen Läden verschlossen, der Efeu, der sich am<lb/>
Balkon emporrankte, war arg verwildert, auf den Treppenstufen wuchs Moos, und<lb/>
aus dem zur Seite des Schlosses liegenden Wirtschaftshofe hatte sich die Land¬<lb/>
wirtschaft in den Park gedrängt. Da lag verzetteltes Stroh, dort lagen mit Erde<lb/>
bewvrfue Haufen von Rüben und Kartoffeln, und dort hatten die Arbeiter quer<lb/>
über die Rasenplätze hinweg Wege nach ihrer Bequemlichkeit getreten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2327" next="#ID_2328"> Baron Bordeaux stellte sein Automobil ab und wartete, daß jemand komme.<lb/>
Aber es kam niemand. So mußte er seine Gäste selbst in das Hans führen. Die<lb/>
große Flur des Hauses mit ihren ledernen Tapeten, ihren, Schnitzwerk, den alten,<lb/>
wertvollen Schränken, zwischen denen höchst stilwidrig ein blanker Mahagoni-<lb/>
gewehrschrank stand, hätte für einen Kenner ein wahrer Leckerbissen sein können,<lb/>
wenn nicht das Ganze einen kalten und nnwvhnlichen Eindruck gemacht hätte. Die</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0504] Herrenmenschen führen, wenn er aber betrunken war, ging das Regiment an seine Frau über, und er erhielt Rückzahlungen mit Ziuseszius. Er wars nicht allein, dem es so ging. Hier hinterm Zaun und dort im Winkel hörte man halblaute Rede und Stöhnen, wie wenn jemand ermordet würde, aber so schlimm wars nicht, es gab nur ge- salzne Prügel. Ramborn und Schwechtiug gingen vorüber und waren Zeugen dieser ehelichen Abrechnungen. Dus ist nun dieses edle und verkannte Volk des Herrn Predigers, sagte Nam- bvrn. Ist das nicht scheußlich, ist das nicht verächtlich? scheußlich ist es, erwiderte Schwechtiug, aber verachten sollte man die Leute nicht, sondern bedauern und ihnen helfen. Wie wollen Sie diesem Volke helfen? fragte Namborn. Mit Kaffee, Doktor, erwiderte Schwechting. Der Doktor achtete nicht weiter darauf. Er hielt das Wort für einen der Schwechtingschen Scherze, aber es war ganz ernst gemeint gewesen. Nach ein paar Tagen fuhr das baronliche Automobil klappernd und stoßend den Weg, der durch die Pempler Heide nach Bernauken führte. Darauf saßen Namborn, Schwechting und Baron Bordeaux. Namborn fuhr nach N. zu dem vom Staatsanwalt angesetzten Termin. Außerdem hatte er die Absicht, ein Korn¬ geschäft abzuschließen, das besonders dadurch vorteilhaft war, daß es den Zwischen¬ handel umging. Und drittens wollte er sich nach einem Kandidaten für Wolf er¬ kundigen. Schwechting wollte im Zoologischen Garten in Berlin Elchstudien machen, da er zu laugsam und gewissenhaft zeichnete und malte, als daß er im Freien zu einer brauchbaren Studie hätte kommen können. Außerdem hatte er eine Wieder¬ holung seines alten Jakob in verkleinerten? Maßstabe gemacht, die er zu verkaufen Aussicht hatte, und die er selbst dem Käufer vorstellen wollte, und endlich hatte er einen Brief von Staffelsteiger erhalten, der ganz anßer sich war und eine Ver¬ zweiflungstat vermuten ließ, Selbstmord oder Verlobung. Man hatte früh bei¬ zeiten aufbrechen wollen, aber die Abfahrt hatte sich zufolge des unstillbaren Durstes des Barons bis zum Nachmittag verzögert. Da nun auch dus Auto unterwegs mehrmals streikte, so war es Abenddämmerung geworden, als man in Bernauken eintraf. Wenn man das Schloß von Bernauken vor dem Abendhimmel und zwischen den alten kahlen knorrigen Eichen liegen sah, machte es einen feinen und herrschaft¬ lichen Eindruck. Es War ein langgestreckter, zweistöckiger Ban, über dem sich ein Dach mit einer langen Reihe von Mansardenfenstern erhob. Vor der Vorderseite stand ans Säulen gestellt ein geräumiger Balkon. Balkon und Haus waren aus Sandstein gebaut und mit zierlichen Steinmetzornamenten geschmückt. Von diesen Ornamenten sah man nun freilich um die Abenddämmerung nichts, dagegen auch nicht, daß das Schloß bei Tage einen weniger herrschaftlichen Eindruck machte. Deal dann sah es aus wie ein Gebände, dessen Besitzer seit lange abwesend war. Die Fenster des obern Stockwerks waren mit grünen Läden verschlossen, der Efeu, der sich am Balkon emporrankte, war arg verwildert, auf den Treppenstufen wuchs Moos, und aus dem zur Seite des Schlosses liegenden Wirtschaftshofe hatte sich die Land¬ wirtschaft in den Park gedrängt. Da lag verzetteltes Stroh, dort lagen mit Erde bewvrfue Haufen von Rüben und Kartoffeln, und dort hatten die Arbeiter quer über die Rasenplätze hinweg Wege nach ihrer Bequemlichkeit getreten. Baron Bordeaux stellte sein Automobil ab und wartete, daß jemand komme. Aber es kam niemand. So mußte er seine Gäste selbst in das Hans führen. Die große Flur des Hauses mit ihren ledernen Tapeten, ihren, Schnitzwerk, den alten, wertvollen Schränken, zwischen denen höchst stilwidrig ein blanker Mahagoni- gewehrschrank stand, hätte für einen Kenner ein wahrer Leckerbissen sein können, wenn nicht das Ganze einen kalten und nnwvhnlichen Eindruck gemacht hätte. Die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/504
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/504>, abgerufen am 06.02.2025.