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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Hause. Was war denn los? Ich weiß nicht mehr. Kurz, ich mußte in der Nacht
nach Hause. Der Mond schien, und ich war stocknüchtern.

Na na, sagte Schwechting.

Wie ich Ihnen sage, meine Herren, erwiderte der Baron, stocknüchtern. Wie
ich nun am Krakisschlage vorüberkomme, wissen Sie, da, wo der Weg durch die
Lanka geht, denke ich doch nicht an das Loch am Wege, das alle Jahre zugeschüttet
werden sollte und nicht zugeschüttet worden ist. schwapp! schlägt mein Schlitten
um, und ich sitze mit Schorsch eins und zwei und den Decken und der Kiste nud
dem Drilling im Schnee. Ich richte also meinen Schlitten wieder auf, es war
ein alter Bretterkasten, tue meine Decken hinein, die Kiste hinein, den Drilling
hinein. Da stehn noch Schorsch eins und zwei und wedeln mit deu Schwänzen.
Ich nehme also Schorsch eins und tue ihn hinein und Schorsch zwei und tue
ihn auch hinein. Da steht ja noch ein Teckel. Sollte der uns nachgelaufen sein?
Ich hebe ihn auf und tue thu auch hinein. Noch ein Teckel! Nun brate mir
aber einer einen Storch! Hilft nichts, muß auch hinein! Noch ein Teckel! Ich
fasse mich an den Kopf. Sollte ich vielleicht doch zu viel getrunken haben? Un¬
denkbar, kommt überhaupt nicht vor. Oder sollte ich träumen, und das, was ich
für die Wirklichkeit hielt, nur Traumbild sein? Ich fasse den Teckel an, kalte
Nase, warmes Fell, ich fasse mich an, warme Nase und kaltes Fell, es stimmte
alles. Im Schnee sitzen bleiben und warten, bis das Rätsel gelöst war, ging nicht.
Also hinein mit dem Kerl. Steht wieder so ein Höllenvieh da, guckt mich an und
wedelt mit dem Schwänze. Nun aber werde ich wild. Immer hinein, was da
steht. Elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Es nimmt kein Ende. Einundzwanzig, zwei¬
undzwanzig, dreiundzwanzig, allemal, wenn ich einen Teckel hinein getan habe, steht
ein andrer da und wedelt mit dem Schwänze. Die Hände werden mir müde, und
ich ruhe mich einen Augenblick aus. Stehn zwei Teckel da, gucken mich an und
wedeln mit dem Schwänze. Nun ging die Sache denn doch über meine Kräfte.
Ich mache mich also in die Höhe und sehe in den Schlitten hinein, und was sehe
ich, meine Herren? Erstens war kein Teckel drin. Und zweitens hatte sich der
Schlittenkasten vom Boden abgehoben, und allemal, wenn ich Schorsch eins oben
hinein getan hatte, war Schorsch zwei unten herausgekommen, hatte sich vor mich
hingestellt und mit dem Schwänze gewedelt. Was sagen Sie zu der Intelligenz
von diesen Tieren, meine Herren?

Man lachte und fand, das Wunder der Intelligenz sei eigentlich weniger bei
den Teckeln als bei ihrem Herrn zu suchen.

Die Sache ist erstaunlich, sagte Schwechting mit wissenschaftlichem Ernste, aber
im Grunde doch noch nicht viel gegen das, was ich jetzt von meiner Lady erzählen
will. Kennen Sie meine Lady, meine Herren?

Haben Sie denn überhaupt eiuen Hund? fragte man.

Ja natürlich, einen Foxterrier, wie es keinen zweiten gibt. Holt jede Ente
aus dem Wasser. Und im Winter faßt er jede angeschossene Ente am Flügel und
führt sie fein säuberlich über das Eis. Da hatte ich nun einmal eine Doublette
geschossen, zwei Staatsenten. Bringt mir die Lady den Erpel und dann auch die
Ente. Darauf geht sie ins Wasser zurück, schwimmt hinüber, verschwindet im Rohr
und ist durch kein Rufen und Pfeifen zu holen. Ich steige in den Kahn und fahre
hinüber und suche meine Lady. Sitzt sie auf einem Entenneste mit vierzehn Eiern,
zusammengerollt wie ein Igel, sieht mich verschämt an und bettelt, daß ich sie sitzen
lassen möchte. Ich denke, sollst doch einmal sehen, was daraus wird, und lasse sie
sitzen. Dauert noch ganze acht Tage, da sehe ich sie eines Tags durchs Wasser
schwimmen und vierzehn junge wilde Enten ihr nach. Und wie die Enten flügge
geworden waren --

Da ist Ihre Lady wohl mit ihnen davon geflogen? fragte der Doktor aus
Kallpillen.

Nein, Herr Doktor, erwiderte Schwechting mit treuherzigem Ernst. Aber weil


Herrenmenschen

Hause. Was war denn los? Ich weiß nicht mehr. Kurz, ich mußte in der Nacht
nach Hause. Der Mond schien, und ich war stocknüchtern.

Na na, sagte Schwechting.

Wie ich Ihnen sage, meine Herren, erwiderte der Baron, stocknüchtern. Wie
ich nun am Krakisschlage vorüberkomme, wissen Sie, da, wo der Weg durch die
Lanka geht, denke ich doch nicht an das Loch am Wege, das alle Jahre zugeschüttet
werden sollte und nicht zugeschüttet worden ist. schwapp! schlägt mein Schlitten
um, und ich sitze mit Schorsch eins und zwei und den Decken und der Kiste nud
dem Drilling im Schnee. Ich richte also meinen Schlitten wieder auf, es war
ein alter Bretterkasten, tue meine Decken hinein, die Kiste hinein, den Drilling
hinein. Da stehn noch Schorsch eins und zwei und wedeln mit deu Schwänzen.
Ich nehme also Schorsch eins und tue ihn hinein und Schorsch zwei und tue
ihn auch hinein. Da steht ja noch ein Teckel. Sollte der uns nachgelaufen sein?
Ich hebe ihn auf und tue thu auch hinein. Noch ein Teckel! Nun brate mir
aber einer einen Storch! Hilft nichts, muß auch hinein! Noch ein Teckel! Ich
fasse mich an den Kopf. Sollte ich vielleicht doch zu viel getrunken haben? Un¬
denkbar, kommt überhaupt nicht vor. Oder sollte ich träumen, und das, was ich
für die Wirklichkeit hielt, nur Traumbild sein? Ich fasse den Teckel an, kalte
Nase, warmes Fell, ich fasse mich an, warme Nase und kaltes Fell, es stimmte
alles. Im Schnee sitzen bleiben und warten, bis das Rätsel gelöst war, ging nicht.
Also hinein mit dem Kerl. Steht wieder so ein Höllenvieh da, guckt mich an und
wedelt mit dem Schwänze. Nun aber werde ich wild. Immer hinein, was da
steht. Elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Es nimmt kein Ende. Einundzwanzig, zwei¬
undzwanzig, dreiundzwanzig, allemal, wenn ich einen Teckel hinein getan habe, steht
ein andrer da und wedelt mit dem Schwänze. Die Hände werden mir müde, und
ich ruhe mich einen Augenblick aus. Stehn zwei Teckel da, gucken mich an und
wedeln mit dem Schwänze. Nun ging die Sache denn doch über meine Kräfte.
Ich mache mich also in die Höhe und sehe in den Schlitten hinein, und was sehe
ich, meine Herren? Erstens war kein Teckel drin. Und zweitens hatte sich der
Schlittenkasten vom Boden abgehoben, und allemal, wenn ich Schorsch eins oben
hinein getan hatte, war Schorsch zwei unten herausgekommen, hatte sich vor mich
hingestellt und mit dem Schwänze gewedelt. Was sagen Sie zu der Intelligenz
von diesen Tieren, meine Herren?

Man lachte und fand, das Wunder der Intelligenz sei eigentlich weniger bei
den Teckeln als bei ihrem Herrn zu suchen.

Die Sache ist erstaunlich, sagte Schwechting mit wissenschaftlichem Ernste, aber
im Grunde doch noch nicht viel gegen das, was ich jetzt von meiner Lady erzählen
will. Kennen Sie meine Lady, meine Herren?

Haben Sie denn überhaupt eiuen Hund? fragte man.

Ja natürlich, einen Foxterrier, wie es keinen zweiten gibt. Holt jede Ente
aus dem Wasser. Und im Winter faßt er jede angeschossene Ente am Flügel und
führt sie fein säuberlich über das Eis. Da hatte ich nun einmal eine Doublette
geschossen, zwei Staatsenten. Bringt mir die Lady den Erpel und dann auch die
Ente. Darauf geht sie ins Wasser zurück, schwimmt hinüber, verschwindet im Rohr
und ist durch kein Rufen und Pfeifen zu holen. Ich steige in den Kahn und fahre
hinüber und suche meine Lady. Sitzt sie auf einem Entenneste mit vierzehn Eiern,
zusammengerollt wie ein Igel, sieht mich verschämt an und bettelt, daß ich sie sitzen
lassen möchte. Ich denke, sollst doch einmal sehen, was daraus wird, und lasse sie
sitzen. Dauert noch ganze acht Tage, da sehe ich sie eines Tags durchs Wasser
schwimmen und vierzehn junge wilde Enten ihr nach. Und wie die Enten flügge
geworden waren —

Da ist Ihre Lady wohl mit ihnen davon geflogen? fragte der Doktor aus
Kallpillen.

Nein, Herr Doktor, erwiderte Schwechting mit treuherzigem Ernst. Aber weil


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[0500] Herrenmenschen Hause. Was war denn los? Ich weiß nicht mehr. Kurz, ich mußte in der Nacht nach Hause. Der Mond schien, und ich war stocknüchtern. Na na, sagte Schwechting. Wie ich Ihnen sage, meine Herren, erwiderte der Baron, stocknüchtern. Wie ich nun am Krakisschlage vorüberkomme, wissen Sie, da, wo der Weg durch die Lanka geht, denke ich doch nicht an das Loch am Wege, das alle Jahre zugeschüttet werden sollte und nicht zugeschüttet worden ist. schwapp! schlägt mein Schlitten um, und ich sitze mit Schorsch eins und zwei und den Decken und der Kiste nud dem Drilling im Schnee. Ich richte also meinen Schlitten wieder auf, es war ein alter Bretterkasten, tue meine Decken hinein, die Kiste hinein, den Drilling hinein. Da stehn noch Schorsch eins und zwei und wedeln mit deu Schwänzen. Ich nehme also Schorsch eins und tue ihn hinein und Schorsch zwei und tue ihn auch hinein. Da steht ja noch ein Teckel. Sollte der uns nachgelaufen sein? Ich hebe ihn auf und tue thu auch hinein. Noch ein Teckel! Nun brate mir aber einer einen Storch! Hilft nichts, muß auch hinein! Noch ein Teckel! Ich fasse mich an den Kopf. Sollte ich vielleicht doch zu viel getrunken haben? Un¬ denkbar, kommt überhaupt nicht vor. Oder sollte ich träumen, und das, was ich für die Wirklichkeit hielt, nur Traumbild sein? Ich fasse den Teckel an, kalte Nase, warmes Fell, ich fasse mich an, warme Nase und kaltes Fell, es stimmte alles. Im Schnee sitzen bleiben und warten, bis das Rätsel gelöst war, ging nicht. Also hinein mit dem Kerl. Steht wieder so ein Höllenvieh da, guckt mich an und wedelt mit dem Schwänze. Nun aber werde ich wild. Immer hinein, was da steht. Elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Es nimmt kein Ende. Einundzwanzig, zwei¬ undzwanzig, dreiundzwanzig, allemal, wenn ich einen Teckel hinein getan habe, steht ein andrer da und wedelt mit dem Schwänze. Die Hände werden mir müde, und ich ruhe mich einen Augenblick aus. Stehn zwei Teckel da, gucken mich an und wedeln mit dem Schwänze. Nun ging die Sache denn doch über meine Kräfte. Ich mache mich also in die Höhe und sehe in den Schlitten hinein, und was sehe ich, meine Herren? Erstens war kein Teckel drin. Und zweitens hatte sich der Schlittenkasten vom Boden abgehoben, und allemal, wenn ich Schorsch eins oben hinein getan hatte, war Schorsch zwei unten herausgekommen, hatte sich vor mich hingestellt und mit dem Schwänze gewedelt. Was sagen Sie zu der Intelligenz von diesen Tieren, meine Herren? Man lachte und fand, das Wunder der Intelligenz sei eigentlich weniger bei den Teckeln als bei ihrem Herrn zu suchen. Die Sache ist erstaunlich, sagte Schwechting mit wissenschaftlichem Ernste, aber im Grunde doch noch nicht viel gegen das, was ich jetzt von meiner Lady erzählen will. Kennen Sie meine Lady, meine Herren? Haben Sie denn überhaupt eiuen Hund? fragte man. Ja natürlich, einen Foxterrier, wie es keinen zweiten gibt. Holt jede Ente aus dem Wasser. Und im Winter faßt er jede angeschossene Ente am Flügel und führt sie fein säuberlich über das Eis. Da hatte ich nun einmal eine Doublette geschossen, zwei Staatsenten. Bringt mir die Lady den Erpel und dann auch die Ente. Darauf geht sie ins Wasser zurück, schwimmt hinüber, verschwindet im Rohr und ist durch kein Rufen und Pfeifen zu holen. Ich steige in den Kahn und fahre hinüber und suche meine Lady. Sitzt sie auf einem Entenneste mit vierzehn Eiern, zusammengerollt wie ein Igel, sieht mich verschämt an und bettelt, daß ich sie sitzen lassen möchte. Ich denke, sollst doch einmal sehen, was daraus wird, und lasse sie sitzen. Dauert noch ganze acht Tage, da sehe ich sie eines Tags durchs Wasser schwimmen und vierzehn junge wilde Enten ihr nach. Und wie die Enten flügge geworden waren — Da ist Ihre Lady wohl mit ihnen davon geflogen? fragte der Doktor aus Kallpillen. Nein, Herr Doktor, erwiderte Schwechting mit treuherzigem Ernst. Aber weil

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/500>, abgerufen am 05.02.2025.