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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Währenddessen hatte Eva Tauenden mit atemloser Dringlichkeit gebeten, den
Handschuh zu holen, der seinerzeit am Bruchteiche gefunden war. Tauenden tat es,
ohne sich dabei zu errege". Sie weiß noch nicht, dachte Eva, was dieser Hand¬
schuh bedeutet. Als der Handschuh herbeigeholt war, zeigte sichs, daß dieser und
der eben gefundne zusammengehörten. Eva stieß einen leisen Freudenruf ans,
kriegte Wolf beim Kopfe und küßte ihn.

Kannst du denn auch küssen? fragte Wolf ernst und verwundert.

Ja warum denn nicht? erwiderte Eva. Ist denn das so schwer?

Schwer gerade nicht, meinte Wolf, aber mancher kanns doch nicht. Und sonst
tust du es ja auch nicht.

Ja aber heute, sagte Eva, ist dein Geburtstag. Und, Wolf, weißt du auch,
wem dieser Handschuh gehört?

Der Mama, antwortete Wolf ohne Bedenken.

Sieh mal, sagte Eva, den haben wir in der Pempler Heide gefunden.

Baron Bordeaux hatte die letzten Worte gehört, unterbrach eine längere Er¬
zählung, die er eben abwickelte, und sagte: Eva, Sie haben mir versprochen, meine
Verdienste nicht schmälern zu wollen. Den Handschuh habe ich gefunden, oder viel¬
mehr meine beiden unglaublich findigen Teckel Schorsch Eins und Schorsch Zwei.

Hier kam zutage, daß Schorsch Eins und Zwei ins Zimmer geschlichen waren,
in einer Ecke lagen und sich damit beschäftigten, eine Sofatroddel zu zerkauen. Sie
wurden also von Tauenden mit Nachdruck und Entrüstung hinaufgebracht. Baron
Bordeaux schnitt eine neue Geschichte an, Ramborn bemühte sich zuzuhören, und
Eva erzählte: Sie habe einen weiten Spazierritt bis tief in die Pempler Heide
gemacht. Da sei Baron Bordeaux ihr im Automobil entgegengekommen, und sie
sei, weil ihr Fuchs sich geängstigt hätte, abgestiegen. Vor dem Automobil seien
die Teckel hergelaufen, und Schorsch Eins habe ihr einen Handschuh apportiert,
den sie sogleich als das Eigentum von Frau Mary erkannt habe.

Wessen Eigentum? fragte Baron Bordeaux.

Tantchens Eigentum, antwortete Eva mit großer Bestimmtheit und setzte leise
hinzu: Was braucht der Mensch zu wissen, wem der Handschuh eigentlich gehört,
und was er bedeutet? Aber nun gab es ein Wettrennen um den Handschuh, deu
der Baron haben wollte, und den ich nicht herausgab. Ich habe leicht gesiegt,
weil das Schnaufer! in allen Löchern stecken blieb. Tauenden, es war eine Ko¬
mödie, wie der Baron in seinem Auto gewirtschaftet und geschwitzt hat. Und was
bedeutet nun dieser Handschuh?

Tauenden kam nicht dazu, darauf zu antworten, denn da war wieder der
Baron Bordeaux und beanspruchte seinen Handschuh, um ihn mit Feierlichkeit zu
überreichen. Eva ärgerte sich ernstlich. Sie hätte am liebsten laut aufgejubelt
und hätte mit Wolf durch die Stube getanzt, aber sie durfte es nicht wegen dieses
Baron Bordeaux, der ihr von jeher zuwider gewesen war.

Wolf, sagte Eva zu Wolf, geh mal hin und frage einmal den dicken Herrn,
ob er keinen Durst habe. Vielleicht geht er dann.

Wolf ging hin und richtete die Bestellung aus.

Alle Donnerwetter, Junge, rief der Baron, das hätte ich ja beinahe vergessen.
Einen Riesendurst habe ich, einen Drei- bis Vier-Flaschendnrst habe ich. Damit
stampfte er hinaus zu seinem Auto und kam zurück, nnter jedem Arm ein paar
Flaschen tragend.

Der Doktor, der die Eigentümlichkeit des Barons Bordeaux, nur seine eignen
Weine zu trinken, nicht kannte, empfand sein Verfahren als Taktlosigkeit und duldete
es nicht, daß im preußischen Schlößchen fremde Weine getrunken wurden. Er war
bereit, selbst ein paar Flaschen zu opfern, aber daran lag nun wieder dem Baron
nichts. Er packte also seine Flaschen wieder weg, versuchte es, betrübt und durstig,
sein Auto flott zu machen, und spannte, da die Maschine versagte, eine alte Kuh
-- Strafe müsse sein, behauptete er -- vor und zog zum ungemessenen Erstannen


Herrenmenschen

Währenddessen hatte Eva Tauenden mit atemloser Dringlichkeit gebeten, den
Handschuh zu holen, der seinerzeit am Bruchteiche gefunden war. Tauenden tat es,
ohne sich dabei zu errege». Sie weiß noch nicht, dachte Eva, was dieser Hand¬
schuh bedeutet. Als der Handschuh herbeigeholt war, zeigte sichs, daß dieser und
der eben gefundne zusammengehörten. Eva stieß einen leisen Freudenruf ans,
kriegte Wolf beim Kopfe und küßte ihn.

Kannst du denn auch küssen? fragte Wolf ernst und verwundert.

Ja warum denn nicht? erwiderte Eva. Ist denn das so schwer?

Schwer gerade nicht, meinte Wolf, aber mancher kanns doch nicht. Und sonst
tust du es ja auch nicht.

Ja aber heute, sagte Eva, ist dein Geburtstag. Und, Wolf, weißt du auch,
wem dieser Handschuh gehört?

Der Mama, antwortete Wolf ohne Bedenken.

Sieh mal, sagte Eva, den haben wir in der Pempler Heide gefunden.

Baron Bordeaux hatte die letzten Worte gehört, unterbrach eine längere Er¬
zählung, die er eben abwickelte, und sagte: Eva, Sie haben mir versprochen, meine
Verdienste nicht schmälern zu wollen. Den Handschuh habe ich gefunden, oder viel¬
mehr meine beiden unglaublich findigen Teckel Schorsch Eins und Schorsch Zwei.

Hier kam zutage, daß Schorsch Eins und Zwei ins Zimmer geschlichen waren,
in einer Ecke lagen und sich damit beschäftigten, eine Sofatroddel zu zerkauen. Sie
wurden also von Tauenden mit Nachdruck und Entrüstung hinaufgebracht. Baron
Bordeaux schnitt eine neue Geschichte an, Ramborn bemühte sich zuzuhören, und
Eva erzählte: Sie habe einen weiten Spazierritt bis tief in die Pempler Heide
gemacht. Da sei Baron Bordeaux ihr im Automobil entgegengekommen, und sie
sei, weil ihr Fuchs sich geängstigt hätte, abgestiegen. Vor dem Automobil seien
die Teckel hergelaufen, und Schorsch Eins habe ihr einen Handschuh apportiert,
den sie sogleich als das Eigentum von Frau Mary erkannt habe.

Wessen Eigentum? fragte Baron Bordeaux.

Tantchens Eigentum, antwortete Eva mit großer Bestimmtheit und setzte leise
hinzu: Was braucht der Mensch zu wissen, wem der Handschuh eigentlich gehört,
und was er bedeutet? Aber nun gab es ein Wettrennen um den Handschuh, deu
der Baron haben wollte, und den ich nicht herausgab. Ich habe leicht gesiegt,
weil das Schnaufer! in allen Löchern stecken blieb. Tauenden, es war eine Ko¬
mödie, wie der Baron in seinem Auto gewirtschaftet und geschwitzt hat. Und was
bedeutet nun dieser Handschuh?

Tauenden kam nicht dazu, darauf zu antworten, denn da war wieder der
Baron Bordeaux und beanspruchte seinen Handschuh, um ihn mit Feierlichkeit zu
überreichen. Eva ärgerte sich ernstlich. Sie hätte am liebsten laut aufgejubelt
und hätte mit Wolf durch die Stube getanzt, aber sie durfte es nicht wegen dieses
Baron Bordeaux, der ihr von jeher zuwider gewesen war.

Wolf, sagte Eva zu Wolf, geh mal hin und frage einmal den dicken Herrn,
ob er keinen Durst habe. Vielleicht geht er dann.

Wolf ging hin und richtete die Bestellung aus.

Alle Donnerwetter, Junge, rief der Baron, das hätte ich ja beinahe vergessen.
Einen Riesendurst habe ich, einen Drei- bis Vier-Flaschendnrst habe ich. Damit
stampfte er hinaus zu seinem Auto und kam zurück, nnter jedem Arm ein paar
Flaschen tragend.

Der Doktor, der die Eigentümlichkeit des Barons Bordeaux, nur seine eignen
Weine zu trinken, nicht kannte, empfand sein Verfahren als Taktlosigkeit und duldete
es nicht, daß im preußischen Schlößchen fremde Weine getrunken wurden. Er war
bereit, selbst ein paar Flaschen zu opfern, aber daran lag nun wieder dem Baron
nichts. Er packte also seine Flaschen wieder weg, versuchte es, betrübt und durstig,
sein Auto flott zu machen, und spannte, da die Maschine versagte, eine alte Kuh
— Strafe müsse sein, behauptete er — vor und zog zum ungemessenen Erstannen


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[0392] Herrenmenschen Währenddessen hatte Eva Tauenden mit atemloser Dringlichkeit gebeten, den Handschuh zu holen, der seinerzeit am Bruchteiche gefunden war. Tauenden tat es, ohne sich dabei zu errege». Sie weiß noch nicht, dachte Eva, was dieser Hand¬ schuh bedeutet. Als der Handschuh herbeigeholt war, zeigte sichs, daß dieser und der eben gefundne zusammengehörten. Eva stieß einen leisen Freudenruf ans, kriegte Wolf beim Kopfe und küßte ihn. Kannst du denn auch küssen? fragte Wolf ernst und verwundert. Ja warum denn nicht? erwiderte Eva. Ist denn das so schwer? Schwer gerade nicht, meinte Wolf, aber mancher kanns doch nicht. Und sonst tust du es ja auch nicht. Ja aber heute, sagte Eva, ist dein Geburtstag. Und, Wolf, weißt du auch, wem dieser Handschuh gehört? Der Mama, antwortete Wolf ohne Bedenken. Sieh mal, sagte Eva, den haben wir in der Pempler Heide gefunden. Baron Bordeaux hatte die letzten Worte gehört, unterbrach eine längere Er¬ zählung, die er eben abwickelte, und sagte: Eva, Sie haben mir versprochen, meine Verdienste nicht schmälern zu wollen. Den Handschuh habe ich gefunden, oder viel¬ mehr meine beiden unglaublich findigen Teckel Schorsch Eins und Schorsch Zwei. Hier kam zutage, daß Schorsch Eins und Zwei ins Zimmer geschlichen waren, in einer Ecke lagen und sich damit beschäftigten, eine Sofatroddel zu zerkauen. Sie wurden also von Tauenden mit Nachdruck und Entrüstung hinaufgebracht. Baron Bordeaux schnitt eine neue Geschichte an, Ramborn bemühte sich zuzuhören, und Eva erzählte: Sie habe einen weiten Spazierritt bis tief in die Pempler Heide gemacht. Da sei Baron Bordeaux ihr im Automobil entgegengekommen, und sie sei, weil ihr Fuchs sich geängstigt hätte, abgestiegen. Vor dem Automobil seien die Teckel hergelaufen, und Schorsch Eins habe ihr einen Handschuh apportiert, den sie sogleich als das Eigentum von Frau Mary erkannt habe. Wessen Eigentum? fragte Baron Bordeaux. Tantchens Eigentum, antwortete Eva mit großer Bestimmtheit und setzte leise hinzu: Was braucht der Mensch zu wissen, wem der Handschuh eigentlich gehört, und was er bedeutet? Aber nun gab es ein Wettrennen um den Handschuh, deu der Baron haben wollte, und den ich nicht herausgab. Ich habe leicht gesiegt, weil das Schnaufer! in allen Löchern stecken blieb. Tauenden, es war eine Ko¬ mödie, wie der Baron in seinem Auto gewirtschaftet und geschwitzt hat. Und was bedeutet nun dieser Handschuh? Tauenden kam nicht dazu, darauf zu antworten, denn da war wieder der Baron Bordeaux und beanspruchte seinen Handschuh, um ihn mit Feierlichkeit zu überreichen. Eva ärgerte sich ernstlich. Sie hätte am liebsten laut aufgejubelt und hätte mit Wolf durch die Stube getanzt, aber sie durfte es nicht wegen dieses Baron Bordeaux, der ihr von jeher zuwider gewesen war. Wolf, sagte Eva zu Wolf, geh mal hin und frage einmal den dicken Herrn, ob er keinen Durst habe. Vielleicht geht er dann. Wolf ging hin und richtete die Bestellung aus. Alle Donnerwetter, Junge, rief der Baron, das hätte ich ja beinahe vergessen. Einen Riesendurst habe ich, einen Drei- bis Vier-Flaschendnrst habe ich. Damit stampfte er hinaus zu seinem Auto und kam zurück, nnter jedem Arm ein paar Flaschen tragend. Der Doktor, der die Eigentümlichkeit des Barons Bordeaux, nur seine eignen Weine zu trinken, nicht kannte, empfand sein Verfahren als Taktlosigkeit und duldete es nicht, daß im preußischen Schlößchen fremde Weine getrunken wurden. Er war bereit, selbst ein paar Flaschen zu opfern, aber daran lag nun wieder dem Baron nichts. Er packte also seine Flaschen wieder weg, versuchte es, betrübt und durstig, sein Auto flott zu machen, und spannte, da die Maschine versagte, eine alte Kuh — Strafe müsse sein, behauptete er — vor und zog zum ungemessenen Erstannen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/392>, abgerufen am 06.02.2025.