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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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ich will nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Sie sollen hören, wie Schwechting
ein berühmter Mann wurde. O Pogge, Pogge, wenn dn hier wärst! Damit
angelte er wieder nach seinem Glase. Aber Ramborn legte seine Hand auf das
Glas, und Schwechting ergab sich in sein Schicksal und erzählte: So wissen Sie denn,
verehrter Freund und Doktor, daß ich meinen Frieden mit Hoheit gemacht habe.
Sie werden sagen, das sei charakterlos, aber was half es? Wer hier in Frieden
leben will, muß die Hoheit Gropposfs anerkennen. Was machte ich, wenn mir
Hoheit alle Wege in den Wald verriegelte? Kurz, ich versicherte Hoheit meiner
Hochachtung, was eine bewußte Lüge war, und ging die Verpflichtung ein, alle
Abend um sechs Uhr mit ihm Tarock zu spielen. Bei dieser Gelegenheit sagte
Hoheit -- es ist schon einige Zeit her --: Wenn Sie wieder einmal ein paar Elchläufe
brauche", nächstens werden zwei Paar valant werden. Der alte Jakob wird
dran glauben müssen. O, sagte ich, das ist ja schade. Es hilft aber nichts, er¬
widerte Hoheit. Er habe einen Brief vom Landesoberforstmeister erhalten, Prinz
Eberhard, Durchlaucht, werde demnächst zur Pirsche kommen. Und dn er von
Majestät die Gnade erwirkt habe, einen Elch schießen zu dürfen, und weil er etwas
überständig sei --

Wer? fragte Ramboru, Durchlaucht?

Nicht doch, sagte Schwechting, der alte Jakob. Darum müsse er abgeschossen
werden. Und dazu komme, daß der alte Herr auf den Beinen etwas struppiert sei.

Wer? fragte Ramborn, der alte Jakob?

Holls Donnerwetter, nein, Durchlaucht! schrie Schwechting. Doktor, stellen Sie
sich doch nicht schwerhöriger an, als Sie sind. Ich erzähle Ihnen doch hier einen
Schachtelroman, das ist eine Erzählungsform, die zwar sehr beliebt ist, die aber
auch einiges literarische Verständnis voraussetzt. Versteh" Sie mich? Also darum
müsse der alte Jakob daran glauben. Bald wurde auch der Regierungsdampfer
angemeldet, der Durchlaucht und sein Gefolge bringen sollte, und ich wurde von
Hoheit zum Empfang befohlen. Denn Hoheit wollte auch sein Gefolge haben, wozu
ihm Päsch und Nerv nicht genügten. Schön. Der Dampfer kam an. Wir standen
auf der Landungsbrücke, machten die vorgeschriebnen Wurmbewegunqen, wurden
vorgestellt und erhielten jeder seine Portion Leutseligkeit. Aber im Ernst geredet,
Durchlaucht waren gar nicht übel, ein fideler alter Herr, der einen Spaß machte
und einen Spaß verstand. Am Abend wurde ich auf Wunsch vou Durchlaucht bei
Hoheit zur Hoftafel gezogen. Eva machte die Hausfrau und sah brillant aus.
Wie eine nordische Prinzessin. Famoser Käfer, diese Kleine, sagte Durchlaucht,
setzte sein Augenglas ein und fing an, sich niedlich zu machen. Aber da hätten
Sie einmal sehen sollen, Doktor, wie das Mädel den alten Sünder abrasselu ließ.
Ich meinesteils Präsentierte mich als Fachmann und tat so, als wenn ich von
Mutterleib an zwischen Eichen gegrast hätte. Denken Sie mal, Doktor, die Gnade,
die ich als Spaßmacher bei Durchlaucht gefunden hatte, war so groß, daß ich ans
dein Pirschwagen den Platz neben ihm erhielt, denn Eva, die sonst den Bären¬
führer gespielt hatte, hatte kurz und bestimmt abgelehnt. Der alte Jakob stand
nichtig beim Brnchteiche und hatte aus der Welt kein Arg. Der Elch! der Elch!
sagte man leise. Wo? wo? fragten Durchlaucht und griffen nach ihrem Glase, konnten
^n Elch aber nicht finden, trotzdem daß er mitten auf der Blöße stand. Wir kutschierten
°tho im Bogen herum fünfzig Schritte näher. Der Elch! der Elch! rief ich heimlich.
Aber Durchlaucht konnten ihn immer noch nicht sehen, bis der Kutscher mit der
Peitsche hinwies. Jetzt eröffneten Durchlaucht Schnellfeuer. Nach dem fünften
Schuß lag Jnkob am Boden, aber der arme Kerl wollte durchaus nicht sterben.
Und auch dem Prinzen tat er leid, und das gefiel mir von ihm. Ist eigentlich
schade, sagte er, daß man ein so schönes Tier niederschießt, bloß um seine Schaufeln
^ haben. Wäre mir lieber, wenn man Porträt davon haben könnte. Aber das
M wohl nicht möglich? Warum nicht, Durchlaucht, sagte ich, den alten Jakob hier
habe ich porträtaliter gemalt. Ein wirkliches Porträt? fragte er; aber wie ist das


ich will nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Sie sollen hören, wie Schwechting
ein berühmter Mann wurde. O Pogge, Pogge, wenn dn hier wärst! Damit
angelte er wieder nach seinem Glase. Aber Ramborn legte seine Hand auf das
Glas, und Schwechting ergab sich in sein Schicksal und erzählte: So wissen Sie denn,
verehrter Freund und Doktor, daß ich meinen Frieden mit Hoheit gemacht habe.
Sie werden sagen, das sei charakterlos, aber was half es? Wer hier in Frieden
leben will, muß die Hoheit Gropposfs anerkennen. Was machte ich, wenn mir
Hoheit alle Wege in den Wald verriegelte? Kurz, ich versicherte Hoheit meiner
Hochachtung, was eine bewußte Lüge war, und ging die Verpflichtung ein, alle
Abend um sechs Uhr mit ihm Tarock zu spielen. Bei dieser Gelegenheit sagte
Hoheit — es ist schon einige Zeit her —: Wenn Sie wieder einmal ein paar Elchläufe
brauche«, nächstens werden zwei Paar valant werden. Der alte Jakob wird
dran glauben müssen. O, sagte ich, das ist ja schade. Es hilft aber nichts, er¬
widerte Hoheit. Er habe einen Brief vom Landesoberforstmeister erhalten, Prinz
Eberhard, Durchlaucht, werde demnächst zur Pirsche kommen. Und dn er von
Majestät die Gnade erwirkt habe, einen Elch schießen zu dürfen, und weil er etwas
überständig sei —

Wer? fragte Ramboru, Durchlaucht?

Nicht doch, sagte Schwechting, der alte Jakob. Darum müsse er abgeschossen
werden. Und dazu komme, daß der alte Herr auf den Beinen etwas struppiert sei.

Wer? fragte Ramborn, der alte Jakob?

Holls Donnerwetter, nein, Durchlaucht! schrie Schwechting. Doktor, stellen Sie
sich doch nicht schwerhöriger an, als Sie sind. Ich erzähle Ihnen doch hier einen
Schachtelroman, das ist eine Erzählungsform, die zwar sehr beliebt ist, die aber
auch einiges literarische Verständnis voraussetzt. Versteh» Sie mich? Also darum
müsse der alte Jakob daran glauben. Bald wurde auch der Regierungsdampfer
angemeldet, der Durchlaucht und sein Gefolge bringen sollte, und ich wurde von
Hoheit zum Empfang befohlen. Denn Hoheit wollte auch sein Gefolge haben, wozu
ihm Päsch und Nerv nicht genügten. Schön. Der Dampfer kam an. Wir standen
auf der Landungsbrücke, machten die vorgeschriebnen Wurmbewegunqen, wurden
vorgestellt und erhielten jeder seine Portion Leutseligkeit. Aber im Ernst geredet,
Durchlaucht waren gar nicht übel, ein fideler alter Herr, der einen Spaß machte
und einen Spaß verstand. Am Abend wurde ich auf Wunsch vou Durchlaucht bei
Hoheit zur Hoftafel gezogen. Eva machte die Hausfrau und sah brillant aus.
Wie eine nordische Prinzessin. Famoser Käfer, diese Kleine, sagte Durchlaucht,
setzte sein Augenglas ein und fing an, sich niedlich zu machen. Aber da hätten
Sie einmal sehen sollen, Doktor, wie das Mädel den alten Sünder abrasselu ließ.
Ich meinesteils Präsentierte mich als Fachmann und tat so, als wenn ich von
Mutterleib an zwischen Eichen gegrast hätte. Denken Sie mal, Doktor, die Gnade,
die ich als Spaßmacher bei Durchlaucht gefunden hatte, war so groß, daß ich ans
dein Pirschwagen den Platz neben ihm erhielt, denn Eva, die sonst den Bären¬
führer gespielt hatte, hatte kurz und bestimmt abgelehnt. Der alte Jakob stand
nichtig beim Brnchteiche und hatte aus der Welt kein Arg. Der Elch! der Elch!
sagte man leise. Wo? wo? fragten Durchlaucht und griffen nach ihrem Glase, konnten
^n Elch aber nicht finden, trotzdem daß er mitten auf der Blöße stand. Wir kutschierten
°tho im Bogen herum fünfzig Schritte näher. Der Elch! der Elch! rief ich heimlich.
Aber Durchlaucht konnten ihn immer noch nicht sehen, bis der Kutscher mit der
Peitsche hinwies. Jetzt eröffneten Durchlaucht Schnellfeuer. Nach dem fünften
Schuß lag Jnkob am Boden, aber der arme Kerl wollte durchaus nicht sterben.
Und auch dem Prinzen tat er leid, und das gefiel mir von ihm. Ist eigentlich
schade, sagte er, daß man ein so schönes Tier niederschießt, bloß um seine Schaufeln
^ haben. Wäre mir lieber, wenn man Porträt davon haben könnte. Aber das
M wohl nicht möglich? Warum nicht, Durchlaucht, sagte ich, den alten Jakob hier
habe ich porträtaliter gemalt. Ein wirkliches Porträt? fragte er; aber wie ist das


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[0335] ich will nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Sie sollen hören, wie Schwechting ein berühmter Mann wurde. O Pogge, Pogge, wenn dn hier wärst! Damit angelte er wieder nach seinem Glase. Aber Ramborn legte seine Hand auf das Glas, und Schwechting ergab sich in sein Schicksal und erzählte: So wissen Sie denn, verehrter Freund und Doktor, daß ich meinen Frieden mit Hoheit gemacht habe. Sie werden sagen, das sei charakterlos, aber was half es? Wer hier in Frieden leben will, muß die Hoheit Gropposfs anerkennen. Was machte ich, wenn mir Hoheit alle Wege in den Wald verriegelte? Kurz, ich versicherte Hoheit meiner Hochachtung, was eine bewußte Lüge war, und ging die Verpflichtung ein, alle Abend um sechs Uhr mit ihm Tarock zu spielen. Bei dieser Gelegenheit sagte Hoheit — es ist schon einige Zeit her —: Wenn Sie wieder einmal ein paar Elchläufe brauche«, nächstens werden zwei Paar valant werden. Der alte Jakob wird dran glauben müssen. O, sagte ich, das ist ja schade. Es hilft aber nichts, er¬ widerte Hoheit. Er habe einen Brief vom Landesoberforstmeister erhalten, Prinz Eberhard, Durchlaucht, werde demnächst zur Pirsche kommen. Und dn er von Majestät die Gnade erwirkt habe, einen Elch schießen zu dürfen, und weil er etwas überständig sei — Wer? fragte Ramboru, Durchlaucht? Nicht doch, sagte Schwechting, der alte Jakob. Darum müsse er abgeschossen werden. Und dazu komme, daß der alte Herr auf den Beinen etwas struppiert sei. Wer? fragte Ramborn, der alte Jakob? Holls Donnerwetter, nein, Durchlaucht! schrie Schwechting. Doktor, stellen Sie sich doch nicht schwerhöriger an, als Sie sind. Ich erzähle Ihnen doch hier einen Schachtelroman, das ist eine Erzählungsform, die zwar sehr beliebt ist, die aber auch einiges literarische Verständnis voraussetzt. Versteh» Sie mich? Also darum müsse der alte Jakob daran glauben. Bald wurde auch der Regierungsdampfer angemeldet, der Durchlaucht und sein Gefolge bringen sollte, und ich wurde von Hoheit zum Empfang befohlen. Denn Hoheit wollte auch sein Gefolge haben, wozu ihm Päsch und Nerv nicht genügten. Schön. Der Dampfer kam an. Wir standen auf der Landungsbrücke, machten die vorgeschriebnen Wurmbewegunqen, wurden vorgestellt und erhielten jeder seine Portion Leutseligkeit. Aber im Ernst geredet, Durchlaucht waren gar nicht übel, ein fideler alter Herr, der einen Spaß machte und einen Spaß verstand. Am Abend wurde ich auf Wunsch vou Durchlaucht bei Hoheit zur Hoftafel gezogen. Eva machte die Hausfrau und sah brillant aus. Wie eine nordische Prinzessin. Famoser Käfer, diese Kleine, sagte Durchlaucht, setzte sein Augenglas ein und fing an, sich niedlich zu machen. Aber da hätten Sie einmal sehen sollen, Doktor, wie das Mädel den alten Sünder abrasselu ließ. Ich meinesteils Präsentierte mich als Fachmann und tat so, als wenn ich von Mutterleib an zwischen Eichen gegrast hätte. Denken Sie mal, Doktor, die Gnade, die ich als Spaßmacher bei Durchlaucht gefunden hatte, war so groß, daß ich ans dein Pirschwagen den Platz neben ihm erhielt, denn Eva, die sonst den Bären¬ führer gespielt hatte, hatte kurz und bestimmt abgelehnt. Der alte Jakob stand nichtig beim Brnchteiche und hatte aus der Welt kein Arg. Der Elch! der Elch! sagte man leise. Wo? wo? fragten Durchlaucht und griffen nach ihrem Glase, konnten ^n Elch aber nicht finden, trotzdem daß er mitten auf der Blöße stand. Wir kutschierten °tho im Bogen herum fünfzig Schritte näher. Der Elch! der Elch! rief ich heimlich. Aber Durchlaucht konnten ihn immer noch nicht sehen, bis der Kutscher mit der Peitsche hinwies. Jetzt eröffneten Durchlaucht Schnellfeuer. Nach dem fünften Schuß lag Jnkob am Boden, aber der arme Kerl wollte durchaus nicht sterben. Und auch dem Prinzen tat er leid, und das gefiel mir von ihm. Ist eigentlich schade, sagte er, daß man ein so schönes Tier niederschießt, bloß um seine Schaufeln ^ haben. Wäre mir lieber, wenn man Porträt davon haben könnte. Aber das M wohl nicht möglich? Warum nicht, Durchlaucht, sagte ich, den alten Jakob hier habe ich porträtaliter gemalt. Ein wirkliches Porträt? fragte er; aber wie ist das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/335>, abgerufen am 11.02.2025.