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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Ramborn mußte sich gestehn, daß er in den Sorgen der letzten Wochen seinen
alten Freund einigermaßen aus den Augen verloren hatte. Schwechting hatte sein
Freilichtatelier im preußischen Schlößchen beim Eintritt der schlechten Jahreszeit
verlassen, war nach Mopswende zurückgekehrt und hatte dort seinen Elch vollendet.
Er hatte trotz seinem Bierbasse, trotz seiner Redekunst, seinem Schlapphute und
seinem Künstlerbarte im Grunde ein schüchternes Gemüt und war nicht der Mann
dazu, sich in Erinnerung zu bringe", und so war der Verkehr zwischen den beiden
Freunden ins Stocken geraten. Ramborn fühlte einige Gewissensbisse und trat ein,
besonders auch da er die Illumination sah und das Festlied vernahm.

Er fand Schwechting am Tische sitzen. Vor ihm stand eine seiner dickbäuchigen,
rohrumflochrnen Flaschen und drei gefüllte Gläser. Und dahinter war das Elch¬
bild aufgestellt, erleuchtet von Lichtern, Lampen, Laternen, kurz allem, was brennen
wollte. Das Bild war von einem Nahmen umgeben, den Schwechting aus ein
paar alten verwitterten Brettern und rotem Laube -- echt Mopswender Arbeit --
gemacht hatte. Daran hing ein Zettel mit der Aufschrift: Verkauft.

Als Ramborn eintrat, winkte ihm Schwechting zu und sagte: Sälen aleikum,
Doktor, nehmen Sie Platz, schenken Sie sich ein, und versetzen Sie sich in die
feierliche Stimmung, die dieser große Augenblick fordert. Sie fragen wieso? Er
Wies mit schwungvoll-pathetischer Handbewegung auf den Zettel am Rahmen und
sagte: Verkauft! Sage und schreibe: Verkauft. Und dies ohne Mitwirkung des
Sekretariats und der hohen Kritik, die gelegentlich der Teufel holen möge, sondern
lediglich zufolge eignen innewohnenden Wertes. Schade, jammerschade, daß Pogge
nicht hier ist! Ich sehe ihn ganz deutlich sein Gesicht Nummer drei aufsetzen und
höre ihn sagen: Wenn de det nochmal machst, nachher kann late ooch. Und darauf
würde ich eine erhabne Miene machen und sagen: Mein Sohn, dieses redet aus
dir der gemeine grüne Futterneid. Aber es ist auch wahr, Doktor, es ist eine
harte Sache, sich jahraus, jahrein mit seinen Maljungfern herumzuschlagen, während
andre ihre Elche freihändig an die höchsten Personen verkaufen.

Ich gratuliere zu dem schönen Erfolge, sagte der Doktor.

Nicht wahr? erwiderte Schwechting, ein schöner Erfolg. Sie wissen, daß ich
nicht zu den Geldmachern gehöre; dennoch muß der Mensch auch einen materiellen
Erfolg zu schätzen wissen. Es ist leicht geschrieben: Ausgezeichnetes Bild, das allen
Lobes würdig ist. Aber eine Hand voll Goldfüchse geben, das ist eine wirkliche und
aufrichtige Wertschätzung. Sehen Sie mal da, ist das nicht eine großartige Re¬
zension? Damit wies er auf eine stattliche Reihe von Goldstücken, die in schöner
Reihe auf dem Tische lagen. Probe aufs Exempel! -- Es steckt aber auch Fett in
dem Bilde, bare und richtige Arbeit. Staffelsteiger würde in derselben Zeit ein
halbes Dutzend seiner Offenbarungen geschmiert haben. Aber auch verkauft? Sehen
Sie, das ist der Kasus! Geht mir doch mit eurer überirdischen Kunst. All euer
Orakeln hilft euch nichts, wenn das verehrte Publikum, das doch schließlich deu
höchsten Gerichtshof bildet, nicht den Beutel zieht. Prosit, meine Herren! Schwech¬
ting stieß an die herrenlosen Gläser an und trank sie alle leer. Und das ist noch
nicht einmal alles. Jetzt kommen die Arbeiten auf feste Bestellung: Elchkuh im
Winter mit Elchkalb, Pendant zum alten Jakob. Prosit, meine Herren. Er stieß
abermals an und sang: Er pinkt wohl einmal an, er Pinke Wohl zweimal an, er
pinkt wohl dreimal, viermal, fünfmal an.

Schwechting, sagte Ramborn, wenn Sie so fortfahren cmzupinken, so werden
Sie bald da sitzen, wo der Fürst Bibesko endete.

Schwechting lachte, kniff ein Auge zu, als wollte er sagen: Mir kann keiner,
und fuhr fort zu singen: Er pinkt Wohl einmal an. . .

Namborn rückte ihm das Glas aus Greifweite und sagte: 8it temxus in rebus,
zu Deutsch: Tempo halten, alter Freund. Erzählen Sie inzwischen, wie das alles
gekommen ist.

Es ist zwar hart, erwiderte Schwechting daß Sie mich trocken setzen, aber


Herrenmenschen

Ramborn mußte sich gestehn, daß er in den Sorgen der letzten Wochen seinen
alten Freund einigermaßen aus den Augen verloren hatte. Schwechting hatte sein
Freilichtatelier im preußischen Schlößchen beim Eintritt der schlechten Jahreszeit
verlassen, war nach Mopswende zurückgekehrt und hatte dort seinen Elch vollendet.
Er hatte trotz seinem Bierbasse, trotz seiner Redekunst, seinem Schlapphute und
seinem Künstlerbarte im Grunde ein schüchternes Gemüt und war nicht der Mann
dazu, sich in Erinnerung zu bringe«, und so war der Verkehr zwischen den beiden
Freunden ins Stocken geraten. Ramborn fühlte einige Gewissensbisse und trat ein,
besonders auch da er die Illumination sah und das Festlied vernahm.

Er fand Schwechting am Tische sitzen. Vor ihm stand eine seiner dickbäuchigen,
rohrumflochrnen Flaschen und drei gefüllte Gläser. Und dahinter war das Elch¬
bild aufgestellt, erleuchtet von Lichtern, Lampen, Laternen, kurz allem, was brennen
wollte. Das Bild war von einem Nahmen umgeben, den Schwechting aus ein
paar alten verwitterten Brettern und rotem Laube — echt Mopswender Arbeit —
gemacht hatte. Daran hing ein Zettel mit der Aufschrift: Verkauft.

Als Ramborn eintrat, winkte ihm Schwechting zu und sagte: Sälen aleikum,
Doktor, nehmen Sie Platz, schenken Sie sich ein, und versetzen Sie sich in die
feierliche Stimmung, die dieser große Augenblick fordert. Sie fragen wieso? Er
Wies mit schwungvoll-pathetischer Handbewegung auf den Zettel am Rahmen und
sagte: Verkauft! Sage und schreibe: Verkauft. Und dies ohne Mitwirkung des
Sekretariats und der hohen Kritik, die gelegentlich der Teufel holen möge, sondern
lediglich zufolge eignen innewohnenden Wertes. Schade, jammerschade, daß Pogge
nicht hier ist! Ich sehe ihn ganz deutlich sein Gesicht Nummer drei aufsetzen und
höre ihn sagen: Wenn de det nochmal machst, nachher kann late ooch. Und darauf
würde ich eine erhabne Miene machen und sagen: Mein Sohn, dieses redet aus
dir der gemeine grüne Futterneid. Aber es ist auch wahr, Doktor, es ist eine
harte Sache, sich jahraus, jahrein mit seinen Maljungfern herumzuschlagen, während
andre ihre Elche freihändig an die höchsten Personen verkaufen.

Ich gratuliere zu dem schönen Erfolge, sagte der Doktor.

Nicht wahr? erwiderte Schwechting, ein schöner Erfolg. Sie wissen, daß ich
nicht zu den Geldmachern gehöre; dennoch muß der Mensch auch einen materiellen
Erfolg zu schätzen wissen. Es ist leicht geschrieben: Ausgezeichnetes Bild, das allen
Lobes würdig ist. Aber eine Hand voll Goldfüchse geben, das ist eine wirkliche und
aufrichtige Wertschätzung. Sehen Sie mal da, ist das nicht eine großartige Re¬
zension? Damit wies er auf eine stattliche Reihe von Goldstücken, die in schöner
Reihe auf dem Tische lagen. Probe aufs Exempel! — Es steckt aber auch Fett in
dem Bilde, bare und richtige Arbeit. Staffelsteiger würde in derselben Zeit ein
halbes Dutzend seiner Offenbarungen geschmiert haben. Aber auch verkauft? Sehen
Sie, das ist der Kasus! Geht mir doch mit eurer überirdischen Kunst. All euer
Orakeln hilft euch nichts, wenn das verehrte Publikum, das doch schließlich deu
höchsten Gerichtshof bildet, nicht den Beutel zieht. Prosit, meine Herren! Schwech¬
ting stieß an die herrenlosen Gläser an und trank sie alle leer. Und das ist noch
nicht einmal alles. Jetzt kommen die Arbeiten auf feste Bestellung: Elchkuh im
Winter mit Elchkalb, Pendant zum alten Jakob. Prosit, meine Herren. Er stieß
abermals an und sang: Er pinkt wohl einmal an, er Pinke Wohl zweimal an, er
pinkt wohl dreimal, viermal, fünfmal an.

Schwechting, sagte Ramborn, wenn Sie so fortfahren cmzupinken, so werden
Sie bald da sitzen, wo der Fürst Bibesko endete.

Schwechting lachte, kniff ein Auge zu, als wollte er sagen: Mir kann keiner,
und fuhr fort zu singen: Er pinkt Wohl einmal an. . .

Namborn rückte ihm das Glas aus Greifweite und sagte: 8it temxus in rebus,
zu Deutsch: Tempo halten, alter Freund. Erzählen Sie inzwischen, wie das alles
gekommen ist.

Es ist zwar hart, erwiderte Schwechting daß Sie mich trocken setzen, aber


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[0334] Herrenmenschen Ramborn mußte sich gestehn, daß er in den Sorgen der letzten Wochen seinen alten Freund einigermaßen aus den Augen verloren hatte. Schwechting hatte sein Freilichtatelier im preußischen Schlößchen beim Eintritt der schlechten Jahreszeit verlassen, war nach Mopswende zurückgekehrt und hatte dort seinen Elch vollendet. Er hatte trotz seinem Bierbasse, trotz seiner Redekunst, seinem Schlapphute und seinem Künstlerbarte im Grunde ein schüchternes Gemüt und war nicht der Mann dazu, sich in Erinnerung zu bringe«, und so war der Verkehr zwischen den beiden Freunden ins Stocken geraten. Ramborn fühlte einige Gewissensbisse und trat ein, besonders auch da er die Illumination sah und das Festlied vernahm. Er fand Schwechting am Tische sitzen. Vor ihm stand eine seiner dickbäuchigen, rohrumflochrnen Flaschen und drei gefüllte Gläser. Und dahinter war das Elch¬ bild aufgestellt, erleuchtet von Lichtern, Lampen, Laternen, kurz allem, was brennen wollte. Das Bild war von einem Nahmen umgeben, den Schwechting aus ein paar alten verwitterten Brettern und rotem Laube — echt Mopswender Arbeit — gemacht hatte. Daran hing ein Zettel mit der Aufschrift: Verkauft. Als Ramborn eintrat, winkte ihm Schwechting zu und sagte: Sälen aleikum, Doktor, nehmen Sie Platz, schenken Sie sich ein, und versetzen Sie sich in die feierliche Stimmung, die dieser große Augenblick fordert. Sie fragen wieso? Er Wies mit schwungvoll-pathetischer Handbewegung auf den Zettel am Rahmen und sagte: Verkauft! Sage und schreibe: Verkauft. Und dies ohne Mitwirkung des Sekretariats und der hohen Kritik, die gelegentlich der Teufel holen möge, sondern lediglich zufolge eignen innewohnenden Wertes. Schade, jammerschade, daß Pogge nicht hier ist! Ich sehe ihn ganz deutlich sein Gesicht Nummer drei aufsetzen und höre ihn sagen: Wenn de det nochmal machst, nachher kann late ooch. Und darauf würde ich eine erhabne Miene machen und sagen: Mein Sohn, dieses redet aus dir der gemeine grüne Futterneid. Aber es ist auch wahr, Doktor, es ist eine harte Sache, sich jahraus, jahrein mit seinen Maljungfern herumzuschlagen, während andre ihre Elche freihändig an die höchsten Personen verkaufen. Ich gratuliere zu dem schönen Erfolge, sagte der Doktor. Nicht wahr? erwiderte Schwechting, ein schöner Erfolg. Sie wissen, daß ich nicht zu den Geldmachern gehöre; dennoch muß der Mensch auch einen materiellen Erfolg zu schätzen wissen. Es ist leicht geschrieben: Ausgezeichnetes Bild, das allen Lobes würdig ist. Aber eine Hand voll Goldfüchse geben, das ist eine wirkliche und aufrichtige Wertschätzung. Sehen Sie mal da, ist das nicht eine großartige Re¬ zension? Damit wies er auf eine stattliche Reihe von Goldstücken, die in schöner Reihe auf dem Tische lagen. Probe aufs Exempel! — Es steckt aber auch Fett in dem Bilde, bare und richtige Arbeit. Staffelsteiger würde in derselben Zeit ein halbes Dutzend seiner Offenbarungen geschmiert haben. Aber auch verkauft? Sehen Sie, das ist der Kasus! Geht mir doch mit eurer überirdischen Kunst. All euer Orakeln hilft euch nichts, wenn das verehrte Publikum, das doch schließlich deu höchsten Gerichtshof bildet, nicht den Beutel zieht. Prosit, meine Herren! Schwech¬ ting stieß an die herrenlosen Gläser an und trank sie alle leer. Und das ist noch nicht einmal alles. Jetzt kommen die Arbeiten auf feste Bestellung: Elchkuh im Winter mit Elchkalb, Pendant zum alten Jakob. Prosit, meine Herren. Er stieß abermals an und sang: Er pinkt wohl einmal an, er Pinke Wohl zweimal an, er pinkt wohl dreimal, viermal, fünfmal an. Schwechting, sagte Ramborn, wenn Sie so fortfahren cmzupinken, so werden Sie bald da sitzen, wo der Fürst Bibesko endete. Schwechting lachte, kniff ein Auge zu, als wollte er sagen: Mir kann keiner, und fuhr fort zu singen: Er pinkt Wohl einmal an. . . Namborn rückte ihm das Glas aus Greifweite und sagte: 8it temxus in rebus, zu Deutsch: Tempo halten, alter Freund. Erzählen Sie inzwischen, wie das alles gekommen ist. Es ist zwar hart, erwiderte Schwechting daß Sie mich trocken setzen, aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/334>, abgerufen am 05.02.2025.