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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

im Anschluß daran äußert er sich zusammenhängender -- im ersten Kapitel des
dritten Teiles seiner "Vorschule der Ästhetik" -- in seiner uns heute altmodisch
sentimental anmutenden und doch kräftige Anschauung enthaltenden Sprache über
den Dramatiker: "In den einzelnen lyrischen Gemälden seiner spätern Trauer¬
spiele -- zum Beispiel in denen des Kriegs, des Friedensfestes in "Piccolomini",
der katholischen Kunst und Religion in der "Stuart" und den "Brüdern von
Messina", des Traums über Oktcwio -- perklärt er sich rein poetisch und romantisch,
ohne Rhetorik und Lehrdichterei. Was ist aber dies gegen den großen tragischen
Geist, als welcher er hoch und geisterhaft über alle neuern Bühnen schreitet in
"Wallenstein" und "Tell"? Selber Goethe fliegt von seineu Poetischen Blüten¬
gipfeln herab vor ihn hin und richtet sich auf, um dem Hohen den tragischen
Kranz auf das Haupt zu legen. Niemand hat nach Shakespeare so sehr als
Schiller -- welcher zwar unter, aber auch fern von jenem Genius steht und daher
den Poetikern die Gelegenheit zur Verwechslung der Erniedrigung mit der Ent¬
fernung gab -- die historische Anseincmderstrenung der Menschen und Taten so
kräftig zu einer tragischen Phalanx zusammengezogen, welche gedrängt und keil¬
förmig in die Herzen einbricht. In der Mitte vom "Don Karlos" fängt seine
reine Höhe zu steigen an, und sie bildet vielleicht schon im "Wallenstein" ihren
Gebirgsgipfel. Seine eigentliche romantische Tragödie ist weniger die von so vielen
Gemeinheiten der Menschen und des Lebens umschattete "Jungfrau von Orleans",
als "Wallenstein", worin Erde und Sterne, dos Überirdische (nämlich der Glaube
daran) und alles große Irdische gleichsam zwischen Himmel und Erde die Blitze
ziehn und laden, welche tragisch auf die Seelen niederfahren und das Leben er¬
schüttern. Im romantischen All ist er überall mehr in der schauerlichen Tiefe der
Unendlichkeit als in der heitern Höhe derselben geflogen. Dies ist an und für sich
kein Vorwurf; nur einer, aber kein großer, ist, daß er Melpomeuens Dolch häufig
zu glänzend und dnmasziert geschmiedet und geschliffen."


Die Nennte Sinfonie in Tirol.

Die Grenzboten haben von einer denk¬
würdigen Aufführung der Neunter Sinfonie in einer kleinen deutschen Stadt an
der Sprachgrenze zur Feier des funfzigjährigen Bestehns von deren Musikverein zu be¬
richten. Die Chorübungen dazu hatten vor einem Jahre begonnen, die Ensembleein-
studierung vierzehn Tage vor der Aufführung. Es waren etwa 200 Mitwirkende, das
Orchester zur Hälfte Dilettanten, der Chor lauter Dilettanten, darunter eine große
Schar Kinder, im Sopran sang die zehnjährige Schwester in der ersten Reihe und die
zwanzigjährige in der letzten, Ehepaare sangen sich ans Tenor und Alt einander zu,
der älteste Sohn des Bürgermeisters spielte unter den ersten Geigern, der zweite unter
den zweiten, Ärzte, Nechtsanwcilte, Gymnasiallehrer, Kaufleute saugen und spielten
mit, lauter junge Kräfte, Verwandte und Bekannte. Ein starkes genieinsames
Fluidum durchströmte den ganzen letzten Satz, wie es Leipzig und Berlin nicht
für ihn aufzubringen haben; alle Hauptsachen kamen klar und mächtig heraus, die
Stimmen der Tenöre und Bässe standen wie die Felsen ihrer Heimat, die Soprane
ersangen ihre hohen Stellen mit kindlicher Kraft; gewaltiger Jubel, Inbrunst und
Demut erfüllten den Schlußsatz im Sinne der Zwiesprache Schillers und Beethovens.
Nach dem Schlüsse mischten sich die Ausführenden unter das Publikum, der erste
Cellist, dessen vornehmer Ton die sonst etwas steifen Bnßrhapsodien zu Anfang
des vierten Satzes belebt hatte, trat unter die Familie seiner Braut und fragte
strahlend: "Seid ihr zufrieden?"

So geschehen


Nachtrag.

Im 17. Heft, Seite 226, ist in der Anzeige des Werkes "Die
Entwicklung der deutschen Reederei seit 1800" versehentlich der Name des Ver¬
fassers ausgelassen worden; er heißt Dr. Max Peters.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

im Anschluß daran äußert er sich zusammenhängender — im ersten Kapitel des
dritten Teiles seiner „Vorschule der Ästhetik" — in seiner uns heute altmodisch
sentimental anmutenden und doch kräftige Anschauung enthaltenden Sprache über
den Dramatiker: „In den einzelnen lyrischen Gemälden seiner spätern Trauer¬
spiele — zum Beispiel in denen des Kriegs, des Friedensfestes in »Piccolomini«,
der katholischen Kunst und Religion in der »Stuart« und den »Brüdern von
Messina«, des Traums über Oktcwio — perklärt er sich rein poetisch und romantisch,
ohne Rhetorik und Lehrdichterei. Was ist aber dies gegen den großen tragischen
Geist, als welcher er hoch und geisterhaft über alle neuern Bühnen schreitet in
»Wallenstein« und »Tell«? Selber Goethe fliegt von seineu Poetischen Blüten¬
gipfeln herab vor ihn hin und richtet sich auf, um dem Hohen den tragischen
Kranz auf das Haupt zu legen. Niemand hat nach Shakespeare so sehr als
Schiller — welcher zwar unter, aber auch fern von jenem Genius steht und daher
den Poetikern die Gelegenheit zur Verwechslung der Erniedrigung mit der Ent¬
fernung gab — die historische Anseincmderstrenung der Menschen und Taten so
kräftig zu einer tragischen Phalanx zusammengezogen, welche gedrängt und keil¬
förmig in die Herzen einbricht. In der Mitte vom »Don Karlos« fängt seine
reine Höhe zu steigen an, und sie bildet vielleicht schon im »Wallenstein« ihren
Gebirgsgipfel. Seine eigentliche romantische Tragödie ist weniger die von so vielen
Gemeinheiten der Menschen und des Lebens umschattete »Jungfrau von Orleans«,
als »Wallenstein«, worin Erde und Sterne, dos Überirdische (nämlich der Glaube
daran) und alles große Irdische gleichsam zwischen Himmel und Erde die Blitze
ziehn und laden, welche tragisch auf die Seelen niederfahren und das Leben er¬
schüttern. Im romantischen All ist er überall mehr in der schauerlichen Tiefe der
Unendlichkeit als in der heitern Höhe derselben geflogen. Dies ist an und für sich
kein Vorwurf; nur einer, aber kein großer, ist, daß er Melpomeuens Dolch häufig
zu glänzend und dnmasziert geschmiedet und geschliffen."


Die Nennte Sinfonie in Tirol.

Die Grenzboten haben von einer denk¬
würdigen Aufführung der Neunter Sinfonie in einer kleinen deutschen Stadt an
der Sprachgrenze zur Feier des funfzigjährigen Bestehns von deren Musikverein zu be¬
richten. Die Chorübungen dazu hatten vor einem Jahre begonnen, die Ensembleein-
studierung vierzehn Tage vor der Aufführung. Es waren etwa 200 Mitwirkende, das
Orchester zur Hälfte Dilettanten, der Chor lauter Dilettanten, darunter eine große
Schar Kinder, im Sopran sang die zehnjährige Schwester in der ersten Reihe und die
zwanzigjährige in der letzten, Ehepaare sangen sich ans Tenor und Alt einander zu,
der älteste Sohn des Bürgermeisters spielte unter den ersten Geigern, der zweite unter
den zweiten, Ärzte, Nechtsanwcilte, Gymnasiallehrer, Kaufleute saugen und spielten
mit, lauter junge Kräfte, Verwandte und Bekannte. Ein starkes genieinsames
Fluidum durchströmte den ganzen letzten Satz, wie es Leipzig und Berlin nicht
für ihn aufzubringen haben; alle Hauptsachen kamen klar und mächtig heraus, die
Stimmen der Tenöre und Bässe standen wie die Felsen ihrer Heimat, die Soprane
ersangen ihre hohen Stellen mit kindlicher Kraft; gewaltiger Jubel, Inbrunst und
Demut erfüllten den Schlußsatz im Sinne der Zwiesprache Schillers und Beethovens.
Nach dem Schlüsse mischten sich die Ausführenden unter das Publikum, der erste
Cellist, dessen vornehmer Ton die sonst etwas steifen Bnßrhapsodien zu Anfang
des vierten Satzes belebt hatte, trat unter die Familie seiner Braut und fragte
strahlend: „Seid ihr zufrieden?"

So geschehen


Nachtrag.

Im 17. Heft, Seite 226, ist in der Anzeige des Werkes „Die
Entwicklung der deutschen Reederei seit 1800" versehentlich der Name des Ver¬
fassers ausgelassen worden; er heißt Dr. Max Peters.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
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[0292] Maßgebliches und Unmaßgebliches im Anschluß daran äußert er sich zusammenhängender — im ersten Kapitel des dritten Teiles seiner „Vorschule der Ästhetik" — in seiner uns heute altmodisch sentimental anmutenden und doch kräftige Anschauung enthaltenden Sprache über den Dramatiker: „In den einzelnen lyrischen Gemälden seiner spätern Trauer¬ spiele — zum Beispiel in denen des Kriegs, des Friedensfestes in »Piccolomini«, der katholischen Kunst und Religion in der »Stuart« und den »Brüdern von Messina«, des Traums über Oktcwio — perklärt er sich rein poetisch und romantisch, ohne Rhetorik und Lehrdichterei. Was ist aber dies gegen den großen tragischen Geist, als welcher er hoch und geisterhaft über alle neuern Bühnen schreitet in »Wallenstein« und »Tell«? Selber Goethe fliegt von seineu Poetischen Blüten¬ gipfeln herab vor ihn hin und richtet sich auf, um dem Hohen den tragischen Kranz auf das Haupt zu legen. Niemand hat nach Shakespeare so sehr als Schiller — welcher zwar unter, aber auch fern von jenem Genius steht und daher den Poetikern die Gelegenheit zur Verwechslung der Erniedrigung mit der Ent¬ fernung gab — die historische Anseincmderstrenung der Menschen und Taten so kräftig zu einer tragischen Phalanx zusammengezogen, welche gedrängt und keil¬ förmig in die Herzen einbricht. In der Mitte vom »Don Karlos« fängt seine reine Höhe zu steigen an, und sie bildet vielleicht schon im »Wallenstein« ihren Gebirgsgipfel. Seine eigentliche romantische Tragödie ist weniger die von so vielen Gemeinheiten der Menschen und des Lebens umschattete »Jungfrau von Orleans«, als »Wallenstein«, worin Erde und Sterne, dos Überirdische (nämlich der Glaube daran) und alles große Irdische gleichsam zwischen Himmel und Erde die Blitze ziehn und laden, welche tragisch auf die Seelen niederfahren und das Leben er¬ schüttern. Im romantischen All ist er überall mehr in der schauerlichen Tiefe der Unendlichkeit als in der heitern Höhe derselben geflogen. Dies ist an und für sich kein Vorwurf; nur einer, aber kein großer, ist, daß er Melpomeuens Dolch häufig zu glänzend und dnmasziert geschmiedet und geschliffen." Die Nennte Sinfonie in Tirol. Die Grenzboten haben von einer denk¬ würdigen Aufführung der Neunter Sinfonie in einer kleinen deutschen Stadt an der Sprachgrenze zur Feier des funfzigjährigen Bestehns von deren Musikverein zu be¬ richten. Die Chorübungen dazu hatten vor einem Jahre begonnen, die Ensembleein- studierung vierzehn Tage vor der Aufführung. Es waren etwa 200 Mitwirkende, das Orchester zur Hälfte Dilettanten, der Chor lauter Dilettanten, darunter eine große Schar Kinder, im Sopran sang die zehnjährige Schwester in der ersten Reihe und die zwanzigjährige in der letzten, Ehepaare sangen sich ans Tenor und Alt einander zu, der älteste Sohn des Bürgermeisters spielte unter den ersten Geigern, der zweite unter den zweiten, Ärzte, Nechtsanwcilte, Gymnasiallehrer, Kaufleute saugen und spielten mit, lauter junge Kräfte, Verwandte und Bekannte. Ein starkes genieinsames Fluidum durchströmte den ganzen letzten Satz, wie es Leipzig und Berlin nicht für ihn aufzubringen haben; alle Hauptsachen kamen klar und mächtig heraus, die Stimmen der Tenöre und Bässe standen wie die Felsen ihrer Heimat, die Soprane ersangen ihre hohen Stellen mit kindlicher Kraft; gewaltiger Jubel, Inbrunst und Demut erfüllten den Schlußsatz im Sinne der Zwiesprache Schillers und Beethovens. Nach dem Schlüsse mischten sich die Ausführenden unter das Publikum, der erste Cellist, dessen vornehmer Ton die sonst etwas steifen Bnßrhapsodien zu Anfang des vierten Satzes belebt hatte, trat unter die Familie seiner Braut und fragte strahlend: „Seid ihr zufrieden?" So geschehen Nachtrag. Im 17. Heft, Seite 226, ist in der Anzeige des Werkes „Die Entwicklung der deutschen Reederei seit 1800" versehentlich der Name des Ver¬ fassers ausgelassen worden; er heißt Dr. Max Peters. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/292>, abgerufen am 05.02.2025.