Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Der Kampf um die Adria des Pazifischen Ozeans fuhrt: erst seit keine fremde Macht mehr -- das britische In Afrika hat sich das britische Reich in dem schweren Kampfe mit dem Alle diese gewaltigen Evolutionen haben sich in der kürzesten Frist, in Und doch wäre diese Meinung ein Irrtum. Auch in Enropa bestehn noch Zu Beginn des Jahres 1904 wurde die Welt in Aufregung gesetzt durch Der Kampf um die Adria des Pazifischen Ozeans fuhrt: erst seit keine fremde Macht mehr — das britische In Afrika hat sich das britische Reich in dem schweren Kampfe mit dem Alle diese gewaltigen Evolutionen haben sich in der kürzesten Frist, in Und doch wäre diese Meinung ein Irrtum. Auch in Enropa bestehn noch Zu Beginn des Jahres 1904 wurde die Welt in Aufregung gesetzt durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0182" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297314"/> <fw type="header" place="top"> Der Kampf um die Adria</fw><lb/> <p xml:id="ID_803" prev="#ID_802"> des Pazifischen Ozeans fuhrt: erst seit keine fremde Macht mehr — das britische<lb/> Jamaika kommt hier kaum in Betracht — dem künftigen Eingangstor Amerikas<lb/> nach Asien, dem Kanal von Panama, vorgelagert ist, steht dieses dem expansions¬<lb/> lüsternen amerikanischen Freistaat zu unbegrenzter merkantiler und militärischer<lb/> Verfügung, und erst seit auf den Philippinen das Sternenbanner weht, haben<lb/> seine pazifischen Besitzungen Hawai, Tutuila und Gran ihre wahre Bedeutung<lb/> erlangt als die Stützpunkte für die Fahrt, die die Handels- und Kriegsschiffe<lb/> der Vereinigten Staaten von San Francisco sowohl als durch den Kanal von<lb/> Panama an die Küste Asiens führen wird. Wie Enropa so greift auch Amerika<lb/> mit seinen Fangarmen nach Ostasien hinüber, und schon konnte das Oberhaupt<lb/> des großen amerikanischen Staatswesens als dessen Aufgabe im zwanzigsten<lb/> Jahrhundert verkünden, den Stillen Ozean zu einem amerikanischen Meere zu<lb/> machen. Welche Perspektiven! Asien wird von Europa und Amerika in die<lb/> Mitte genommen und muß sich der Erdrücknng nach beiden Seiten hin er¬<lb/> wehren. Siege Japan in dem Kampfe mit Rußland ob, dann bedeutet ihm<lb/> allerdings für lange Zeit Europa keine Gefahr mehr, aber gewonnenes Spiel<lb/> hat es noch nicht, solange es sich nicht auch der neuen amerikanischen Gefahr<lb/> mit demselben Erfolg entledigt hat. Wird aber Japan doch noch von Rußland<lb/> erdrückt, dann wird gerade der Stille Ozean mit Sicherheit dereinst einmal der<lb/> Schauplatz sein, auf dem der Zusammenstoß europäischer und amerikanischer<lb/> Interessen erfolgen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_804"> In Afrika hat sich das britische Reich in dem schweren Kampfe mit dem<lb/> holländischen Volksstamme im letzten Grunde die Offenhaltung des einen — und<lb/> zwar des sichersten — der beiden Seewege nach Indien erstreiten müssen, auch<lb/> dieses ein Kampf also, worin es sich nicht um territorialen Besitz allein und<lb/> seine Reichtümer, sondern ebensosehr und noch mehr um die Weltmachtstellung<lb/> eines europäischen Volks in den asiatischen Bereichen gehandelt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_805"> Alle diese gewaltigen Evolutionen haben sich in der kürzesten Frist, in<lb/> fast ununterbrochuer Folge vor unsern Angen vollzogen. Scheinbar Grund<lb/> genug zu der wohl schon geäußerten Meinung, das alte Europa habe in den<lb/> Kämpfen des neunzehnten Jahrhunderts in der Hauptsache seine endgiltige<lb/> Gestalt gewonnen, die europäischen Gegensätze verschwänden vor denen, die die<lb/> eben gekennzeichnete Entwicklung der jüngsten Zeit erstehn läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_806"> Und doch wäre diese Meinung ein Irrtum. Auch in Enropa bestehn noch<lb/> Völkerspannungen, deren Lösung von der Geschicklichkeit der Diplomatie oder<lb/> der Schärfe des Schwertes erwartet werden muß. Gerade in dem abgelaufnen<lb/> Jahre ist greller als je zuvor die Kluft beleuchtet worden, die sich seit geraumer<lb/> Zeit schon sogar zwischen zwei äußerlich miteinander verbündeten Großmächten<lb/> Europas aufgetan hat, nämlich zwischen der alten österreichische ungarische»<lb/> Monarchie und dem jungen Nationalstaat Italien.</p><lb/> <p xml:id="ID_807" next="#ID_808"> Zu Beginn des Jahres 1904 wurde die Welt in Aufregung gesetzt durch<lb/> österreichisch-ungarische Militär- und Marincfvrderungen und italienische Krieg-<lb/> insichtartikcl, die ihren Grund hatten in der immer deutlicher hervortretenden<lb/> divergierenden Stellung beider Mächte zu dem künftigen Schicksal der cilba-<lb/> ucsischeu Küste der Adria; zu Ende des Jahres zeigte der Nniversitätsstreit in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0182]
Der Kampf um die Adria
des Pazifischen Ozeans fuhrt: erst seit keine fremde Macht mehr — das britische
Jamaika kommt hier kaum in Betracht — dem künftigen Eingangstor Amerikas
nach Asien, dem Kanal von Panama, vorgelagert ist, steht dieses dem expansions¬
lüsternen amerikanischen Freistaat zu unbegrenzter merkantiler und militärischer
Verfügung, und erst seit auf den Philippinen das Sternenbanner weht, haben
seine pazifischen Besitzungen Hawai, Tutuila und Gran ihre wahre Bedeutung
erlangt als die Stützpunkte für die Fahrt, die die Handels- und Kriegsschiffe
der Vereinigten Staaten von San Francisco sowohl als durch den Kanal von
Panama an die Küste Asiens führen wird. Wie Enropa so greift auch Amerika
mit seinen Fangarmen nach Ostasien hinüber, und schon konnte das Oberhaupt
des großen amerikanischen Staatswesens als dessen Aufgabe im zwanzigsten
Jahrhundert verkünden, den Stillen Ozean zu einem amerikanischen Meere zu
machen. Welche Perspektiven! Asien wird von Europa und Amerika in die
Mitte genommen und muß sich der Erdrücknng nach beiden Seiten hin er¬
wehren. Siege Japan in dem Kampfe mit Rußland ob, dann bedeutet ihm
allerdings für lange Zeit Europa keine Gefahr mehr, aber gewonnenes Spiel
hat es noch nicht, solange es sich nicht auch der neuen amerikanischen Gefahr
mit demselben Erfolg entledigt hat. Wird aber Japan doch noch von Rußland
erdrückt, dann wird gerade der Stille Ozean mit Sicherheit dereinst einmal der
Schauplatz sein, auf dem der Zusammenstoß europäischer und amerikanischer
Interessen erfolgen wird.
In Afrika hat sich das britische Reich in dem schweren Kampfe mit dem
holländischen Volksstamme im letzten Grunde die Offenhaltung des einen — und
zwar des sichersten — der beiden Seewege nach Indien erstreiten müssen, auch
dieses ein Kampf also, worin es sich nicht um territorialen Besitz allein und
seine Reichtümer, sondern ebensosehr und noch mehr um die Weltmachtstellung
eines europäischen Volks in den asiatischen Bereichen gehandelt hat.
Alle diese gewaltigen Evolutionen haben sich in der kürzesten Frist, in
fast ununterbrochuer Folge vor unsern Angen vollzogen. Scheinbar Grund
genug zu der wohl schon geäußerten Meinung, das alte Europa habe in den
Kämpfen des neunzehnten Jahrhunderts in der Hauptsache seine endgiltige
Gestalt gewonnen, die europäischen Gegensätze verschwänden vor denen, die die
eben gekennzeichnete Entwicklung der jüngsten Zeit erstehn läßt.
Und doch wäre diese Meinung ein Irrtum. Auch in Enropa bestehn noch
Völkerspannungen, deren Lösung von der Geschicklichkeit der Diplomatie oder
der Schärfe des Schwertes erwartet werden muß. Gerade in dem abgelaufnen
Jahre ist greller als je zuvor die Kluft beleuchtet worden, die sich seit geraumer
Zeit schon sogar zwischen zwei äußerlich miteinander verbündeten Großmächten
Europas aufgetan hat, nämlich zwischen der alten österreichische ungarische»
Monarchie und dem jungen Nationalstaat Italien.
Zu Beginn des Jahres 1904 wurde die Welt in Aufregung gesetzt durch
österreichisch-ungarische Militär- und Marincfvrderungen und italienische Krieg-
insichtartikcl, die ihren Grund hatten in der immer deutlicher hervortretenden
divergierenden Stellung beider Mächte zu dem künftigen Schicksal der cilba-
ucsischeu Küste der Adria; zu Ende des Jahres zeigte der Nniversitätsstreit in
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |