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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Ramborn lachte und erwiderte: Sie irren sich, Tauenden, ich handle nnr in
wohlverstandner Wahrung meiner Interessen.

Ach, gehen Sie, Doktor, erwiderte Tauenden, Sie sind ein guter Mensch, Sie
sind viel besser als -- als --

Als meine Theorie, meinen Sie, sagte der Doktor belustigt. Da können Sie
Recht haben. Ich fühle es selbst, daß hier zwischen Theorie und Praxis etwas
nicht in Ordnung ist. Ich werde, um ins klare zu kommen, einmal ein Buch
darüber schreiben müssen.

6. Gelöste Fäden

Die nächste dringliche Aufgabe war die, Heinemann aus seinem Hause zu ent¬
fernen. Ramborn stellte bei Gericht eine Exmissionsklage und erwirkte einen Befehl,
wonach der Inspektor unter Vorbehalt etwaiger später geltend zu machender For¬
derungen das Hans zu verlassen hätte. Heinemann ging nicht, sondern setzte sein
Haus in Verteidignngszustand. Man rief die Polizei in Gestalt des Herrn Amts-
hanptmanns an, die Polizei reagierte nicht. Jetzt versuchte man den Menschen
auszuhungern. Gott mochte wissen, auf welchem Wege er Proviant erhielt, aber
er litt offenbar keinen Mangel, wie die aus dem Fenster geworfncn Knochen und
Bierflaschen bewiesen. Konnte man ihn nicht ausräuchern? O ja. Im Keller, der
von außen zugänglich war, war eine Waschkesselfeueruug. Wenn man nnn den
Schornstein, den man von außen mit Hilfe einer Leiter erreichen konnte, zulegte
und unten Rauchfeuer anzündete, so mußte der Qualm in des Inspektors Stube
dringen. Auch dies wurde versucht, aber der Inspektor gab sich nicht gefangen,
fluchte gotteslästerlich, schlug ein Loch in die Decke seiner Stube und ließ den Rauch
durch den Dachboden abziehn. Man versprach Päsch ein gutes Stück Geld, wenn
er den Inspektor über die Grenze bringe. Päsch war für silberne Gründe sehr
zugänglich. Er erschien in Uniform mit seinem Jagdgewehre, frühstückte sehr aus¬
führlich, erzählte lange Geschichten, zeigte jedermann sein Gewehr und sagte: Meine
Karrline, ha! meine Karrline schießt gut. Meine Karrline schießt das Weiße aus
demi Auge. Und wer mir vor meine Karrline kommt, der ist geliefert, ha! der
ist geliefert. Endlich ließ er sich bestimmen, zur Sache zu kommen. Er lud seine
Karline und pirschte über den Hof, das Gewehr im Anschlage, wie auf der Hasen¬
jagd, an das Inspektorhaus heran. Da erschien im Fenster des Hauses in einer
Schießscharte, die durch zwei Matratzen gebildet war, der Lauf eines Gewehrs, ein
höchst fataler Anblick, und sogleich verschwand Päsch spurlos und ließ sich nicht
wieder sehen. Auch die bewaffnete Macht hatte versagt.

Nun wollte Nmnborn selbst zum Augriff übergehn, denn die Lage war in der
Tat unerträglich geworden. Aber das duldeten die Damen nicht, und Wolf tat ganz
verzweifelt. Ramborn mußte feierlich versprechen, sich keiner Gefahr auszusetzen,
und er tat es auch zuletzt, wobei er jedoch vor sich selbst keine besondre Hochachtung
empfand. Endlich gelang es ihm, während oben das Gewehr unbeweglich aus der
Schießscharte sah, Heinemann aber auf kurze Zeit das Haus verlassen hatte, um
sich zu verproviantieren, die Haustür zu erreichen. Kurz darauf kam Heinemann
in großen Sätzen an, einen Sack auf dem Rücken, ein geöffnetes Messer in der
Faust. Rainborn hielt ihm den Revolver entgegen und zwang ihn umzukehren.

Herr, rief der Inspektor, das werde ich Ihnen gedenken. Was haben Sie
überhaupt hier zu suchen? Es ist mir, holf der Teufel, ganz egal, so einen Wind¬
hund wie Sie über den Haufe" zu schießen.

Rambvrn antwortete nicht, sondern zielte bedächtig mit seinem Revolver, worauf
der Inspektor es vorzog, hinter der nächsten Hausecke zu verschwinden.

Das waren ja nette Verhältnisse, in die Ramborn da geraten war. Wer
hätte gedacht, daß in der Heimat Kants solche Zustände zu finden seien? Das
reine Faustrecht. Selbsthilfe ohne oder auch gegen die Obrigkeit, die doch sonst aller
Welt Vormund ist. Wie oft hatte Ramborn mit Worten und Gedanken gegen diese


Herrenmenschen

Ramborn lachte und erwiderte: Sie irren sich, Tauenden, ich handle nnr in
wohlverstandner Wahrung meiner Interessen.

Ach, gehen Sie, Doktor, erwiderte Tauenden, Sie sind ein guter Mensch, Sie
sind viel besser als — als —

Als meine Theorie, meinen Sie, sagte der Doktor belustigt. Da können Sie
Recht haben. Ich fühle es selbst, daß hier zwischen Theorie und Praxis etwas
nicht in Ordnung ist. Ich werde, um ins klare zu kommen, einmal ein Buch
darüber schreiben müssen.

6. Gelöste Fäden

Die nächste dringliche Aufgabe war die, Heinemann aus seinem Hause zu ent¬
fernen. Ramborn stellte bei Gericht eine Exmissionsklage und erwirkte einen Befehl,
wonach der Inspektor unter Vorbehalt etwaiger später geltend zu machender For¬
derungen das Hans zu verlassen hätte. Heinemann ging nicht, sondern setzte sein
Haus in Verteidignngszustand. Man rief die Polizei in Gestalt des Herrn Amts-
hanptmanns an, die Polizei reagierte nicht. Jetzt versuchte man den Menschen
auszuhungern. Gott mochte wissen, auf welchem Wege er Proviant erhielt, aber
er litt offenbar keinen Mangel, wie die aus dem Fenster geworfncn Knochen und
Bierflaschen bewiesen. Konnte man ihn nicht ausräuchern? O ja. Im Keller, der
von außen zugänglich war, war eine Waschkesselfeueruug. Wenn man nnn den
Schornstein, den man von außen mit Hilfe einer Leiter erreichen konnte, zulegte
und unten Rauchfeuer anzündete, so mußte der Qualm in des Inspektors Stube
dringen. Auch dies wurde versucht, aber der Inspektor gab sich nicht gefangen,
fluchte gotteslästerlich, schlug ein Loch in die Decke seiner Stube und ließ den Rauch
durch den Dachboden abziehn. Man versprach Päsch ein gutes Stück Geld, wenn
er den Inspektor über die Grenze bringe. Päsch war für silberne Gründe sehr
zugänglich. Er erschien in Uniform mit seinem Jagdgewehre, frühstückte sehr aus¬
führlich, erzählte lange Geschichten, zeigte jedermann sein Gewehr und sagte: Meine
Karrline, ha! meine Karrline schießt gut. Meine Karrline schießt das Weiße aus
demi Auge. Und wer mir vor meine Karrline kommt, der ist geliefert, ha! der
ist geliefert. Endlich ließ er sich bestimmen, zur Sache zu kommen. Er lud seine
Karline und pirschte über den Hof, das Gewehr im Anschlage, wie auf der Hasen¬
jagd, an das Inspektorhaus heran. Da erschien im Fenster des Hauses in einer
Schießscharte, die durch zwei Matratzen gebildet war, der Lauf eines Gewehrs, ein
höchst fataler Anblick, und sogleich verschwand Päsch spurlos und ließ sich nicht
wieder sehen. Auch die bewaffnete Macht hatte versagt.

Nun wollte Nmnborn selbst zum Augriff übergehn, denn die Lage war in der
Tat unerträglich geworden. Aber das duldeten die Damen nicht, und Wolf tat ganz
verzweifelt. Ramborn mußte feierlich versprechen, sich keiner Gefahr auszusetzen,
und er tat es auch zuletzt, wobei er jedoch vor sich selbst keine besondre Hochachtung
empfand. Endlich gelang es ihm, während oben das Gewehr unbeweglich aus der
Schießscharte sah, Heinemann aber auf kurze Zeit das Haus verlassen hatte, um
sich zu verproviantieren, die Haustür zu erreichen. Kurz darauf kam Heinemann
in großen Sätzen an, einen Sack auf dem Rücken, ein geöffnetes Messer in der
Faust. Rainborn hielt ihm den Revolver entgegen und zwang ihn umzukehren.

Herr, rief der Inspektor, das werde ich Ihnen gedenken. Was haben Sie
überhaupt hier zu suchen? Es ist mir, holf der Teufel, ganz egal, so einen Wind¬
hund wie Sie über den Haufe» zu schießen.

Rambvrn antwortete nicht, sondern zielte bedächtig mit seinem Revolver, worauf
der Inspektor es vorzog, hinter der nächsten Hausecke zu verschwinden.

Das waren ja nette Verhältnisse, in die Ramborn da geraten war. Wer
hätte gedacht, daß in der Heimat Kants solche Zustände zu finden seien? Das
reine Faustrecht. Selbsthilfe ohne oder auch gegen die Obrigkeit, die doch sonst aller
Welt Vormund ist. Wie oft hatte Ramborn mit Worten und Gedanken gegen diese


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[0170] Herrenmenschen Ramborn lachte und erwiderte: Sie irren sich, Tauenden, ich handle nnr in wohlverstandner Wahrung meiner Interessen. Ach, gehen Sie, Doktor, erwiderte Tauenden, Sie sind ein guter Mensch, Sie sind viel besser als — als — Als meine Theorie, meinen Sie, sagte der Doktor belustigt. Da können Sie Recht haben. Ich fühle es selbst, daß hier zwischen Theorie und Praxis etwas nicht in Ordnung ist. Ich werde, um ins klare zu kommen, einmal ein Buch darüber schreiben müssen. 6. Gelöste Fäden Die nächste dringliche Aufgabe war die, Heinemann aus seinem Hause zu ent¬ fernen. Ramborn stellte bei Gericht eine Exmissionsklage und erwirkte einen Befehl, wonach der Inspektor unter Vorbehalt etwaiger später geltend zu machender For¬ derungen das Hans zu verlassen hätte. Heinemann ging nicht, sondern setzte sein Haus in Verteidignngszustand. Man rief die Polizei in Gestalt des Herrn Amts- hanptmanns an, die Polizei reagierte nicht. Jetzt versuchte man den Menschen auszuhungern. Gott mochte wissen, auf welchem Wege er Proviant erhielt, aber er litt offenbar keinen Mangel, wie die aus dem Fenster geworfncn Knochen und Bierflaschen bewiesen. Konnte man ihn nicht ausräuchern? O ja. Im Keller, der von außen zugänglich war, war eine Waschkesselfeueruug. Wenn man nnn den Schornstein, den man von außen mit Hilfe einer Leiter erreichen konnte, zulegte und unten Rauchfeuer anzündete, so mußte der Qualm in des Inspektors Stube dringen. Auch dies wurde versucht, aber der Inspektor gab sich nicht gefangen, fluchte gotteslästerlich, schlug ein Loch in die Decke seiner Stube und ließ den Rauch durch den Dachboden abziehn. Man versprach Päsch ein gutes Stück Geld, wenn er den Inspektor über die Grenze bringe. Päsch war für silberne Gründe sehr zugänglich. Er erschien in Uniform mit seinem Jagdgewehre, frühstückte sehr aus¬ führlich, erzählte lange Geschichten, zeigte jedermann sein Gewehr und sagte: Meine Karrline, ha! meine Karrline schießt gut. Meine Karrline schießt das Weiße aus demi Auge. Und wer mir vor meine Karrline kommt, der ist geliefert, ha! der ist geliefert. Endlich ließ er sich bestimmen, zur Sache zu kommen. Er lud seine Karline und pirschte über den Hof, das Gewehr im Anschlage, wie auf der Hasen¬ jagd, an das Inspektorhaus heran. Da erschien im Fenster des Hauses in einer Schießscharte, die durch zwei Matratzen gebildet war, der Lauf eines Gewehrs, ein höchst fataler Anblick, und sogleich verschwand Päsch spurlos und ließ sich nicht wieder sehen. Auch die bewaffnete Macht hatte versagt. Nun wollte Nmnborn selbst zum Augriff übergehn, denn die Lage war in der Tat unerträglich geworden. Aber das duldeten die Damen nicht, und Wolf tat ganz verzweifelt. Ramborn mußte feierlich versprechen, sich keiner Gefahr auszusetzen, und er tat es auch zuletzt, wobei er jedoch vor sich selbst keine besondre Hochachtung empfand. Endlich gelang es ihm, während oben das Gewehr unbeweglich aus der Schießscharte sah, Heinemann aber auf kurze Zeit das Haus verlassen hatte, um sich zu verproviantieren, die Haustür zu erreichen. Kurz darauf kam Heinemann in großen Sätzen an, einen Sack auf dem Rücken, ein geöffnetes Messer in der Faust. Rainborn hielt ihm den Revolver entgegen und zwang ihn umzukehren. Herr, rief der Inspektor, das werde ich Ihnen gedenken. Was haben Sie überhaupt hier zu suchen? Es ist mir, holf der Teufel, ganz egal, so einen Wind¬ hund wie Sie über den Haufe» zu schießen. Rambvrn antwortete nicht, sondern zielte bedächtig mit seinem Revolver, worauf der Inspektor es vorzog, hinter der nächsten Hausecke zu verschwinden. Das waren ja nette Verhältnisse, in die Ramborn da geraten war. Wer hätte gedacht, daß in der Heimat Kants solche Zustände zu finden seien? Das reine Faustrecht. Selbsthilfe ohne oder auch gegen die Obrigkeit, die doch sonst aller Welt Vormund ist. Wie oft hatte Ramborn mit Worten und Gedanken gegen diese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/170>, abgerufen am 05.02.2025.