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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Geschichte einer Zammlmig

bezeichnend ist. Später ist bei einem großen Hausputz einmal eine Vvrhaugstauge
von der beklagenswerten deutschen Hnuswnnd, die wir wohl unbewußt immer an
den Cnffarellimancrn maßen, heruntergekommen und hat zwei davon wieder zu
Staub verwandelt.

Unter der Sammlung von antiken Geräten, die mein Vater hatte, Tränen-
fläschcheu, Elfeitbeingriffeln und den vielgestaltigen Öllämpchen mit ihren entzückenden
Reliefdarstellungen von den Grazien, dem kleinen Bachus und allem möglichen
Göttervolk, und denen ans der altchristlichen Zeit mit ihren ernsten gebundnen
Ausdrucksmittelu, war auch eine aufrechtstehende Figur aus Terraeottn, die Juno,
eine kleine Penate, drei Hände hoch. Die fiel um und brach sich den Kopf ab,
und eine Opferschale aus schwarzem gebranntem Ton, federleicht, mit einem Buckel
in der Mitte, der von unten hohl war, sodaß die Hand beim Aufgießen des
Opfertranks einen festen Halt darin hatte, ist bei Gelegenheit in zwei Stücke
gegangen.

Manchmal wollte es mir scheinen, als wären die Dinge ungern unter diesem
rauhen deutschen Himmel und ließen vom Dasein ab, wie die große Madonna in
Man und Gold, mit den stieren Augen, die im Stallgebäude sanfte, bis sie ganz
still und ohne zu fragen den Platz räumte. Aber es ist doch nicht das; denn
wieviel Dinge, die einen künstlerischen Ausdruck tragen, verschluckt wohl der italienische
Boden in einem einzigen Jahre, und die Marmorkapitäle vermauern sie dort wie
Feldsteine. Aber vielleicht fahren Kunstgebilde da mit weniger Kummer in die
Grube, denn jener Boden ist reich, und jede Schicht birgt andre Schätze.

Und wir hier? Sind wir so arm und beklagenswert, wie der Vergleich es be¬
weisen will? Ich denke, wir sind nur ein junges Volt Wir wollen erst Rasse
bilden, und dann, wenn der Himmel uns wohl will, eine Kunst, nach deren Bestem
die Zukünftigen graben.

Damals, in den letzten Jahren, die meine Eltern in Rom waren, starb der
Kardinal Patrizi, und sein Nachlaß wurde versteigert. Mein Vater ging in den
Palazzo Patrizi, nahe am Petersplatz, um die Sachen zu sehen, und fand da eine
Grablegung, so schon, daß er meine Mutter hinführte, daß die sie wenigstens sehen
möchte, denn auf deu Besitz wagte er sich keine Hoffnung z" machen. Der Kardinal
hatte sie bei seinem Leben vom Papst geschenkt bekommen. Sie stammte aus der
venezianischen Schule, dem Paris Bordone zugeschrieben. Als Gegenstück hatte sich
der Kardinal die Auferstehung nach Perugino kopieren lassen, die im Vatikan hängt
und im Format ähnlich ist, ihm vielleicht auch den Gegenstand ergänzte. Doch
war die Kopie nicht hervorragend.

Die Grablegung, das Geschenk von Pius dem Neunten, ist ans Holz gemalt und
von der wunderbaren Transparenz und Leuchtkraft der Farben, die den Venezianern
eigen ist.

Es ist Joseph von Arimathia, der den Leichnam hält. Zwischen den Felsen
des Begräbnisses steht er, den Fuß auf den Grabesrand gestellt, auf dem der tote
Christus sitzend ruht, und über dem so emporgestemmten Knie mit dem roten Ge¬
wand liegt der eine Arm des Toten, der andre wird von dem alten Mann empor¬
gehalten, der auf den geneigten Kopf des Christus niederblickt, und über dessen
Schulter man den Kreuziguugsberg in der fernen Landschaft liegen sieht. So
füllen die beiden Figuren das hohe Format der Bildtafel aus, und der alte Mann,
der den Leichnam darbietet, ist wie eine stille und trauervolle Wiederholung des
Pilntuswortes: Seht, welch ein Mensch!

Mein Vater hatte wenig Hoffnung darauf. Aus einem so hervorragenden
Besitz ein allgemein bekanntes Bild und von solcher Schönheit! Der Preis würde
seine Mittel voraussichtlich weit übersteigen. Und wenn durch einen Zufall das
nicht sein sollte, oder wenn sich die Italiener vom Kaufen abhalten lassen würden,
weil sie das Bild des Leichnams scheuen, so war noch ein halbdeutscher Rivale
von meinem Vater da, und als er wegging zur Versteigerung, sagte er zu meiner


Grenzboten IV 190ü
Geschichte einer Zammlmig

bezeichnend ist. Später ist bei einem großen Hausputz einmal eine Vvrhaugstauge
von der beklagenswerten deutschen Hnuswnnd, die wir wohl unbewußt immer an
den Cnffarellimancrn maßen, heruntergekommen und hat zwei davon wieder zu
Staub verwandelt.

Unter der Sammlung von antiken Geräten, die mein Vater hatte, Tränen-
fläschcheu, Elfeitbeingriffeln und den vielgestaltigen Öllämpchen mit ihren entzückenden
Reliefdarstellungen von den Grazien, dem kleinen Bachus und allem möglichen
Göttervolk, und denen ans der altchristlichen Zeit mit ihren ernsten gebundnen
Ausdrucksmittelu, war auch eine aufrechtstehende Figur aus Terraeottn, die Juno,
eine kleine Penate, drei Hände hoch. Die fiel um und brach sich den Kopf ab,
und eine Opferschale aus schwarzem gebranntem Ton, federleicht, mit einem Buckel
in der Mitte, der von unten hohl war, sodaß die Hand beim Aufgießen des
Opfertranks einen festen Halt darin hatte, ist bei Gelegenheit in zwei Stücke
gegangen.

Manchmal wollte es mir scheinen, als wären die Dinge ungern unter diesem
rauhen deutschen Himmel und ließen vom Dasein ab, wie die große Madonna in
Man und Gold, mit den stieren Augen, die im Stallgebäude sanfte, bis sie ganz
still und ohne zu fragen den Platz räumte. Aber es ist doch nicht das; denn
wieviel Dinge, die einen künstlerischen Ausdruck tragen, verschluckt wohl der italienische
Boden in einem einzigen Jahre, und die Marmorkapitäle vermauern sie dort wie
Feldsteine. Aber vielleicht fahren Kunstgebilde da mit weniger Kummer in die
Grube, denn jener Boden ist reich, und jede Schicht birgt andre Schätze.

Und wir hier? Sind wir so arm und beklagenswert, wie der Vergleich es be¬
weisen will? Ich denke, wir sind nur ein junges Volt Wir wollen erst Rasse
bilden, und dann, wenn der Himmel uns wohl will, eine Kunst, nach deren Bestem
die Zukünftigen graben.

Damals, in den letzten Jahren, die meine Eltern in Rom waren, starb der
Kardinal Patrizi, und sein Nachlaß wurde versteigert. Mein Vater ging in den
Palazzo Patrizi, nahe am Petersplatz, um die Sachen zu sehen, und fand da eine
Grablegung, so schon, daß er meine Mutter hinführte, daß die sie wenigstens sehen
möchte, denn auf deu Besitz wagte er sich keine Hoffnung z» machen. Der Kardinal
hatte sie bei seinem Leben vom Papst geschenkt bekommen. Sie stammte aus der
venezianischen Schule, dem Paris Bordone zugeschrieben. Als Gegenstück hatte sich
der Kardinal die Auferstehung nach Perugino kopieren lassen, die im Vatikan hängt
und im Format ähnlich ist, ihm vielleicht auch den Gegenstand ergänzte. Doch
war die Kopie nicht hervorragend.

Die Grablegung, das Geschenk von Pius dem Neunten, ist ans Holz gemalt und
von der wunderbaren Transparenz und Leuchtkraft der Farben, die den Venezianern
eigen ist.

Es ist Joseph von Arimathia, der den Leichnam hält. Zwischen den Felsen
des Begräbnisses steht er, den Fuß auf den Grabesrand gestellt, auf dem der tote
Christus sitzend ruht, und über dem so emporgestemmten Knie mit dem roten Ge¬
wand liegt der eine Arm des Toten, der andre wird von dem alten Mann empor¬
gehalten, der auf den geneigten Kopf des Christus niederblickt, und über dessen
Schulter man den Kreuziguugsberg in der fernen Landschaft liegen sieht. So
füllen die beiden Figuren das hohe Format der Bildtafel aus, und der alte Mann,
der den Leichnam darbietet, ist wie eine stille und trauervolle Wiederholung des
Pilntuswortes: Seht, welch ein Mensch!

Mein Vater hatte wenig Hoffnung darauf. Aus einem so hervorragenden
Besitz ein allgemein bekanntes Bild und von solcher Schönheit! Der Preis würde
seine Mittel voraussichtlich weit übersteigen. Und wenn durch einen Zufall das
nicht sein sollte, oder wenn sich die Italiener vom Kaufen abhalten lassen würden,
weil sie das Bild des Leichnams scheuen, so war noch ein halbdeutscher Rivale
von meinem Vater da, und als er wegging zur Versteigerung, sagte er zu meiner


Grenzboten IV 190ü
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[0733] Geschichte einer Zammlmig bezeichnend ist. Später ist bei einem großen Hausputz einmal eine Vvrhaugstauge von der beklagenswerten deutschen Hnuswnnd, die wir wohl unbewußt immer an den Cnffarellimancrn maßen, heruntergekommen und hat zwei davon wieder zu Staub verwandelt. Unter der Sammlung von antiken Geräten, die mein Vater hatte, Tränen- fläschcheu, Elfeitbeingriffeln und den vielgestaltigen Öllämpchen mit ihren entzückenden Reliefdarstellungen von den Grazien, dem kleinen Bachus und allem möglichen Göttervolk, und denen ans der altchristlichen Zeit mit ihren ernsten gebundnen Ausdrucksmittelu, war auch eine aufrechtstehende Figur aus Terraeottn, die Juno, eine kleine Penate, drei Hände hoch. Die fiel um und brach sich den Kopf ab, und eine Opferschale aus schwarzem gebranntem Ton, federleicht, mit einem Buckel in der Mitte, der von unten hohl war, sodaß die Hand beim Aufgießen des Opfertranks einen festen Halt darin hatte, ist bei Gelegenheit in zwei Stücke gegangen. Manchmal wollte es mir scheinen, als wären die Dinge ungern unter diesem rauhen deutschen Himmel und ließen vom Dasein ab, wie die große Madonna in Man und Gold, mit den stieren Augen, die im Stallgebäude sanfte, bis sie ganz still und ohne zu fragen den Platz räumte. Aber es ist doch nicht das; denn wieviel Dinge, die einen künstlerischen Ausdruck tragen, verschluckt wohl der italienische Boden in einem einzigen Jahre, und die Marmorkapitäle vermauern sie dort wie Feldsteine. Aber vielleicht fahren Kunstgebilde da mit weniger Kummer in die Grube, denn jener Boden ist reich, und jede Schicht birgt andre Schätze. Und wir hier? Sind wir so arm und beklagenswert, wie der Vergleich es be¬ weisen will? Ich denke, wir sind nur ein junges Volt Wir wollen erst Rasse bilden, und dann, wenn der Himmel uns wohl will, eine Kunst, nach deren Bestem die Zukünftigen graben. Damals, in den letzten Jahren, die meine Eltern in Rom waren, starb der Kardinal Patrizi, und sein Nachlaß wurde versteigert. Mein Vater ging in den Palazzo Patrizi, nahe am Petersplatz, um die Sachen zu sehen, und fand da eine Grablegung, so schon, daß er meine Mutter hinführte, daß die sie wenigstens sehen möchte, denn auf deu Besitz wagte er sich keine Hoffnung z» machen. Der Kardinal hatte sie bei seinem Leben vom Papst geschenkt bekommen. Sie stammte aus der venezianischen Schule, dem Paris Bordone zugeschrieben. Als Gegenstück hatte sich der Kardinal die Auferstehung nach Perugino kopieren lassen, die im Vatikan hängt und im Format ähnlich ist, ihm vielleicht auch den Gegenstand ergänzte. Doch war die Kopie nicht hervorragend. Die Grablegung, das Geschenk von Pius dem Neunten, ist ans Holz gemalt und von der wunderbaren Transparenz und Leuchtkraft der Farben, die den Venezianern eigen ist. Es ist Joseph von Arimathia, der den Leichnam hält. Zwischen den Felsen des Begräbnisses steht er, den Fuß auf den Grabesrand gestellt, auf dem der tote Christus sitzend ruht, und über dem so emporgestemmten Knie mit dem roten Ge¬ wand liegt der eine Arm des Toten, der andre wird von dem alten Mann empor¬ gehalten, der auf den geneigten Kopf des Christus niederblickt, und über dessen Schulter man den Kreuziguugsberg in der fernen Landschaft liegen sieht. So füllen die beiden Figuren das hohe Format der Bildtafel aus, und der alte Mann, der den Leichnam darbietet, ist wie eine stille und trauervolle Wiederholung des Pilntuswortes: Seht, welch ein Mensch! Mein Vater hatte wenig Hoffnung darauf. Aus einem so hervorragenden Besitz ein allgemein bekanntes Bild und von solcher Schönheit! Der Preis würde seine Mittel voraussichtlich weit übersteigen. Und wenn durch einen Zufall das nicht sein sollte, oder wenn sich die Italiener vom Kaufen abhalten lassen würden, weil sie das Bild des Leichnams scheuen, so war noch ein halbdeutscher Rivale von meinem Vater da, und als er wegging zur Versteigerung, sagte er zu meiner Grenzboten IV 190ü

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/733>, abgerufen am 15.01.2025.