Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Geschichte einer Sammlung heit gebe, in seiner Amtswohnung die Angelegenheit weiter zu besprechen, Ein wunderlicher Auswuchs des Bußinstituts, der sich bildete, als das Geschichte einer Sammlung (Fortsetzung) >s kommt mir nicht unmöglich vor, daß die Wirrnis der Umwälzung Einmal später, als der Kunst- und Literarhistoriker Hettner in Rom war und Was haben Sie da für einen wundervollen Domenichino? sagte er. Senatore Morelli urteilte anders. Er sagte: Es ist ein sehr schönes Bild aus Geschichte einer Sammlung heit gebe, in seiner Amtswohnung die Angelegenheit weiter zu besprechen, Ein wunderlicher Auswuchs des Bußinstituts, der sich bildete, als das Geschichte einer Sammlung (Fortsetzung) >s kommt mir nicht unmöglich vor, daß die Wirrnis der Umwälzung Einmal später, als der Kunst- und Literarhistoriker Hettner in Rom war und Was haben Sie da für einen wundervollen Domenichino? sagte er. Senatore Morelli urteilte anders. Er sagte: Es ist ein sehr schönes Bild aus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0664" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296675"/> <fw type="header" place="top"> Geschichte einer Sammlung</fw><lb/> <p xml:id="ID_3367" prev="#ID_3366"> heit gebe, in seiner Amtswohnung die Angelegenheit weiter zu besprechen,<lb/> falls es sich um schwierige Fragen, etwa um Pflichtenkollisionen, handelt.<lb/> Daß die jetzt übliche äußere Form zu ändern, besonders das Flüstern im<lb/> Beichtstuhl abzustellen sei, führt auch der im 33. Heft erwähnte Pfarrer Vorinec<lb/> aus, dessen Buch beweist, daß solche Reformfragen von Scelsorgsgeistlichen<lb/> lebhaft erörtert werden. Auch dürfte den jungen Geistlichen das Beichtehören<lb/> nicht erlaubt werden. Zweierlei aber sollte sofort geschehen — und es kann<lb/> sofort geschehen, weil dadurch keine dogmatische Frage berührt wird. Die<lb/> Bischöfe hätten ihren Geistlichen bei Strafe der Suspension den Mißbrauch<lb/> des Beichtstuhls zu politischen oder zu nationalen Zwecken und zur Störung des<lb/> Ehefriedens zu verbieten und die Gläubigen aufzufordern, daß sie jeden solchen<lb/> Mißbrauch der geistlichen Behörde anzeigen; und sie müßten die Zulassung<lb/> von Kindern unter vierzehn Jahren zur Beichte verbieten. An vielen Orten<lb/> werden schon die Zehnjährigen zur Beichte geführt. Aus welchen Gründen<lb/> das unbedingt schädlich ist, braucht pädagogisch geschulten Männern nicht ge¬<lb/> sagt zu werden. Kommt es an Gymnasien vor, so hat es der Staat zu<lb/> verbieten.</p><lb/> <p xml:id="ID_3368"> Ein wunderlicher Auswuchs des Bußinstituts, der sich bildete, als das<lb/> eorum öxternum in ein vermeintliches eorum intsrnuin überging, ist der Ablaß.<lb/> Diesen Auswuchs mit dem richtigen Namen zu bezeichnen, würde, weil er ja<lb/> noch eine Einrichtung der katholischen Kirche ist, der Staatsanwalt kaum er¬<lb/> lauben. Aber der Ablaß muß eben aufhören, eine solche Einrichtung zu sein;<lb/> er muß unbedingt fallen. Ich glaube nicht, daß ein Theologieprofessor die<lb/> Sophismen, mit denen er ihn dogmatisch zu begründen hat, seinen Studenten<lb/> vortragen kann, ohne sich vor sich selbst zu schämen. Erzählen, wie die Ein¬<lb/> richtung auf dem Wege der historischen Entwicklung geworden ist, das kann<lb/> er, ohne sein Gelehrtengewissen zu verletze», wenn auch nicht ohne peinliche<lb/><note type="byline"> L. I-</note> Empfindung. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Geschichte einer Sammlung<lb/> (Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_3369"> >s kommt mir nicht unmöglich vor, daß die Wirrnis der Umwälzung<lb/> im Privatbesitz noch fortgewirkt und Verkäufe veranlaßt hat, die sonst<lb/> nicht denkbar gewesen wären. Jedenfalls mußte der, der gezwungen<lb/> war, Bilder zu verkaufen, oder sonst mit ihnen räumen wollte, sie<lb/> damals zu Spottpreisen geben. Für die Musica aber hat mein Vater<lb/> !mehr bezahlt als jemals für ein Bild. Er brachte sie triumphierend<lb/> wie einen teuern Schützling in einer Droschke angefahren.</p><lb/> <p xml:id="ID_3370"> Einmal später, als der Kunst- und Literarhistoriker Hettner in Rom war und<lb/> meinen Vater aufsuchte, kam er beim Eintritt ins Zimmer der Musica gegenüber zu<lb/> stehn. Da holte er eilfertig seine Lorgnette aus der Tasche, um sie besser zu sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3371"> Was haben Sie da für einen wundervollen Domenichino? sagte er.</p><lb/> <p xml:id="ID_3372"> Senatore Morelli urteilte anders. Er sagte: Es ist ein sehr schönes Bild aus<lb/> der Schule Guido Renis, nicht von Domenichino.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0664]
Geschichte einer Sammlung
heit gebe, in seiner Amtswohnung die Angelegenheit weiter zu besprechen,
falls es sich um schwierige Fragen, etwa um Pflichtenkollisionen, handelt.
Daß die jetzt übliche äußere Form zu ändern, besonders das Flüstern im
Beichtstuhl abzustellen sei, führt auch der im 33. Heft erwähnte Pfarrer Vorinec
aus, dessen Buch beweist, daß solche Reformfragen von Scelsorgsgeistlichen
lebhaft erörtert werden. Auch dürfte den jungen Geistlichen das Beichtehören
nicht erlaubt werden. Zweierlei aber sollte sofort geschehen — und es kann
sofort geschehen, weil dadurch keine dogmatische Frage berührt wird. Die
Bischöfe hätten ihren Geistlichen bei Strafe der Suspension den Mißbrauch
des Beichtstuhls zu politischen oder zu nationalen Zwecken und zur Störung des
Ehefriedens zu verbieten und die Gläubigen aufzufordern, daß sie jeden solchen
Mißbrauch der geistlichen Behörde anzeigen; und sie müßten die Zulassung
von Kindern unter vierzehn Jahren zur Beichte verbieten. An vielen Orten
werden schon die Zehnjährigen zur Beichte geführt. Aus welchen Gründen
das unbedingt schädlich ist, braucht pädagogisch geschulten Männern nicht ge¬
sagt zu werden. Kommt es an Gymnasien vor, so hat es der Staat zu
verbieten.
Ein wunderlicher Auswuchs des Bußinstituts, der sich bildete, als das
eorum öxternum in ein vermeintliches eorum intsrnuin überging, ist der Ablaß.
Diesen Auswuchs mit dem richtigen Namen zu bezeichnen, würde, weil er ja
noch eine Einrichtung der katholischen Kirche ist, der Staatsanwalt kaum er¬
lauben. Aber der Ablaß muß eben aufhören, eine solche Einrichtung zu sein;
er muß unbedingt fallen. Ich glaube nicht, daß ein Theologieprofessor die
Sophismen, mit denen er ihn dogmatisch zu begründen hat, seinen Studenten
vortragen kann, ohne sich vor sich selbst zu schämen. Erzählen, wie die Ein¬
richtung auf dem Wege der historischen Entwicklung geworden ist, das kann
er, ohne sein Gelehrtengewissen zu verletze», wenn auch nicht ohne peinliche
L. I- Empfindung.
Geschichte einer Sammlung
(Fortsetzung)
>s kommt mir nicht unmöglich vor, daß die Wirrnis der Umwälzung
im Privatbesitz noch fortgewirkt und Verkäufe veranlaßt hat, die sonst
nicht denkbar gewesen wären. Jedenfalls mußte der, der gezwungen
war, Bilder zu verkaufen, oder sonst mit ihnen räumen wollte, sie
damals zu Spottpreisen geben. Für die Musica aber hat mein Vater
!mehr bezahlt als jemals für ein Bild. Er brachte sie triumphierend
wie einen teuern Schützling in einer Droschke angefahren.
Einmal später, als der Kunst- und Literarhistoriker Hettner in Rom war und
meinen Vater aufsuchte, kam er beim Eintritt ins Zimmer der Musica gegenüber zu
stehn. Da holte er eilfertig seine Lorgnette aus der Tasche, um sie besser zu sehen.
Was haben Sie da für einen wundervollen Domenichino? sagte er.
Senatore Morelli urteilte anders. Er sagte: Es ist ein sehr schönes Bild aus
der Schule Guido Renis, nicht von Domenichino.
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