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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

Das geringe politische Verständnis unsers seit vierzig Jahren
vom Glück begünstigten Volkes hat sich wieder einmal in der Auffassung bekundet,
daß das angebliche "Säbelgerassel" der Thronrede nur den Zweck habe, die Flotten-
vorlage und die neuen Steuern durchzubringen. Auch gar die Flottenvorlage! Wenn
bei den beiden vorigen Flottengesetzen, bei denen es sich wirklich um die Schaffung
einer "Flotte" handelte, ein "Säbelgerassel" nicht notwendig gewesen ist, dann
doch wohl wahrlich nicht um der sechs Panzerkreuzer willen, die innerhalb eines
gegenüber der heutigen politischen Lage kaum absehbaren Zeitraums erbaut werden
sollen! Das Gefühl unsrer Jnferioritcit zur See ist in diesem Sommer so allgemein
geworden, daß diese Vorlage einer solchen Motivierung nicht bedarf. Die Zahl
der Leute, denen die Forderung bei weitem nicht genügt, ist keineswegs gering,
und in einer Vorstandssitzung des Flottenvereins sind die Geister deswegen sehr
lebhaft aufeinander geplatzt. Daß sich die Engländer darüber aufregen würden,
wenn wir jährlich statt eines Panzerkreuzers deren drei oder zu zwei Linien¬
schiffen noch ein drittes auf den Stapel legen würden, ist nicht anzunehmen, wenn¬
gleich nicht ausgeschlossen sein mag, daß einzelne englische Blätter bereit sein würden,
der Opposition im deutschen Reichstag als Rückhalt zu dienen. Eine politische Seite
nach außen hätte also eine so gestaltete Vorlage nicht, nach innen aber allerdings
insofern, als die Mehrforderung eine noch weitere Belastung der ohnehin nach
mehr als einer Richtung hin sehr stark belasteten Situation darstellen würde. Bei
einem anders zusammengesetzten Reichstage fiele das weniger ins Gewicht, und sogar
bei dem jetzigen ließe sich bei der Etatsberatung leicht noch mancher Wunsch er¬
füllen, wenn eine Stimmung dafür erkennbar wäre oder in einer entsprechenden
Resolution zum Ausdruck gelangte. Aber zu dem allen ist kein Säbelrasseln nötig,
zumal da doch drei bis vier Jahre vergeh", ehe die Schiffe, die im Jahre 1906 auf
Stapel kommen können, fertig würden! Wer heute über die Elemeutarregeln unsrer
Wehrfähigkeit zur See noch nicht klar ist, wird es auch durch das Gruseln nicht
lernen. Der Schwäbische Merkur hat in einem sonst sehr patriotisch und ver¬
ständig gehaltnen Artikel "Zur Thronrede" ausgesprochen: "So lange das Deutsche
Reich besteht, ist unsre internationale Stellung in einer Thronrede nicht mit so
unverhüllter ernster Sorge gezeichnet worden." Das ist auch vollkommen richtig
in einem Augenblick, wo England an der Seite Frankreichs die Stellung Ru߬
lands eingenommen hat, und diese Macht, auf die wir für die Erhaltung des
europäischen Status quo mit ziemlicher Sicherheit rechnen konnten, für längere Zeit
vollständig gelähmt ist. England bedeutet aber an der Seite Frankreichs uns
gegenüber weit mehr als Nußland, wegen seiner Beherrschung der Meere, und
weil Italiens Stellung dadurch außerordentlich schwierig wird. Mit der Offensive
eines russisch-französischen Zweibundes hätten wir uns abzufinden vermocht, ein
französisch-englischer Kriegsfall gegen Deutschland nähme ein ganz andres Gesicht
an. Es soll nicht gesagt sein, daß wir unmittelbar vor einem solchen stünden,
wohl aber, daß wir mit ihm zu rechnen haben, und daß die Situation keineswegs
so aufgehellt ist, daß wir nicht mit der Wiederkehr der Spannungen rechnen müßten,
denen wir uns im verflossenen Frühling gegenübersahen. In England werden
zwar neuerdings friedliche und freundschaftliche Kundgebungen laut, und einige ver¬
ständige Politiker sind anscheinend ehrlich bemüht, gut Wetter zu machen. Aber
so lange die amtliche englische Politik diesem Zuge nicht folgt, vielmehr gerade in
der obersten Sphäre Großbritanniens eine an sich kaum erklärliche Rivalität Deutsch¬
land gegenüber besteht, werden solche vereinzelte Kundgebungen keinen Einfluß auf
die politische Lage üben können. Haben sich doch soeben erst englische Blätter
darüber aufgeregt, daß Prinz Heinrich auf der "Braunschweig" dem norwegischen
Königspaare das Geleit nach Christiania gegeben habe, "während England nur



Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

Das geringe politische Verständnis unsers seit vierzig Jahren
vom Glück begünstigten Volkes hat sich wieder einmal in der Auffassung bekundet,
daß das angebliche „Säbelgerassel" der Thronrede nur den Zweck habe, die Flotten-
vorlage und die neuen Steuern durchzubringen. Auch gar die Flottenvorlage! Wenn
bei den beiden vorigen Flottengesetzen, bei denen es sich wirklich um die Schaffung
einer „Flotte" handelte, ein „Säbelgerassel" nicht notwendig gewesen ist, dann
doch wohl wahrlich nicht um der sechs Panzerkreuzer willen, die innerhalb eines
gegenüber der heutigen politischen Lage kaum absehbaren Zeitraums erbaut werden
sollen! Das Gefühl unsrer Jnferioritcit zur See ist in diesem Sommer so allgemein
geworden, daß diese Vorlage einer solchen Motivierung nicht bedarf. Die Zahl
der Leute, denen die Forderung bei weitem nicht genügt, ist keineswegs gering,
und in einer Vorstandssitzung des Flottenvereins sind die Geister deswegen sehr
lebhaft aufeinander geplatzt. Daß sich die Engländer darüber aufregen würden,
wenn wir jährlich statt eines Panzerkreuzers deren drei oder zu zwei Linien¬
schiffen noch ein drittes auf den Stapel legen würden, ist nicht anzunehmen, wenn¬
gleich nicht ausgeschlossen sein mag, daß einzelne englische Blätter bereit sein würden,
der Opposition im deutschen Reichstag als Rückhalt zu dienen. Eine politische Seite
nach außen hätte also eine so gestaltete Vorlage nicht, nach innen aber allerdings
insofern, als die Mehrforderung eine noch weitere Belastung der ohnehin nach
mehr als einer Richtung hin sehr stark belasteten Situation darstellen würde. Bei
einem anders zusammengesetzten Reichstage fiele das weniger ins Gewicht, und sogar
bei dem jetzigen ließe sich bei der Etatsberatung leicht noch mancher Wunsch er¬
füllen, wenn eine Stimmung dafür erkennbar wäre oder in einer entsprechenden
Resolution zum Ausdruck gelangte. Aber zu dem allen ist kein Säbelrasseln nötig,
zumal da doch drei bis vier Jahre vergeh», ehe die Schiffe, die im Jahre 1906 auf
Stapel kommen können, fertig würden! Wer heute über die Elemeutarregeln unsrer
Wehrfähigkeit zur See noch nicht klar ist, wird es auch durch das Gruseln nicht
lernen. Der Schwäbische Merkur hat in einem sonst sehr patriotisch und ver¬
ständig gehaltnen Artikel „Zur Thronrede" ausgesprochen: „So lange das Deutsche
Reich besteht, ist unsre internationale Stellung in einer Thronrede nicht mit so
unverhüllter ernster Sorge gezeichnet worden." Das ist auch vollkommen richtig
in einem Augenblick, wo England an der Seite Frankreichs die Stellung Ru߬
lands eingenommen hat, und diese Macht, auf die wir für die Erhaltung des
europäischen Status quo mit ziemlicher Sicherheit rechnen konnten, für längere Zeit
vollständig gelähmt ist. England bedeutet aber an der Seite Frankreichs uns
gegenüber weit mehr als Nußland, wegen seiner Beherrschung der Meere, und
weil Italiens Stellung dadurch außerordentlich schwierig wird. Mit der Offensive
eines russisch-französischen Zweibundes hätten wir uns abzufinden vermocht, ein
französisch-englischer Kriegsfall gegen Deutschland nähme ein ganz andres Gesicht
an. Es soll nicht gesagt sein, daß wir unmittelbar vor einem solchen stünden,
wohl aber, daß wir mit ihm zu rechnen haben, und daß die Situation keineswegs
so aufgehellt ist, daß wir nicht mit der Wiederkehr der Spannungen rechnen müßten,
denen wir uns im verflossenen Frühling gegenübersahen. In England werden
zwar neuerdings friedliche und freundschaftliche Kundgebungen laut, und einige ver¬
ständige Politiker sind anscheinend ehrlich bemüht, gut Wetter zu machen. Aber
so lange die amtliche englische Politik diesem Zuge nicht folgt, vielmehr gerade in
der obersten Sphäre Großbritanniens eine an sich kaum erklärliche Rivalität Deutsch¬
land gegenüber besteht, werden solche vereinzelte Kundgebungen keinen Einfluß auf
die politische Lage üben können. Haben sich doch soeben erst englische Blätter
darüber aufgeregt, daß Prinz Heinrich auf der „Braunschweig" dem norwegischen
Königspaare das Geleit nach Christiania gegeben habe, „während England nur


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[0563] Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Das geringe politische Verständnis unsers seit vierzig Jahren vom Glück begünstigten Volkes hat sich wieder einmal in der Auffassung bekundet, daß das angebliche „Säbelgerassel" der Thronrede nur den Zweck habe, die Flotten- vorlage und die neuen Steuern durchzubringen. Auch gar die Flottenvorlage! Wenn bei den beiden vorigen Flottengesetzen, bei denen es sich wirklich um die Schaffung einer „Flotte" handelte, ein „Säbelgerassel" nicht notwendig gewesen ist, dann doch wohl wahrlich nicht um der sechs Panzerkreuzer willen, die innerhalb eines gegenüber der heutigen politischen Lage kaum absehbaren Zeitraums erbaut werden sollen! Das Gefühl unsrer Jnferioritcit zur See ist in diesem Sommer so allgemein geworden, daß diese Vorlage einer solchen Motivierung nicht bedarf. Die Zahl der Leute, denen die Forderung bei weitem nicht genügt, ist keineswegs gering, und in einer Vorstandssitzung des Flottenvereins sind die Geister deswegen sehr lebhaft aufeinander geplatzt. Daß sich die Engländer darüber aufregen würden, wenn wir jährlich statt eines Panzerkreuzers deren drei oder zu zwei Linien¬ schiffen noch ein drittes auf den Stapel legen würden, ist nicht anzunehmen, wenn¬ gleich nicht ausgeschlossen sein mag, daß einzelne englische Blätter bereit sein würden, der Opposition im deutschen Reichstag als Rückhalt zu dienen. Eine politische Seite nach außen hätte also eine so gestaltete Vorlage nicht, nach innen aber allerdings insofern, als die Mehrforderung eine noch weitere Belastung der ohnehin nach mehr als einer Richtung hin sehr stark belasteten Situation darstellen würde. Bei einem anders zusammengesetzten Reichstage fiele das weniger ins Gewicht, und sogar bei dem jetzigen ließe sich bei der Etatsberatung leicht noch mancher Wunsch er¬ füllen, wenn eine Stimmung dafür erkennbar wäre oder in einer entsprechenden Resolution zum Ausdruck gelangte. Aber zu dem allen ist kein Säbelrasseln nötig, zumal da doch drei bis vier Jahre vergeh», ehe die Schiffe, die im Jahre 1906 auf Stapel kommen können, fertig würden! Wer heute über die Elemeutarregeln unsrer Wehrfähigkeit zur See noch nicht klar ist, wird es auch durch das Gruseln nicht lernen. Der Schwäbische Merkur hat in einem sonst sehr patriotisch und ver¬ ständig gehaltnen Artikel „Zur Thronrede" ausgesprochen: „So lange das Deutsche Reich besteht, ist unsre internationale Stellung in einer Thronrede nicht mit so unverhüllter ernster Sorge gezeichnet worden." Das ist auch vollkommen richtig in einem Augenblick, wo England an der Seite Frankreichs die Stellung Ru߬ lands eingenommen hat, und diese Macht, auf die wir für die Erhaltung des europäischen Status quo mit ziemlicher Sicherheit rechnen konnten, für längere Zeit vollständig gelähmt ist. England bedeutet aber an der Seite Frankreichs uns gegenüber weit mehr als Nußland, wegen seiner Beherrschung der Meere, und weil Italiens Stellung dadurch außerordentlich schwierig wird. Mit der Offensive eines russisch-französischen Zweibundes hätten wir uns abzufinden vermocht, ein französisch-englischer Kriegsfall gegen Deutschland nähme ein ganz andres Gesicht an. Es soll nicht gesagt sein, daß wir unmittelbar vor einem solchen stünden, wohl aber, daß wir mit ihm zu rechnen haben, und daß die Situation keineswegs so aufgehellt ist, daß wir nicht mit der Wiederkehr der Spannungen rechnen müßten, denen wir uns im verflossenen Frühling gegenübersahen. In England werden zwar neuerdings friedliche und freundschaftliche Kundgebungen laut, und einige ver¬ ständige Politiker sind anscheinend ehrlich bemüht, gut Wetter zu machen. Aber so lange die amtliche englische Politik diesem Zuge nicht folgt, vielmehr gerade in der obersten Sphäre Großbritanniens eine an sich kaum erklärliche Rivalität Deutsch¬ land gegenüber besteht, werden solche vereinzelte Kundgebungen keinen Einfluß auf die politische Lage üben können. Haben sich doch soeben erst englische Blätter darüber aufgeregt, daß Prinz Heinrich auf der „Braunschweig" dem norwegischen Königspaare das Geleit nach Christiania gegeben habe, „während England nur

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/563>, abgerufen am 15.01.2025.