Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Die Tage von "Lhcmipigiiy mit Villiers die französische Feld- und Festungsartillerie setzte noch bis zum Einbruch der General Ducrot, der sich von der Erschöpfung der von ihm befehligten Der Herzog Ernst von Koburg-Gotha, eine fürstliche Biene, die ihren Der Prinz Georg, der kein Schönfärber war und sich die Sache weniger Die Tage von «Lhcmipigiiy mit Villiers die französische Feld- und Festungsartillerie setzte noch bis zum Einbruch der General Ducrot, der sich von der Erschöpfung der von ihm befehligten Der Herzog Ernst von Koburg-Gotha, eine fürstliche Biene, die ihren Der Prinz Georg, der kein Schönfärber war und sich die Sache weniger <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0536" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296547"/> <fw type="header" place="top"> Die Tage von «Lhcmipigiiy mit Villiers</fw><lb/> <p xml:id="ID_2792" prev="#ID_2791"> die französische Feld- und Festungsartillerie setzte noch bis zum Einbruch der<lb/> Finsternis ihre Tätigkeit fort." ^</p><lb/> <p xml:id="ID_2793"> General Ducrot, der sich von der Erschöpfung der von ihm befehligten<lb/> Truppen überzeugt hatte und die Gefahr, „durch frische Streitkrüfte gegen die<lb/> Marne gedrängt zu werden," nicht ohne Besorgnis wahrnahm, hatte schon am<lb/> 3. Mittags den Befehl zur Rückkehr auf das rechte Marneufer gegeben, aber<lb/> ein dichter Nebel hatte seine Bewegungen der Beobachtung der deutschen Vor¬<lb/> posten entzogen, und die deutschen Patrouillen fanden am 4. früh zu ihrer<lb/> Überraschung Bry, Champigny und die Höhen westlich von Villiers vom<lb/> Gegner geräumt. Der Wunsch des Oberkommandos der Maasarmee, der<lb/> Feind möge über die Marne zurückgeworfen werden, und man möge dessen<lb/> Brücken zerstören, hatte zwar nicht erfüllt werden können, aber als in seiner<lb/> Art ebenfalls wünschenswerter Erfolg war die freiwillige Rückkehr Ducrots<lb/> auf das rechte Marneufer nicht zu unterschätzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2794"> Der Herzog Ernst von Koburg-Gotha, eine fürstliche Biene, die ihren<lb/> Honig nicht auf den Gefechtsfeldern, sondern im Hotel des Reservoirs und in<lb/> der Umgebung des Oberkommandos der dritten Armee sammelte, hatte mit<lb/> einem in seine Lande gesandten Telegramm, das die Bemerkung enthielt, der<lb/> Erfolg der Tage von Champigny und Villiers würde durchschlagender gewesen<lb/> sein, wenn „die Sachsen glücklicher eingegriffen hätten," nirgends rechten Beifall<lb/> gefunden, am wenigsten bei dem Chef des Großen Generalstabes, der sich ge¬<lb/> wissen kleinen, ziemlich unschuldigen Eifersüchteleien gegenüber streng unparteiisch<lb/> verhielt. Wäre dem Herzog Ernst, der ein in vielfacher Hinsicht begabter Fürst<lb/> war, nicht die besondre Art von Herzenstakt abgegangen, die einen Mann von<lb/> Geist schweigen lehrt, wo unter den obwaltenden Umständen jede Äußerung<lb/> seines wenig beifälligen Urteils für das Gefühl der Beteiligten doppelt ver¬<lb/> letzend sein muß, so würde er sich gesagt haben, daß seine Stellung als Herzog<lb/> von Sachsen, die das schwerwiegendste Kleinod seines Lebensschatzes war, ihm<lb/> eine Kritik verbieten mußte, die nicht bloß dazu angetan war, den Oberbefehls¬<lb/> haber der Maasarmee und den kommandierender General des zwölften Korps<lb/> zu kränken, sondern die auch, wie sich herausstellte, als die Einzelheiten des<lb/> Gefechts in Versailles genau bekannt wurden, mit einer völlig ungerechten<lb/> Spitze gegen die sächsischen Truppen und deren Führer gerichtet war. Diese<lb/> hatten die Lacher auf ihrer Seite, als sich nahezu ein Jahr später, kurz vor<lb/> der Rückkehr des Schützenregiments in seine Garnison Dresden, der Kladderadatsch,<lb/> dem nichts heilig ist, den Scherz leistete, zu behaupten, man habe Unrecht, sich<lb/> zu wundern, daß der Herzog so schlecht orientiert gewesen sei, denn wenn<lb/> Schützen Ernst machten, mache Schützen-Ernst nicht mit.</p><lb/> <p xml:id="ID_2795"> Der Prinz Georg, der kein Schönfärber war und sich die Sache weniger<lb/> von weitem mit angesehen hatte als Herzog Ernst, erließ noch am 2. Dezember<lb/> Abends aus seinem Hauptquartier zu Champs einen Korpsbefehl, der, insoweit<lb/> die Regimenter 107 und 108 bei der Erinnerungsfeier des 2. Dezembers in<lb/> Frage kommen, für alle Zeiten deren höchste Auszeichnung sein wird, und<lb/> dessen Schlußworte hier als Gegensatz zu dem unfreundlichen und man muß<lb/> hinzusetzen ungerechten Urteile des Herzogs folgen mögen:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0536]
Die Tage von «Lhcmipigiiy mit Villiers
die französische Feld- und Festungsartillerie setzte noch bis zum Einbruch der
Finsternis ihre Tätigkeit fort." ^
General Ducrot, der sich von der Erschöpfung der von ihm befehligten
Truppen überzeugt hatte und die Gefahr, „durch frische Streitkrüfte gegen die
Marne gedrängt zu werden," nicht ohne Besorgnis wahrnahm, hatte schon am
3. Mittags den Befehl zur Rückkehr auf das rechte Marneufer gegeben, aber
ein dichter Nebel hatte seine Bewegungen der Beobachtung der deutschen Vor¬
posten entzogen, und die deutschen Patrouillen fanden am 4. früh zu ihrer
Überraschung Bry, Champigny und die Höhen westlich von Villiers vom
Gegner geräumt. Der Wunsch des Oberkommandos der Maasarmee, der
Feind möge über die Marne zurückgeworfen werden, und man möge dessen
Brücken zerstören, hatte zwar nicht erfüllt werden können, aber als in seiner
Art ebenfalls wünschenswerter Erfolg war die freiwillige Rückkehr Ducrots
auf das rechte Marneufer nicht zu unterschätzen.
Der Herzog Ernst von Koburg-Gotha, eine fürstliche Biene, die ihren
Honig nicht auf den Gefechtsfeldern, sondern im Hotel des Reservoirs und in
der Umgebung des Oberkommandos der dritten Armee sammelte, hatte mit
einem in seine Lande gesandten Telegramm, das die Bemerkung enthielt, der
Erfolg der Tage von Champigny und Villiers würde durchschlagender gewesen
sein, wenn „die Sachsen glücklicher eingegriffen hätten," nirgends rechten Beifall
gefunden, am wenigsten bei dem Chef des Großen Generalstabes, der sich ge¬
wissen kleinen, ziemlich unschuldigen Eifersüchteleien gegenüber streng unparteiisch
verhielt. Wäre dem Herzog Ernst, der ein in vielfacher Hinsicht begabter Fürst
war, nicht die besondre Art von Herzenstakt abgegangen, die einen Mann von
Geist schweigen lehrt, wo unter den obwaltenden Umständen jede Äußerung
seines wenig beifälligen Urteils für das Gefühl der Beteiligten doppelt ver¬
letzend sein muß, so würde er sich gesagt haben, daß seine Stellung als Herzog
von Sachsen, die das schwerwiegendste Kleinod seines Lebensschatzes war, ihm
eine Kritik verbieten mußte, die nicht bloß dazu angetan war, den Oberbefehls¬
haber der Maasarmee und den kommandierender General des zwölften Korps
zu kränken, sondern die auch, wie sich herausstellte, als die Einzelheiten des
Gefechts in Versailles genau bekannt wurden, mit einer völlig ungerechten
Spitze gegen die sächsischen Truppen und deren Führer gerichtet war. Diese
hatten die Lacher auf ihrer Seite, als sich nahezu ein Jahr später, kurz vor
der Rückkehr des Schützenregiments in seine Garnison Dresden, der Kladderadatsch,
dem nichts heilig ist, den Scherz leistete, zu behaupten, man habe Unrecht, sich
zu wundern, daß der Herzog so schlecht orientiert gewesen sei, denn wenn
Schützen Ernst machten, mache Schützen-Ernst nicht mit.
Der Prinz Georg, der kein Schönfärber war und sich die Sache weniger
von weitem mit angesehen hatte als Herzog Ernst, erließ noch am 2. Dezember
Abends aus seinem Hauptquartier zu Champs einen Korpsbefehl, der, insoweit
die Regimenter 107 und 108 bei der Erinnerungsfeier des 2. Dezembers in
Frage kommen, für alle Zeiten deren höchste Auszeichnung sein wird, und
dessen Schlußworte hier als Gegensatz zu dem unfreundlichen und man muß
hinzusetzen ungerechten Urteile des Herzogs folgen mögen:
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