Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Die Tage von Lhamxignv und villiers Die in den ersten Frühstunden des 2. Dezembers gleichzeitig unternommnen Bry, das am AbHange der nach Villiers zu ansteigenden Hochebne liegend Die Tage von Lhamxignv und villiers Die in den ersten Frühstunden des 2. Dezembers gleichzeitig unternommnen Bry, das am AbHange der nach Villiers zu ansteigenden Hochebne liegend <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0530" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296541"/> <fw type="header" place="top"> Die Tage von Lhamxignv und villiers</fw><lb/> <p xml:id="ID_2770"> Die in den ersten Frühstunden des 2. Dezembers gleichzeitig unternommnen<lb/> überraschenden Angriffe der vierundzwanzigsten Division auf Bry und der<lb/> Württemberger mit sechs Kompagnien des siebenten Infanterieregiments und<lb/> dem zweiten Jägerbataillon auf Champigny waren beide in den ersten An¬<lb/> fängen erfolgreich, kamen aber, als sich die angegriffnen französischen Truppe»<lb/> nach anfänglichem bestürztem Zurückgehn eines bessern besannen, beide zum<lb/> Stehn und ebbten in Feuergefechte aus, deren Erfolg der war, daß einzelne<lb/> Gebäude und Grundstücke von den Angreifenden besetzt und festgehalten wurden,<lb/> während andre, und zwar in Bry sowohl wie in Champigny die größern süd¬<lb/> lichen Hälften, den Angegriffnen verblieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2771" next="#ID_2772"> Bry, das am AbHange der nach Villiers zu ansteigenden Hochebne liegend<lb/> und mit seinen Häusern und Gärten bis dicht an das Ufer der Marne heran¬<lb/> gehend dem linken Flügel der Pariser Armee einen ausgezeichneten Stützpunkt<lb/> gewährte, war zwar, wie soeben erwähnt worden ist, am 1. Dezember früh<lb/> von dem General Bellemare verlassen, aber sofort durch die rechts daneben¬<lb/> stehenden Truppen wieder einigermaßen besetzt worden. Im Laufe des Tages<lb/> waren die Regimenter 107 und 108 der Brigade Daudel auf den ausdrück¬<lb/> liche,, Befehl des Generals Ducrot nach Bry zurückgekehrt, und dieses war<lb/> von ihnen besetzt, durch Barrikaden an geeigneten Stellen gesperrt und auch<lb/> sonst zur Verteidigung eingerichtet worden. Das zweite Bataillon von 107,<lb/> das im ersten Anlauf auf der Grande Rue bis an die vordere Barrikade vor¬<lb/> gedrungen war und diese genommen hatte, wurde durch rasch gesammelte<lb/> französische Mannschaften am weitern Vordringen behindert, und es entspann<lb/> sich das übliche Feuergefecht von Haus zu Haus, bei dem der Angreifende,<lb/> wenn sich der Angegriffne zu verschanzen gewußt hat, selten gute Geschäfte<lb/> macht. Das Bataillon hatte große Verluste, namentlich auch an Offizieren,<lb/> und es mußte sich damit begnügen, den nördlichen Teil des Dorfes zu be¬<lb/> haupten. Ein umfassender Angriff auf der Ostseite des Dorfes durch das<lb/> erste Bataillon von 107, der anfangs Erfolg versprochen hatte, wurde durch<lb/> das Feuer mehrerer Kompagnien, die östlich von der Kirche im Grand Para<lb/> hinter krenelierten Mauern aufgestellt waren, abgeschlagen. „Auch dort, sagt<lb/> das Generalstabswerk, entspann sich ein stehendes Feuergefecht, in das auf<lb/> dem linken Flügel das dritte Bataillon des Regiments Nummer 104 ein-<lb/> griff, nachdem es in einem Parke zwischen Noisy und Bry, an dem die<lb/> beiden vordem Bataillone ungehindert vorbeimarschiert waren, gegen hundert<lb/> Franzosen gefangen genommen hatte." Zwischen den, Dorfe und der Marne<lb/> vorzudringen, um mit Hilfe der der Angriffskolonne beigegebnen Pioniersektion<lb/> die etwas südlich von dein Orte geschlagner beiden Schiffbrücken befohlner-<lb/> maßen zu zerstören, gelang ebenfalls nicht. Der Uferrand, den man zu diesen,<lb/> Zwecke hätte passieren müssen, war vom rechten Marneufer aus durch acht<lb/> zwölfpfündige Batterien sowie durch eine auf der Höhe von Perreux aufgestellte<lb/> Mitrailleusenbatterie so unter Feuer gehalten, daß wohl aus diesem Grunde<lb/> von einem Vorrücken stärkerer Abteilungen am Uferrand Abstand genommen<lb/> worden ist; sonst wäre selbstverständlich diese Stelle die bei weitem geeignetste<lb/> gewesen, den Feind von seinem linken Flügel aus aufzurollen und ihn nach<lb/> Zerstörung der Brücken, vor allen der bei Bry geschlagner, auf das östlich von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0530]
Die Tage von Lhamxignv und villiers
Die in den ersten Frühstunden des 2. Dezembers gleichzeitig unternommnen
überraschenden Angriffe der vierundzwanzigsten Division auf Bry und der
Württemberger mit sechs Kompagnien des siebenten Infanterieregiments und
dem zweiten Jägerbataillon auf Champigny waren beide in den ersten An¬
fängen erfolgreich, kamen aber, als sich die angegriffnen französischen Truppe»
nach anfänglichem bestürztem Zurückgehn eines bessern besannen, beide zum
Stehn und ebbten in Feuergefechte aus, deren Erfolg der war, daß einzelne
Gebäude und Grundstücke von den Angreifenden besetzt und festgehalten wurden,
während andre, und zwar in Bry sowohl wie in Champigny die größern süd¬
lichen Hälften, den Angegriffnen verblieben.
Bry, das am AbHange der nach Villiers zu ansteigenden Hochebne liegend
und mit seinen Häusern und Gärten bis dicht an das Ufer der Marne heran¬
gehend dem linken Flügel der Pariser Armee einen ausgezeichneten Stützpunkt
gewährte, war zwar, wie soeben erwähnt worden ist, am 1. Dezember früh
von dem General Bellemare verlassen, aber sofort durch die rechts daneben¬
stehenden Truppen wieder einigermaßen besetzt worden. Im Laufe des Tages
waren die Regimenter 107 und 108 der Brigade Daudel auf den ausdrück¬
liche,, Befehl des Generals Ducrot nach Bry zurückgekehrt, und dieses war
von ihnen besetzt, durch Barrikaden an geeigneten Stellen gesperrt und auch
sonst zur Verteidigung eingerichtet worden. Das zweite Bataillon von 107,
das im ersten Anlauf auf der Grande Rue bis an die vordere Barrikade vor¬
gedrungen war und diese genommen hatte, wurde durch rasch gesammelte
französische Mannschaften am weitern Vordringen behindert, und es entspann
sich das übliche Feuergefecht von Haus zu Haus, bei dem der Angreifende,
wenn sich der Angegriffne zu verschanzen gewußt hat, selten gute Geschäfte
macht. Das Bataillon hatte große Verluste, namentlich auch an Offizieren,
und es mußte sich damit begnügen, den nördlichen Teil des Dorfes zu be¬
haupten. Ein umfassender Angriff auf der Ostseite des Dorfes durch das
erste Bataillon von 107, der anfangs Erfolg versprochen hatte, wurde durch
das Feuer mehrerer Kompagnien, die östlich von der Kirche im Grand Para
hinter krenelierten Mauern aufgestellt waren, abgeschlagen. „Auch dort, sagt
das Generalstabswerk, entspann sich ein stehendes Feuergefecht, in das auf
dem linken Flügel das dritte Bataillon des Regiments Nummer 104 ein-
griff, nachdem es in einem Parke zwischen Noisy und Bry, an dem die
beiden vordem Bataillone ungehindert vorbeimarschiert waren, gegen hundert
Franzosen gefangen genommen hatte." Zwischen den, Dorfe und der Marne
vorzudringen, um mit Hilfe der der Angriffskolonne beigegebnen Pioniersektion
die etwas südlich von dein Orte geschlagner beiden Schiffbrücken befohlner-
maßen zu zerstören, gelang ebenfalls nicht. Der Uferrand, den man zu diesen,
Zwecke hätte passieren müssen, war vom rechten Marneufer aus durch acht
zwölfpfündige Batterien sowie durch eine auf der Höhe von Perreux aufgestellte
Mitrailleusenbatterie so unter Feuer gehalten, daß wohl aus diesem Grunde
von einem Vorrücken stärkerer Abteilungen am Uferrand Abstand genommen
worden ist; sonst wäre selbstverständlich diese Stelle die bei weitem geeignetste
gewesen, den Feind von seinem linken Flügel aus aufzurollen und ihn nach
Zerstörung der Brücken, vor allen der bei Bry geschlagner, auf das östlich von
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |