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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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zwei und ein halbes Jahr älter als Herbert Bismarck und wurde in demselben
Alter wie dieser zum Staatssekretär des Auswärtige" ernannt. Er hat den Posten
wiederholt bekleidet, hat auch als erster Lord des Schatzes an der Spitze des
Kabinetts gestanden. Aus dem Munde eines solchen Mannes nimmt sich das Be¬
kenntnis, daß er "kein Wort Deutsch verstehe," auch etwas seltsam aus. Was
wurde man in England von einem deutschen Reichskanzler denken, der öffentlich
erklärte, er verstehe kein Wort Englisch! Rosebery ist der permanente Mmister-
kaudidat der liberalen Partei, um so beachtenswerter ist es, daß er sich zwar gegen
die Beteiligung Englands an einem kontinentalen Kriege ausspricht, sich aber im
übrigen durch offne Sympathien für Frankreich und durch die Verleugnung Deutsch¬
lands der Öffentlichkeit zu empfehlen sucht. Vielleicht auch dem Könige, dem im
übrige" Roseberys Beziehungen zu Herbert Bismarck genau bekannt sind.

Eine geschichtlich ebenso seltsame wie interessante Erscheinung ist es, daß alles,
was Deutschland tut, den Engländern Kopfzerbrechen macht. So auch das Geleit,
das Prinz Heinrich mit dem Linienschiff "Braunschweig" dem jungen norwegischen
Königspaar/gegeben hat. Als im Juli 1873 Kronprinz Friedrich Wilhelm mit
einem ganzen Geschwader nach Drontheim zu der norwegische" Königskrönung ging,
hat in England kein Mensch daran etwas auszusetzen gehabt. Wäre das Ehren¬
geleit von der deutscheu Seite unterblieben, so würde man das in Norwegen,
vielleicht auch in Dänemark und ganz gewiß in England als eine "auffällige
Kühle," wenn nicht als das Anzeichen einer "Abneigung" registriert haben. Die
einfache Tatsache, daß es sich um ein Zeichen der Sympathie für den dänischen
Hof, für das junge Königspaar und vor allen Dingen für Norwegen selbst handelt,
dem dadurch die deutsche Anerkennung feierlich modifiziert wurde, ist für die Eng¬
länder anscheinend nicht ausreichend genug, vielleicht weil die Initiative nicht von
ihnen ausgegangen ist, obwohl es sich um die Enkelin ihres Königs handelt. Da
aber auf der deutscheu Seite damit zugleich auch dem englischen Hof eine Auf¬
merksamkeit erwiesen wurde, ungeachtet aller bestehenden Gegensätze, so wird man
sich in London schließlich zufrieden geben. Die Norweger aber, die die deutsche
Kriegsflagge an ihren Küsten in diesem Sommer sehr vermißt haben, sind sehr
erfreut, sie gerade bei diesem Anlaß und in einer so ansehnlichen Repräsen¬
tation wieder erscheinen zu sehen. Mit der Errichtung einer neuen Dynastie in
Norwegen ist ein neues politisches Zentrum geschaffe" worden, dessen Bedeutung
in Zukunft "icht zum wenigsten in der Widerspiegelung englischer und dänischer
Anschauungen und Stimmungen sowie in der Anlehnung an diese beiden Höfe be¬
steh" wird.

Am allerwenigsten aber hat die Aufmerksamkeit gegen Norwegen etwa el"
Abrücke" vo" Schwede" bedeutet. Im Gegenteil: man hatte sich wohl vorher ver¬
gewissert, daß die Höflichkcitserwcisung an Norwegen in Schweden keinerlei Mi߬
deutung ausgesetzt sein und das freundschaftliche Verhältnis zu diesem Lande in
keiner Weise berühren werde. Welches Interesse sollte Deutschland andrerseits daran
haben, sich dem neuen norwegischen Hofe sowie dem konstitutionellen Königtum in
Norwegen unfreundlich gegenüber zu stelle"? Deutschland hat im Sommer den
Norwegern abgeraten, die Dinge Schweden gegenüber auf die Spitze zu treiben,
es ist ohne jede direkte Einmischung in den nachbarlichen Konflikt doch mit seinein
ganzen Einflüsse für eine friedliche Auseinandersetzung der beiden Länder, die "icht
länger vereint bleiben wollten, eingetreten. Da der König vo" Schwede" die
seinem Hanse angetragne Kandidatur für Norwegen ablehnte, so war die Wahl
des dänischen Prinzen der gegebne Ausweg, den" die Etablierung der Republik in
Norwegen konnte angesichts der Verhältnisse in Rußland in den Wünschen keiner
an den nordischen Dingen interessierten europäischen Macht liegen. Deutschland
hat die Wege für den Prinzen Karl von Dänemark ebnen helfen, das ist doch mich
in England hinlänglich bekannt, und schon ans diesem Grunde war jede Aufregung
über das Linienschiff, mit dem der Kaiser seine Cousine "ach Christiania geleiten


Grenzboten IV 1905 05

zwei und ein halbes Jahr älter als Herbert Bismarck und wurde in demselben
Alter wie dieser zum Staatssekretär des Auswärtige» ernannt. Er hat den Posten
wiederholt bekleidet, hat auch als erster Lord des Schatzes an der Spitze des
Kabinetts gestanden. Aus dem Munde eines solchen Mannes nimmt sich das Be¬
kenntnis, daß er „kein Wort Deutsch verstehe," auch etwas seltsam aus. Was
wurde man in England von einem deutschen Reichskanzler denken, der öffentlich
erklärte, er verstehe kein Wort Englisch! Rosebery ist der permanente Mmister-
kaudidat der liberalen Partei, um so beachtenswerter ist es, daß er sich zwar gegen
die Beteiligung Englands an einem kontinentalen Kriege ausspricht, sich aber im
übrigen durch offne Sympathien für Frankreich und durch die Verleugnung Deutsch¬
lands der Öffentlichkeit zu empfehlen sucht. Vielleicht auch dem Könige, dem im
übrige» Roseberys Beziehungen zu Herbert Bismarck genau bekannt sind.

Eine geschichtlich ebenso seltsame wie interessante Erscheinung ist es, daß alles,
was Deutschland tut, den Engländern Kopfzerbrechen macht. So auch das Geleit,
das Prinz Heinrich mit dem Linienschiff „Braunschweig" dem jungen norwegischen
Königspaar/gegeben hat. Als im Juli 1873 Kronprinz Friedrich Wilhelm mit
einem ganzen Geschwader nach Drontheim zu der norwegische» Königskrönung ging,
hat in England kein Mensch daran etwas auszusetzen gehabt. Wäre das Ehren¬
geleit von der deutscheu Seite unterblieben, so würde man das in Norwegen,
vielleicht auch in Dänemark und ganz gewiß in England als eine „auffällige
Kühle," wenn nicht als das Anzeichen einer „Abneigung" registriert haben. Die
einfache Tatsache, daß es sich um ein Zeichen der Sympathie für den dänischen
Hof, für das junge Königspaar und vor allen Dingen für Norwegen selbst handelt,
dem dadurch die deutsche Anerkennung feierlich modifiziert wurde, ist für die Eng¬
länder anscheinend nicht ausreichend genug, vielleicht weil die Initiative nicht von
ihnen ausgegangen ist, obwohl es sich um die Enkelin ihres Königs handelt. Da
aber auf der deutscheu Seite damit zugleich auch dem englischen Hof eine Auf¬
merksamkeit erwiesen wurde, ungeachtet aller bestehenden Gegensätze, so wird man
sich in London schließlich zufrieden geben. Die Norweger aber, die die deutsche
Kriegsflagge an ihren Küsten in diesem Sommer sehr vermißt haben, sind sehr
erfreut, sie gerade bei diesem Anlaß und in einer so ansehnlichen Repräsen¬
tation wieder erscheinen zu sehen. Mit der Errichtung einer neuen Dynastie in
Norwegen ist ein neues politisches Zentrum geschaffe» worden, dessen Bedeutung
in Zukunft «icht zum wenigsten in der Widerspiegelung englischer und dänischer
Anschauungen und Stimmungen sowie in der Anlehnung an diese beiden Höfe be¬
steh» wird.

Am allerwenigsten aber hat die Aufmerksamkeit gegen Norwegen etwa el»
Abrücke» vo» Schwede» bedeutet. Im Gegenteil: man hatte sich wohl vorher ver¬
gewissert, daß die Höflichkcitserwcisung an Norwegen in Schweden keinerlei Mi߬
deutung ausgesetzt sein und das freundschaftliche Verhältnis zu diesem Lande in
keiner Weise berühren werde. Welches Interesse sollte Deutschland andrerseits daran
haben, sich dem neuen norwegischen Hofe sowie dem konstitutionellen Königtum in
Norwegen unfreundlich gegenüber zu stelle»? Deutschland hat im Sommer den
Norwegern abgeraten, die Dinge Schweden gegenüber auf die Spitze zu treiben,
es ist ohne jede direkte Einmischung in den nachbarlichen Konflikt doch mit seinein
ganzen Einflüsse für eine friedliche Auseinandersetzung der beiden Länder, die »icht
länger vereint bleiben wollten, eingetreten. Da der König vo» Schwede» die
seinem Hanse angetragne Kandidatur für Norwegen ablehnte, so war die Wahl
des dänischen Prinzen der gegebne Ausweg, den» die Etablierung der Republik in
Norwegen konnte angesichts der Verhältnisse in Rußland in den Wünschen keiner
an den nordischen Dingen interessierten europäischen Macht liegen. Deutschland
hat die Wege für den Prinzen Karl von Dänemark ebnen helfen, das ist doch mich
in England hinlänglich bekannt, und schon ans diesem Grunde war jede Aufregung
über das Linienschiff, mit dem der Kaiser seine Cousine »ach Christiania geleiten


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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/509>, abgerufen am 15.01.2025.