Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches angegliedert werden. Diese Panzerkreuzer werden darum auch dauernd im Dienst Etwas andres als die Vermehrung der Schlachtflotte über das Gesetz von Maßgebliches und Unmaßgebliches angegliedert werden. Diese Panzerkreuzer werden darum auch dauernd im Dienst Etwas andres als die Vermehrung der Schlachtflotte über das Gesetz von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0458" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296469"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_2467" prev="#ID_2466"> angegliedert werden. Diese Panzerkreuzer werden darum auch dauernd im Dienst<lb/> sein müssen und eine starke, auch gegen Linienschiffe gefechtsfähige Avantgarde bilden.<lb/> Nach dem Flottengesetz ist für jedes Linienschiff ein Kreuzer als Aufklärungsschiff<lb/> vorgesehen, die Aufklärungsgruppen sind so gedacht, daß sie für jede Linienschiffs-<lb/> division aus einem großen oder Panzerkreuzer und drei kleinen Kreuzern zusammen¬<lb/> gesetzt werden sollen. Bisher ist diese Stärke leider noch nicht erreichbar gewesen,<lb/> die Schlachtflotte hat in diesem Sommer als Aufklärungsgruppen statt vier Divisionen<lb/> deren nur zwei zu verzeichnen gehabt, zum Teil auch, weil es notwendig ist, in diese<lb/> Aufklärungsgruppen möglichst gleichwertige Schiffe, namentlich in der Schnelligkeit,<lb/> aufzunehmen, und weil unsre kleinen Kreuzer erst allmählich durch die Ersatzbauten<lb/> gleichwertig gemacht werden. Gegenwärtig variiert ihr Deplacement noch zwischen<lb/> 1117 und 4292 Tonnen. Es scheint die Absicht zu bestehn, bei den Ersatzbauten,<lb/> die bis zum Jahre 1917 noch in der Zahl von 23 auszuführen sind, allmählich bis<lb/> auf 4500 Tonnen Deplacement vorzurücken. Die Scheidelinie liegt bis jetzt bei<lb/> 5000 Tonnen, sodaß alle Kreuzer von 5000 Tonnen und darüber als große Kreuzer,<lb/> die mit einem Deplacement von weniger als 5000 Tonnen als kleine Kreuzer gelten.<lb/> In dem neuen Typ der Hamburg-Bremenklasse hat unsre Marineverwaltung einen<lb/> ganz vorzüglichen kleinen Kreuzer geschaffen, der vielleicht nur im Punkte der<lb/> Schnelligkeit und demgemäß auch des Kohlenfassungsvermögens einer kleinen Er¬<lb/> weiterung bedarf. Gelingt die Konstruktion der neuen großen Panzerkreuzer in<lb/> entsprechender Weise, so werden sie der Stolz unsrer Flotte sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2468" next="#ID_2469"> Etwas andres als die Vermehrung der Schlachtflotte über das Gesetz von<lb/> 1900 hinaus, die zunächst weder dringlich noch ausführbar erscheint, wäre die Be¬<lb/> schleunigung der Ersatzbauten, besonders jener dreizehn alten Schiffe (der Bayern¬<lb/> klasse, der Oldenburg und der acht Küstcnpcmzer der Ägirklasse), die, wie in diesen<lb/> Heften schon des öftern ausgeführt worden ist, zwar leider als Linienschiffe figurieren,<lb/> tatsächlich aber sämtlich nur für den unmittelbaren Küstenschutz bestimmt und brauchbar<lb/> sind, die erste als alte Ausfallkorvetten, die andern zur Verteidigung des Nord-<lb/> ostseekcmals. Eine Beschleunigung dieses Ersatzbaus würde sich ebenfalls dem Rahmen<lb/> des Flottengesetzes nicht entziehn, würde jedoch, da die Schiffe schon im Gesetz<lb/> bewilligt sind, nicht in eine neue Novelle, sondern in den Etat gehören. Nun wird<lb/> der Etat aber schon nicht unbedeutend belastet dadurch, daß die vom nächsten Jahre<lb/> ab auf Stapel zu legenden Linienschiffe, wie bekannt ist, eine Deplacementssteigerung<lb/> von 13500 auf 18000 Tonnen erfahren werden, und es scheint, daß die Marine¬<lb/> verwaltung Bedenken trägt, zugleich auch noch mit einer Beschleunigung der Ersatz¬<lb/> bauten vorzugehn, die dazu führen würde, für sechs Jahre statt, wie bisher der<lb/> Fall war und auch ferner geplant ist, drei große Schiffe deren wenigstens fünf<lb/> auf Stapel zu legen, abgesehen davon, daß die Beschleunigung der neugefvrderten<lb/> Panzerkreuzer kaum weniger dringend ist. Aber neben der Geldfrage kommt dabei<lb/> auch noch ferner in Betracht, ob diese Leistung bantechnisch und in konstruktiver<lb/> Beziehung möglich ist, sowie ob die Heranbildung der Besatzungen in demselben<lb/> Tempo erfolgen könnte. Die Frage der Dringlichkeit wird voraussichtlich bei den<lb/> Reichstagsverhandlungen zur Sprache kommen, und es bleibt nicht ausgeschlossen,<lb/> daß die nationalen Parteien des Reichstags, falls sie es nach der gesamten Sach¬<lb/> lage für geboten erachten, einen solchen Antrag einbringen. Wenn die Sicherheit<lb/> des Reichs es fordert, kann es keinem Bedenken unterliege», den beschleunigten Ersatz<lb/> der dreizehn Figuranten sowie den Neubau der sechs Panzerkreuzer auf dem Wege<lb/> der Anleihen sicherzustellen, und die nationalgesinnte Mehrheit des Reichstags wird<lb/> zu erwägen haben, ob es nicht geboten sein möchte, die viele Feindseligkeit, von<lb/> der wir umgeben sind, wie im Februar 1888 durch ein Votum zu beantworten,<lb/> wodurch der Reichstag und die Nation zu erkennen geben, daß sie bereit und ent¬<lb/> schlossen sind, alles an Deutschlands Ehre, Sicherheit und Unabhängigkeit zu setzen.<lb/> Die sogenannte Deckuugsfrage und auch die Reichsfinanzreform darf aus diesem<lb/> Grunde mit der Flottennovelle nicht verquickt werden, und wenn Zentrumsblätter</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0458]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
angegliedert werden. Diese Panzerkreuzer werden darum auch dauernd im Dienst
sein müssen und eine starke, auch gegen Linienschiffe gefechtsfähige Avantgarde bilden.
Nach dem Flottengesetz ist für jedes Linienschiff ein Kreuzer als Aufklärungsschiff
vorgesehen, die Aufklärungsgruppen sind so gedacht, daß sie für jede Linienschiffs-
division aus einem großen oder Panzerkreuzer und drei kleinen Kreuzern zusammen¬
gesetzt werden sollen. Bisher ist diese Stärke leider noch nicht erreichbar gewesen,
die Schlachtflotte hat in diesem Sommer als Aufklärungsgruppen statt vier Divisionen
deren nur zwei zu verzeichnen gehabt, zum Teil auch, weil es notwendig ist, in diese
Aufklärungsgruppen möglichst gleichwertige Schiffe, namentlich in der Schnelligkeit,
aufzunehmen, und weil unsre kleinen Kreuzer erst allmählich durch die Ersatzbauten
gleichwertig gemacht werden. Gegenwärtig variiert ihr Deplacement noch zwischen
1117 und 4292 Tonnen. Es scheint die Absicht zu bestehn, bei den Ersatzbauten,
die bis zum Jahre 1917 noch in der Zahl von 23 auszuführen sind, allmählich bis
auf 4500 Tonnen Deplacement vorzurücken. Die Scheidelinie liegt bis jetzt bei
5000 Tonnen, sodaß alle Kreuzer von 5000 Tonnen und darüber als große Kreuzer,
die mit einem Deplacement von weniger als 5000 Tonnen als kleine Kreuzer gelten.
In dem neuen Typ der Hamburg-Bremenklasse hat unsre Marineverwaltung einen
ganz vorzüglichen kleinen Kreuzer geschaffen, der vielleicht nur im Punkte der
Schnelligkeit und demgemäß auch des Kohlenfassungsvermögens einer kleinen Er¬
weiterung bedarf. Gelingt die Konstruktion der neuen großen Panzerkreuzer in
entsprechender Weise, so werden sie der Stolz unsrer Flotte sein.
Etwas andres als die Vermehrung der Schlachtflotte über das Gesetz von
1900 hinaus, die zunächst weder dringlich noch ausführbar erscheint, wäre die Be¬
schleunigung der Ersatzbauten, besonders jener dreizehn alten Schiffe (der Bayern¬
klasse, der Oldenburg und der acht Küstcnpcmzer der Ägirklasse), die, wie in diesen
Heften schon des öftern ausgeführt worden ist, zwar leider als Linienschiffe figurieren,
tatsächlich aber sämtlich nur für den unmittelbaren Küstenschutz bestimmt und brauchbar
sind, die erste als alte Ausfallkorvetten, die andern zur Verteidigung des Nord-
ostseekcmals. Eine Beschleunigung dieses Ersatzbaus würde sich ebenfalls dem Rahmen
des Flottengesetzes nicht entziehn, würde jedoch, da die Schiffe schon im Gesetz
bewilligt sind, nicht in eine neue Novelle, sondern in den Etat gehören. Nun wird
der Etat aber schon nicht unbedeutend belastet dadurch, daß die vom nächsten Jahre
ab auf Stapel zu legenden Linienschiffe, wie bekannt ist, eine Deplacementssteigerung
von 13500 auf 18000 Tonnen erfahren werden, und es scheint, daß die Marine¬
verwaltung Bedenken trägt, zugleich auch noch mit einer Beschleunigung der Ersatz¬
bauten vorzugehn, die dazu führen würde, für sechs Jahre statt, wie bisher der
Fall war und auch ferner geplant ist, drei große Schiffe deren wenigstens fünf
auf Stapel zu legen, abgesehen davon, daß die Beschleunigung der neugefvrderten
Panzerkreuzer kaum weniger dringend ist. Aber neben der Geldfrage kommt dabei
auch noch ferner in Betracht, ob diese Leistung bantechnisch und in konstruktiver
Beziehung möglich ist, sowie ob die Heranbildung der Besatzungen in demselben
Tempo erfolgen könnte. Die Frage der Dringlichkeit wird voraussichtlich bei den
Reichstagsverhandlungen zur Sprache kommen, und es bleibt nicht ausgeschlossen,
daß die nationalen Parteien des Reichstags, falls sie es nach der gesamten Sach¬
lage für geboten erachten, einen solchen Antrag einbringen. Wenn die Sicherheit
des Reichs es fordert, kann es keinem Bedenken unterliege», den beschleunigten Ersatz
der dreizehn Figuranten sowie den Neubau der sechs Panzerkreuzer auf dem Wege
der Anleihen sicherzustellen, und die nationalgesinnte Mehrheit des Reichstags wird
zu erwägen haben, ob es nicht geboten sein möchte, die viele Feindseligkeit, von
der wir umgeben sind, wie im Februar 1888 durch ein Votum zu beantworten,
wodurch der Reichstag und die Nation zu erkennen geben, daß sie bereit und ent¬
schlossen sind, alles an Deutschlands Ehre, Sicherheit und Unabhängigkeit zu setzen.
Die sogenannte Deckuugsfrage und auch die Reichsfinanzreform darf aus diesem
Grunde mit der Flottennovelle nicht verquickt werden, und wenn Zentrumsblätter
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