Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Montesquieu sein, aber ich habe sie nie wieder so genossen. Poseidon war gnädig und sandte Montesquieu von Hans von Metzen or hundertundfunfzig Jahren, am 10. Februar 1755, verschied Montesquieu fand wenig Geschmack an Amt und Familie. Er benahm Montesquieu sein, aber ich habe sie nie wieder so genossen. Poseidon war gnädig und sandte Montesquieu von Hans von Metzen or hundertundfunfzig Jahren, am 10. Februar 1755, verschied Montesquieu fand wenig Geschmack an Amt und Familie. Er benahm <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0329" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296340"/> <fw type="header" place="top"> Montesquieu</fw><lb/> <p xml:id="ID_1891" prev="#ID_1890"> sein, aber ich habe sie nie wieder so genossen. Poseidon war gnädig und sandte<lb/> uns endlich „nach schrunden Harren günstigen Fahrwind." Aber er führte uns<lb/> nur bis in die Nähe unsers Zieles, dann mußten wir „arbeitend mit schönge¬<lb/> glätteten Rudern" das Meer erregen, „und müd hinsanken die Glieder." Die<lb/> Sonne schwand, die Sterne zogen herauf, und uns narrte lange das Südwestkap<lb/> von Lemnos. Fern im Westen glitt das Licht eines großen Dampfers dahin.<lb/> Und endlich, endlich leuchteten uns auch die Lichter von Kastro. Nach vierzehn¬<lb/> stündiger Fahrt liefen wir wieder in den Hafen ein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Montesquieu<lb/><note type="byline"> von Hans von Metzen</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1892"> or hundertundfunfzig Jahren, am 10. Februar 1755, verschied<lb/> Montesquieu, der große französische politische Schriftsteller, der<lb/> bekanntlich im Verein mit Rousseau einen außerordentlich weit¬<lb/> gehenden Einfluß auf die Gestaltung der staatlichen Verhältnisse<lb/> der ganzen Welt ausgeübt hat. Er war geboren am 18. Januar<lb/> 1689 auf dem Schlosse La Brete bei Bordeaux und stammte aus einer vor¬<lb/> nehmen Adelsfamilie, die dem Lande eine Reihe wackrer Krieger und tüchtiger<lb/> Juristen geliefert hatte. Er wurde 1714, sobald er das vorschriftsmüßige<lb/> Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht hatte, Rat bei dem Parlamente zu<lb/> Bordeaux, dem obersten Gerichtshofe der Provinz Guyenne. Im folgenden<lb/> Jahre heiratete er Jeanne de Lartigue, die ihm hunderttausend Livres zubrachte,<lb/> eine vortreffliche, tüchtige Frau war, aber nur wenig Reize hatte. Merkwürdiger¬<lb/> weise war bei der Eheschließung vor dem Pfarrer einer der Zeugen ein Schneider,<lb/> der seinen Namen nicht unterschreiben konnte. Ein Onkel von Montesquieu,<lb/> pr^siäsrlt g. mortisr (Senatspräsident) bei demselben Parlamente, der ihn nach<lb/> dem frühzeitigen Tode des Vaters in seine Obhut genommen hatte, hatte die Dame<lb/> für ihn ausgesucht. Im Jahre 1716 erhielt Montesquieu selbst die Stelle des<lb/> Onkels, die ihm dieser mit seiner ganzen übrigen Habe testamentarisch hinterließ.<lb/> Alle diese Posten waren damals in Frankreich vererbliche und veräußerliche<lb/> Vermögensobjekte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1893"> Montesquieu fand wenig Geschmack an Amt und Familie. Er benahm<lb/> sich in beiden Lebenskreisen mit Anstand aber entzog sich ihnen soviel wie<lb/> möglich und hielt sich mehr in Paris als zu Bordeaux oder auf seinem Gute<lb/> La Brete auf. Er war ein Mann von viel Geist aber kein Heiliger. Er<lb/> liebte ernste Studien sehr, schützte aber andrerseits auch die Welt und das Ver¬<lb/> gnügen. Wollte man diesen Zug des leichtlebigen Gascogners mit Rücksicht<lb/> auf die sonstige Größe des Mannes unterdrücken, so bliebe sein Bild unvoll¬<lb/> ständig. Auch seine Schriften würzte er, dem damals herrschenden Geschmack<lb/> entsprechend, vielfach mit Laszivitäten. Es war die Periode vor und nach der<lb/> Regentschaft des Herzogs von Orleans.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0329]
Montesquieu
sein, aber ich habe sie nie wieder so genossen. Poseidon war gnädig und sandte
uns endlich „nach schrunden Harren günstigen Fahrwind." Aber er führte uns
nur bis in die Nähe unsers Zieles, dann mußten wir „arbeitend mit schönge¬
glätteten Rudern" das Meer erregen, „und müd hinsanken die Glieder." Die
Sonne schwand, die Sterne zogen herauf, und uns narrte lange das Südwestkap
von Lemnos. Fern im Westen glitt das Licht eines großen Dampfers dahin.
Und endlich, endlich leuchteten uns auch die Lichter von Kastro. Nach vierzehn¬
stündiger Fahrt liefen wir wieder in den Hafen ein.
Montesquieu
von Hans von Metzen
or hundertundfunfzig Jahren, am 10. Februar 1755, verschied
Montesquieu, der große französische politische Schriftsteller, der
bekanntlich im Verein mit Rousseau einen außerordentlich weit¬
gehenden Einfluß auf die Gestaltung der staatlichen Verhältnisse
der ganzen Welt ausgeübt hat. Er war geboren am 18. Januar
1689 auf dem Schlosse La Brete bei Bordeaux und stammte aus einer vor¬
nehmen Adelsfamilie, die dem Lande eine Reihe wackrer Krieger und tüchtiger
Juristen geliefert hatte. Er wurde 1714, sobald er das vorschriftsmüßige
Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht hatte, Rat bei dem Parlamente zu
Bordeaux, dem obersten Gerichtshofe der Provinz Guyenne. Im folgenden
Jahre heiratete er Jeanne de Lartigue, die ihm hunderttausend Livres zubrachte,
eine vortreffliche, tüchtige Frau war, aber nur wenig Reize hatte. Merkwürdiger¬
weise war bei der Eheschließung vor dem Pfarrer einer der Zeugen ein Schneider,
der seinen Namen nicht unterschreiben konnte. Ein Onkel von Montesquieu,
pr^siäsrlt g. mortisr (Senatspräsident) bei demselben Parlamente, der ihn nach
dem frühzeitigen Tode des Vaters in seine Obhut genommen hatte, hatte die Dame
für ihn ausgesucht. Im Jahre 1716 erhielt Montesquieu selbst die Stelle des
Onkels, die ihm dieser mit seiner ganzen übrigen Habe testamentarisch hinterließ.
Alle diese Posten waren damals in Frankreich vererbliche und veräußerliche
Vermögensobjekte.
Montesquieu fand wenig Geschmack an Amt und Familie. Er benahm
sich in beiden Lebenskreisen mit Anstand aber entzog sich ihnen soviel wie
möglich und hielt sich mehr in Paris als zu Bordeaux oder auf seinem Gute
La Brete auf. Er war ein Mann von viel Geist aber kein Heiliger. Er
liebte ernste Studien sehr, schützte aber andrerseits auch die Welt und das Ver¬
gnügen. Wollte man diesen Zug des leichtlebigen Gascogners mit Rücksicht
auf die sonstige Größe des Mannes unterdrücken, so bliebe sein Bild unvoll¬
ständig. Auch seine Schriften würzte er, dem damals herrschenden Geschmack
entsprechend, vielfach mit Laszivitäten. Es war die Periode vor und nach der
Regentschaft des Herzogs von Orleans.
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