Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

der gelben Rasse und nach dem Einfluß, den die japanischen Erfolge in fühlbarer
Weise in China und in Indien zu üben beginnen, kann es für England durchaus
nicht erwünscht sein, in Asien mit Rußland in Konflikt zu geraten und dabei schließlich
davon abhängig zu sein, in welchem Umfang die Japaner ihre Vertragstreue zu
betätigen für nützlich erachten. England hat allen Grund, für lange Jahre in
Asien in keinen kriegerischen Gegensatz zu einer Weißen Macht zu geraten, weder
mit Frankreich noch mit Rußland, und aus diesem Grunde enthält ein Abkommen
zwischen England und unserm östlichen Nachbar durchaus keine Berührungspunkte für
die deutsche Politik. Daß auch Rußland auf eine Reihe von Jahren den Frieden
in Asien, und wohl nicht nnr dort, wünscht, bedarf keiner weitern Auseinander¬
setzung.

Ein andrer großer Irrtum ist es, englisch-russische Gegensätze gewissermaßen
als eine Art Lebenselixir für die deutsche Politik zu behandeln. Jedesmal wenn
sich solche Gegensätze zuspitzen, kommt Deutschland in die Lage, Stellung nehmen
zu müssen. Da sich das voraussichtlich immer in dem Sinne einer für Rußland
wohlwollenden Neutralität vollzieh" wird, wie es ja auch seinerzeit bei der afghanischen
Differenz im Jahre 1886 der Fall war, so ist jedesmal die Folge, daß nachdem
sich Rußland und England, vielleicht wesentlich infolge der deutschen Stellungnahme,
miteinander vertragen haben, bei England ein Stachel gegen Deutschland zurückbleibt.
Von einem russisch-englischen Konflikt hat Deutschland nichts zu gewinnen, wohl
aber kauu es sehr leicht hinterher in die Lage kommen, durch ein schlechtes Ver¬
hältnis zu England die Kosten dieses Konflikts zu tragen. Im Gegenteil, da von
einer englisch-russischen Entente, etwa im Sinne der jetzigen englisch-französischen,
schwerlich die Rede sein wird, so können wir nur wünschen, daß die Gestaltung der
Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern so bleibt, daß uns erspart wird, nach der
einen oder der andern Richtung hin Stellung zu nehmen. Sicherlich mag es richtig
sein, daß wir von England desto schlechter behandelt werden, je loser unser Ver¬
hältnis zu Rußland ist. Aber kein russisch-englisches Abkommen der nächsten Zeit
wird Deutschlands gute Beziehungen zu Rußland irgendwie beeinflussen. Sodann
steht es fest, daß die Anfänge einer russisch - englischen Abmachung über asiatische
Grenzfragen schon um zwei Jahre zurückliegen, und daß ihre Ausführung nur durch
den Ausbruch des russisch-japanischen Kriegs verhindert worden ist. Rußland hatte
sich im Prinzip dazu bereit erklärt, konnte aber selbstverständlich während des Kriegs
rin dem mit Japan Verbündeten England keine Abmachungen treffen. Trotzdem
hat die Hoffnung auf solche die englische Politik während des asiatischen Kriegs
wesentlich beeinflußt. Das amtliche England hat alles unterlassen, was Rußland
ernstlich hätte verstimmen können, und als zur Zeit der Doggerbankaffäre Admiral
Veresford in London anfragte, ob er die russischen Schiffe versenken oder nach
Portsmouth bringen sollte, war es wesentlich Lord Lansdowne, der mit Rücksicht
ans eine künftige asiatische Abmachung mit Rußland im Kabinettsrat den Ausbruch
eines Konflikts zu verhindern wußte.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und England haben in einem Artikel
des v-in^ 1'slsxrg.pli eine Beleuchtung erfahren, von der man nur wünschen kann,
daß sie sich in England verallgemeinern möchte. Man darf in dem Artikel wohl
eine Antwort Lord Lansdownes auf den entschiednen Tadel sehen, den die gegen
ihn gerichteten Artikel der Wiener Neuen Freien Presse, die von englischen Korre¬
spondenten alsbald deutschem Einfluß zugeschrieben wurden, von deutscher Seite er¬
fahren haben. Der van^y reloFi-syn bemüht sich offenbar, den deutsch-englischen Be¬
ziehungen deu Anstrich der äußersten Korrektheit zu verleihen, was insofern nicht
schwer fällt, als ja tatsächlich keine bestimmten Streitpunkte zwischen Deutschland
und England vorliegen. Und wären solche in Afrika, in der Südsee oder in
China vorhanden, so ist gar kein Grund abzusehen, weshalb ihre Beilegung nicht
ebensogut zum Gegenstand eines Abkommens zwischen Deutschland und England
gemacht werden könnte. Aber weder kann die wirtschaftliche Expansion Deutsch-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

der gelben Rasse und nach dem Einfluß, den die japanischen Erfolge in fühlbarer
Weise in China und in Indien zu üben beginnen, kann es für England durchaus
nicht erwünscht sein, in Asien mit Rußland in Konflikt zu geraten und dabei schließlich
davon abhängig zu sein, in welchem Umfang die Japaner ihre Vertragstreue zu
betätigen für nützlich erachten. England hat allen Grund, für lange Jahre in
Asien in keinen kriegerischen Gegensatz zu einer Weißen Macht zu geraten, weder
mit Frankreich noch mit Rußland, und aus diesem Grunde enthält ein Abkommen
zwischen England und unserm östlichen Nachbar durchaus keine Berührungspunkte für
die deutsche Politik. Daß auch Rußland auf eine Reihe von Jahren den Frieden
in Asien, und wohl nicht nnr dort, wünscht, bedarf keiner weitern Auseinander¬
setzung.

Ein andrer großer Irrtum ist es, englisch-russische Gegensätze gewissermaßen
als eine Art Lebenselixir für die deutsche Politik zu behandeln. Jedesmal wenn
sich solche Gegensätze zuspitzen, kommt Deutschland in die Lage, Stellung nehmen
zu müssen. Da sich das voraussichtlich immer in dem Sinne einer für Rußland
wohlwollenden Neutralität vollzieh» wird, wie es ja auch seinerzeit bei der afghanischen
Differenz im Jahre 1886 der Fall war, so ist jedesmal die Folge, daß nachdem
sich Rußland und England, vielleicht wesentlich infolge der deutschen Stellungnahme,
miteinander vertragen haben, bei England ein Stachel gegen Deutschland zurückbleibt.
Von einem russisch-englischen Konflikt hat Deutschland nichts zu gewinnen, wohl
aber kauu es sehr leicht hinterher in die Lage kommen, durch ein schlechtes Ver¬
hältnis zu England die Kosten dieses Konflikts zu tragen. Im Gegenteil, da von
einer englisch-russischen Entente, etwa im Sinne der jetzigen englisch-französischen,
schwerlich die Rede sein wird, so können wir nur wünschen, daß die Gestaltung der
Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern so bleibt, daß uns erspart wird, nach der
einen oder der andern Richtung hin Stellung zu nehmen. Sicherlich mag es richtig
sein, daß wir von England desto schlechter behandelt werden, je loser unser Ver¬
hältnis zu Rußland ist. Aber kein russisch-englisches Abkommen der nächsten Zeit
wird Deutschlands gute Beziehungen zu Rußland irgendwie beeinflussen. Sodann
steht es fest, daß die Anfänge einer russisch - englischen Abmachung über asiatische
Grenzfragen schon um zwei Jahre zurückliegen, und daß ihre Ausführung nur durch
den Ausbruch des russisch-japanischen Kriegs verhindert worden ist. Rußland hatte
sich im Prinzip dazu bereit erklärt, konnte aber selbstverständlich während des Kriegs
rin dem mit Japan Verbündeten England keine Abmachungen treffen. Trotzdem
hat die Hoffnung auf solche die englische Politik während des asiatischen Kriegs
wesentlich beeinflußt. Das amtliche England hat alles unterlassen, was Rußland
ernstlich hätte verstimmen können, und als zur Zeit der Doggerbankaffäre Admiral
Veresford in London anfragte, ob er die russischen Schiffe versenken oder nach
Portsmouth bringen sollte, war es wesentlich Lord Lansdowne, der mit Rücksicht
ans eine künftige asiatische Abmachung mit Rußland im Kabinettsrat den Ausbruch
eines Konflikts zu verhindern wußte.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und England haben in einem Artikel
des v-in^ 1'slsxrg.pli eine Beleuchtung erfahren, von der man nur wünschen kann,
daß sie sich in England verallgemeinern möchte. Man darf in dem Artikel wohl
eine Antwort Lord Lansdownes auf den entschiednen Tadel sehen, den die gegen
ihn gerichteten Artikel der Wiener Neuen Freien Presse, die von englischen Korre¬
spondenten alsbald deutschem Einfluß zugeschrieben wurden, von deutscher Seite er¬
fahren haben. Der van^y reloFi-syn bemüht sich offenbar, den deutsch-englischen Be¬
ziehungen deu Anstrich der äußersten Korrektheit zu verleihen, was insofern nicht
schwer fällt, als ja tatsächlich keine bestimmten Streitpunkte zwischen Deutschland
und England vorliegen. Und wären solche in Afrika, in der Südsee oder in
China vorhanden, so ist gar kein Grund abzusehen, weshalb ihre Beilegung nicht
ebensogut zum Gegenstand eines Abkommens zwischen Deutschland und England
gemacht werden könnte. Aber weder kann die wirtschaftliche Expansion Deutsch-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0286" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296297"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1781" prev="#ID_1780"> der gelben Rasse und nach dem Einfluß, den die japanischen Erfolge in fühlbarer<lb/>
Weise in China und in Indien zu üben beginnen, kann es für England durchaus<lb/>
nicht erwünscht sein, in Asien mit Rußland in Konflikt zu geraten und dabei schließlich<lb/>
davon abhängig zu sein, in welchem Umfang die Japaner ihre Vertragstreue zu<lb/>
betätigen für nützlich erachten. England hat allen Grund, für lange Jahre in<lb/>
Asien in keinen kriegerischen Gegensatz zu einer Weißen Macht zu geraten, weder<lb/>
mit Frankreich noch mit Rußland, und aus diesem Grunde enthält ein Abkommen<lb/>
zwischen England und unserm östlichen Nachbar durchaus keine Berührungspunkte für<lb/>
die deutsche Politik. Daß auch Rußland auf eine Reihe von Jahren den Frieden<lb/>
in Asien, und wohl nicht nnr dort, wünscht, bedarf keiner weitern Auseinander¬<lb/>
setzung.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1782"> Ein andrer großer Irrtum ist es, englisch-russische Gegensätze gewissermaßen<lb/>
als eine Art Lebenselixir für die deutsche Politik zu behandeln. Jedesmal wenn<lb/>
sich solche Gegensätze zuspitzen, kommt Deutschland in die Lage, Stellung nehmen<lb/>
zu müssen. Da sich das voraussichtlich immer in dem Sinne einer für Rußland<lb/>
wohlwollenden Neutralität vollzieh» wird, wie es ja auch seinerzeit bei der afghanischen<lb/>
Differenz im Jahre 1886 der Fall war, so ist jedesmal die Folge, daß nachdem<lb/>
sich Rußland und England, vielleicht wesentlich infolge der deutschen Stellungnahme,<lb/>
miteinander vertragen haben, bei England ein Stachel gegen Deutschland zurückbleibt.<lb/>
Von einem russisch-englischen Konflikt hat Deutschland nichts zu gewinnen, wohl<lb/>
aber kauu es sehr leicht hinterher in die Lage kommen, durch ein schlechtes Ver¬<lb/>
hältnis zu England die Kosten dieses Konflikts zu tragen. Im Gegenteil, da von<lb/>
einer englisch-russischen Entente, etwa im Sinne der jetzigen englisch-französischen,<lb/>
schwerlich die Rede sein wird, so können wir nur wünschen, daß die Gestaltung der<lb/>
Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern so bleibt, daß uns erspart wird, nach der<lb/>
einen oder der andern Richtung hin Stellung zu nehmen. Sicherlich mag es richtig<lb/>
sein, daß wir von England desto schlechter behandelt werden, je loser unser Ver¬<lb/>
hältnis zu Rußland ist. Aber kein russisch-englisches Abkommen der nächsten Zeit<lb/>
wird Deutschlands gute Beziehungen zu Rußland irgendwie beeinflussen. Sodann<lb/>
steht es fest, daß die Anfänge einer russisch - englischen Abmachung über asiatische<lb/>
Grenzfragen schon um zwei Jahre zurückliegen, und daß ihre Ausführung nur durch<lb/>
den Ausbruch des russisch-japanischen Kriegs verhindert worden ist. Rußland hatte<lb/>
sich im Prinzip dazu bereit erklärt, konnte aber selbstverständlich während des Kriegs<lb/>
rin dem mit Japan Verbündeten England keine Abmachungen treffen. Trotzdem<lb/>
hat die Hoffnung auf solche die englische Politik während des asiatischen Kriegs<lb/>
wesentlich beeinflußt. Das amtliche England hat alles unterlassen, was Rußland<lb/>
ernstlich hätte verstimmen können, und als zur Zeit der Doggerbankaffäre Admiral<lb/>
Veresford in London anfragte, ob er die russischen Schiffe versenken oder nach<lb/>
Portsmouth bringen sollte, war es wesentlich Lord Lansdowne, der mit Rücksicht<lb/>
ans eine künftige asiatische Abmachung mit Rußland im Kabinettsrat den Ausbruch<lb/>
eines Konflikts zu verhindern wußte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1783" next="#ID_1784"> Die Beziehungen zwischen Deutschland und England haben in einem Artikel<lb/>
des v-in^ 1'slsxrg.pli eine Beleuchtung erfahren, von der man nur wünschen kann,<lb/>
daß sie sich in England verallgemeinern möchte. Man darf in dem Artikel wohl<lb/>
eine Antwort Lord Lansdownes auf den entschiednen Tadel sehen, den die gegen<lb/>
ihn gerichteten Artikel der Wiener Neuen Freien Presse, die von englischen Korre¬<lb/>
spondenten alsbald deutschem Einfluß zugeschrieben wurden, von deutscher Seite er¬<lb/>
fahren haben. Der van^y reloFi-syn bemüht sich offenbar, den deutsch-englischen Be¬<lb/>
ziehungen deu Anstrich der äußersten Korrektheit zu verleihen, was insofern nicht<lb/>
schwer fällt, als ja tatsächlich keine bestimmten Streitpunkte zwischen Deutschland<lb/>
und England vorliegen. Und wären solche in Afrika, in der Südsee oder in<lb/>
China vorhanden, so ist gar kein Grund abzusehen, weshalb ihre Beilegung nicht<lb/>
ebensogut zum Gegenstand eines Abkommens zwischen Deutschland und England<lb/>
gemacht werden könnte.  Aber weder kann die wirtschaftliche Expansion Deutsch-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0286] Maßgebliches und Unmaßgebliches der gelben Rasse und nach dem Einfluß, den die japanischen Erfolge in fühlbarer Weise in China und in Indien zu üben beginnen, kann es für England durchaus nicht erwünscht sein, in Asien mit Rußland in Konflikt zu geraten und dabei schließlich davon abhängig zu sein, in welchem Umfang die Japaner ihre Vertragstreue zu betätigen für nützlich erachten. England hat allen Grund, für lange Jahre in Asien in keinen kriegerischen Gegensatz zu einer Weißen Macht zu geraten, weder mit Frankreich noch mit Rußland, und aus diesem Grunde enthält ein Abkommen zwischen England und unserm östlichen Nachbar durchaus keine Berührungspunkte für die deutsche Politik. Daß auch Rußland auf eine Reihe von Jahren den Frieden in Asien, und wohl nicht nnr dort, wünscht, bedarf keiner weitern Auseinander¬ setzung. Ein andrer großer Irrtum ist es, englisch-russische Gegensätze gewissermaßen als eine Art Lebenselixir für die deutsche Politik zu behandeln. Jedesmal wenn sich solche Gegensätze zuspitzen, kommt Deutschland in die Lage, Stellung nehmen zu müssen. Da sich das voraussichtlich immer in dem Sinne einer für Rußland wohlwollenden Neutralität vollzieh» wird, wie es ja auch seinerzeit bei der afghanischen Differenz im Jahre 1886 der Fall war, so ist jedesmal die Folge, daß nachdem sich Rußland und England, vielleicht wesentlich infolge der deutschen Stellungnahme, miteinander vertragen haben, bei England ein Stachel gegen Deutschland zurückbleibt. Von einem russisch-englischen Konflikt hat Deutschland nichts zu gewinnen, wohl aber kauu es sehr leicht hinterher in die Lage kommen, durch ein schlechtes Ver¬ hältnis zu England die Kosten dieses Konflikts zu tragen. Im Gegenteil, da von einer englisch-russischen Entente, etwa im Sinne der jetzigen englisch-französischen, schwerlich die Rede sein wird, so können wir nur wünschen, daß die Gestaltung der Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern so bleibt, daß uns erspart wird, nach der einen oder der andern Richtung hin Stellung zu nehmen. Sicherlich mag es richtig sein, daß wir von England desto schlechter behandelt werden, je loser unser Ver¬ hältnis zu Rußland ist. Aber kein russisch-englisches Abkommen der nächsten Zeit wird Deutschlands gute Beziehungen zu Rußland irgendwie beeinflussen. Sodann steht es fest, daß die Anfänge einer russisch - englischen Abmachung über asiatische Grenzfragen schon um zwei Jahre zurückliegen, und daß ihre Ausführung nur durch den Ausbruch des russisch-japanischen Kriegs verhindert worden ist. Rußland hatte sich im Prinzip dazu bereit erklärt, konnte aber selbstverständlich während des Kriegs rin dem mit Japan Verbündeten England keine Abmachungen treffen. Trotzdem hat die Hoffnung auf solche die englische Politik während des asiatischen Kriegs wesentlich beeinflußt. Das amtliche England hat alles unterlassen, was Rußland ernstlich hätte verstimmen können, und als zur Zeit der Doggerbankaffäre Admiral Veresford in London anfragte, ob er die russischen Schiffe versenken oder nach Portsmouth bringen sollte, war es wesentlich Lord Lansdowne, der mit Rücksicht ans eine künftige asiatische Abmachung mit Rußland im Kabinettsrat den Ausbruch eines Konflikts zu verhindern wußte. Die Beziehungen zwischen Deutschland und England haben in einem Artikel des v-in^ 1'slsxrg.pli eine Beleuchtung erfahren, von der man nur wünschen kann, daß sie sich in England verallgemeinern möchte. Man darf in dem Artikel wohl eine Antwort Lord Lansdownes auf den entschiednen Tadel sehen, den die gegen ihn gerichteten Artikel der Wiener Neuen Freien Presse, die von englischen Korre¬ spondenten alsbald deutschem Einfluß zugeschrieben wurden, von deutscher Seite er¬ fahren haben. Der van^y reloFi-syn bemüht sich offenbar, den deutsch-englischen Be¬ ziehungen deu Anstrich der äußersten Korrektheit zu verleihen, was insofern nicht schwer fällt, als ja tatsächlich keine bestimmten Streitpunkte zwischen Deutschland und England vorliegen. Und wären solche in Afrika, in der Südsee oder in China vorhanden, so ist gar kein Grund abzusehen, weshalb ihre Beilegung nicht ebensogut zum Gegenstand eines Abkommens zwischen Deutschland und England gemacht werden könnte. Aber weder kann die wirtschaftliche Expansion Deutsch-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/286
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/286>, abgerufen am 15.01.2025.