Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Salzburg und die Tauernpässe Es ist begreiflich, daß diese "Eisenstraße" zuweilen mich zur Kaiserstraße Da, wo das Salzburgische Gebiet im Süden abschloß und die Mctnitz von Salzburg und die Tauernpässe Es ist begreiflich, daß diese „Eisenstraße" zuweilen mich zur Kaiserstraße Da, wo das Salzburgische Gebiet im Süden abschloß und die Mctnitz von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0253" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296264"/> <fw type="header" place="top"> Salzburg und die Tauernpässe</fw><lb/> <p xml:id="ID_1487"> Es ist begreiflich, daß diese „Eisenstraße" zuweilen mich zur Kaiserstraße<lb/> wurde. Sie zog Heinrich der Vierte, als er im April 1077 von Aquileja ein^<lb/> nach Deutschland Zurückkehrte; ni>: Mitte Mai 1149 verweilte König Konrad<lb/> der Dritte, von seinem unglücklichen Kreuzzuge über Aanileja heimreisend, in<lb/> Friesach. hier hielt Kaiser Friedrich Barbarossa im März 1170 einen Hoftag,<lb/> um die durch den Streit mit dem Erzbischof Adalbert verwirrten Verhältnisse<lb/> der Salzburger Kirche zu ordnen. Auch sonst fanden hier oft größere Ver¬<lb/> sammlungen statt: 1161 eine Synode für die Salzburger Erzdiözese, 1217<lb/> ein glänzendes Turnier, das der abenteuerliche Minnesänger Ulrich von Lichten-<lb/> stein, der Herr des hohen Schlosses Frauenburg bei Unzmarkt im Murtale,<lb/> weitläufig beschrieben hat, noch 1470 ein kärntisch-steirischer Gesamtlandtag<lb/> wegen des Türkcnkriegs. Auch in wirtschaftlicher Beziehung griffen die Landes¬<lb/> herren noch später in die Geschicke Friesachs ein. Kaiser Friedrich der Dritte<lb/> gab der Stadt 1458 den freien Handel mit dem Eisen von Hüttcnberg und<lb/> die Eisenniederlage für Körnten, Erzbischof Leonhard wies 1498 die allzu<lb/> einflußreich gewordnen Juden aus, deren Stellung an dieser Straße schon der<lb/> Name und das Emporkommen Judenbnrgs beweist. Ein so wertvoller wirt¬<lb/> schaftlicher Mittelpunkt mußte im Mittelalter auch militärisch geschützt werden.<lb/> Schon 1073 wurde deshalb Friesach befestigt, wahrscheinlich auch die Burg<lb/> auf dem Petersberge errichtet, 1134 die jetzt noch vorhandne Mauer erbaut,<lb/> 1519 alle Werke wiederhergestellt. Freilich brachte diese militärische Bedeutung<lb/> «und schweres Ungemach über die Stadt. Seit 1090 ist Friesach in jedem<lb/> Jahrhundert wenigstens einmal belagert und ost auch nach hartem Kampfe<lb/> genommen worden; 1478 erschienen sogar die Türken vor Friesach. und noch<lb/> häufiger als von Belagerungen ist es von Feuersbrünsten verheert worden,<lb/> sodnß es an ältern Häusern nur wenig auszuweisen hat. Trotzdem erhielt sich<lb/> die Verkehrsbedcutung der Stadt auch in der neuern Zeit. Sie war deshalb<lb/> auch für fürstliche Reisende eine beliebte Raststätte, so für Maria Anna von<lb/> Spanien, die Braut Ferdinands des Dritten 1631, für Kaiser Leopold den<lb/> Ersten 1660, für seine Gemahlin Kaiserin Margaret« (von Spanien) 1666,<lb/> und sie sah im Frühjahr 1797 zum erstenmal große moderne Heerzüge, als<lb/> die Österreicher vor Bonaparte zurückwichen, und die siegreichen Franzosen bis<lb/> Jndenburg vordrangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1488" next="#ID_1489"> Da, wo das Salzburgische Gebiet im Süden abschloß und die Mctnitz von<lb/> der Gurk aufgenommen wird, die Römer aber im Tale bei Trcibach die Post-<lb/> station Matucninm hatten, ragen links, östlich von der Straße auf langgestreckter<lb/> Höhe graue Mauern und ein starker viereckiger Turm am Südende, Neste der<lb/> salzburgischen Grenzbnrg Altenhofen, die 1307 erbaut wurde. Sie beherrschte<lb/> das Krapfeld (Grabfcld). eine weite, teils wellige, teils ganz flache fruchtbare<lb/> Ebne am östlichen Ufer der viclgcwnndnen Gurk. Sie durchschneidend wendet<lb/> sich die Straße südwestlich nach Se. Veit, wo sie die Glan erreicht; die Eisen¬<lb/> bahn verläßt erst bei Lannsdorf die Gurk und biegt dann scharf westlich zur<lb/> Man hinüber. Wir sind im alten Herzlande Kärntens, einer malerischen, an¬<lb/> mutigen, abwechslungsreichen Mittclgebirgslandschaft. Angesichts der fernen<lb/> l'kamen Kette der Karawanten erheben sich ans dem welligen Lande zahlreiche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0253]
Salzburg und die Tauernpässe
Es ist begreiflich, daß diese „Eisenstraße" zuweilen mich zur Kaiserstraße
wurde. Sie zog Heinrich der Vierte, als er im April 1077 von Aquileja ein^
nach Deutschland Zurückkehrte; ni>: Mitte Mai 1149 verweilte König Konrad
der Dritte, von seinem unglücklichen Kreuzzuge über Aanileja heimreisend, in
Friesach. hier hielt Kaiser Friedrich Barbarossa im März 1170 einen Hoftag,
um die durch den Streit mit dem Erzbischof Adalbert verwirrten Verhältnisse
der Salzburger Kirche zu ordnen. Auch sonst fanden hier oft größere Ver¬
sammlungen statt: 1161 eine Synode für die Salzburger Erzdiözese, 1217
ein glänzendes Turnier, das der abenteuerliche Minnesänger Ulrich von Lichten-
stein, der Herr des hohen Schlosses Frauenburg bei Unzmarkt im Murtale,
weitläufig beschrieben hat, noch 1470 ein kärntisch-steirischer Gesamtlandtag
wegen des Türkcnkriegs. Auch in wirtschaftlicher Beziehung griffen die Landes¬
herren noch später in die Geschicke Friesachs ein. Kaiser Friedrich der Dritte
gab der Stadt 1458 den freien Handel mit dem Eisen von Hüttcnberg und
die Eisenniederlage für Körnten, Erzbischof Leonhard wies 1498 die allzu
einflußreich gewordnen Juden aus, deren Stellung an dieser Straße schon der
Name und das Emporkommen Judenbnrgs beweist. Ein so wertvoller wirt¬
schaftlicher Mittelpunkt mußte im Mittelalter auch militärisch geschützt werden.
Schon 1073 wurde deshalb Friesach befestigt, wahrscheinlich auch die Burg
auf dem Petersberge errichtet, 1134 die jetzt noch vorhandne Mauer erbaut,
1519 alle Werke wiederhergestellt. Freilich brachte diese militärische Bedeutung
«und schweres Ungemach über die Stadt. Seit 1090 ist Friesach in jedem
Jahrhundert wenigstens einmal belagert und ost auch nach hartem Kampfe
genommen worden; 1478 erschienen sogar die Türken vor Friesach. und noch
häufiger als von Belagerungen ist es von Feuersbrünsten verheert worden,
sodnß es an ältern Häusern nur wenig auszuweisen hat. Trotzdem erhielt sich
die Verkehrsbedcutung der Stadt auch in der neuern Zeit. Sie war deshalb
auch für fürstliche Reisende eine beliebte Raststätte, so für Maria Anna von
Spanien, die Braut Ferdinands des Dritten 1631, für Kaiser Leopold den
Ersten 1660, für seine Gemahlin Kaiserin Margaret« (von Spanien) 1666,
und sie sah im Frühjahr 1797 zum erstenmal große moderne Heerzüge, als
die Österreicher vor Bonaparte zurückwichen, und die siegreichen Franzosen bis
Jndenburg vordrangen.
Da, wo das Salzburgische Gebiet im Süden abschloß und die Mctnitz von
der Gurk aufgenommen wird, die Römer aber im Tale bei Trcibach die Post-
station Matucninm hatten, ragen links, östlich von der Straße auf langgestreckter
Höhe graue Mauern und ein starker viereckiger Turm am Südende, Neste der
salzburgischen Grenzbnrg Altenhofen, die 1307 erbaut wurde. Sie beherrschte
das Krapfeld (Grabfcld). eine weite, teils wellige, teils ganz flache fruchtbare
Ebne am östlichen Ufer der viclgcwnndnen Gurk. Sie durchschneidend wendet
sich die Straße südwestlich nach Se. Veit, wo sie die Glan erreicht; die Eisen¬
bahn verläßt erst bei Lannsdorf die Gurk und biegt dann scharf westlich zur
Man hinüber. Wir sind im alten Herzlande Kärntens, einer malerischen, an¬
mutigen, abwechslungsreichen Mittclgebirgslandschaft. Angesichts der fernen
l'kamen Kette der Karawanten erheben sich ans dem welligen Lande zahlreiche
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |