Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Historisch - dramatisches Ligurenkabinett gestellt worden und als Schlüssel für seine Korrespondenz mit Maria und Der sich in Chartley unter einem Vorwand aufhaltende Sekretär Walsing- Anfänglich war durch diese vou Walsingham in Marias geheimste Es ist klar, daß wenn es sich in Mariens Fall nicht um ein souveränes Grenzboten IV I90S 20
Historisch - dramatisches Ligurenkabinett gestellt worden und als Schlüssel für seine Korrespondenz mit Maria und Der sich in Chartley unter einem Vorwand aufhaltende Sekretär Walsing- Anfänglich war durch diese vou Walsingham in Marias geheimste Es ist klar, daß wenn es sich in Mariens Fall nicht um ein souveränes Grenzboten IV I90S 20
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Historisch - dramatisches Ligurenkabinett
gestellt worden und als Schlüssel für seine Korrespondenz mit Maria und
mittelbar für deren brieflichen Verkehr mit dem Herzog von Guise, mit dem
spanischen Gesandten Mendoza, mit dem Erzbischof von Glasgow, mit Charles
Pagel und dem im Tower gefangen gehaltnen Grafen Arundel bestimmt waren.
Der sich in Chartley unter einem Vorwand aufhaltende Sekretär Walsing-
hams, Phillipps, öffnete jedesmal die ankommende und die abgehende Holz¬
büchse, dechiffrierte mit Hilfe der ihm von Gifford mitgeteilten Tafeln die darin
enthaltnen Briefe, beförderte Abschriften des von ihm gewonnenen Urtextes
an Walsingham, der ihn der Königin vorlegte, und steckte die chiffrierten Briefe
wieder in die Büchse, aus der sie dann dnrch des Brauers, Giffords und seiner
Freunde Bemühungen in die Hände der sich in London verborgen haltenden
Jesuiten und weiter wanderten. Alle sich ans diese Korrespondenz beziehenden
Schriftstücke sind im Staatsarchiv so sorgfältig aufgehoben, daß man aus einem
von Sir Amyas Paulet am 4. Juni 1536 an Walsinghain gerichteten Briefe
ersieht, daß der ins Geheimnis eingeweihte Brauer, nicht zufrieden mit den
Summen, die er von Walsingham auf der einen Seite und auf der andern
von Maria Stuart einstrich, noch obendrein den Preis des von ihm gelieferten
Bieres in unbilliger Weise erhöhen zu dürfen glaubte, lro das rsauirscl an
ivorsiisöä pries lor mis desr in unrsasonMe sort.
Anfänglich war durch diese vou Walsingham in Marias geheimste
Korrespondenz getaner Einblicke nicht viel mehr zum Vorschein gekommen,
als daß alle Feinde der Königin von England ziemlich untätig auf eine
günstige Gelegenheit warteten: bis die von dem Pater Ballard angezettelte
Babingtonsche Verschwörung, die in erster Reihe die Ermordung Elisabeths,
und wenn diese gelungen wäre, die Befreiung Marias und deren Erhebung
auf den frei gewordnen englischen Thron beabsichtigte, Anfang Juli 1586
feste Formen annahm. Da sich die Verschwornen, alles junge vermögende
Leute, die bei Hofe Zutritt hatten, nicht ohne ausdrückliche Ermächtigung von
Mariens Seite in ein so gefährliches Wagnis stürzen wollten, so fragte
Babington auf dem gewöhnlichen Wege bei ihr an und erhielt von ihr, wenn
anders der von ihren beiden Sekretären, Curie und Nan, sowie von Babington
selbst als authentisch anerkannte Brief vom 27. Juli wirklich in der vorge-
fundnen Form mit ihrer Bewilligung abgeschickt worden ist, eine beifällige
Antwort, in der zwar auf die Ermordung der Königin nur in unbestimmten
Ausdrücken angespielt wird: vusn g-U is rsiZ-et^, ete six Zsutlsrnsn — das
waren die, denen die Ermordung Elisabeths oblag — must sse to ^orta,
incl z^on pill xiovicls tuae ein rllsir clesiZn vöinA aeooinMsnscl, I mia^ os
in^söll löseukü kron tdis plaos, g,mal of in satt IcsspivA till c>ur triöncls
-u-rios, die aber etwas weiter unten die gewünschte ausdrückliche Genehmigung
in den Worten enthielt: 6los tue Zentlömsv all tus ASLuraiioss vniod tre^
rscMrö ein mz? pari.
Es ist klar, daß wenn es sich in Mariens Fall nicht um ein souveränes
Haupt, sondern um eine der Gerichtsbarkeit der englischen Krone unterworfne
Persönlichkeit gehandelt hätte, durch den Brief der Beweis des mit der Todes¬
strafe bedrohten Hochverrats durchaus erbracht gewesen wäre. Übrigens war
Grenzboten IV I90S 20
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