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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die Vanen auf Markby

der Stirn hoch hinauffrisiert, sodciß es sich in vollen Wellen um Stirn und
Schläfen bauschte. Dies drückte das Gesicht ein wenig, das dadurch noch kleiner
aussah, als es war. Die Augen waren hellblau, so blau, daß sie sich unter den
dunkeln, dichten Wimpern fast farblos ausnahmen. Dann hatte sie eine feine
Nase, eine kurze Oberlippe, der es nie recht gelang, die Zähne zu verbergen, und
ein kleines, fast kindlich rundes Kinn, das, merkwürdig genug, von dem ganz un¬
gewöhnlich hohen und steifen Halskragen nicht im geringsten beengt zu sein schien.

So viel ich weiß, bleiben Sie den Winter über bei Tante Briare, fuhr
Fräulein Sack fort. Es war ihr eigentlich so, als ob es ihr nicht gelänge, die
für sich einzunehmen, mit der sie sprach; sie machte es sich jedoch noch nicht so recht
klar. Das kann sehr nett werden, Erik schreibt, daß Sie so ausgezeichnet singen.

Ach so? Das also auch; Elu fuhr zusammen. Sie fühlte sich unangenehm
berührt, denn sie empfand es, sie wußte selbst nicht, warum, fast als eine Kränkung,
daß er schon mit andern Leuten von ihrem Gesang gesprochen hatte. Nach der
Art und Weise, wie sie gestern miteinander verkehrt hatten, kam es ihr vor, als
müsse er ganz genau wissen, daß er dazu nicht berechtigt sei. Und außerdem
raubte er auch ihrem angenehmen Mg s, thes die Hälfte seines Reizes.

Die Unterhaltung zog sich schleppend hin, auch nachdem sich die beiden jungen
Mädchen nach dem Frühstück auf der schattigen Veranda niedergelassen hatten.
Julie war unermüdlich liebenswürdig, gewann aber nicht an Terrain; sie begann
sich ordentlich darüber zu wundern, warum Elu wohl so ungewöhnlich zurück¬
haltend sei, denn "landpomeranzig," das war sie keineswegs, und was die Jahre
anbelangte, so mußte sie ungefähr in ihrem eignen Alter sein. Schließlich war
es ihnen in dem Maße gelungen, einander ärmsten, daß sie als letztes Hilfsmittel
die Albums im Wohnzimmer betrachteten.

. . . Dies hier ist Erik im Flügelkleidchen, und dies hier als neugebackner
Student, das ist in Cadiz gemacht worden, und dies, im Tropenkostüm mit dem
Korkhelm über die Stirn hereingezogen, ist von Kalkutta.

Nein, ist Erik wirklich in Kalkutta gewesen? fragte Elu.

Ja, in Indien und in China, wegen der Reismühle. Die letzten zehn Jahre
hat er überhaupt meist im Auslande zugebracht. Erst im letzten Frühjahr ist er
ganz zurückgekehrt.

Und dies hier ist die kleine Dagny. Ja, das kannte Elu, Mutter zu Haus
hatte es auch. Sie könne eine ganz nette Kameradin werden, die kleine Dagny,
denn sie sei begabt, lebhaft und klug wie die ganze Familie Briare, meinte Julie.

Sie hatte ihre beiden sonnverbrannter Hände mit den vielen Ringen an den
Fingern auf das offne Album gelegt. Zum erstenmal sah Elu, daß sie auch einen
Ehering trug. Wie sonderbar, daß sie das nicht gleich gesehen hatte!

Es fanden sich auch mehrere Bilder von Julie selbst vor; sie mußte von jeher
sehr intim mit der Familie gestanden haben. Elu fragte, ob sie vielleicht von des
Onkels Seite verwandt seien.

O nein, durchaus nicht. Wir sind nur alte Bekannte.

Plötzlich sahen die beiden jungen Mädchen durch die offne Glastür Erik am
Eingang des Gartens. Elu stand rasch auf, Julie sehr langsam. Sie blieb an der
Tür stehn, das dunkle Köpfchen an den Pfosten gelehnt und das unbequeme Kleid
über dem Arm.

Ist es so spät? -- Sie grüßte Erik nur mit einem Kopfnicken, ja sie reichte
ihm nicht einmal die Hand. -- Dann ist es wohl am besten, daß mein "Elan"
sogleich vorgeführt wird.

Warum denn?

Elu vernahm einen unverkennbaren Ton der Enttäuschung aus seiner Stimme,
und ... ja, sie konnte es vor sich selbst nicht verbergen, es demütigte sie gewisser¬
maßen. Im ersten Augenblick hatte sie sich unwillkürlich eingebildet, daß er ihret¬
wegen so früh gekommen sei.


Die Vanen auf Markby

der Stirn hoch hinauffrisiert, sodciß es sich in vollen Wellen um Stirn und
Schläfen bauschte. Dies drückte das Gesicht ein wenig, das dadurch noch kleiner
aussah, als es war. Die Augen waren hellblau, so blau, daß sie sich unter den
dunkeln, dichten Wimpern fast farblos ausnahmen. Dann hatte sie eine feine
Nase, eine kurze Oberlippe, der es nie recht gelang, die Zähne zu verbergen, und
ein kleines, fast kindlich rundes Kinn, das, merkwürdig genug, von dem ganz un¬
gewöhnlich hohen und steifen Halskragen nicht im geringsten beengt zu sein schien.

So viel ich weiß, bleiben Sie den Winter über bei Tante Briare, fuhr
Fräulein Sack fort. Es war ihr eigentlich so, als ob es ihr nicht gelänge, die
für sich einzunehmen, mit der sie sprach; sie machte es sich jedoch noch nicht so recht
klar. Das kann sehr nett werden, Erik schreibt, daß Sie so ausgezeichnet singen.

Ach so? Das also auch; Elu fuhr zusammen. Sie fühlte sich unangenehm
berührt, denn sie empfand es, sie wußte selbst nicht, warum, fast als eine Kränkung,
daß er schon mit andern Leuten von ihrem Gesang gesprochen hatte. Nach der
Art und Weise, wie sie gestern miteinander verkehrt hatten, kam es ihr vor, als
müsse er ganz genau wissen, daß er dazu nicht berechtigt sei. Und außerdem
raubte er auch ihrem angenehmen Mg s, thes die Hälfte seines Reizes.

Die Unterhaltung zog sich schleppend hin, auch nachdem sich die beiden jungen
Mädchen nach dem Frühstück auf der schattigen Veranda niedergelassen hatten.
Julie war unermüdlich liebenswürdig, gewann aber nicht an Terrain; sie begann
sich ordentlich darüber zu wundern, warum Elu wohl so ungewöhnlich zurück¬
haltend sei, denn „landpomeranzig," das war sie keineswegs, und was die Jahre
anbelangte, so mußte sie ungefähr in ihrem eignen Alter sein. Schließlich war
es ihnen in dem Maße gelungen, einander ärmsten, daß sie als letztes Hilfsmittel
die Albums im Wohnzimmer betrachteten.

. . . Dies hier ist Erik im Flügelkleidchen, und dies hier als neugebackner
Student, das ist in Cadiz gemacht worden, und dies, im Tropenkostüm mit dem
Korkhelm über die Stirn hereingezogen, ist von Kalkutta.

Nein, ist Erik wirklich in Kalkutta gewesen? fragte Elu.

Ja, in Indien und in China, wegen der Reismühle. Die letzten zehn Jahre
hat er überhaupt meist im Auslande zugebracht. Erst im letzten Frühjahr ist er
ganz zurückgekehrt.

Und dies hier ist die kleine Dagny. Ja, das kannte Elu, Mutter zu Haus
hatte es auch. Sie könne eine ganz nette Kameradin werden, die kleine Dagny,
denn sie sei begabt, lebhaft und klug wie die ganze Familie Briare, meinte Julie.

Sie hatte ihre beiden sonnverbrannter Hände mit den vielen Ringen an den
Fingern auf das offne Album gelegt. Zum erstenmal sah Elu, daß sie auch einen
Ehering trug. Wie sonderbar, daß sie das nicht gleich gesehen hatte!

Es fanden sich auch mehrere Bilder von Julie selbst vor; sie mußte von jeher
sehr intim mit der Familie gestanden haben. Elu fragte, ob sie vielleicht von des
Onkels Seite verwandt seien.

O nein, durchaus nicht. Wir sind nur alte Bekannte.

Plötzlich sahen die beiden jungen Mädchen durch die offne Glastür Erik am
Eingang des Gartens. Elu stand rasch auf, Julie sehr langsam. Sie blieb an der
Tür stehn, das dunkle Köpfchen an den Pfosten gelehnt und das unbequeme Kleid
über dem Arm.

Ist es so spät? — Sie grüßte Erik nur mit einem Kopfnicken, ja sie reichte
ihm nicht einmal die Hand. — Dann ist es wohl am besten, daß mein „Elan"
sogleich vorgeführt wird.

Warum denn?

Elu vernahm einen unverkennbaren Ton der Enttäuschung aus seiner Stimme,
und ... ja, sie konnte es vor sich selbst nicht verbergen, es demütigte sie gewisser¬
maßen. Im ersten Augenblick hatte sie sich unwillkürlich eingebildet, daß er ihret¬
wegen so früh gekommen sei.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/58>, abgerufen am 23.07.2024.