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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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von Aleppotiefcrn. Das eigentliche Kulturgebiet sind die Täter und Ebnen,
die sich zwischen den Gebirgen ausdehnen und von wasserreichen Bächen be¬
wässert werden. Da die beiden genannten Gebirgszüge durch eine kleinere,
von Norden nach Süden laufende Kette in Verbindung stehn, bilden sich vier
große Ebnen, südlich vom Ambelos die beiden Ebnen von Mesokambo und
Chorn, dann im Süden der Ambclos und Kertys verbindenden Kette die Ebne
von Marathokambo, endlich nördlich von ihr die von Karlövassi. In drei
dieser Ebnen liegen, wie schon die Namen andeuten, die Hauptortschaftcn der
Insel, nach denen sich wieder die administrative Einteilung in Distrikte richtet;
wenigstens gilt das für die drei von Chora, Marathokambo und Karlövassi,
während der vierte Distrikt mit der Hauptstadt Vathy das östliche bergige
Hochplateau umfaßt.

Auf diese Ebnen also erstreckt sich die Hauptvcgetatiou der Insel, die
wilden wie die Kulturgewächse, nur daß diese, die Olive und vor allem die
Rebe, jene immer mehr zurückdrängen und den Charakter einer Kulturland¬
schaft immer mehr hervortreten lassen. Zypressen, Platanen und Kastanien
zeigen sich nur vereinzelt, während in dem westlichen Teile die Olive, im öst¬
lichen Mnulbcer-, Mandel- und Feigenbäume die Einförmigkeit der Weinfelder
unterbrechen. Sonst ist der noch unbebaute Boden nur von Myrten- und
Arbustumsträuchern sowie an dem Lauf der Bäche, die sich durch die zahlreichen
Täter ergießen, von Keuschlamm und Oleander bedeckt. Aus dem Gebüsch
lugt hie und da eine Wassermühle malerisch hervor, ein in diesen Gegenden
seltner Anblick, der den Charakter der Kulturlandschaft noch vervollständigt.

Was dieser aber den eigentlichen Stempel aufdrückt und Samos nament¬
lich von den "türkischen" Inseln so vorteilhaft untcrscheioct, das sind die zahl¬
reichen blühenden Dörfer und Städtchen,") die sich teils in den Ebnen ausdehnen,
teils an den Hunger der Berge entlang ziehn, und deren man dreißig zählt
mit zusammen etwa 35000 Einmohnern. Rechnet man dazu noch etwa
15000 Einwohner auf die vier Bezirksstädte, so beläuft sich die Gesmnt-
bcvölt'erung auf ungefähr 50000, bei einem Umfang von 130 Quadratkilo¬
metern gewiß eine bedeutende Zahl. Und diese Zahl spricht um so mehr für
die Ergiebigkeit des Bodens und den Fleiß der Bewohner, wenn man weiß,
daß Samos vom Ende des fünfzehnten bis zum Ende des sechzehnten Just>
Hunderts fast ganz entvölkert war und erst von den verschiedensten Gegenden
aus, von den umliegenden Inseln sowie dem griechischen und kleinasiatischen
Festlande, kolonchcrt werden mußte. Die heutigen Bewohner der Insel sind
also sündlich zugewandert, und daraus erklärt sich manches in ihrem physischen
und geistigen Habitus: zumal der Kräftigung der Rasse ist diese vielfache
Kreuzung sicher zugute gekommen. Nirgends auf den Inseln habe ich solchen
Kinderreichtum beobachtet, und wiederholt wurde mir bestätigt, daß Frauen noch
im Alter von fünfzig Jahren fruchtbar sind. Nicht wenige der Familien, bei
denen ich logierte, hatten acht bis zehn Kinder, und dabei machten sich noch
weitere bemerkbar."") In geistiger Hinsicht zeigt sich der Mischcharakter der
samischen Bevölkerung an einer auffallenden Fähigkeit, die Mundnrtcu der
umliegenden Inseln nachzuahmen, was den übrigen Insulanern nicht gelingt;
auch sprechen sie selbst einen stark abgeschliffnen Dialekt, der sich auch von
Dorf zu Dorf wenig modifiziert. Auch Volkstrachten würde man uns Samos
vergebens suchen.




*) Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Dorf und Stadt läßt sich im Orient nicht auf¬
stellen: jedes Dorf ist eine kleine Stadt, jede Stadt ein großes Dorf. Die Häuser stehn in
den Dörfern ebenso dicht zusammengedrängt wie in den Städten, die Gärten liegen außerhalb
des Dorfes.
-^°
) Auch Fülle von Langlebigkeit, besonders bei den Frauen, sind auf Samos häufig. Ich
habe mich wiederholt mit Hundertjährigen unterhalten, die geistig noch äußerst rege waren.

von Aleppotiefcrn. Das eigentliche Kulturgebiet sind die Täter und Ebnen,
die sich zwischen den Gebirgen ausdehnen und von wasserreichen Bächen be¬
wässert werden. Da die beiden genannten Gebirgszüge durch eine kleinere,
von Norden nach Süden laufende Kette in Verbindung stehn, bilden sich vier
große Ebnen, südlich vom Ambelos die beiden Ebnen von Mesokambo und
Chorn, dann im Süden der Ambclos und Kertys verbindenden Kette die Ebne
von Marathokambo, endlich nördlich von ihr die von Karlövassi. In drei
dieser Ebnen liegen, wie schon die Namen andeuten, die Hauptortschaftcn der
Insel, nach denen sich wieder die administrative Einteilung in Distrikte richtet;
wenigstens gilt das für die drei von Chora, Marathokambo und Karlövassi,
während der vierte Distrikt mit der Hauptstadt Vathy das östliche bergige
Hochplateau umfaßt.

Auf diese Ebnen also erstreckt sich die Hauptvcgetatiou der Insel, die
wilden wie die Kulturgewächse, nur daß diese, die Olive und vor allem die
Rebe, jene immer mehr zurückdrängen und den Charakter einer Kulturland¬
schaft immer mehr hervortreten lassen. Zypressen, Platanen und Kastanien
zeigen sich nur vereinzelt, während in dem westlichen Teile die Olive, im öst¬
lichen Mnulbcer-, Mandel- und Feigenbäume die Einförmigkeit der Weinfelder
unterbrechen. Sonst ist der noch unbebaute Boden nur von Myrten- und
Arbustumsträuchern sowie an dem Lauf der Bäche, die sich durch die zahlreichen
Täter ergießen, von Keuschlamm und Oleander bedeckt. Aus dem Gebüsch
lugt hie und da eine Wassermühle malerisch hervor, ein in diesen Gegenden
seltner Anblick, der den Charakter der Kulturlandschaft noch vervollständigt.

Was dieser aber den eigentlichen Stempel aufdrückt und Samos nament¬
lich von den „türkischen" Inseln so vorteilhaft untcrscheioct, das sind die zahl¬
reichen blühenden Dörfer und Städtchen,") die sich teils in den Ebnen ausdehnen,
teils an den Hunger der Berge entlang ziehn, und deren man dreißig zählt
mit zusammen etwa 35000 Einmohnern. Rechnet man dazu noch etwa
15000 Einwohner auf die vier Bezirksstädte, so beläuft sich die Gesmnt-
bcvölt'erung auf ungefähr 50000, bei einem Umfang von 130 Quadratkilo¬
metern gewiß eine bedeutende Zahl. Und diese Zahl spricht um so mehr für
die Ergiebigkeit des Bodens und den Fleiß der Bewohner, wenn man weiß,
daß Samos vom Ende des fünfzehnten bis zum Ende des sechzehnten Just>
Hunderts fast ganz entvölkert war und erst von den verschiedensten Gegenden
aus, von den umliegenden Inseln sowie dem griechischen und kleinasiatischen
Festlande, kolonchcrt werden mußte. Die heutigen Bewohner der Insel sind
also sündlich zugewandert, und daraus erklärt sich manches in ihrem physischen
und geistigen Habitus: zumal der Kräftigung der Rasse ist diese vielfache
Kreuzung sicher zugute gekommen. Nirgends auf den Inseln habe ich solchen
Kinderreichtum beobachtet, und wiederholt wurde mir bestätigt, daß Frauen noch
im Alter von fünfzig Jahren fruchtbar sind. Nicht wenige der Familien, bei
denen ich logierte, hatten acht bis zehn Kinder, und dabei machten sich noch
weitere bemerkbar."") In geistiger Hinsicht zeigt sich der Mischcharakter der
samischen Bevölkerung an einer auffallenden Fähigkeit, die Mundnrtcu der
umliegenden Inseln nachzuahmen, was den übrigen Insulanern nicht gelingt;
auch sprechen sie selbst einen stark abgeschliffnen Dialekt, der sich auch von
Dorf zu Dorf wenig modifiziert. Auch Volkstrachten würde man uns Samos
vergebens suchen.




*) Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Dorf und Stadt läßt sich im Orient nicht auf¬
stellen: jedes Dorf ist eine kleine Stadt, jede Stadt ein großes Dorf. Die Häuser stehn in
den Dörfern ebenso dicht zusammengedrängt wie in den Städten, die Gärten liegen außerhalb
des Dorfes.
-^°
) Auch Fülle von Langlebigkeit, besonders bei den Frauen, sind auf Samos häufig. Ich
habe mich wiederholt mit Hundertjährigen unterhalten, die geistig noch äußerst rege waren.
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[0283] von Aleppotiefcrn. Das eigentliche Kulturgebiet sind die Täter und Ebnen, die sich zwischen den Gebirgen ausdehnen und von wasserreichen Bächen be¬ wässert werden. Da die beiden genannten Gebirgszüge durch eine kleinere, von Norden nach Süden laufende Kette in Verbindung stehn, bilden sich vier große Ebnen, südlich vom Ambelos die beiden Ebnen von Mesokambo und Chorn, dann im Süden der Ambclos und Kertys verbindenden Kette die Ebne von Marathokambo, endlich nördlich von ihr die von Karlövassi. In drei dieser Ebnen liegen, wie schon die Namen andeuten, die Hauptortschaftcn der Insel, nach denen sich wieder die administrative Einteilung in Distrikte richtet; wenigstens gilt das für die drei von Chora, Marathokambo und Karlövassi, während der vierte Distrikt mit der Hauptstadt Vathy das östliche bergige Hochplateau umfaßt. Auf diese Ebnen also erstreckt sich die Hauptvcgetatiou der Insel, die wilden wie die Kulturgewächse, nur daß diese, die Olive und vor allem die Rebe, jene immer mehr zurückdrängen und den Charakter einer Kulturland¬ schaft immer mehr hervortreten lassen. Zypressen, Platanen und Kastanien zeigen sich nur vereinzelt, während in dem westlichen Teile die Olive, im öst¬ lichen Mnulbcer-, Mandel- und Feigenbäume die Einförmigkeit der Weinfelder unterbrechen. Sonst ist der noch unbebaute Boden nur von Myrten- und Arbustumsträuchern sowie an dem Lauf der Bäche, die sich durch die zahlreichen Täter ergießen, von Keuschlamm und Oleander bedeckt. Aus dem Gebüsch lugt hie und da eine Wassermühle malerisch hervor, ein in diesen Gegenden seltner Anblick, der den Charakter der Kulturlandschaft noch vervollständigt. Was dieser aber den eigentlichen Stempel aufdrückt und Samos nament¬ lich von den „türkischen" Inseln so vorteilhaft untcrscheioct, das sind die zahl¬ reichen blühenden Dörfer und Städtchen,") die sich teils in den Ebnen ausdehnen, teils an den Hunger der Berge entlang ziehn, und deren man dreißig zählt mit zusammen etwa 35000 Einmohnern. Rechnet man dazu noch etwa 15000 Einwohner auf die vier Bezirksstädte, so beläuft sich die Gesmnt- bcvölt'erung auf ungefähr 50000, bei einem Umfang von 130 Quadratkilo¬ metern gewiß eine bedeutende Zahl. Und diese Zahl spricht um so mehr für die Ergiebigkeit des Bodens und den Fleiß der Bewohner, wenn man weiß, daß Samos vom Ende des fünfzehnten bis zum Ende des sechzehnten Just> Hunderts fast ganz entvölkert war und erst von den verschiedensten Gegenden aus, von den umliegenden Inseln sowie dem griechischen und kleinasiatischen Festlande, kolonchcrt werden mußte. Die heutigen Bewohner der Insel sind also sündlich zugewandert, und daraus erklärt sich manches in ihrem physischen und geistigen Habitus: zumal der Kräftigung der Rasse ist diese vielfache Kreuzung sicher zugute gekommen. Nirgends auf den Inseln habe ich solchen Kinderreichtum beobachtet, und wiederholt wurde mir bestätigt, daß Frauen noch im Alter von fünfzig Jahren fruchtbar sind. Nicht wenige der Familien, bei denen ich logierte, hatten acht bis zehn Kinder, und dabei machten sich noch weitere bemerkbar."") In geistiger Hinsicht zeigt sich der Mischcharakter der samischen Bevölkerung an einer auffallenden Fähigkeit, die Mundnrtcu der umliegenden Inseln nachzuahmen, was den übrigen Insulanern nicht gelingt; auch sprechen sie selbst einen stark abgeschliffnen Dialekt, der sich auch von Dorf zu Dorf wenig modifiziert. Auch Volkstrachten würde man uns Samos vergebens suchen. *) Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Dorf und Stadt läßt sich im Orient nicht auf¬ stellen: jedes Dorf ist eine kleine Stadt, jede Stadt ein großes Dorf. Die Häuser stehn in den Dörfern ebenso dicht zusammengedrängt wie in den Städten, die Gärten liegen außerhalb des Dorfes. -^° ) Auch Fülle von Langlebigkeit, besonders bei den Frauen, sind auf Samos häufig. Ich habe mich wiederholt mit Hundertjährigen unterhalten, die geistig noch äußerst rege waren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/283>, abgerufen am 29.09.2024.