Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.Rückblick eins die Schicksale des Königreichs Sachsen im Jahre ^366 weshalb ihn Fürst Schwarzenberg mich als seinen "besten Leutnant" in Deutsch¬ Beusts Plan war, mit dem bayrischen Minister von der Pfordten ein Preußens Unmut gegen Sachsen wuchs, als Beust am 5. Mai infolge Rückblick eins die Schicksale des Königreichs Sachsen im Jahre ^366 weshalb ihn Fürst Schwarzenberg mich als seinen „besten Leutnant" in Deutsch¬ Beusts Plan war, mit dem bayrischen Minister von der Pfordten ein Preußens Unmut gegen Sachsen wuchs, als Beust am 5. Mai infolge <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0246" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295465"/> <fw type="header" place="top"> Rückblick eins die Schicksale des Königreichs Sachsen im Jahre ^366</fw><lb/> <p xml:id="ID_1195" prev="#ID_1194"> weshalb ihn Fürst Schwarzenberg mich als seinen „besten Leutnant" in Deutsch¬<lb/> land bezeichnen durste, sodaß man ihn schon damals als den kommenden öster¬<lb/> reichischen Minister ansah.</p><lb/> <p xml:id="ID_1196"> Beusts Plan war, mit dem bayrischen Minister von der Pfordten ein<lb/> alle Staaten außer Osterreich und Preußen umfassendes „Drittes Deutschland"<lb/> zu einem engern Bunde zu vereinigen, und er betrieb deshalb vor dem Kriege<lb/> Preußens gegen Österreich ein festes militärisches Zusammenwirken mit Bayern,<lb/> dessen Heer gegen die sächsische Grenze, etwa nach dem Vogtlande, vorgeschoben<lb/> werden sollte, worauf sich die Sachsen bei dem Einmärsche der Preußen auf<lb/> ihre süddeutschen Bundesgenossen zurückziehn und so sich eine achtunggebietende<lb/> militärische dritte deutsche Gruppe bilden sollten. Aber Minister von der<lb/> Pfordten widerstand diesen sowie auch den spätern österreichisch-sächsischen Ver¬<lb/> lockungen unter dem Vorgeben, es müsse Bayern sein Heer zum Schutze seiner<lb/> Grenzen für sich verwenden, was sich auch später bei dem Vordringen Preußens<lb/> bis in das Eisenacher Oberland und gegen die Rhön hin als nötig zeigte.<lb/> So kam es, daß Sachsen bunt der Beustschen Politik isoliert und genötigt<lb/> war, sich gegen Preußens Vordringen an Österreich anzuschließen — aber es<lb/> geschah das nicht gegen den Willen des Königs Johann und des Kron¬<lb/> prinzen Albert, zumal da Beust glaubte, den Kampf, ungeachtet der ihm von<lb/> Herzog Ernst dem Zweiten von Koburg am 18. April 1866 ausgesprochenen<lb/> Warnungen, bei der vermeintlichen militärischen Überlegenheit Österreichs mit<lb/> Zuversicht erwarten zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1197" next="#ID_1198"> Preußens Unmut gegen Sachsen wuchs, als Beust am 5. Mai infolge<lb/> drohender Depeschen Bismcircks den Deutschen Bund um Schutz gegen Preußen<lb/> anrief. Sachsen bot den: ersten preußischen Ansturm die Stirn; seine Truppen<lb/> waren mit österreichischen Armeekorps die anhero - sächsische Armee unter dem<lb/> Oberbefehl des Kronprinzen Albert mit dem General der Kavallerie Grafen<lb/> Claim-Gallas, gewissermaßen die Avantgarde der Nordarmee für Böhmen, die<lb/> unter wechselnder Anordnung des österreichischen Oberbefehlshabers Benedek<lb/> nach seinem „geheimen Plane" die vordringenden Preußen, ohne sich in einen<lb/> ernstlichen Kampf einzulassen, zurückhalten sollte, bis das österreichische Haupt¬<lb/> heer aus Mähren auf Josephstadt herangezogen wäre. Die sächsische Regie¬<lb/> rung, von Bayern im Stiche gelassen, hatte den Österreichern zugesagt, im<lb/> Falle eines feindlichen Angriffs ihre Truppen über Teplitz und Theresieustadt<lb/> ungefähr in fünfzehn Tagen auf Josephstadt zurückzuführen, mußte aber durch den<lb/> nach Dresden gesandten österreichischen General Ringelsheim erfahren, daß<lb/> das österreichische Heer noch nicht ausreichend gerüstet sei, den Sachsen Hilfe<lb/> zu leisten. Nach dem Plane des obersten Befehlshabers, Benedeks, sollte<lb/> Graf Clam-Gallas, der ein Armeekorps von zusammen 37000 Mann be¬<lb/> fehligte, während das Hauptheer der Elbe zustrebte, das sich aber in Mähren<lb/> erst sammeln mußte, die Jser als natürliche Verteidigungslinie einhalten, wo<lb/> bei Gitschin eine Schlacht geplant war, und hinter diesem Flusse wollte er die<lb/> sächsische, 23000 Mann starke Armee auf ihrem Rückmarsch nach Böhmen<lb/> aufnehmen, um das übrigens der Oberleitung in Berlin allzu langsam er¬<lb/> scheinende Vordringen der Preußen mit der ersten Armee unter dein Prinzen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0246]
Rückblick eins die Schicksale des Königreichs Sachsen im Jahre ^366
weshalb ihn Fürst Schwarzenberg mich als seinen „besten Leutnant" in Deutsch¬
land bezeichnen durste, sodaß man ihn schon damals als den kommenden öster¬
reichischen Minister ansah.
Beusts Plan war, mit dem bayrischen Minister von der Pfordten ein
alle Staaten außer Osterreich und Preußen umfassendes „Drittes Deutschland"
zu einem engern Bunde zu vereinigen, und er betrieb deshalb vor dem Kriege
Preußens gegen Österreich ein festes militärisches Zusammenwirken mit Bayern,
dessen Heer gegen die sächsische Grenze, etwa nach dem Vogtlande, vorgeschoben
werden sollte, worauf sich die Sachsen bei dem Einmärsche der Preußen auf
ihre süddeutschen Bundesgenossen zurückziehn und so sich eine achtunggebietende
militärische dritte deutsche Gruppe bilden sollten. Aber Minister von der
Pfordten widerstand diesen sowie auch den spätern österreichisch-sächsischen Ver¬
lockungen unter dem Vorgeben, es müsse Bayern sein Heer zum Schutze seiner
Grenzen für sich verwenden, was sich auch später bei dem Vordringen Preußens
bis in das Eisenacher Oberland und gegen die Rhön hin als nötig zeigte.
So kam es, daß Sachsen bunt der Beustschen Politik isoliert und genötigt
war, sich gegen Preußens Vordringen an Österreich anzuschließen — aber es
geschah das nicht gegen den Willen des Königs Johann und des Kron¬
prinzen Albert, zumal da Beust glaubte, den Kampf, ungeachtet der ihm von
Herzog Ernst dem Zweiten von Koburg am 18. April 1866 ausgesprochenen
Warnungen, bei der vermeintlichen militärischen Überlegenheit Österreichs mit
Zuversicht erwarten zu können.
Preußens Unmut gegen Sachsen wuchs, als Beust am 5. Mai infolge
drohender Depeschen Bismcircks den Deutschen Bund um Schutz gegen Preußen
anrief. Sachsen bot den: ersten preußischen Ansturm die Stirn; seine Truppen
waren mit österreichischen Armeekorps die anhero - sächsische Armee unter dem
Oberbefehl des Kronprinzen Albert mit dem General der Kavallerie Grafen
Claim-Gallas, gewissermaßen die Avantgarde der Nordarmee für Böhmen, die
unter wechselnder Anordnung des österreichischen Oberbefehlshabers Benedek
nach seinem „geheimen Plane" die vordringenden Preußen, ohne sich in einen
ernstlichen Kampf einzulassen, zurückhalten sollte, bis das österreichische Haupt¬
heer aus Mähren auf Josephstadt herangezogen wäre. Die sächsische Regie¬
rung, von Bayern im Stiche gelassen, hatte den Österreichern zugesagt, im
Falle eines feindlichen Angriffs ihre Truppen über Teplitz und Theresieustadt
ungefähr in fünfzehn Tagen auf Josephstadt zurückzuführen, mußte aber durch den
nach Dresden gesandten österreichischen General Ringelsheim erfahren, daß
das österreichische Heer noch nicht ausreichend gerüstet sei, den Sachsen Hilfe
zu leisten. Nach dem Plane des obersten Befehlshabers, Benedeks, sollte
Graf Clam-Gallas, der ein Armeekorps von zusammen 37000 Mann be¬
fehligte, während das Hauptheer der Elbe zustrebte, das sich aber in Mähren
erst sammeln mußte, die Jser als natürliche Verteidigungslinie einhalten, wo
bei Gitschin eine Schlacht geplant war, und hinter diesem Flusse wollte er die
sächsische, 23000 Mann starke Armee auf ihrem Rückmarsch nach Böhmen
aufnehmen, um das übrigens der Oberleitung in Berlin allzu langsam er¬
scheinende Vordringen der Preußen mit der ersten Armee unter dein Prinzen
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