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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

den Geist, der in der Truppe lebt. Andrerseits ist die Parade, auch bei den
heutigen Anforderungen, kein so großes Kunststück der Ausbildung. Für die Vor¬
übungen zur Altonaer Parade stand zum Beispiel dem Landungskorps der Marine
nur sehr wenig Zeit zur Verfügung, und dennoch war der Vorbeimarsch ausge¬
zeichnet. Für die kriegsmäßige Ausbildung des Mannes im Schießen, im Gefecht,
im Ertragen von Strapazen usw. bietet selbstverständlich eine Parade keinen Ma߬
stab der Beurteilung, wohl aber für den Geist der Truppe und für das Material,
das in ihr steckt.

Eine gute Parade läßt sich nach sechswöchiger Ausbildung, namentlich unsrer
intelligenten deutschen Soldaten, erreichen -- es ist dies die Meinung eines
der bedeutendsten kommandierender Generale, die das preußische Gardekorps in den
letzten zwanzig Jahren gehabt hat --, aber für die wirkliche kriegerische Leistungs¬
fähigkeit des Soldaten, namentlich für die Frage: zwei- oder dreijährige Dienst¬
zeit, gewährt sie nicht den geringsten Anhalt. Es wäre also durchaus verfehlt, die
Anerkennung, die der Kaiser dem neunten Armeekorps für die Altonaer Parade
ausgesprochen hat, in eine Anerkennung für die zweijährige Dienstzeit zu ver¬
wandeln, wie es einige Blätter sofort mit mehr Eifer als Verständnis getan haben.
Man kann mit drei- und mit fünfjähriger Dienstzeit recht schlechte Paraden, mit halb¬
jähriger Dienstzeit sehr gute Paraden haben. Die Zukunft der zweijährigen Dienst¬
zeit ist einzig und allein abhängig von der Qualität der Leistungsfähigkeit für den
Krieg, nicht allein des stehenden Heeres, sondern auch der Reserven und der Land¬
wehren. Wenn bis jetzt eine vielleicht noch zureichende Leistungsfähigkeit erreicht
worden ist, so ist es um den Preis des Einsatzes von Kräften der Offiziere und
Unteroffiziere geschehen, der in solchem Umfange nicht mehr aufrecht erhalten werden
kann. Nicht allein, daß diese Kräfte nachlassen, sondern auch der Ersatz beginnt für
eine so mühevolle, bis zu den höchsten Ansprüchen gesteigerte, dagegen wenig dank¬
bare und schlecht lohnende Laufbahn zu fehlen. Soll die zweijährige Dienstzeit
ohne schweren Schaden für Heer und Land beibehalten werden, so muß für die
Lehrkräfte, Offiziere und Unteroffiziere, in verschiednen Richtungen in sehr umfassender
Weise gesorgt werden.

Auch die Beteiligung des Landungskorps der Marine an der Parade ist
Gegenstand der Kritik gewesen. Dergleichen findet ebenso bei der englischen und
der französischen Flotte statt. Das deutsche Publikum sieht so wenig von der Flotte,
nud die Matrosen sehen so selten den Kaiser, daß schon diese beiden Gründe aus¬
reichen, ein größeres Landungskorps an den großen Herbstparaden teilnehmen zu
lassen; vielleicht wäre es sogar ganz nützlich, wenn das gelegentlich auch einmal
bei der großen Herbstparade des Gardekorps in Berlin geschähe. Die Einreihung
der Marine in die Gesamtwehrmacht des Staates wird dadurch versinnbildlicht.
Die Matrosen können einmal ihrem Kaiser ins Auge schauen wie die Landtruppen,
nud das Publikum bekommt, wenn auch nicht die Schiffe, so doch wenigstens einen
Teil ihrer Besatzungen zu sehen.

Die Verlobung des Kronprinzen, die mitten in die Hamburg-Altonaer Fest¬
woche hineinfiel, ist in allen Teilen Deutschlands freudig begrüßt worden. Die
Presse im deutscheu Norden hat auf die lauge Reihe verwandtschaftlicher und freund¬
schaftlicher Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Schwerin hingewiesen,
und die Tatsache, daß Königin Luise, gesegneten Andenkens, die gemeinsame Stamm¬
mutter des Brautpaares ist, hat das Herzensbündnis des Kronprinzen noch mit
einem eignen historischen Schimmer umgeben. Unsre heutige Zeit vergißt schnell-
Aber in den Tagen Kaiser Wilhelms des Ersten war diese Erinnerung noch
lebendiger, und der alte Kaiser selbst hat sich auf Grund dieser Tatsache immer als
das Familienoberhaupt auch des mecklenburgischen Hauses betrachtet, hat diese"
Anspruch auch zur Geltung gebracht, als bei der Verlobung der Herzogin Marie
mit dein Großfürsten Wladimir von Nußland im Jahre 1874 seine Zustimmung
nicht vorher erbeten worden war. In den fünfziger Jahren nahmen die neckten-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

den Geist, der in der Truppe lebt. Andrerseits ist die Parade, auch bei den
heutigen Anforderungen, kein so großes Kunststück der Ausbildung. Für die Vor¬
übungen zur Altonaer Parade stand zum Beispiel dem Landungskorps der Marine
nur sehr wenig Zeit zur Verfügung, und dennoch war der Vorbeimarsch ausge¬
zeichnet. Für die kriegsmäßige Ausbildung des Mannes im Schießen, im Gefecht,
im Ertragen von Strapazen usw. bietet selbstverständlich eine Parade keinen Ma߬
stab der Beurteilung, wohl aber für den Geist der Truppe und für das Material,
das in ihr steckt.

Eine gute Parade läßt sich nach sechswöchiger Ausbildung, namentlich unsrer
intelligenten deutschen Soldaten, erreichen — es ist dies die Meinung eines
der bedeutendsten kommandierender Generale, die das preußische Gardekorps in den
letzten zwanzig Jahren gehabt hat —, aber für die wirkliche kriegerische Leistungs¬
fähigkeit des Soldaten, namentlich für die Frage: zwei- oder dreijährige Dienst¬
zeit, gewährt sie nicht den geringsten Anhalt. Es wäre also durchaus verfehlt, die
Anerkennung, die der Kaiser dem neunten Armeekorps für die Altonaer Parade
ausgesprochen hat, in eine Anerkennung für die zweijährige Dienstzeit zu ver¬
wandeln, wie es einige Blätter sofort mit mehr Eifer als Verständnis getan haben.
Man kann mit drei- und mit fünfjähriger Dienstzeit recht schlechte Paraden, mit halb¬
jähriger Dienstzeit sehr gute Paraden haben. Die Zukunft der zweijährigen Dienst¬
zeit ist einzig und allein abhängig von der Qualität der Leistungsfähigkeit für den
Krieg, nicht allein des stehenden Heeres, sondern auch der Reserven und der Land¬
wehren. Wenn bis jetzt eine vielleicht noch zureichende Leistungsfähigkeit erreicht
worden ist, so ist es um den Preis des Einsatzes von Kräften der Offiziere und
Unteroffiziere geschehen, der in solchem Umfange nicht mehr aufrecht erhalten werden
kann. Nicht allein, daß diese Kräfte nachlassen, sondern auch der Ersatz beginnt für
eine so mühevolle, bis zu den höchsten Ansprüchen gesteigerte, dagegen wenig dank¬
bare und schlecht lohnende Laufbahn zu fehlen. Soll die zweijährige Dienstzeit
ohne schweren Schaden für Heer und Land beibehalten werden, so muß für die
Lehrkräfte, Offiziere und Unteroffiziere, in verschiednen Richtungen in sehr umfassender
Weise gesorgt werden.

Auch die Beteiligung des Landungskorps der Marine an der Parade ist
Gegenstand der Kritik gewesen. Dergleichen findet ebenso bei der englischen und
der französischen Flotte statt. Das deutsche Publikum sieht so wenig von der Flotte,
nud die Matrosen sehen so selten den Kaiser, daß schon diese beiden Gründe aus¬
reichen, ein größeres Landungskorps an den großen Herbstparaden teilnehmen zu
lassen; vielleicht wäre es sogar ganz nützlich, wenn das gelegentlich auch einmal
bei der großen Herbstparade des Gardekorps in Berlin geschähe. Die Einreihung
der Marine in die Gesamtwehrmacht des Staates wird dadurch versinnbildlicht.
Die Matrosen können einmal ihrem Kaiser ins Auge schauen wie die Landtruppen,
nud das Publikum bekommt, wenn auch nicht die Schiffe, so doch wenigstens einen
Teil ihrer Besatzungen zu sehen.

Die Verlobung des Kronprinzen, die mitten in die Hamburg-Altonaer Fest¬
woche hineinfiel, ist in allen Teilen Deutschlands freudig begrüßt worden. Die
Presse im deutscheu Norden hat auf die lauge Reihe verwandtschaftlicher und freund¬
schaftlicher Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Schwerin hingewiesen,
und die Tatsache, daß Königin Luise, gesegneten Andenkens, die gemeinsame Stamm¬
mutter des Brautpaares ist, hat das Herzensbündnis des Kronprinzen noch mit
einem eignen historischen Schimmer umgeben. Unsre heutige Zeit vergißt schnell-
Aber in den Tagen Kaiser Wilhelms des Ersten war diese Erinnerung noch
lebendiger, und der alte Kaiser selbst hat sich auf Grund dieser Tatsache immer als
das Familienoberhaupt auch des mecklenburgischen Hauses betrachtet, hat diese»
Anspruch auch zur Geltung gebracht, als bei der Verlobung der Herzogin Marie
mit dein Großfürsten Wladimir von Nußland im Jahre 1874 seine Zustimmung
nicht vorher erbeten worden war. In den fünfziger Jahren nahmen die neckten-


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[0672] Maßgebliches und Unmaßgebliches den Geist, der in der Truppe lebt. Andrerseits ist die Parade, auch bei den heutigen Anforderungen, kein so großes Kunststück der Ausbildung. Für die Vor¬ übungen zur Altonaer Parade stand zum Beispiel dem Landungskorps der Marine nur sehr wenig Zeit zur Verfügung, und dennoch war der Vorbeimarsch ausge¬ zeichnet. Für die kriegsmäßige Ausbildung des Mannes im Schießen, im Gefecht, im Ertragen von Strapazen usw. bietet selbstverständlich eine Parade keinen Ma߬ stab der Beurteilung, wohl aber für den Geist der Truppe und für das Material, das in ihr steckt. Eine gute Parade läßt sich nach sechswöchiger Ausbildung, namentlich unsrer intelligenten deutschen Soldaten, erreichen — es ist dies die Meinung eines der bedeutendsten kommandierender Generale, die das preußische Gardekorps in den letzten zwanzig Jahren gehabt hat —, aber für die wirkliche kriegerische Leistungs¬ fähigkeit des Soldaten, namentlich für die Frage: zwei- oder dreijährige Dienst¬ zeit, gewährt sie nicht den geringsten Anhalt. Es wäre also durchaus verfehlt, die Anerkennung, die der Kaiser dem neunten Armeekorps für die Altonaer Parade ausgesprochen hat, in eine Anerkennung für die zweijährige Dienstzeit zu ver¬ wandeln, wie es einige Blätter sofort mit mehr Eifer als Verständnis getan haben. Man kann mit drei- und mit fünfjähriger Dienstzeit recht schlechte Paraden, mit halb¬ jähriger Dienstzeit sehr gute Paraden haben. Die Zukunft der zweijährigen Dienst¬ zeit ist einzig und allein abhängig von der Qualität der Leistungsfähigkeit für den Krieg, nicht allein des stehenden Heeres, sondern auch der Reserven und der Land¬ wehren. Wenn bis jetzt eine vielleicht noch zureichende Leistungsfähigkeit erreicht worden ist, so ist es um den Preis des Einsatzes von Kräften der Offiziere und Unteroffiziere geschehen, der in solchem Umfange nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Nicht allein, daß diese Kräfte nachlassen, sondern auch der Ersatz beginnt für eine so mühevolle, bis zu den höchsten Ansprüchen gesteigerte, dagegen wenig dank¬ bare und schlecht lohnende Laufbahn zu fehlen. Soll die zweijährige Dienstzeit ohne schweren Schaden für Heer und Land beibehalten werden, so muß für die Lehrkräfte, Offiziere und Unteroffiziere, in verschiednen Richtungen in sehr umfassender Weise gesorgt werden. Auch die Beteiligung des Landungskorps der Marine an der Parade ist Gegenstand der Kritik gewesen. Dergleichen findet ebenso bei der englischen und der französischen Flotte statt. Das deutsche Publikum sieht so wenig von der Flotte, nud die Matrosen sehen so selten den Kaiser, daß schon diese beiden Gründe aus¬ reichen, ein größeres Landungskorps an den großen Herbstparaden teilnehmen zu lassen; vielleicht wäre es sogar ganz nützlich, wenn das gelegentlich auch einmal bei der großen Herbstparade des Gardekorps in Berlin geschähe. Die Einreihung der Marine in die Gesamtwehrmacht des Staates wird dadurch versinnbildlicht. Die Matrosen können einmal ihrem Kaiser ins Auge schauen wie die Landtruppen, nud das Publikum bekommt, wenn auch nicht die Schiffe, so doch wenigstens einen Teil ihrer Besatzungen zu sehen. Die Verlobung des Kronprinzen, die mitten in die Hamburg-Altonaer Fest¬ woche hineinfiel, ist in allen Teilen Deutschlands freudig begrüßt worden. Die Presse im deutscheu Norden hat auf die lauge Reihe verwandtschaftlicher und freund¬ schaftlicher Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Schwerin hingewiesen, und die Tatsache, daß Königin Luise, gesegneten Andenkens, die gemeinsame Stamm¬ mutter des Brautpaares ist, hat das Herzensbündnis des Kronprinzen noch mit einem eignen historischen Schimmer umgeben. Unsre heutige Zeit vergißt schnell- Aber in den Tagen Kaiser Wilhelms des Ersten war diese Erinnerung noch lebendiger, und der alte Kaiser selbst hat sich auf Grund dieser Tatsache immer als das Familienoberhaupt auch des mecklenburgischen Hauses betrachtet, hat diese» Anspruch auch zur Geltung gebracht, als bei der Verlobung der Herzogin Marie mit dein Großfürsten Wladimir von Nußland im Jahre 1874 seine Zustimmung nicht vorher erbeten worden war. In den fünfziger Jahren nahmen die neckten-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/672>, abgerufen am 25.08.2024.