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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Im Lande der tausend Seen

Die Fahrt ist recht einförmig, wenn man auch ab und zu schöne stille
Seen und liebliche Flußtäler zu sehen bekommt; dafür geht es dann stunden¬
lang über baumlose, steinige Strecken, wo man kein Haus, kaum hie und da
weidendes Vieh antrifft. Finnland ist kein Land für Fußreisende, und es
ist jedem Touristen geraten, die sich ihm überall bietende Schiffsgelegenheit
zu benutzen, um von einem schönen Punkt zum andern zu gelangen. Sehr
schön wird die Landschaft, sobald man sich dem Kirchspiel Parikalla nähert, das
sich um den viel verzweigten, von kleinen Dampfern befcchrnen Simpelijürvi
gruppiert, der von der hochliegenden Kirche überragt ist. Die ganze Gegend
besteht ans einem Netz kleiner Waldseen, und die zum Teil sehr hohen steilen
Ufer des von tiefeinschneidender schmalen Buchten zerrissenen Simiplijürvi mit
ihren aus waldigen Dunkel hervorlugenden freundlichen Villen, die ein paar
gesellschaftsmüden Nesidenzlern Zuflucht gewähren, machen einen äußerst male¬
rischen Eindruck, besonders in der glühenden Beleuchtung der untergehenden
Sonne, wie wir den See bei unsrer Weiterfahrt sehen. Wir hatten die
nahe bei der Landungsstelle am flachen Seeufer liegende Poststation Parikalla
gegen sieben Uhr erreicht und fanden das kleine Fremdenzimmer mit den ge¬
häkelten Decken auf Tisch und Kommode und den saubern ineinander ge-
schobnen schwedischen Betten so einladend, daß wir beschlossen, unsern müden
Gliedern eine längere Erholung zu gönnen, und uns auf ein Stündchen hier
niederließen. Die behübige Posthalterin, eine gemütliche redselige Russin,
glückselig über die Ankunft von "Petersburger Herrschaften," machte uns gleich
die vertrauliche Mitteilung, daß sie eben frisches Weißbrot im Backofen habe
und uns dazu einen guten Kaffee bereiten wolle. Vorzügliche Butter und
ein Stück steinharten heimischen Käses vervollständigten das einfache Mahl,
dem wir alle Ehre antaten. Ich schalte hier ein, daß man in keiner finnischen
Posthcilterei Bier, Wein und spirituösen erhält, die "Nükternhets"bewegung
ist sehr stark in Finnland und wird von den Behörden mit allen ihnen zu
Gebote stehenden Mitteln unterstützt.

Unsre freundliche Wirtin bekreuzigte sich, als sie hörte, daß wir die Ab¬
sicht hätten, noch diese Nacht nach Pnnkaharjo zu fahren -- beinahe vierzig
Kilometer! "Herr, erbarme dich," stöhnte sie entsetzt und gab sich die red¬
lichste Mühe, uns mit Aufbietung aller ihrer Beredsamkeit von der Unaus-
führbarkeit unsers Vorhabens zu überzeugen und uns dazu zu bewegen, die
Nacht in Parikalla zuzubringen. Wir schlugen jedoch den gut gemeinten
mütterlichen Rat in den Wind, und als die Sonnenscheibe blutrot über dem
Wasserspiegel des Sees stand, fuhren wir den steilen Userhang hinan, auf
dem sich die Straße noch etwa zwanzig Minuten hielt, worauf sie sich dann
landeinwärts einem öden sandigen Hochplateau zuwandte. Unser unter¬
nehmender Wandermut sank, wir fühlten die Reisemüdigkeit in allen Gliedern,
es wollte uns dünken, als entfernten wir uns immer mehr von unserm Ziel,
als recke und debile sich unser Weg ins Unendliche. Himmel und Land hatten
eine bleierne Farbe angenommen, dunkle Wolkenfetzen jagten über uns hin,
durch die die Mondsichel matt und lichtlos hernicderlugte. als wir endlich am
Ufer des großen Puruvesi anlangten, wo eine Fähre Roß und Wagen über
den schmalen Wasserarm des Puukcisalmi nach der gegenüberliegenden Land¬
spitze übersetzte. Die ganze Expedition hatte etwas unheimlich Gespenster¬
haftes. Wie blutlose Schemen erschienen uns die hagern grauen Gestalten
der Fuhrleute in ihren großen Wetterhüten und hohen Wasserstiefeln, die
lautlos ihre Arbeit verrichteten und ebenso schweigend das Fährgeld entgegen¬
nahmen, mit verdrossenen Mienen wortlos nur an den Hutrand greifend.
Weiter ging die tolle schweigende Fahrt -- denn auch uns hatte die Über¬
müdung stumm gemacht -- dahin auf dem schmalen Felsengrat von Pnnka¬
harjo,'manchmal'in schwindelnder Höhe, sodaß wir nur undeutlich tief unten


Im Lande der tausend Seen

Die Fahrt ist recht einförmig, wenn man auch ab und zu schöne stille
Seen und liebliche Flußtäler zu sehen bekommt; dafür geht es dann stunden¬
lang über baumlose, steinige Strecken, wo man kein Haus, kaum hie und da
weidendes Vieh antrifft. Finnland ist kein Land für Fußreisende, und es
ist jedem Touristen geraten, die sich ihm überall bietende Schiffsgelegenheit
zu benutzen, um von einem schönen Punkt zum andern zu gelangen. Sehr
schön wird die Landschaft, sobald man sich dem Kirchspiel Parikalla nähert, das
sich um den viel verzweigten, von kleinen Dampfern befcchrnen Simpelijürvi
gruppiert, der von der hochliegenden Kirche überragt ist. Die ganze Gegend
besteht ans einem Netz kleiner Waldseen, und die zum Teil sehr hohen steilen
Ufer des von tiefeinschneidender schmalen Buchten zerrissenen Simiplijürvi mit
ihren aus waldigen Dunkel hervorlugenden freundlichen Villen, die ein paar
gesellschaftsmüden Nesidenzlern Zuflucht gewähren, machen einen äußerst male¬
rischen Eindruck, besonders in der glühenden Beleuchtung der untergehenden
Sonne, wie wir den See bei unsrer Weiterfahrt sehen. Wir hatten die
nahe bei der Landungsstelle am flachen Seeufer liegende Poststation Parikalla
gegen sieben Uhr erreicht und fanden das kleine Fremdenzimmer mit den ge¬
häkelten Decken auf Tisch und Kommode und den saubern ineinander ge-
schobnen schwedischen Betten so einladend, daß wir beschlossen, unsern müden
Gliedern eine längere Erholung zu gönnen, und uns auf ein Stündchen hier
niederließen. Die behübige Posthalterin, eine gemütliche redselige Russin,
glückselig über die Ankunft von „Petersburger Herrschaften," machte uns gleich
die vertrauliche Mitteilung, daß sie eben frisches Weißbrot im Backofen habe
und uns dazu einen guten Kaffee bereiten wolle. Vorzügliche Butter und
ein Stück steinharten heimischen Käses vervollständigten das einfache Mahl,
dem wir alle Ehre antaten. Ich schalte hier ein, daß man in keiner finnischen
Posthcilterei Bier, Wein und spirituösen erhält, die „Nükternhets"bewegung
ist sehr stark in Finnland und wird von den Behörden mit allen ihnen zu
Gebote stehenden Mitteln unterstützt.

Unsre freundliche Wirtin bekreuzigte sich, als sie hörte, daß wir die Ab¬
sicht hätten, noch diese Nacht nach Pnnkaharjo zu fahren — beinahe vierzig
Kilometer! „Herr, erbarme dich," stöhnte sie entsetzt und gab sich die red¬
lichste Mühe, uns mit Aufbietung aller ihrer Beredsamkeit von der Unaus-
führbarkeit unsers Vorhabens zu überzeugen und uns dazu zu bewegen, die
Nacht in Parikalla zuzubringen. Wir schlugen jedoch den gut gemeinten
mütterlichen Rat in den Wind, und als die Sonnenscheibe blutrot über dem
Wasserspiegel des Sees stand, fuhren wir den steilen Userhang hinan, auf
dem sich die Straße noch etwa zwanzig Minuten hielt, worauf sie sich dann
landeinwärts einem öden sandigen Hochplateau zuwandte. Unser unter¬
nehmender Wandermut sank, wir fühlten die Reisemüdigkeit in allen Gliedern,
es wollte uns dünken, als entfernten wir uns immer mehr von unserm Ziel,
als recke und debile sich unser Weg ins Unendliche. Himmel und Land hatten
eine bleierne Farbe angenommen, dunkle Wolkenfetzen jagten über uns hin,
durch die die Mondsichel matt und lichtlos hernicderlugte. als wir endlich am
Ufer des großen Puruvesi anlangten, wo eine Fähre Roß und Wagen über
den schmalen Wasserarm des Puukcisalmi nach der gegenüberliegenden Land¬
spitze übersetzte. Die ganze Expedition hatte etwas unheimlich Gespenster¬
haftes. Wie blutlose Schemen erschienen uns die hagern grauen Gestalten
der Fuhrleute in ihren großen Wetterhüten und hohen Wasserstiefeln, die
lautlos ihre Arbeit verrichteten und ebenso schweigend das Fährgeld entgegen¬
nahmen, mit verdrossenen Mienen wortlos nur an den Hutrand greifend.
Weiter ging die tolle schweigende Fahrt — denn auch uns hatte die Über¬
müdung stumm gemacht — dahin auf dem schmalen Felsengrat von Pnnka¬
harjo,'manchmal'in schwindelnder Höhe, sodaß wir nur undeutlich tief unten


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[0345] Im Lande der tausend Seen Die Fahrt ist recht einförmig, wenn man auch ab und zu schöne stille Seen und liebliche Flußtäler zu sehen bekommt; dafür geht es dann stunden¬ lang über baumlose, steinige Strecken, wo man kein Haus, kaum hie und da weidendes Vieh antrifft. Finnland ist kein Land für Fußreisende, und es ist jedem Touristen geraten, die sich ihm überall bietende Schiffsgelegenheit zu benutzen, um von einem schönen Punkt zum andern zu gelangen. Sehr schön wird die Landschaft, sobald man sich dem Kirchspiel Parikalla nähert, das sich um den viel verzweigten, von kleinen Dampfern befcchrnen Simpelijürvi gruppiert, der von der hochliegenden Kirche überragt ist. Die ganze Gegend besteht ans einem Netz kleiner Waldseen, und die zum Teil sehr hohen steilen Ufer des von tiefeinschneidender schmalen Buchten zerrissenen Simiplijürvi mit ihren aus waldigen Dunkel hervorlugenden freundlichen Villen, die ein paar gesellschaftsmüden Nesidenzlern Zuflucht gewähren, machen einen äußerst male¬ rischen Eindruck, besonders in der glühenden Beleuchtung der untergehenden Sonne, wie wir den See bei unsrer Weiterfahrt sehen. Wir hatten die nahe bei der Landungsstelle am flachen Seeufer liegende Poststation Parikalla gegen sieben Uhr erreicht und fanden das kleine Fremdenzimmer mit den ge¬ häkelten Decken auf Tisch und Kommode und den saubern ineinander ge- schobnen schwedischen Betten so einladend, daß wir beschlossen, unsern müden Gliedern eine längere Erholung zu gönnen, und uns auf ein Stündchen hier niederließen. Die behübige Posthalterin, eine gemütliche redselige Russin, glückselig über die Ankunft von „Petersburger Herrschaften," machte uns gleich die vertrauliche Mitteilung, daß sie eben frisches Weißbrot im Backofen habe und uns dazu einen guten Kaffee bereiten wolle. Vorzügliche Butter und ein Stück steinharten heimischen Käses vervollständigten das einfache Mahl, dem wir alle Ehre antaten. Ich schalte hier ein, daß man in keiner finnischen Posthcilterei Bier, Wein und spirituösen erhält, die „Nükternhets"bewegung ist sehr stark in Finnland und wird von den Behörden mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln unterstützt. Unsre freundliche Wirtin bekreuzigte sich, als sie hörte, daß wir die Ab¬ sicht hätten, noch diese Nacht nach Pnnkaharjo zu fahren — beinahe vierzig Kilometer! „Herr, erbarme dich," stöhnte sie entsetzt und gab sich die red¬ lichste Mühe, uns mit Aufbietung aller ihrer Beredsamkeit von der Unaus- führbarkeit unsers Vorhabens zu überzeugen und uns dazu zu bewegen, die Nacht in Parikalla zuzubringen. Wir schlugen jedoch den gut gemeinten mütterlichen Rat in den Wind, und als die Sonnenscheibe blutrot über dem Wasserspiegel des Sees stand, fuhren wir den steilen Userhang hinan, auf dem sich die Straße noch etwa zwanzig Minuten hielt, worauf sie sich dann landeinwärts einem öden sandigen Hochplateau zuwandte. Unser unter¬ nehmender Wandermut sank, wir fühlten die Reisemüdigkeit in allen Gliedern, es wollte uns dünken, als entfernten wir uns immer mehr von unserm Ziel, als recke und debile sich unser Weg ins Unendliche. Himmel und Land hatten eine bleierne Farbe angenommen, dunkle Wolkenfetzen jagten über uns hin, durch die die Mondsichel matt und lichtlos hernicderlugte. als wir endlich am Ufer des großen Puruvesi anlangten, wo eine Fähre Roß und Wagen über den schmalen Wasserarm des Puukcisalmi nach der gegenüberliegenden Land¬ spitze übersetzte. Die ganze Expedition hatte etwas unheimlich Gespenster¬ haftes. Wie blutlose Schemen erschienen uns die hagern grauen Gestalten der Fuhrleute in ihren großen Wetterhüten und hohen Wasserstiefeln, die lautlos ihre Arbeit verrichteten und ebenso schweigend das Fährgeld entgegen¬ nahmen, mit verdrossenen Mienen wortlos nur an den Hutrand greifend. Weiter ging die tolle schweigende Fahrt — denn auch uns hatte die Über¬ müdung stumm gemacht — dahin auf dem schmalen Felsengrat von Pnnka¬ harjo,'manchmal'in schwindelnder Höhe, sodaß wir nur undeutlich tief unten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/345>, abgerufen am 23.07.2024.