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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Schlachtendarstellungen in der Musik

am Schluß zusammen und sagt, also bedeutet die Expresston der Sorata:
"1. Den Zweifel Gideons an der von Gott ihm gethanen Versprechung des
Sieges; 2. Seine Furcht bey dem Anblicke des großen Heeres der Feinde;
3. Seinen gewachsenen Muth über die Erzehlung des Traumes der Feinde
und dessen Deutung; 4. Das Schmettern der Posaunen und Trommeten, in¬
gleichen das Zerschmeißen der Kruge, und Feldgeschreh; 5. Die Flucht der
Feinde und das nacheilen der Jsraeliten; 6. Die Freude über, dem remar-
quablen Siege der Jsraeliten." Jeder dieser Punkte ergibt die Überschrift für
einen besondern Teil der Komposition, sodaß sich also die ganze Sonate aus
einer Reihe in sich abgerundeter Sätze zusammensetzt. Die Musik mutet durch¬
aus nicht so barock an wie das Programm, sondern ist überall tüchtig und
an vielen Stellen durch geschickt gewählte, treffende Ausdrucksmittel interessant.*)
In der Schlacht läßt Kühnan die Trompeten und die Posaunen recht lustig
schmettern, das Zerschmeißen der Kruge wird durch tremulierende Figuren aus¬
gedrückt, besonders hübsch ist die Flucht der Feinde durch eilende, sich ver¬
folgende Figuren wiedergegeben. Künstlerisch vielleicht noch bedeutender hat
Kühnan in der ersten seiner biblischen Sonaten den Kampf zwischen Goliath
und David gezeichnet. Prächtig ist "das Pochen und Trotzen des Goliaths"
musikalisch illustriert und der ergreifende Satz: "Das Zittern der Jsraeliten,
und ihr Gebet zu Gott bey dem Anblicke dieses abscheulichen Feindes" nicht
mißzuverstehn. Den Kampf schildert der Komponist mit allen Einzelheiten.
Ähnlich wie man in der Liutoiüs kemtWticiuö von Berlioz das Richtbeil fallen
hört, läßt uns Kühnan den Steinwurf aus der Schleuder und den Fall des
Riefen hören. Man muß auch hier dem Komponisten zugestehn, daß er das
Mögliche geleistet und die Grenze der musikalischen Mittel doch nicht über¬
schritten hat.

Im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts treffen wir, ähnlich wie im
sechzehnten, wieder zahlreiche Kompositionen, die historische, wirklich geschlagne
Schlachten verherrlichen.**) Natürlich mußten die Kriegstaten Friedrichs des
Zweiten wie die Dichter so auch die Musiker anregen, in die Leier zu greifen.
Bon Graun, dem Kapellmeister des großen Königs, hat sich ein wahrscheinlich
aus dem Jahre 1741 stammendes und sich also auf den ersten Schlesischen
Krieg beziehendes Klavierstück erhalten, das den Titel trägt: I^g, bg,leg,Klia nisi
Il,6 all?ruf8in, Lionesrw psr ü osmbg.1c>. ***) Es ist durch seine von den bisher
besprochnen Stücken stark abweichende Form interessant. Weit entfernt davon,
die Vorgänge realistisch zu schildern, bietet es vielmehr eine stilisierte Schlacht
und zeigt dadurch den Geist der Tonkunst jener Zeit, die unter der Herrschaft
der neapolitanischen Schule durchaus der schönen Form huldigte. Wieder mehr
aber dem Realismus genähert haben dürfte sich die LatiMg as ?r^us, auf
den berühmten Sieg ' Friedrichs, komponiert von Kotzwcira. Sie war für
Klaviertrio avso wmbour gesetzt und während vierzig Jahren ein Parade¬
stück durch ganz Europa und sogar in Amerika. Jetzt kommt auch die Zeit
der großen Schlachten für Orchester. Vor allem die sich an die französische
Revolution anschließenden Kriege haben auf diesem Gebiete eine ungemeine
Fruchtbarkeit erzeugt. Der Beethovenbiograph Thayer hat die einschlägigen





^) Es ist eine Beobachtung, die man fast überall bei der mit Worten verbundnen deutschen
Musik des siebzehnten und des anfangenden achtzehnten Jahrhunderts machen kann, daß die
Komposition hoch über dem Texte steht. Für die Beurteilung des Kulturzustandes ' in jener
Zeit, für die bisher meist nur die schriftstellerischen Leistungen maßgebend waren, dürfte man
den Wert der Musik noch mehr zu berücksichtigen haben.
°"*
) Ein Kenner der Geschichte der Malerei macht mich nachträglich darauf aufmerksam,
daß im siebzehnten Jahrhundert wie die Musiker so auch die Maler keine historischen Schlachten,
sondern schlechtweg bataiUss darstellten.
Mitgeteilt von A. Mayer-Reinach in den Sammetbänder der Internationalen Musik¬
gesellschaft, 4. Jahrgang, S. 478 ff.
Schlachtendarstellungen in der Musik

am Schluß zusammen und sagt, also bedeutet die Expresston der Sorata:
„1. Den Zweifel Gideons an der von Gott ihm gethanen Versprechung des
Sieges; 2. Seine Furcht bey dem Anblicke des großen Heeres der Feinde;
3. Seinen gewachsenen Muth über die Erzehlung des Traumes der Feinde
und dessen Deutung; 4. Das Schmettern der Posaunen und Trommeten, in¬
gleichen das Zerschmeißen der Kruge, und Feldgeschreh; 5. Die Flucht der
Feinde und das nacheilen der Jsraeliten; 6. Die Freude über, dem remar-
quablen Siege der Jsraeliten." Jeder dieser Punkte ergibt die Überschrift für
einen besondern Teil der Komposition, sodaß sich also die ganze Sonate aus
einer Reihe in sich abgerundeter Sätze zusammensetzt. Die Musik mutet durch¬
aus nicht so barock an wie das Programm, sondern ist überall tüchtig und
an vielen Stellen durch geschickt gewählte, treffende Ausdrucksmittel interessant.*)
In der Schlacht läßt Kühnan die Trompeten und die Posaunen recht lustig
schmettern, das Zerschmeißen der Kruge wird durch tremulierende Figuren aus¬
gedrückt, besonders hübsch ist die Flucht der Feinde durch eilende, sich ver¬
folgende Figuren wiedergegeben. Künstlerisch vielleicht noch bedeutender hat
Kühnan in der ersten seiner biblischen Sonaten den Kampf zwischen Goliath
und David gezeichnet. Prächtig ist „das Pochen und Trotzen des Goliaths"
musikalisch illustriert und der ergreifende Satz: „Das Zittern der Jsraeliten,
und ihr Gebet zu Gott bey dem Anblicke dieses abscheulichen Feindes" nicht
mißzuverstehn. Den Kampf schildert der Komponist mit allen Einzelheiten.
Ähnlich wie man in der Liutoiüs kemtWticiuö von Berlioz das Richtbeil fallen
hört, läßt uns Kühnan den Steinwurf aus der Schleuder und den Fall des
Riefen hören. Man muß auch hier dem Komponisten zugestehn, daß er das
Mögliche geleistet und die Grenze der musikalischen Mittel doch nicht über¬
schritten hat.

Im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts treffen wir, ähnlich wie im
sechzehnten, wieder zahlreiche Kompositionen, die historische, wirklich geschlagne
Schlachten verherrlichen.**) Natürlich mußten die Kriegstaten Friedrichs des
Zweiten wie die Dichter so auch die Musiker anregen, in die Leier zu greifen.
Bon Graun, dem Kapellmeister des großen Königs, hat sich ein wahrscheinlich
aus dem Jahre 1741 stammendes und sich also auf den ersten Schlesischen
Krieg beziehendes Klavierstück erhalten, das den Titel trägt: I^g, bg,leg,Klia nisi
Il,6 all?ruf8in, Lionesrw psr ü osmbg.1c>. ***) Es ist durch seine von den bisher
besprochnen Stücken stark abweichende Form interessant. Weit entfernt davon,
die Vorgänge realistisch zu schildern, bietet es vielmehr eine stilisierte Schlacht
und zeigt dadurch den Geist der Tonkunst jener Zeit, die unter der Herrschaft
der neapolitanischen Schule durchaus der schönen Form huldigte. Wieder mehr
aber dem Realismus genähert haben dürfte sich die LatiMg as ?r^us, auf
den berühmten Sieg ' Friedrichs, komponiert von Kotzwcira. Sie war für
Klaviertrio avso wmbour gesetzt und während vierzig Jahren ein Parade¬
stück durch ganz Europa und sogar in Amerika. Jetzt kommt auch die Zeit
der großen Schlachten für Orchester. Vor allem die sich an die französische
Revolution anschließenden Kriege haben auf diesem Gebiete eine ungemeine
Fruchtbarkeit erzeugt. Der Beethovenbiograph Thayer hat die einschlägigen





^) Es ist eine Beobachtung, die man fast überall bei der mit Worten verbundnen deutschen
Musik des siebzehnten und des anfangenden achtzehnten Jahrhunderts machen kann, daß die
Komposition hoch über dem Texte steht. Für die Beurteilung des Kulturzustandes ' in jener
Zeit, für die bisher meist nur die schriftstellerischen Leistungen maßgebend waren, dürfte man
den Wert der Musik noch mehr zu berücksichtigen haben.
°"*
) Ein Kenner der Geschichte der Malerei macht mich nachträglich darauf aufmerksam,
daß im siebzehnten Jahrhundert wie die Musiker so auch die Maler keine historischen Schlachten,
sondern schlechtweg bataiUss darstellten.
Mitgeteilt von A. Mayer-Reinach in den Sammetbänder der Internationalen Musik¬
gesellschaft, 4. Jahrgang, S. 478 ff.
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[0293] Schlachtendarstellungen in der Musik am Schluß zusammen und sagt, also bedeutet die Expresston der Sorata: „1. Den Zweifel Gideons an der von Gott ihm gethanen Versprechung des Sieges; 2. Seine Furcht bey dem Anblicke des großen Heeres der Feinde; 3. Seinen gewachsenen Muth über die Erzehlung des Traumes der Feinde und dessen Deutung; 4. Das Schmettern der Posaunen und Trommeten, in¬ gleichen das Zerschmeißen der Kruge, und Feldgeschreh; 5. Die Flucht der Feinde und das nacheilen der Jsraeliten; 6. Die Freude über, dem remar- quablen Siege der Jsraeliten." Jeder dieser Punkte ergibt die Überschrift für einen besondern Teil der Komposition, sodaß sich also die ganze Sonate aus einer Reihe in sich abgerundeter Sätze zusammensetzt. Die Musik mutet durch¬ aus nicht so barock an wie das Programm, sondern ist überall tüchtig und an vielen Stellen durch geschickt gewählte, treffende Ausdrucksmittel interessant.*) In der Schlacht läßt Kühnan die Trompeten und die Posaunen recht lustig schmettern, das Zerschmeißen der Kruge wird durch tremulierende Figuren aus¬ gedrückt, besonders hübsch ist die Flucht der Feinde durch eilende, sich ver¬ folgende Figuren wiedergegeben. Künstlerisch vielleicht noch bedeutender hat Kühnan in der ersten seiner biblischen Sonaten den Kampf zwischen Goliath und David gezeichnet. Prächtig ist „das Pochen und Trotzen des Goliaths" musikalisch illustriert und der ergreifende Satz: „Das Zittern der Jsraeliten, und ihr Gebet zu Gott bey dem Anblicke dieses abscheulichen Feindes" nicht mißzuverstehn. Den Kampf schildert der Komponist mit allen Einzelheiten. Ähnlich wie man in der Liutoiüs kemtWticiuö von Berlioz das Richtbeil fallen hört, läßt uns Kühnan den Steinwurf aus der Schleuder und den Fall des Riefen hören. Man muß auch hier dem Komponisten zugestehn, daß er das Mögliche geleistet und die Grenze der musikalischen Mittel doch nicht über¬ schritten hat. Im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts treffen wir, ähnlich wie im sechzehnten, wieder zahlreiche Kompositionen, die historische, wirklich geschlagne Schlachten verherrlichen.**) Natürlich mußten die Kriegstaten Friedrichs des Zweiten wie die Dichter so auch die Musiker anregen, in die Leier zu greifen. Bon Graun, dem Kapellmeister des großen Königs, hat sich ein wahrscheinlich aus dem Jahre 1741 stammendes und sich also auf den ersten Schlesischen Krieg beziehendes Klavierstück erhalten, das den Titel trägt: I^g, bg,leg,Klia nisi Il,6 all?ruf8in, Lionesrw psr ü osmbg.1c>. ***) Es ist durch seine von den bisher besprochnen Stücken stark abweichende Form interessant. Weit entfernt davon, die Vorgänge realistisch zu schildern, bietet es vielmehr eine stilisierte Schlacht und zeigt dadurch den Geist der Tonkunst jener Zeit, die unter der Herrschaft der neapolitanischen Schule durchaus der schönen Form huldigte. Wieder mehr aber dem Realismus genähert haben dürfte sich die LatiMg as ?r^us, auf den berühmten Sieg ' Friedrichs, komponiert von Kotzwcira. Sie war für Klaviertrio avso wmbour gesetzt und während vierzig Jahren ein Parade¬ stück durch ganz Europa und sogar in Amerika. Jetzt kommt auch die Zeit der großen Schlachten für Orchester. Vor allem die sich an die französische Revolution anschließenden Kriege haben auf diesem Gebiete eine ungemeine Fruchtbarkeit erzeugt. Der Beethovenbiograph Thayer hat die einschlägigen ^) Es ist eine Beobachtung, die man fast überall bei der mit Worten verbundnen deutschen Musik des siebzehnten und des anfangenden achtzehnten Jahrhunderts machen kann, daß die Komposition hoch über dem Texte steht. Für die Beurteilung des Kulturzustandes ' in jener Zeit, für die bisher meist nur die schriftstellerischen Leistungen maßgebend waren, dürfte man den Wert der Musik noch mehr zu berücksichtigen haben. °"* ) Ein Kenner der Geschichte der Malerei macht mich nachträglich darauf aufmerksam, daß im siebzehnten Jahrhundert wie die Musiker so auch die Maler keine historischen Schlachten, sondern schlechtweg bataiUss darstellten. Mitgeteilt von A. Mayer-Reinach in den Sammetbänder der Internationalen Musik¬ gesellschaft, 4. Jahrgang, S. 478 ff.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/293>, abgerufen am 23.07.2024.