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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Schlachtendarstellungen in der Musik

schrieb 1614 ein Laxrieoio soxra 1a vale-gM". Ein besonders kostbares Stück
ist die Battaglia des Deutschen Joh. Kaspar Kerl, die 1673 erschien.*) So
naiv darin die Schildereien anmuten, so erfreut das Stück doch durch Frische
der Erfindung, Freiheit und Sicherheit der künstlerischen Gestaltung und dürfte
zu allen Zeiten dankbare Spieler finden. Mag manches uns auch ein Lächeln
abnötigen, so ist doch nichts mißzuv erstes", die Klarheit und die Plastik des
Ausdrucks muß man, wie übrigens bei Kerl überall, bewundern. Das Schlacht¬
stück wird eröffnet durch Trommel- und Trompetensignale; tuMto werden sie
durchgeführt und ergeben ein hübsches konzertierendes Einleitungsstückchen. Dann
ertönt ein Pfeifermarsch, eine köstliche kleine Probe historischer Musik. Nachher
platzen die Heere aufeinander, was äußerst einfach aber doch auch wieder so
drastisch, als es auf dem Klavier möglich ist, dargestellt wird. Die künstlerische
Wirkung rettet der Komponist am Schlüsse durch einen feierlich freudigen Gesang,
der die Stimmung der Sieger wiedergibt.

Besonders hervorzuheben sind weiter die Kuhnauschen Kampf- und
Schlachtendarstellungen auf dem Klavier. Johann Kühnan war der unmittel¬
bare Amtsvorgänger Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor in Leipzig.
Man könnte ihn den Liszt oder den Berlioz seiner Zeit nennen. Von viel¬
seitiger, gelehrter Bildung und auch für die Poesie begabt, hat er die Musik seiner
Zeit namentlich durch Vermittlung neuer Ideen, durch Einführung neuer Formen
und durch Vermehrung der Ausdrucks mittel gefördert. Er hat zum Beispiel
die Form der Sonate zum erstenmal auf das Klavier übertragen. Beiträge zu
unserm Thema lieferte er in seinen im Jahre 1700 erschienenen "Musikalische
Vorstellung einiger biblischer Historien" überschriebnen Programmsonaten.**) Be¬
gebenheiten aus dem Alten Testament darstellend, bilden sie eine Art Gegen¬
stück zu den Bilderbibeln. Zum erstenmal finden wir hier ausführliche Pro¬
gramme zugrunde gelegt, wie sie in der modernen Musik wieder Mode geworden
sind. Wir lassen hier ein Stückchen aus dem zur fünften Sonate als Bei¬
spiel folgen. Sie trägt den Titel: "Der Heiland Israelis Gideon." Aus¬
führlich wird zunächst erzählt, wie der Engel Gideon auffordert, sich an die
Spitze der Jsraeliten zu stellen, und dieser zuerst ein "Kreditiv" zu sehen ver¬
langt, "wodurch sich der Engel zu solcher hohen Ambassade legitimieren sollte."
Nachdem er die zahlreichen göttlichen Zeichen erhalten hat und beherzt geworden
ist, fährt das Programm wörtlich fort: "Gideon machet seinen 300 Soldaten
(denn Gott wollte nur durch wenig Mann Wunder tun) ein Hertz, und ver¬
sichert sie der Hülffe des HErrn, giebet ihnen auch Ordre, daß sie, wenn sie
an die Wahl-Statt der Feinde kommen, ihm alles nachtun sollen. Er marchiret
mit 100 Mann voran. Wie er an die erste Wache kömmt, lässet er Lermen
blasen, zerschmeißet mit den Seinigen die Krüge. Die andern 200 thun der¬
gleichen, und dabey wird allemahl eine gewisse Parole gebraucht, daß sie rufen
müssen: Hie Schwert des HErr und Gideon. Hierüber werden die Feinde verzagt,
fliehen in großer Confusion, und werden nicht allein von den nacheilenden
Jsraeliten erwürget, sondern es ist auch unter ihnen selbst eines jeglichen
Schwert wider den andern. Dieses war nun ein sonderlich remarquabler Sieg,
dabey zwey midianitische Könige, Sebald und Zalmuna, redest ihren zweyen
Fürsten Oreb und Seb massacriret worden. Zugeschweigen, daß Gideon nicht
allein die unhöflichen Obersten zu Sucoth moros lehrete, aus Dornen und
Hecken Ruthen band und sie damit züchtigte, sondern auch den Thurm der
Stadt Punct zerbrach und ihre Einwohner erwürgete." Kühnan war nun
übrigens klug genug, nicht dieses ausführliche Programm Wort für Wort in
Instrumentalmusik zu übersetzen, sondern er faßt der langen Worte kurzen Sinn




*) Neuausgabe in den Denkmälern der Tonkunst in Bayern, Band 2, 1901.
**
) Neuausgabe in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 4, 1901.
Schlachtendarstellungen in der Musik

schrieb 1614 ein Laxrieoio soxra 1a vale-gM». Ein besonders kostbares Stück
ist die Battaglia des Deutschen Joh. Kaspar Kerl, die 1673 erschien.*) So
naiv darin die Schildereien anmuten, so erfreut das Stück doch durch Frische
der Erfindung, Freiheit und Sicherheit der künstlerischen Gestaltung und dürfte
zu allen Zeiten dankbare Spieler finden. Mag manches uns auch ein Lächeln
abnötigen, so ist doch nichts mißzuv erstes«, die Klarheit und die Plastik des
Ausdrucks muß man, wie übrigens bei Kerl überall, bewundern. Das Schlacht¬
stück wird eröffnet durch Trommel- und Trompetensignale; tuMto werden sie
durchgeführt und ergeben ein hübsches konzertierendes Einleitungsstückchen. Dann
ertönt ein Pfeifermarsch, eine köstliche kleine Probe historischer Musik. Nachher
platzen die Heere aufeinander, was äußerst einfach aber doch auch wieder so
drastisch, als es auf dem Klavier möglich ist, dargestellt wird. Die künstlerische
Wirkung rettet der Komponist am Schlüsse durch einen feierlich freudigen Gesang,
der die Stimmung der Sieger wiedergibt.

Besonders hervorzuheben sind weiter die Kuhnauschen Kampf- und
Schlachtendarstellungen auf dem Klavier. Johann Kühnan war der unmittel¬
bare Amtsvorgänger Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor in Leipzig.
Man könnte ihn den Liszt oder den Berlioz seiner Zeit nennen. Von viel¬
seitiger, gelehrter Bildung und auch für die Poesie begabt, hat er die Musik seiner
Zeit namentlich durch Vermittlung neuer Ideen, durch Einführung neuer Formen
und durch Vermehrung der Ausdrucks mittel gefördert. Er hat zum Beispiel
die Form der Sonate zum erstenmal auf das Klavier übertragen. Beiträge zu
unserm Thema lieferte er in seinen im Jahre 1700 erschienenen „Musikalische
Vorstellung einiger biblischer Historien" überschriebnen Programmsonaten.**) Be¬
gebenheiten aus dem Alten Testament darstellend, bilden sie eine Art Gegen¬
stück zu den Bilderbibeln. Zum erstenmal finden wir hier ausführliche Pro¬
gramme zugrunde gelegt, wie sie in der modernen Musik wieder Mode geworden
sind. Wir lassen hier ein Stückchen aus dem zur fünften Sonate als Bei¬
spiel folgen. Sie trägt den Titel: „Der Heiland Israelis Gideon." Aus¬
führlich wird zunächst erzählt, wie der Engel Gideon auffordert, sich an die
Spitze der Jsraeliten zu stellen, und dieser zuerst ein „Kreditiv" zu sehen ver¬
langt, „wodurch sich der Engel zu solcher hohen Ambassade legitimieren sollte."
Nachdem er die zahlreichen göttlichen Zeichen erhalten hat und beherzt geworden
ist, fährt das Programm wörtlich fort: „Gideon machet seinen 300 Soldaten
(denn Gott wollte nur durch wenig Mann Wunder tun) ein Hertz, und ver¬
sichert sie der Hülffe des HErrn, giebet ihnen auch Ordre, daß sie, wenn sie
an die Wahl-Statt der Feinde kommen, ihm alles nachtun sollen. Er marchiret
mit 100 Mann voran. Wie er an die erste Wache kömmt, lässet er Lermen
blasen, zerschmeißet mit den Seinigen die Krüge. Die andern 200 thun der¬
gleichen, und dabey wird allemahl eine gewisse Parole gebraucht, daß sie rufen
müssen: Hie Schwert des HErr und Gideon. Hierüber werden die Feinde verzagt,
fliehen in großer Confusion, und werden nicht allein von den nacheilenden
Jsraeliten erwürget, sondern es ist auch unter ihnen selbst eines jeglichen
Schwert wider den andern. Dieses war nun ein sonderlich remarquabler Sieg,
dabey zwey midianitische Könige, Sebald und Zalmuna, redest ihren zweyen
Fürsten Oreb und Seb massacriret worden. Zugeschweigen, daß Gideon nicht
allein die unhöflichen Obersten zu Sucoth moros lehrete, aus Dornen und
Hecken Ruthen band und sie damit züchtigte, sondern auch den Thurm der
Stadt Punct zerbrach und ihre Einwohner erwürgete." Kühnan war nun
übrigens klug genug, nicht dieses ausführliche Programm Wort für Wort in
Instrumentalmusik zu übersetzen, sondern er faßt der langen Worte kurzen Sinn




*) Neuausgabe in den Denkmälern der Tonkunst in Bayern, Band 2, 1901.
**
) Neuausgabe in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 4, 1901.
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[0292] Schlachtendarstellungen in der Musik schrieb 1614 ein Laxrieoio soxra 1a vale-gM». Ein besonders kostbares Stück ist die Battaglia des Deutschen Joh. Kaspar Kerl, die 1673 erschien.*) So naiv darin die Schildereien anmuten, so erfreut das Stück doch durch Frische der Erfindung, Freiheit und Sicherheit der künstlerischen Gestaltung und dürfte zu allen Zeiten dankbare Spieler finden. Mag manches uns auch ein Lächeln abnötigen, so ist doch nichts mißzuv erstes«, die Klarheit und die Plastik des Ausdrucks muß man, wie übrigens bei Kerl überall, bewundern. Das Schlacht¬ stück wird eröffnet durch Trommel- und Trompetensignale; tuMto werden sie durchgeführt und ergeben ein hübsches konzertierendes Einleitungsstückchen. Dann ertönt ein Pfeifermarsch, eine köstliche kleine Probe historischer Musik. Nachher platzen die Heere aufeinander, was äußerst einfach aber doch auch wieder so drastisch, als es auf dem Klavier möglich ist, dargestellt wird. Die künstlerische Wirkung rettet der Komponist am Schlüsse durch einen feierlich freudigen Gesang, der die Stimmung der Sieger wiedergibt. Besonders hervorzuheben sind weiter die Kuhnauschen Kampf- und Schlachtendarstellungen auf dem Klavier. Johann Kühnan war der unmittel¬ bare Amtsvorgänger Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor in Leipzig. Man könnte ihn den Liszt oder den Berlioz seiner Zeit nennen. Von viel¬ seitiger, gelehrter Bildung und auch für die Poesie begabt, hat er die Musik seiner Zeit namentlich durch Vermittlung neuer Ideen, durch Einführung neuer Formen und durch Vermehrung der Ausdrucks mittel gefördert. Er hat zum Beispiel die Form der Sonate zum erstenmal auf das Klavier übertragen. Beiträge zu unserm Thema lieferte er in seinen im Jahre 1700 erschienenen „Musikalische Vorstellung einiger biblischer Historien" überschriebnen Programmsonaten.**) Be¬ gebenheiten aus dem Alten Testament darstellend, bilden sie eine Art Gegen¬ stück zu den Bilderbibeln. Zum erstenmal finden wir hier ausführliche Pro¬ gramme zugrunde gelegt, wie sie in der modernen Musik wieder Mode geworden sind. Wir lassen hier ein Stückchen aus dem zur fünften Sonate als Bei¬ spiel folgen. Sie trägt den Titel: „Der Heiland Israelis Gideon." Aus¬ führlich wird zunächst erzählt, wie der Engel Gideon auffordert, sich an die Spitze der Jsraeliten zu stellen, und dieser zuerst ein „Kreditiv" zu sehen ver¬ langt, „wodurch sich der Engel zu solcher hohen Ambassade legitimieren sollte." Nachdem er die zahlreichen göttlichen Zeichen erhalten hat und beherzt geworden ist, fährt das Programm wörtlich fort: „Gideon machet seinen 300 Soldaten (denn Gott wollte nur durch wenig Mann Wunder tun) ein Hertz, und ver¬ sichert sie der Hülffe des HErrn, giebet ihnen auch Ordre, daß sie, wenn sie an die Wahl-Statt der Feinde kommen, ihm alles nachtun sollen. Er marchiret mit 100 Mann voran. Wie er an die erste Wache kömmt, lässet er Lermen blasen, zerschmeißet mit den Seinigen die Krüge. Die andern 200 thun der¬ gleichen, und dabey wird allemahl eine gewisse Parole gebraucht, daß sie rufen müssen: Hie Schwert des HErr und Gideon. Hierüber werden die Feinde verzagt, fliehen in großer Confusion, und werden nicht allein von den nacheilenden Jsraeliten erwürget, sondern es ist auch unter ihnen selbst eines jeglichen Schwert wider den andern. Dieses war nun ein sonderlich remarquabler Sieg, dabey zwey midianitische Könige, Sebald und Zalmuna, redest ihren zweyen Fürsten Oreb und Seb massacriret worden. Zugeschweigen, daß Gideon nicht allein die unhöflichen Obersten zu Sucoth moros lehrete, aus Dornen und Hecken Ruthen band und sie damit züchtigte, sondern auch den Thurm der Stadt Punct zerbrach und ihre Einwohner erwürgete." Kühnan war nun übrigens klug genug, nicht dieses ausführliche Programm Wort für Wort in Instrumentalmusik zu übersetzen, sondern er faßt der langen Worte kurzen Sinn *) Neuausgabe in den Denkmälern der Tonkunst in Bayern, Band 2, 1901. ** ) Neuausgabe in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 4, 1901.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/292>, abgerufen am 23.07.2024.