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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Schlachtendarstellungen in der Musik

ruhige Synkopen die Aufregung vor der Schlacht geschildert. Dann gehts in
diese selbst. Die verschiednen Trompetensignale für das Fußvolk und für die
Reiterei ertönen, wahrscheinlich vollständig originalgetreu. Mit einem feurigen
Marsch wird angegriffen. Mäßig aber eindrucksvoll genug wird das Kanonen¬
feuer mit schweren Akkorden wiedergegeben. Zur Veranschaulichung des Schlachten¬
gewühls werden im Text onomatopoetische Mittel herangezogen. Hellebarden¬
geklirr, Musketengeknatter, Pfeifen und Sausen der Kugeln werden mit Mitatoo,
xov, xon, xon, eg-rimri usw. nachgeahmt. Eine mächtig aufsteigende, durch alle
Stimmen gehende Figur zeichnet prächtig den Höhepunkt des erbitterten Kampfes.
Den Vorteil, den der Musiker allein hat, nämlich verschiednes zu derselben Zeit
auszudrücken, weiß Janequin am Schluß sehr schön auszunutzen. Die Franzosen
jubeln Viowirs. Eine Stimme dagegen übernimmt die Rolle der geschlagner
Schweizer und singt in barbarischem Deutschwelsch dazwischen verzweiflungsvoll
klagend: L8<zg,inxö, doues trslors bigott,.

Die Komposition ist bei guter Ausführung heute noch wirkungsvoll -- der
Versuch der Wiedergabe ist in Paris in neuerer Zeit mit gutem Gelingen ge¬
macht worden --, und wie als künstlerisches ist das Werk gewiß auch als
kulturgeschichtliches Dokument nicht ganz ohne Wert. Janequin war zwar der
Tonmaler par sxosllöuos in der Chorperiode, er hat auch eine Jagd, den Ge¬
sang der Vögel, sogar den Pariser Straßentumult, los Liis als ?sriL, darge¬
stellt, aber er war bei weitem nicht der einzige, der dergleichen versuchte. Eine
biittilKlig. roorssva (1546) schrieb Reulx, die Schlacht vor Pcivia (1552) ver¬
herrlichte Matthias Hermann; noch 1608 komponierte der Wolfenbüttler Kapell¬
meister Thomas Mcmcinus ein chorisches Tongemälde zur Erinnerung an die
Schlacht bei Sievershausen. Auch der große venezianische Meister Andrea Gabrieli
veröffentlichte (1592) zwei achtstimmige Schlachten. Weiter sind solche nach¬
gewiesen von Tomaso Cimelli (1545), Trojano, Venlo (um 1550), Demant
(1600 und 1615), Harnisch (1604). Melchinger (1608)."-) Wie beliebt sie
waren, ersehen wir auch aus einer nach 1550 angelegten handschriftlichen
Sammlung vierstimmiger Gesänge in der Vasler Universitätsbibliothek, die zwei
Schlachten, die "lang" und die "kurtz" enthält (Mskr. X. 17. 18. 19. 20). Diese
sind freilich bedeutend einfacher und harmloser als die beschriebne von Janequin;
der Hauptwitz besteht hier in der Nachahmung von Trompetenfanfaren.

Aus der Vokalkomposition des sechzehnten Jahrhunderts gingen die
Schlachtendarstellungen auch in die Lautenmusik über. Auf der Laute, dem
vielbeliebten Hausinstrument, wurden sonst ja zumeist Tänze und Volkslieder
gespielt. Wenn man aber zu höhern Formen vorschreiten wollte, so wurden
meist nicht etwa besondre, größere Instrumentalstücke komponiert, sondern man
übertrug die mehrstimmigen Vokalsätze, so gut das gehn wollte, auf die Laute.
Wenn also zum Beispiel der Züricher Formschneider Rudolf Wyssenbach im
Jahre 1550 Lautenstücke "mitsammpt einer Füldschlacht" herausgab, oder wenn
die 1536 veröffentlichte lutadnIutuiA all Iliuto des Francesco da Milano, von
ig, Hawaiis, se altrs ooss dsllissiins versehen war, so werden wir an Über¬
tragungen von Vokalwerken denken müssen. Eine solche ist wahrscheinlich auch
die interessante "Schlacht vor Pcwia," die sich in einem um 1575 geschriebnen
Lautenbuch des Baslers Ludwig Jselin findet. (Basler Universitätsbibliothek,
Mskr. X. 11.) In frohen studentischen Jahren hat sich dieser später als
Rechtsgelehrter und Professor an der vaterstädtischen Universität zu Bedeutung
gelangte Mann eine große Zahl von Lautenstücken zusammengeschrieben. Es
sind neben ein paar Chorälen fast ausschließlich heitere Volkslieder und Tänze.



^Vergleiche A. von Donner, Handbuch der Musikgeschichte, 2. Auflage, Leipzig 1878,
Seite 95, und Ad. Sandberger, Einleitung zum 2. Band des II, Jahrgangs der Denkmäler der
Tonkunst in Bayern, S, luXV,
Schlachtendarstellungen in der Musik

ruhige Synkopen die Aufregung vor der Schlacht geschildert. Dann gehts in
diese selbst. Die verschiednen Trompetensignale für das Fußvolk und für die
Reiterei ertönen, wahrscheinlich vollständig originalgetreu. Mit einem feurigen
Marsch wird angegriffen. Mäßig aber eindrucksvoll genug wird das Kanonen¬
feuer mit schweren Akkorden wiedergegeben. Zur Veranschaulichung des Schlachten¬
gewühls werden im Text onomatopoetische Mittel herangezogen. Hellebarden¬
geklirr, Musketengeknatter, Pfeifen und Sausen der Kugeln werden mit Mitatoo,
xov, xon, xon, eg-rimri usw. nachgeahmt. Eine mächtig aufsteigende, durch alle
Stimmen gehende Figur zeichnet prächtig den Höhepunkt des erbitterten Kampfes.
Den Vorteil, den der Musiker allein hat, nämlich verschiednes zu derselben Zeit
auszudrücken, weiß Janequin am Schluß sehr schön auszunutzen. Die Franzosen
jubeln Viowirs. Eine Stimme dagegen übernimmt die Rolle der geschlagner
Schweizer und singt in barbarischem Deutschwelsch dazwischen verzweiflungsvoll
klagend: L8<zg,inxö, doues trslors bigott,.

Die Komposition ist bei guter Ausführung heute noch wirkungsvoll — der
Versuch der Wiedergabe ist in Paris in neuerer Zeit mit gutem Gelingen ge¬
macht worden —, und wie als künstlerisches ist das Werk gewiß auch als
kulturgeschichtliches Dokument nicht ganz ohne Wert. Janequin war zwar der
Tonmaler par sxosllöuos in der Chorperiode, er hat auch eine Jagd, den Ge¬
sang der Vögel, sogar den Pariser Straßentumult, los Liis als ?sriL, darge¬
stellt, aber er war bei weitem nicht der einzige, der dergleichen versuchte. Eine
biittilKlig. roorssva (1546) schrieb Reulx, die Schlacht vor Pcivia (1552) ver¬
herrlichte Matthias Hermann; noch 1608 komponierte der Wolfenbüttler Kapell¬
meister Thomas Mcmcinus ein chorisches Tongemälde zur Erinnerung an die
Schlacht bei Sievershausen. Auch der große venezianische Meister Andrea Gabrieli
veröffentlichte (1592) zwei achtstimmige Schlachten. Weiter sind solche nach¬
gewiesen von Tomaso Cimelli (1545), Trojano, Venlo (um 1550), Demant
(1600 und 1615), Harnisch (1604). Melchinger (1608)."-) Wie beliebt sie
waren, ersehen wir auch aus einer nach 1550 angelegten handschriftlichen
Sammlung vierstimmiger Gesänge in der Vasler Universitätsbibliothek, die zwei
Schlachten, die „lang" und die „kurtz" enthält (Mskr. X. 17. 18. 19. 20). Diese
sind freilich bedeutend einfacher und harmloser als die beschriebne von Janequin;
der Hauptwitz besteht hier in der Nachahmung von Trompetenfanfaren.

Aus der Vokalkomposition des sechzehnten Jahrhunderts gingen die
Schlachtendarstellungen auch in die Lautenmusik über. Auf der Laute, dem
vielbeliebten Hausinstrument, wurden sonst ja zumeist Tänze und Volkslieder
gespielt. Wenn man aber zu höhern Formen vorschreiten wollte, so wurden
meist nicht etwa besondre, größere Instrumentalstücke komponiert, sondern man
übertrug die mehrstimmigen Vokalsätze, so gut das gehn wollte, auf die Laute.
Wenn also zum Beispiel der Züricher Formschneider Rudolf Wyssenbach im
Jahre 1550 Lautenstücke „mitsammpt einer Füldschlacht" herausgab, oder wenn
die 1536 veröffentlichte lutadnIutuiA all Iliuto des Francesco da Milano, von
ig, Hawaiis, se altrs ooss dsllissiins versehen war, so werden wir an Über¬
tragungen von Vokalwerken denken müssen. Eine solche ist wahrscheinlich auch
die interessante „Schlacht vor Pcwia," die sich in einem um 1575 geschriebnen
Lautenbuch des Baslers Ludwig Jselin findet. (Basler Universitätsbibliothek,
Mskr. X. 11.) In frohen studentischen Jahren hat sich dieser später als
Rechtsgelehrter und Professor an der vaterstädtischen Universität zu Bedeutung
gelangte Mann eine große Zahl von Lautenstücken zusammengeschrieben. Es
sind neben ein paar Chorälen fast ausschließlich heitere Volkslieder und Tänze.



^Vergleiche A. von Donner, Handbuch der Musikgeschichte, 2. Auflage, Leipzig 1878,
Seite 95, und Ad. Sandberger, Einleitung zum 2. Band des II, Jahrgangs der Denkmäler der
Tonkunst in Bayern, S, luXV,
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[0290] Schlachtendarstellungen in der Musik ruhige Synkopen die Aufregung vor der Schlacht geschildert. Dann gehts in diese selbst. Die verschiednen Trompetensignale für das Fußvolk und für die Reiterei ertönen, wahrscheinlich vollständig originalgetreu. Mit einem feurigen Marsch wird angegriffen. Mäßig aber eindrucksvoll genug wird das Kanonen¬ feuer mit schweren Akkorden wiedergegeben. Zur Veranschaulichung des Schlachten¬ gewühls werden im Text onomatopoetische Mittel herangezogen. Hellebarden¬ geklirr, Musketengeknatter, Pfeifen und Sausen der Kugeln werden mit Mitatoo, xov, xon, xon, eg-rimri usw. nachgeahmt. Eine mächtig aufsteigende, durch alle Stimmen gehende Figur zeichnet prächtig den Höhepunkt des erbitterten Kampfes. Den Vorteil, den der Musiker allein hat, nämlich verschiednes zu derselben Zeit auszudrücken, weiß Janequin am Schluß sehr schön auszunutzen. Die Franzosen jubeln Viowirs. Eine Stimme dagegen übernimmt die Rolle der geschlagner Schweizer und singt in barbarischem Deutschwelsch dazwischen verzweiflungsvoll klagend: L8<zg,inxö, doues trslors bigott,. Die Komposition ist bei guter Ausführung heute noch wirkungsvoll — der Versuch der Wiedergabe ist in Paris in neuerer Zeit mit gutem Gelingen ge¬ macht worden —, und wie als künstlerisches ist das Werk gewiß auch als kulturgeschichtliches Dokument nicht ganz ohne Wert. Janequin war zwar der Tonmaler par sxosllöuos in der Chorperiode, er hat auch eine Jagd, den Ge¬ sang der Vögel, sogar den Pariser Straßentumult, los Liis als ?sriL, darge¬ stellt, aber er war bei weitem nicht der einzige, der dergleichen versuchte. Eine biittilKlig. roorssva (1546) schrieb Reulx, die Schlacht vor Pcivia (1552) ver¬ herrlichte Matthias Hermann; noch 1608 komponierte der Wolfenbüttler Kapell¬ meister Thomas Mcmcinus ein chorisches Tongemälde zur Erinnerung an die Schlacht bei Sievershausen. Auch der große venezianische Meister Andrea Gabrieli veröffentlichte (1592) zwei achtstimmige Schlachten. Weiter sind solche nach¬ gewiesen von Tomaso Cimelli (1545), Trojano, Venlo (um 1550), Demant (1600 und 1615), Harnisch (1604). Melchinger (1608)."-) Wie beliebt sie waren, ersehen wir auch aus einer nach 1550 angelegten handschriftlichen Sammlung vierstimmiger Gesänge in der Vasler Universitätsbibliothek, die zwei Schlachten, die „lang" und die „kurtz" enthält (Mskr. X. 17. 18. 19. 20). Diese sind freilich bedeutend einfacher und harmloser als die beschriebne von Janequin; der Hauptwitz besteht hier in der Nachahmung von Trompetenfanfaren. Aus der Vokalkomposition des sechzehnten Jahrhunderts gingen die Schlachtendarstellungen auch in die Lautenmusik über. Auf der Laute, dem vielbeliebten Hausinstrument, wurden sonst ja zumeist Tänze und Volkslieder gespielt. Wenn man aber zu höhern Formen vorschreiten wollte, so wurden meist nicht etwa besondre, größere Instrumentalstücke komponiert, sondern man übertrug die mehrstimmigen Vokalsätze, so gut das gehn wollte, auf die Laute. Wenn also zum Beispiel der Züricher Formschneider Rudolf Wyssenbach im Jahre 1550 Lautenstücke „mitsammpt einer Füldschlacht" herausgab, oder wenn die 1536 veröffentlichte lutadnIutuiA all Iliuto des Francesco da Milano, von ig, Hawaiis, se altrs ooss dsllissiins versehen war, so werden wir an Über¬ tragungen von Vokalwerken denken müssen. Eine solche ist wahrscheinlich auch die interessante „Schlacht vor Pcwia," die sich in einem um 1575 geschriebnen Lautenbuch des Baslers Ludwig Jselin findet. (Basler Universitätsbibliothek, Mskr. X. 11.) In frohen studentischen Jahren hat sich dieser später als Rechtsgelehrter und Professor an der vaterstädtischen Universität zu Bedeutung gelangte Mann eine große Zahl von Lautenstücken zusammengeschrieben. Es sind neben ein paar Chorälen fast ausschließlich heitere Volkslieder und Tänze. ^Vergleiche A. von Donner, Handbuch der Musikgeschichte, 2. Auflage, Leipzig 1878, Seite 95, und Ad. Sandberger, Einleitung zum 2. Band des II, Jahrgangs der Denkmäler der Tonkunst in Bayern, S, luXV,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/290>, abgerufen am 23.07.2024.