Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.Lhamberlams britische Reichspolitik seinen eignen Waffen schlug; die Engländer traten dem hansischen Handel in England war aus einem reinen Agrarstaat allmählich zu einem Lande Diese Herausforderung mußten die bedrängten Länder aufnehmen, aber Lhamberlams britische Reichspolitik seinen eignen Waffen schlug; die Engländer traten dem hansischen Handel in England war aus einem reinen Agrarstaat allmählich zu einem Lande Diese Herausforderung mußten die bedrängten Länder aufnehmen, aber <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294667"/> <fw type="header" place="top"> Lhamberlams britische Reichspolitik</fw><lb/> <p xml:id="ID_1073" prev="#ID_1072"> seinen eignen Waffen schlug; die Engländer traten dem hansischen Handel in<lb/> der Ostsee offen entgegen, und deu Wendepunkt bezeichnet vielleicht die Gründung<lb/> der englischen Faktorei in Danzig 1423. Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts<lb/> folgt der englische Wollstapel in Antwerpen, und der englische Händler Thomas<lb/> Gresham betreibt offen die Politik, den englischen Handel auf eigne Füße zu<lb/> stellen, unterstützt von der nach hansischem Muster gegründeten Kaufmanngilde<lb/> der NöredAQt ^ävsnwre-rs; und bald galt es mehr, sich des englischen Handels<lb/> auf dem Festlande zu erwehren, als die hanseatischen Freiheiten in England<lb/> zu erhalten. Als Kaiser Rudolf der Zweite 1598 den Nsrods-ut ^.ävsnwrsrs<lb/> den Aufenthalt im Deutschen Reiche und das Betreiben von Geschäften unter¬<lb/> sagte, wurde der Stahlhof in London durch die englische Regierung geschlossen.<lb/> Und wenn er auch später wieder zurückgegeben wurde, der Einfluß der Hansen<lb/> in England war gebrochen; dagegen räumte Hamburg 1611 den ^.civönwrsrs<lb/> die Stadt als Stapelplatz für den englischen Tuchhandel zum zweitenmal ein und<lb/> blieb zwei Jahrhunderte lang eine „auswärtige Faktorei des britischen Handels<lb/> in Mitteleuropa." Den Italienern ging es nicht besser, die Handelfahrten von<lb/> Venedig und Genna nach England gingen ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1074"> England war aus einem reinen Agrarstaat allmählich zu einem Lande<lb/> geworden, das seine eignen Gewerbe, vor allem die Tuchindustrie als Haus¬<lb/> industrie, schnell entwickeln mußte, da es seiner durch das Bauernlegen lautlos<lb/> gewordnen Bevölkerung Arbeit und Unterhalt zu schaffen hatte. Es wurde hier¬<lb/> bei wirksam durch festländische Gewerbetreibende vor allem aus den Niederlanden<lb/> unterstützt, die die Religionstreue vom heimischen Herde vertrieben hatte. Eng¬<lb/> land wagte sich nunmehr auch seit dem Zeitalter der Königin Elisabeth auf<lb/> das Meer hinaus, und zwar von vornherein mit großer Tatkraft und Umsicht,<lb/> weil der englische Handel ein Monopol der Könige war, die nur große<lb/> Gesellschaften privilegierten, sich selbst mit dem Adel daran beteiligten und auf<lb/> diese Weise bald ein Netz von Handelskompagnien über die Länder zogen, die<lb/> damals die Welt bedeuteten, darunter die englisch-ostindische Kompagnie 1600.<lb/> Aber noch blieben die Niederlande, Spanien und Frankreich als gefährliche<lb/> Nebenbuhler bestehn, denen mit der Navigationsakte 1651 der Fehdehandschuh<lb/> hingeworfen wurde, die „die volkswirtschaftliche Unabhüngigkeitserklärung des<lb/> britischen Reiches" durch Cromwell bedeutete. Waren aus Amerika, Asien und<lb/> Afrika durften nur auf solchen Schiffen, die nach Bau und Bemannung englisch<lb/> waren, nach England gebracht werden, oder auf Schiffen der Volker, von denen<lb/> die Waren stammten. Also ein Verbot jedes Zwischenhandels, worin eine der<lb/> stärksten Wurzeln der spätern englischen Macht liegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1075" next="#ID_1076"> Diese Herausforderung mußten die bedrängten Länder aufnehmen, aber<lb/> sie hatten dabei wenig Glück, die Vernichtung der Armada, der Gewinn von<lb/> Jamaika und von Neu-Niederland bezeichnen die englischen Erfolge. Die<lb/> englischen Auswandrer hatten in dieser Zeit einen Teil von Nordamerika mit<lb/> Erfolg kolonisiert, England hatte hier in seinen nordamerikanischen Tochter¬<lb/> ländern wichtige Stützpunkte für seine weitern überseeischen Unternehmungen<lb/> sowie für seine Einfuhr und Ausfuhr gewonnen, und nach dem Frieden von<lb/> Breda beherrschte es die ganze atlantische Küste Nordamerikas von Akadien</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
Lhamberlams britische Reichspolitik
seinen eignen Waffen schlug; die Engländer traten dem hansischen Handel in
der Ostsee offen entgegen, und deu Wendepunkt bezeichnet vielleicht die Gründung
der englischen Faktorei in Danzig 1423. Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts
folgt der englische Wollstapel in Antwerpen, und der englische Händler Thomas
Gresham betreibt offen die Politik, den englischen Handel auf eigne Füße zu
stellen, unterstützt von der nach hansischem Muster gegründeten Kaufmanngilde
der NöredAQt ^ävsnwre-rs; und bald galt es mehr, sich des englischen Handels
auf dem Festlande zu erwehren, als die hanseatischen Freiheiten in England
zu erhalten. Als Kaiser Rudolf der Zweite 1598 den Nsrods-ut ^.ävsnwrsrs
den Aufenthalt im Deutschen Reiche und das Betreiben von Geschäften unter¬
sagte, wurde der Stahlhof in London durch die englische Regierung geschlossen.
Und wenn er auch später wieder zurückgegeben wurde, der Einfluß der Hansen
in England war gebrochen; dagegen räumte Hamburg 1611 den ^.civönwrsrs
die Stadt als Stapelplatz für den englischen Tuchhandel zum zweitenmal ein und
blieb zwei Jahrhunderte lang eine „auswärtige Faktorei des britischen Handels
in Mitteleuropa." Den Italienern ging es nicht besser, die Handelfahrten von
Venedig und Genna nach England gingen ein.
England war aus einem reinen Agrarstaat allmählich zu einem Lande
geworden, das seine eignen Gewerbe, vor allem die Tuchindustrie als Haus¬
industrie, schnell entwickeln mußte, da es seiner durch das Bauernlegen lautlos
gewordnen Bevölkerung Arbeit und Unterhalt zu schaffen hatte. Es wurde hier¬
bei wirksam durch festländische Gewerbetreibende vor allem aus den Niederlanden
unterstützt, die die Religionstreue vom heimischen Herde vertrieben hatte. Eng¬
land wagte sich nunmehr auch seit dem Zeitalter der Königin Elisabeth auf
das Meer hinaus, und zwar von vornherein mit großer Tatkraft und Umsicht,
weil der englische Handel ein Monopol der Könige war, die nur große
Gesellschaften privilegierten, sich selbst mit dem Adel daran beteiligten und auf
diese Weise bald ein Netz von Handelskompagnien über die Länder zogen, die
damals die Welt bedeuteten, darunter die englisch-ostindische Kompagnie 1600.
Aber noch blieben die Niederlande, Spanien und Frankreich als gefährliche
Nebenbuhler bestehn, denen mit der Navigationsakte 1651 der Fehdehandschuh
hingeworfen wurde, die „die volkswirtschaftliche Unabhüngigkeitserklärung des
britischen Reiches" durch Cromwell bedeutete. Waren aus Amerika, Asien und
Afrika durften nur auf solchen Schiffen, die nach Bau und Bemannung englisch
waren, nach England gebracht werden, oder auf Schiffen der Volker, von denen
die Waren stammten. Also ein Verbot jedes Zwischenhandels, worin eine der
stärksten Wurzeln der spätern englischen Macht liegt.
Diese Herausforderung mußten die bedrängten Länder aufnehmen, aber
sie hatten dabei wenig Glück, die Vernichtung der Armada, der Gewinn von
Jamaika und von Neu-Niederland bezeichnen die englischen Erfolge. Die
englischen Auswandrer hatten in dieser Zeit einen Teil von Nordamerika mit
Erfolg kolonisiert, England hatte hier in seinen nordamerikanischen Tochter¬
ländern wichtige Stützpunkte für seine weitern überseeischen Unternehmungen
sowie für seine Einfuhr und Ausfuhr gewonnen, und nach dem Frieden von
Breda beherrschte es die ganze atlantische Küste Nordamerikas von Akadien
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