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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

richtige Bewertung dieses Aufblühens wird immer der beste Schutz gegen Mißver¬
ständnisse zwischen beiden Ländern sein. Das Nebeneinanderwehen der beiden
Herrscherstandarten gerade im Kieler Hafen enthält doch manche Bürgschaften für
die Zukunft, die sich hoffentlich segensreich entwickeln werden. König Eduard ist
in Kiel und in Hamburg Zeuge eines großen Aufschwungs gewesen, und er hat
-- abgesehen von Her vollen Beherrschung der deutschen Sprache -- für Deutsch¬
land und deutsches Wesen Verständnis genug, daß er in Kaiser Wilhelms Worten
den Sinn erfaßt haben wird: Dies ist unser, so laßt uns sagen und so es be¬
h aupten!



Volksschullehrer und Universität.

Zu Pfingsten hat in Königsberg der
allgemeine deutsche Lehrcrtag seine Versammlung abgehalten und sich besonders mit
dem Thema: "Universität und Volksschullehrer" beschäftigt. Eine Einigkeit in allen
Punkten ist hier ebensowenig erreicht worden, wie es in andern Versammlungen der
Fall zu sein pflegt; aber das eine ließ sich voraussagen und ist auch eingetreten,
daß man nämlich eine Zulassung der Volksschullehrer zum Studium energisch ge¬
fordert hat, zumal da die Universitäten Gießen, Jena, Tübingen und Leipzig damit
vorangegangen sind. Da ist es vielleicht nicht ohne Nutzen, wenn ein Hochschullehrer,
der selbst Erfahrungen mit Volksschullehrern gemacht hat, seine warnende Stimme
erhebt. Die erste Frage, die sich uns Dozenten aufdrängt, ist die, ob denn die
Lehrer eine.genügende Vorbildung mitbringen, eine, die der der übrigen Stu¬
denten entspricht. Diese Frage mußte bisher ganz entschieden verneint werden*);
die Seminarvorbildung der Lehrer durfte sich mit der auf den höhern Schulen
gewonnenen nicht vergleichen, und wenn trotzdem einzelne Lehrer Erfolge ans der
Universität errangen, so waren das im Vergleich zu der Gesamtheit sehr wenig
Fälle; hervorragend begabte Menschen vermögen natürlich immer durch großen Fleiß
die mangelnde Vorbildung in privater Arbeit zu ergänzen. Neuerdings ist nun der
Lehrplan der preußischen Präpcirandencmstalten und Seminare abgeändert und zum
Beispiel eine fremde Sprache als obligatorisch eingeführt worden; wie mit Sicherheit
vorauszusehen war, hat man in Königsberg diese Vorbildung als der in den höhern
Schulen gewonnenen gleichwertig bezeichnet und daraufhin den Zutritt zur Uni¬
versität verlangt. Nun liegen Erfahrungen mit den so vorgebildeten Lehrern frei¬
lich noch nicht vor, und es wird sich empfehlen, abzuwarten, bis sie vorhanden sind.
Aber wer in Preußen mit Volksschullehrern zu tun gehabt hat, wird der Sache sehr
skeptisch gegenüberstehn; denn die bisherige Vorbildung war für die Universität so
entschieden ungenügend, daß nur eine sehr viel stärkere Umwälzung hier Wandel
schaffen könnte. Deshalb fordern ja viele eine Vorbildung der Lehrer auf der Real-
uud der Oberrenlschule. Kein Dozent, der seine Aufgabe ernst nimmt und das geistige
Niveau seiner Studenten auf einer gewissen Höhe zu erhalten sucht, wird sich von
einer weitgehenden Zulassung von Volksschullehrern in seinen Vorlesungen jemals
viel versprechen; entweder er nimmt keine Rücksicht auf sie: dann bringt ihnen das
Studium keinen Nutzen; oder er geht auf ihr Auffassungsvermögen ein: dann muß
er seine Vorlesungen immer elementarer gestalten.

Die andre Frage ist wichtiger, weil sie die Allgemeinheit angeht. Sie lautet:
Welchen Nutzen sollen denn die Volksschullehrer vom Universittttsstudium haben?
Daß sie die auf der Universität gewonnenen Kenntnisse für den Unterricht in der
Volksschule wenig oder gar nicht verwerten können, ist ohne weiteres klar; den
Volksschülern ist z. B. eine gründlichere Kenntnis der deutschen Orthographie und
Grammatik doch gewiß nötiger als irgend etwas andres; wie viele, die einen ganz
regelmäßigen Schulunterricht genossen haben, können "in" mit dem Dativ und
mit dem Akkusativ nicht auseinander halten! Für den Unterricht an der Volksschule



*) Vgl. das in der Täglichen Rundschau vom 19. April abgedruckte Gutachten des Ber¬
liner Geographen von Richthofen,
Maßgebliches und Unmaßgebliches

richtige Bewertung dieses Aufblühens wird immer der beste Schutz gegen Mißver¬
ständnisse zwischen beiden Ländern sein. Das Nebeneinanderwehen der beiden
Herrscherstandarten gerade im Kieler Hafen enthält doch manche Bürgschaften für
die Zukunft, die sich hoffentlich segensreich entwickeln werden. König Eduard ist
in Kiel und in Hamburg Zeuge eines großen Aufschwungs gewesen, und er hat
— abgesehen von Her vollen Beherrschung der deutschen Sprache — für Deutsch¬
land und deutsches Wesen Verständnis genug, daß er in Kaiser Wilhelms Worten
den Sinn erfaßt haben wird: Dies ist unser, so laßt uns sagen und so es be¬
h aupten!



Volksschullehrer und Universität.

Zu Pfingsten hat in Königsberg der
allgemeine deutsche Lehrcrtag seine Versammlung abgehalten und sich besonders mit
dem Thema: „Universität und Volksschullehrer" beschäftigt. Eine Einigkeit in allen
Punkten ist hier ebensowenig erreicht worden, wie es in andern Versammlungen der
Fall zu sein pflegt; aber das eine ließ sich voraussagen und ist auch eingetreten,
daß man nämlich eine Zulassung der Volksschullehrer zum Studium energisch ge¬
fordert hat, zumal da die Universitäten Gießen, Jena, Tübingen und Leipzig damit
vorangegangen sind. Da ist es vielleicht nicht ohne Nutzen, wenn ein Hochschullehrer,
der selbst Erfahrungen mit Volksschullehrern gemacht hat, seine warnende Stimme
erhebt. Die erste Frage, die sich uns Dozenten aufdrängt, ist die, ob denn die
Lehrer eine.genügende Vorbildung mitbringen, eine, die der der übrigen Stu¬
denten entspricht. Diese Frage mußte bisher ganz entschieden verneint werden*);
die Seminarvorbildung der Lehrer durfte sich mit der auf den höhern Schulen
gewonnenen nicht vergleichen, und wenn trotzdem einzelne Lehrer Erfolge ans der
Universität errangen, so waren das im Vergleich zu der Gesamtheit sehr wenig
Fälle; hervorragend begabte Menschen vermögen natürlich immer durch großen Fleiß
die mangelnde Vorbildung in privater Arbeit zu ergänzen. Neuerdings ist nun der
Lehrplan der preußischen Präpcirandencmstalten und Seminare abgeändert und zum
Beispiel eine fremde Sprache als obligatorisch eingeführt worden; wie mit Sicherheit
vorauszusehen war, hat man in Königsberg diese Vorbildung als der in den höhern
Schulen gewonnenen gleichwertig bezeichnet und daraufhin den Zutritt zur Uni¬
versität verlangt. Nun liegen Erfahrungen mit den so vorgebildeten Lehrern frei¬
lich noch nicht vor, und es wird sich empfehlen, abzuwarten, bis sie vorhanden sind.
Aber wer in Preußen mit Volksschullehrern zu tun gehabt hat, wird der Sache sehr
skeptisch gegenüberstehn; denn die bisherige Vorbildung war für die Universität so
entschieden ungenügend, daß nur eine sehr viel stärkere Umwälzung hier Wandel
schaffen könnte. Deshalb fordern ja viele eine Vorbildung der Lehrer auf der Real-
uud der Oberrenlschule. Kein Dozent, der seine Aufgabe ernst nimmt und das geistige
Niveau seiner Studenten auf einer gewissen Höhe zu erhalten sucht, wird sich von
einer weitgehenden Zulassung von Volksschullehrern in seinen Vorlesungen jemals
viel versprechen; entweder er nimmt keine Rücksicht auf sie: dann bringt ihnen das
Studium keinen Nutzen; oder er geht auf ihr Auffassungsvermögen ein: dann muß
er seine Vorlesungen immer elementarer gestalten.

Die andre Frage ist wichtiger, weil sie die Allgemeinheit angeht. Sie lautet:
Welchen Nutzen sollen denn die Volksschullehrer vom Universittttsstudium haben?
Daß sie die auf der Universität gewonnenen Kenntnisse für den Unterricht in der
Volksschule wenig oder gar nicht verwerten können, ist ohne weiteres klar; den
Volksschülern ist z. B. eine gründlichere Kenntnis der deutschen Orthographie und
Grammatik doch gewiß nötiger als irgend etwas andres; wie viele, die einen ganz
regelmäßigen Schulunterricht genossen haben, können „in" mit dem Dativ und
mit dem Akkusativ nicht auseinander halten! Für den Unterricht an der Volksschule



*) Vgl. das in der Täglichen Rundschau vom 19. April abgedruckte Gutachten des Ber¬
liner Geographen von Richthofen,
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[0790] Maßgebliches und Unmaßgebliches richtige Bewertung dieses Aufblühens wird immer der beste Schutz gegen Mißver¬ ständnisse zwischen beiden Ländern sein. Das Nebeneinanderwehen der beiden Herrscherstandarten gerade im Kieler Hafen enthält doch manche Bürgschaften für die Zukunft, die sich hoffentlich segensreich entwickeln werden. König Eduard ist in Kiel und in Hamburg Zeuge eines großen Aufschwungs gewesen, und er hat — abgesehen von Her vollen Beherrschung der deutschen Sprache — für Deutsch¬ land und deutsches Wesen Verständnis genug, daß er in Kaiser Wilhelms Worten den Sinn erfaßt haben wird: Dies ist unser, so laßt uns sagen und so es be¬ h aupten! Volksschullehrer und Universität. Zu Pfingsten hat in Königsberg der allgemeine deutsche Lehrcrtag seine Versammlung abgehalten und sich besonders mit dem Thema: „Universität und Volksschullehrer" beschäftigt. Eine Einigkeit in allen Punkten ist hier ebensowenig erreicht worden, wie es in andern Versammlungen der Fall zu sein pflegt; aber das eine ließ sich voraussagen und ist auch eingetreten, daß man nämlich eine Zulassung der Volksschullehrer zum Studium energisch ge¬ fordert hat, zumal da die Universitäten Gießen, Jena, Tübingen und Leipzig damit vorangegangen sind. Da ist es vielleicht nicht ohne Nutzen, wenn ein Hochschullehrer, der selbst Erfahrungen mit Volksschullehrern gemacht hat, seine warnende Stimme erhebt. Die erste Frage, die sich uns Dozenten aufdrängt, ist die, ob denn die Lehrer eine.genügende Vorbildung mitbringen, eine, die der der übrigen Stu¬ denten entspricht. Diese Frage mußte bisher ganz entschieden verneint werden*); die Seminarvorbildung der Lehrer durfte sich mit der auf den höhern Schulen gewonnenen nicht vergleichen, und wenn trotzdem einzelne Lehrer Erfolge ans der Universität errangen, so waren das im Vergleich zu der Gesamtheit sehr wenig Fälle; hervorragend begabte Menschen vermögen natürlich immer durch großen Fleiß die mangelnde Vorbildung in privater Arbeit zu ergänzen. Neuerdings ist nun der Lehrplan der preußischen Präpcirandencmstalten und Seminare abgeändert und zum Beispiel eine fremde Sprache als obligatorisch eingeführt worden; wie mit Sicherheit vorauszusehen war, hat man in Königsberg diese Vorbildung als der in den höhern Schulen gewonnenen gleichwertig bezeichnet und daraufhin den Zutritt zur Uni¬ versität verlangt. Nun liegen Erfahrungen mit den so vorgebildeten Lehrern frei¬ lich noch nicht vor, und es wird sich empfehlen, abzuwarten, bis sie vorhanden sind. Aber wer in Preußen mit Volksschullehrern zu tun gehabt hat, wird der Sache sehr skeptisch gegenüberstehn; denn die bisherige Vorbildung war für die Universität so entschieden ungenügend, daß nur eine sehr viel stärkere Umwälzung hier Wandel schaffen könnte. Deshalb fordern ja viele eine Vorbildung der Lehrer auf der Real- uud der Oberrenlschule. Kein Dozent, der seine Aufgabe ernst nimmt und das geistige Niveau seiner Studenten auf einer gewissen Höhe zu erhalten sucht, wird sich von einer weitgehenden Zulassung von Volksschullehrern in seinen Vorlesungen jemals viel versprechen; entweder er nimmt keine Rücksicht auf sie: dann bringt ihnen das Studium keinen Nutzen; oder er geht auf ihr Auffassungsvermögen ein: dann muß er seine Vorlesungen immer elementarer gestalten. Die andre Frage ist wichtiger, weil sie die Allgemeinheit angeht. Sie lautet: Welchen Nutzen sollen denn die Volksschullehrer vom Universittttsstudium haben? Daß sie die auf der Universität gewonnenen Kenntnisse für den Unterricht in der Volksschule wenig oder gar nicht verwerten können, ist ohne weiteres klar; den Volksschülern ist z. B. eine gründlichere Kenntnis der deutschen Orthographie und Grammatik doch gewiß nötiger als irgend etwas andres; wie viele, die einen ganz regelmäßigen Schulunterricht genossen haben, können „in" mit dem Dativ und mit dem Akkusativ nicht auseinander halten! Für den Unterricht an der Volksschule *) Vgl. das in der Täglichen Rundschau vom 19. April abgedruckte Gutachten des Ber¬ liner Geographen von Richthofen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/790>, abgerufen am 13.11.2024.