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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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in dem feuerroten Stoff, der den Goldrahmen des großen Bildes umfaßte und
den Altar ringsumher umkleidete.

Dann der Eichenkranz! Mit wie freudigem Stolz hatten sie, die Kiuder
des Hauses, auf dieses Werk ihrer Hände geschaut, das rund um den Altartisch
herumlief und das weiße Leinentuch umkränzte, in dessen Mitte das Allerheiligste
stehn sollte.

Damals war es schnell gegangen mit dem Jneinanderstecken der Blätter, mit
der Vollendung des Kranzes. Heute hatte der Präsident Mühe damit. Gar zu
lange Zeit war vergangen, seit er den letzten Kranz für den Altar oder zum
Schmuck des Scheunentors im Herbst geflochten hatte, wenn der Bauthahn auf dem
Hofe eingefahren wurde.

Seine Mutter hatte dann unter dem offnen Tor gestanden, unter dem grünen
Kranz, und hatte dem Stoffer, dem Großknecht, das Glas Wein geboten, und her¬
nach am Abend hatte sie mit dem Stoffer den Ball eröffnet auf der Tenne. Wie
die Musikanten fiedelten und drauflos bliesen, wie die Paare durcheinander tanzten!
Die Kinder standen in den Ecken umher oder saßen im Futtertrog der Kühe, die
zu beiden Seiten der Tenne in Reihen angekettet waren in ihrem Stall und mit
großen runden Augen dem Tanz zuschauten.

Ja, der Piepershof! die Jugendzeit! Wie schön war das alles gewesen!
Und der Mittelpunkt des Ganzen war sie gewesen, die da auf dem Bette lag und
die Augen geschlossen hatte für immer.

Sie hatte als Magd auf dem Piepershof gedient. Als dann die erste Frau
seines Vaters, von der dieser keine Kinder hatte, gestorben war, da hatte der rauhe,
wüste, reiche, stolze, uicht mehr junge Schulze Pieper die blutjunge Lore Dorer
geheiratet, deren Mutter aus Gnade und Barmherzigkeit in dem Häuslerhüttchen
am Walde wohnte, das zum Piepershof gehörte, und die nichts mitgebracht hatte
in die Ehe als das fadenscheinige Kleid, das sie auf dem Leibe trug.

Daß sie schön gewesen war in der Jugend, seine Mutter, das sah man noch
heute in dem Ebenmaß, in dem feinen Schnitt des Antlitzes der Toten. Der Prä¬
sident entsann sich wohl aus seiner Kinderzeit, wie oft er mit den Augen an ihren
Zügen gehangen hatte, an ihren sanften blauen Augen, die doch so sicher schauen
konnten, so klug und ernst, Wenns nottat; an ihrer Gestalt, die weich und schlank
geblieben war bis ins hohe Alter hinein trotz aller Arbeit, trotz aller Last und Plage
ihres Lebens. Das schönste Mädchen war sie gewesen weit und breit, die arme Lore
Dorer. Der alte, stolze, wüste Schulze Pieper hatte sich in sie verliebt; er mußte
sie haben. Sagst du nicht ja, werfe ich deine lahme Mutter zum Haus hinaus!

So war sie die Frau auf dem Hof geworden, auf dem sie erst gedient hatte.
Sie verstand es, die Leute, die ganze Wirtschaft in Ordnung zu halten trotz ihrer
Jngend, trotzdem daß sie das Befehlen nicht gewohnt war. Was sie zu leiden
hatte, wenn der Schulze aus dem Wirtshaus heimkam, den schweren Rausch im
Kopf, und auf den Tisch schlug, sie hatte es nie gesagt. Der Präsident aber wußte
es, er hatte es mit erlebt. Er war das zweite in der Reihe von sieben Kindern,
sechs Söhnen und einer Tochter, die rasch nacheinander auf dem Piepershof er¬
schienen waren. Der Mutter sah man nichts an. Es ist, als wenn sie immer
jünger würde im Kindbett, die Meersch Piepers, und frischer und feiner, sagten
die Leute.

Wie sie dann die Kinder Pflegte, erzog, zur Arbeit anhielt schon in erster
Jugend! Kaum daß sie ordentlich laufen konnten, da mußten die beiden ältesten
Söhne schon kleine Handreichungen und Arbeiten verrichten, ihren Kräften ent¬
sprechend. Dem Ältesten, der der Anerbe werden sollte, und der ein starker,
kräftiger Junge war, dem wurde es leicht. Der Präsident, der schmächtig gebaut
und zart von Gliedern war, und dessen Sinn schon früh zum Denken stand, zum
Sinnen, Träumen, zu den Büchern, zum Lernen, entsann sich genau, wie schwer
es ihm geworden war, das Brennholz klein zu hacken, in die Küche zu tragen,


westfälisch«: Geschichten

in dem feuerroten Stoff, der den Goldrahmen des großen Bildes umfaßte und
den Altar ringsumher umkleidete.

Dann der Eichenkranz! Mit wie freudigem Stolz hatten sie, die Kiuder
des Hauses, auf dieses Werk ihrer Hände geschaut, das rund um den Altartisch
herumlief und das weiße Leinentuch umkränzte, in dessen Mitte das Allerheiligste
stehn sollte.

Damals war es schnell gegangen mit dem Jneinanderstecken der Blätter, mit
der Vollendung des Kranzes. Heute hatte der Präsident Mühe damit. Gar zu
lange Zeit war vergangen, seit er den letzten Kranz für den Altar oder zum
Schmuck des Scheunentors im Herbst geflochten hatte, wenn der Bauthahn auf dem
Hofe eingefahren wurde.

Seine Mutter hatte dann unter dem offnen Tor gestanden, unter dem grünen
Kranz, und hatte dem Stoffer, dem Großknecht, das Glas Wein geboten, und her¬
nach am Abend hatte sie mit dem Stoffer den Ball eröffnet auf der Tenne. Wie
die Musikanten fiedelten und drauflos bliesen, wie die Paare durcheinander tanzten!
Die Kinder standen in den Ecken umher oder saßen im Futtertrog der Kühe, die
zu beiden Seiten der Tenne in Reihen angekettet waren in ihrem Stall und mit
großen runden Augen dem Tanz zuschauten.

Ja, der Piepershof! die Jugendzeit! Wie schön war das alles gewesen!
Und der Mittelpunkt des Ganzen war sie gewesen, die da auf dem Bette lag und
die Augen geschlossen hatte für immer.

Sie hatte als Magd auf dem Piepershof gedient. Als dann die erste Frau
seines Vaters, von der dieser keine Kinder hatte, gestorben war, da hatte der rauhe,
wüste, reiche, stolze, uicht mehr junge Schulze Pieper die blutjunge Lore Dorer
geheiratet, deren Mutter aus Gnade und Barmherzigkeit in dem Häuslerhüttchen
am Walde wohnte, das zum Piepershof gehörte, und die nichts mitgebracht hatte
in die Ehe als das fadenscheinige Kleid, das sie auf dem Leibe trug.

Daß sie schön gewesen war in der Jugend, seine Mutter, das sah man noch
heute in dem Ebenmaß, in dem feinen Schnitt des Antlitzes der Toten. Der Prä¬
sident entsann sich wohl aus seiner Kinderzeit, wie oft er mit den Augen an ihren
Zügen gehangen hatte, an ihren sanften blauen Augen, die doch so sicher schauen
konnten, so klug und ernst, Wenns nottat; an ihrer Gestalt, die weich und schlank
geblieben war bis ins hohe Alter hinein trotz aller Arbeit, trotz aller Last und Plage
ihres Lebens. Das schönste Mädchen war sie gewesen weit und breit, die arme Lore
Dorer. Der alte, stolze, wüste Schulze Pieper hatte sich in sie verliebt; er mußte
sie haben. Sagst du nicht ja, werfe ich deine lahme Mutter zum Haus hinaus!

So war sie die Frau auf dem Hof geworden, auf dem sie erst gedient hatte.
Sie verstand es, die Leute, die ganze Wirtschaft in Ordnung zu halten trotz ihrer
Jngend, trotzdem daß sie das Befehlen nicht gewohnt war. Was sie zu leiden
hatte, wenn der Schulze aus dem Wirtshaus heimkam, den schweren Rausch im
Kopf, und auf den Tisch schlug, sie hatte es nie gesagt. Der Präsident aber wußte
es, er hatte es mit erlebt. Er war das zweite in der Reihe von sieben Kindern,
sechs Söhnen und einer Tochter, die rasch nacheinander auf dem Piepershof er¬
schienen waren. Der Mutter sah man nichts an. Es ist, als wenn sie immer
jünger würde im Kindbett, die Meersch Piepers, und frischer und feiner, sagten
die Leute.

Wie sie dann die Kinder Pflegte, erzog, zur Arbeit anhielt schon in erster
Jugend! Kaum daß sie ordentlich laufen konnten, da mußten die beiden ältesten
Söhne schon kleine Handreichungen und Arbeiten verrichten, ihren Kräften ent¬
sprechend. Dem Ältesten, der der Anerbe werden sollte, und der ein starker,
kräftiger Junge war, dem wurde es leicht. Der Präsident, der schmächtig gebaut
und zart von Gliedern war, und dessen Sinn schon früh zum Denken stand, zum
Sinnen, Träumen, zu den Büchern, zum Lernen, entsann sich genau, wie schwer
es ihm geworden war, das Brennholz klein zu hacken, in die Küche zu tragen,


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[0778] westfälisch«: Geschichten in dem feuerroten Stoff, der den Goldrahmen des großen Bildes umfaßte und den Altar ringsumher umkleidete. Dann der Eichenkranz! Mit wie freudigem Stolz hatten sie, die Kiuder des Hauses, auf dieses Werk ihrer Hände geschaut, das rund um den Altartisch herumlief und das weiße Leinentuch umkränzte, in dessen Mitte das Allerheiligste stehn sollte. Damals war es schnell gegangen mit dem Jneinanderstecken der Blätter, mit der Vollendung des Kranzes. Heute hatte der Präsident Mühe damit. Gar zu lange Zeit war vergangen, seit er den letzten Kranz für den Altar oder zum Schmuck des Scheunentors im Herbst geflochten hatte, wenn der Bauthahn auf dem Hofe eingefahren wurde. Seine Mutter hatte dann unter dem offnen Tor gestanden, unter dem grünen Kranz, und hatte dem Stoffer, dem Großknecht, das Glas Wein geboten, und her¬ nach am Abend hatte sie mit dem Stoffer den Ball eröffnet auf der Tenne. Wie die Musikanten fiedelten und drauflos bliesen, wie die Paare durcheinander tanzten! Die Kinder standen in den Ecken umher oder saßen im Futtertrog der Kühe, die zu beiden Seiten der Tenne in Reihen angekettet waren in ihrem Stall und mit großen runden Augen dem Tanz zuschauten. Ja, der Piepershof! die Jugendzeit! Wie schön war das alles gewesen! Und der Mittelpunkt des Ganzen war sie gewesen, die da auf dem Bette lag und die Augen geschlossen hatte für immer. Sie hatte als Magd auf dem Piepershof gedient. Als dann die erste Frau seines Vaters, von der dieser keine Kinder hatte, gestorben war, da hatte der rauhe, wüste, reiche, stolze, uicht mehr junge Schulze Pieper die blutjunge Lore Dorer geheiratet, deren Mutter aus Gnade und Barmherzigkeit in dem Häuslerhüttchen am Walde wohnte, das zum Piepershof gehörte, und die nichts mitgebracht hatte in die Ehe als das fadenscheinige Kleid, das sie auf dem Leibe trug. Daß sie schön gewesen war in der Jugend, seine Mutter, das sah man noch heute in dem Ebenmaß, in dem feinen Schnitt des Antlitzes der Toten. Der Prä¬ sident entsann sich wohl aus seiner Kinderzeit, wie oft er mit den Augen an ihren Zügen gehangen hatte, an ihren sanften blauen Augen, die doch so sicher schauen konnten, so klug und ernst, Wenns nottat; an ihrer Gestalt, die weich und schlank geblieben war bis ins hohe Alter hinein trotz aller Arbeit, trotz aller Last und Plage ihres Lebens. Das schönste Mädchen war sie gewesen weit und breit, die arme Lore Dorer. Der alte, stolze, wüste Schulze Pieper hatte sich in sie verliebt; er mußte sie haben. Sagst du nicht ja, werfe ich deine lahme Mutter zum Haus hinaus! So war sie die Frau auf dem Hof geworden, auf dem sie erst gedient hatte. Sie verstand es, die Leute, die ganze Wirtschaft in Ordnung zu halten trotz ihrer Jngend, trotzdem daß sie das Befehlen nicht gewohnt war. Was sie zu leiden hatte, wenn der Schulze aus dem Wirtshaus heimkam, den schweren Rausch im Kopf, und auf den Tisch schlug, sie hatte es nie gesagt. Der Präsident aber wußte es, er hatte es mit erlebt. Er war das zweite in der Reihe von sieben Kindern, sechs Söhnen und einer Tochter, die rasch nacheinander auf dem Piepershof er¬ schienen waren. Der Mutter sah man nichts an. Es ist, als wenn sie immer jünger würde im Kindbett, die Meersch Piepers, und frischer und feiner, sagten die Leute. Wie sie dann die Kinder Pflegte, erzog, zur Arbeit anhielt schon in erster Jugend! Kaum daß sie ordentlich laufen konnten, da mußten die beiden ältesten Söhne schon kleine Handreichungen und Arbeiten verrichten, ihren Kräften ent¬ sprechend. Dem Ältesten, der der Anerbe werden sollte, und der ein starker, kräftiger Junge war, dem wurde es leicht. Der Präsident, der schmächtig gebaut und zart von Gliedern war, und dessen Sinn schon früh zum Denken stand, zum Sinnen, Träumen, zu den Büchern, zum Lernen, entsann sich genau, wie schwer es ihm geworden war, das Brennholz klein zu hacken, in die Küche zu tragen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/778>, abgerufen am 05.07.2024.