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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

den unheimlichen Gedanken nicht ganz loswerden zu können, das alte Asien, aus
dein die Hunnen bis tief in unsern Erdteil hinein, dann die Mongolen bis nach
Liegnitz, und die Türken zweimal bis vor Wien vorgedrungen sind, könne uns über
kurz oder lang in ähnlicher Weise überfallen. Die Chinesen werden jedoch kaum
zu einem solchen Unternehmen geeignet sein.

Zwar gibt es manche urteilsfähige Menschen, die meinen, daß sich aus ihnen
die besten Soldaten der Welt machen ließen. Der englische Feldmarschall Lord
Wolseley ist wohl der Hauptvertreter dieser Ansicht und hat sich auch durch den
Krieg zwischen Japan und China mit seinen für das chinesische Heer so kläglichen
Ergebnissen nicht irre machen lassen, weil er alle Schuld auf die schlechten Offiziere
schiebt. Nun ist es allerdings richtig, daß die Militärmandarinen nichts taugen.
Die Annahme, chinesische Soldaten würden unter besserer Führung mehr leisten,
läßt sich deshalb uicht ohne weiteres von der Hand weisen. Aber ob ihnen auch
durch noch so viel Drill ein wirklich kriegerischer Geist, der diesem friedliebenden
Volke nun einmal abgeht, eingeimpft werden könnte, ist trotzdem recht fraglich.
Nach meiner Meinung werden die Chinesen auch durch den besten Drill nicht
lernen, die schwerste Probe, die an einen Soldaten gestellt werden kann, zu bestehn,
nämlich die, nach einer Verlornen Schlacht eine gute Haltung zu bewahren. Was
mich zu einer solchen Auffassung führt, ist folgende Erwägung. An der chinesischen Küste
finden wir schon seit Jahrzehnten etwas, was dem gefürchteten chinesischen Millionen¬
heere der Zukunft ganz analog ist: chinesische Mannschaft unter fremden Offizieren.
Kapitäne von Handelsschiffen der verschiedensten Nationalitäten haben mir überein¬
stimmend gesagt, sie zögen chinesische Matrosen allen andern vor, weil sie gehorsam,
gutwillig, arbeitslustig, nüchtern und anspruchslos waren. Ein hohes Lob! Aber
die Sache hat eine böse Kehrseite. Wenn ich nämlich fragte, wie es denn in der
Stunde der Gefahr mit diesen gerühmten Matrosen stünde, dann war gewöhnlich
nur ein vielsagendes Achselzucken die Antwort. Denn Dutzende von Fällen haben
es immer wieder bewiesen, daß dieselben Menschen, die ihren Offizieren unter ge¬
wöhnlichen Umständen aufs Wort gehorchen, bei einem Schiffbruche fast immer zu
einer aufsässigen und meuterischen Bande werden, mit der nichts mehr anzufangen
ist, weil sie nur an ihre eigne Rettung denkt.

Hierzu kommt noch etwas andres. Es ist nicht schwer, den Chinesen einen
gewissen Drill beizubringen. Deutsche Offiziere, die in China gewirkt haben,
werden kaum über Widerhaarigkeit der Soldaten klagen können, desto mehr aber
über die Eifersucht der Militärmandarinen, die ihnen schon oft alle Freude an der
Sache völlig verdorben hat. Mancher hat nur aus diesem Grunde seinen Posten
aufgegeben. Sobald jedoch die straffe fremde Zucht aufhört, dann sehen wir solche
Truppenteile fast immer rasch wieder in den alten Schlendrian zurückfallen. Dies
wird von keiner Seite bestritten. Soll deshalb ein chinesisches Millionenheer kriegs¬
tüchtig werden, so ist dafür die erste Bedingung, daß es nicht nur vorübergehend,
sondern dauernd fremde Führer habe. Welches Land kann hierfür aber zwanzig-
bis dreißigtausend Offiziere und Unteroffiziere abgeben? Denn so viele würden
jedenfalls nötig sein. Das kann kein Land, auch Japan nicht.

Aus den angeführten Gründen ist also die gelbe Gefahr, wie man sie ge¬
wöhnlich versteht, kaum zu fürchten. Nicht der uniformierte, wohl aber der nicht
uniformierte Kuli kann gefährlich werden, was man in Amerika und in Australien
auch schon längst eingesehen hat.


Die Deutschen in Ungarn.

Ein kluger Magyar, or. S. Rado, unter-
nimmt es in seiner Broschüre "Das Deutschtum in Ungarn" (Berlin, Putt¬
kammer und Mühlbrecht, 1903) die Reichsdeutschen über den ungarischen Natio¬
nalitätenkrieg aufzuklären und zu beruhigen. Der Versuch des Absolutismus, die
ungarischen Nationalitäten zu germanisieren, sei gescheitert. Auf eine Staatssprache


Grenzboten II 1904 96
Maßgebliches und Unmaßgebliches

den unheimlichen Gedanken nicht ganz loswerden zu können, das alte Asien, aus
dein die Hunnen bis tief in unsern Erdteil hinein, dann die Mongolen bis nach
Liegnitz, und die Türken zweimal bis vor Wien vorgedrungen sind, könne uns über
kurz oder lang in ähnlicher Weise überfallen. Die Chinesen werden jedoch kaum
zu einem solchen Unternehmen geeignet sein.

Zwar gibt es manche urteilsfähige Menschen, die meinen, daß sich aus ihnen
die besten Soldaten der Welt machen ließen. Der englische Feldmarschall Lord
Wolseley ist wohl der Hauptvertreter dieser Ansicht und hat sich auch durch den
Krieg zwischen Japan und China mit seinen für das chinesische Heer so kläglichen
Ergebnissen nicht irre machen lassen, weil er alle Schuld auf die schlechten Offiziere
schiebt. Nun ist es allerdings richtig, daß die Militärmandarinen nichts taugen.
Die Annahme, chinesische Soldaten würden unter besserer Führung mehr leisten,
läßt sich deshalb uicht ohne weiteres von der Hand weisen. Aber ob ihnen auch
durch noch so viel Drill ein wirklich kriegerischer Geist, der diesem friedliebenden
Volke nun einmal abgeht, eingeimpft werden könnte, ist trotzdem recht fraglich.
Nach meiner Meinung werden die Chinesen auch durch den besten Drill nicht
lernen, die schwerste Probe, die an einen Soldaten gestellt werden kann, zu bestehn,
nämlich die, nach einer Verlornen Schlacht eine gute Haltung zu bewahren. Was
mich zu einer solchen Auffassung führt, ist folgende Erwägung. An der chinesischen Küste
finden wir schon seit Jahrzehnten etwas, was dem gefürchteten chinesischen Millionen¬
heere der Zukunft ganz analog ist: chinesische Mannschaft unter fremden Offizieren.
Kapitäne von Handelsschiffen der verschiedensten Nationalitäten haben mir überein¬
stimmend gesagt, sie zögen chinesische Matrosen allen andern vor, weil sie gehorsam,
gutwillig, arbeitslustig, nüchtern und anspruchslos waren. Ein hohes Lob! Aber
die Sache hat eine böse Kehrseite. Wenn ich nämlich fragte, wie es denn in der
Stunde der Gefahr mit diesen gerühmten Matrosen stünde, dann war gewöhnlich
nur ein vielsagendes Achselzucken die Antwort. Denn Dutzende von Fällen haben
es immer wieder bewiesen, daß dieselben Menschen, die ihren Offizieren unter ge¬
wöhnlichen Umständen aufs Wort gehorchen, bei einem Schiffbruche fast immer zu
einer aufsässigen und meuterischen Bande werden, mit der nichts mehr anzufangen
ist, weil sie nur an ihre eigne Rettung denkt.

Hierzu kommt noch etwas andres. Es ist nicht schwer, den Chinesen einen
gewissen Drill beizubringen. Deutsche Offiziere, die in China gewirkt haben,
werden kaum über Widerhaarigkeit der Soldaten klagen können, desto mehr aber
über die Eifersucht der Militärmandarinen, die ihnen schon oft alle Freude an der
Sache völlig verdorben hat. Mancher hat nur aus diesem Grunde seinen Posten
aufgegeben. Sobald jedoch die straffe fremde Zucht aufhört, dann sehen wir solche
Truppenteile fast immer rasch wieder in den alten Schlendrian zurückfallen. Dies
wird von keiner Seite bestritten. Soll deshalb ein chinesisches Millionenheer kriegs¬
tüchtig werden, so ist dafür die erste Bedingung, daß es nicht nur vorübergehend,
sondern dauernd fremde Führer habe. Welches Land kann hierfür aber zwanzig-
bis dreißigtausend Offiziere und Unteroffiziere abgeben? Denn so viele würden
jedenfalls nötig sein. Das kann kein Land, auch Japan nicht.

Aus den angeführten Gründen ist also die gelbe Gefahr, wie man sie ge¬
wöhnlich versteht, kaum zu fürchten. Nicht der uniformierte, wohl aber der nicht
uniformierte Kuli kann gefährlich werden, was man in Amerika und in Australien
auch schon längst eingesehen hat.


Die Deutschen in Ungarn.

Ein kluger Magyar, or. S. Rado, unter-
nimmt es in seiner Broschüre „Das Deutschtum in Ungarn" (Berlin, Putt¬
kammer und Mühlbrecht, 1903) die Reichsdeutschen über den ungarischen Natio¬
nalitätenkrieg aufzuklären und zu beruhigen. Der Versuch des Absolutismus, die
ungarischen Nationalitäten zu germanisieren, sei gescheitert. Auf eine Staatssprache


Grenzboten II 1904 96
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[0729] Maßgebliches und Unmaßgebliches den unheimlichen Gedanken nicht ganz loswerden zu können, das alte Asien, aus dein die Hunnen bis tief in unsern Erdteil hinein, dann die Mongolen bis nach Liegnitz, und die Türken zweimal bis vor Wien vorgedrungen sind, könne uns über kurz oder lang in ähnlicher Weise überfallen. Die Chinesen werden jedoch kaum zu einem solchen Unternehmen geeignet sein. Zwar gibt es manche urteilsfähige Menschen, die meinen, daß sich aus ihnen die besten Soldaten der Welt machen ließen. Der englische Feldmarschall Lord Wolseley ist wohl der Hauptvertreter dieser Ansicht und hat sich auch durch den Krieg zwischen Japan und China mit seinen für das chinesische Heer so kläglichen Ergebnissen nicht irre machen lassen, weil er alle Schuld auf die schlechten Offiziere schiebt. Nun ist es allerdings richtig, daß die Militärmandarinen nichts taugen. Die Annahme, chinesische Soldaten würden unter besserer Führung mehr leisten, läßt sich deshalb uicht ohne weiteres von der Hand weisen. Aber ob ihnen auch durch noch so viel Drill ein wirklich kriegerischer Geist, der diesem friedliebenden Volke nun einmal abgeht, eingeimpft werden könnte, ist trotzdem recht fraglich. Nach meiner Meinung werden die Chinesen auch durch den besten Drill nicht lernen, die schwerste Probe, die an einen Soldaten gestellt werden kann, zu bestehn, nämlich die, nach einer Verlornen Schlacht eine gute Haltung zu bewahren. Was mich zu einer solchen Auffassung führt, ist folgende Erwägung. An der chinesischen Küste finden wir schon seit Jahrzehnten etwas, was dem gefürchteten chinesischen Millionen¬ heere der Zukunft ganz analog ist: chinesische Mannschaft unter fremden Offizieren. Kapitäne von Handelsschiffen der verschiedensten Nationalitäten haben mir überein¬ stimmend gesagt, sie zögen chinesische Matrosen allen andern vor, weil sie gehorsam, gutwillig, arbeitslustig, nüchtern und anspruchslos waren. Ein hohes Lob! Aber die Sache hat eine böse Kehrseite. Wenn ich nämlich fragte, wie es denn in der Stunde der Gefahr mit diesen gerühmten Matrosen stünde, dann war gewöhnlich nur ein vielsagendes Achselzucken die Antwort. Denn Dutzende von Fällen haben es immer wieder bewiesen, daß dieselben Menschen, die ihren Offizieren unter ge¬ wöhnlichen Umständen aufs Wort gehorchen, bei einem Schiffbruche fast immer zu einer aufsässigen und meuterischen Bande werden, mit der nichts mehr anzufangen ist, weil sie nur an ihre eigne Rettung denkt. Hierzu kommt noch etwas andres. Es ist nicht schwer, den Chinesen einen gewissen Drill beizubringen. Deutsche Offiziere, die in China gewirkt haben, werden kaum über Widerhaarigkeit der Soldaten klagen können, desto mehr aber über die Eifersucht der Militärmandarinen, die ihnen schon oft alle Freude an der Sache völlig verdorben hat. Mancher hat nur aus diesem Grunde seinen Posten aufgegeben. Sobald jedoch die straffe fremde Zucht aufhört, dann sehen wir solche Truppenteile fast immer rasch wieder in den alten Schlendrian zurückfallen. Dies wird von keiner Seite bestritten. Soll deshalb ein chinesisches Millionenheer kriegs¬ tüchtig werden, so ist dafür die erste Bedingung, daß es nicht nur vorübergehend, sondern dauernd fremde Führer habe. Welches Land kann hierfür aber zwanzig- bis dreißigtausend Offiziere und Unteroffiziere abgeben? Denn so viele würden jedenfalls nötig sein. Das kann kein Land, auch Japan nicht. Aus den angeführten Gründen ist also die gelbe Gefahr, wie man sie ge¬ wöhnlich versteht, kaum zu fürchten. Nicht der uniformierte, wohl aber der nicht uniformierte Kuli kann gefährlich werden, was man in Amerika und in Australien auch schon längst eingesehen hat. Die Deutschen in Ungarn. Ein kluger Magyar, or. S. Rado, unter- nimmt es in seiner Broschüre „Das Deutschtum in Ungarn" (Berlin, Putt¬ kammer und Mühlbrecht, 1903) die Reichsdeutschen über den ungarischen Natio¬ nalitätenkrieg aufzuklären und zu beruhigen. Der Versuch des Absolutismus, die ungarischen Nationalitäten zu germanisieren, sei gescheitert. Auf eine Staatssprache Grenzboten II 1904 96

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/729>, abgerufen am 04.07.2024.