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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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gewurzelt und gegen jede Caries gefeit. (Klassisch gebildet ist der Herr, tels merkt
man schon beim Eintritt in sein Atelier, über dessen Tür die Inschrift prangt:
'!/?,^et n^ovrttt e^xos oöovrc-^,) Doch meine ich, man kann ein glühender
Bismarckverehrer sein und dennoch in manchen Punkten eine andre Ansicht hegen
als der einzige Kanzler. Ich bin ein Bismarckschwärmer, und als es galt, ihm
ini Grünewald ein Denkmal zu setzen, hat keiner freudigem Herzens sein Scherflein
beigesteuert als ich. Bismarck war bekanntlich ein abgesagter Feind aller Zahn¬
ärzte. Diese Meinung teile ich natürlich nicht; ich kann doch nicht den Ast absägen
wollen, ans dem ich selber sitze. Und daß auch andre Leute Bismarcks Meinung
nicht teilen, beweist mir meine ausgedehnte Praxis. sEine gute Praxis muß er
haben, denn eine Villa im Grünewald kann sich uicht jeder leisten.) Trotz Bismarck
erkennt die leidende Menschheit an, daß wir Zahnärzte nützlich und notwendig siud.
Und so mag es schon im grausten Altertum gewesen sein. Bei mir wenigstens
bricht immer energischer die Überzeugung durch, daß Homer vor seiner Erblindung
Zahnarzt gewesen ist. Denn nur ein Fachmann wird mit solchem Nachdruck immer
wieder auf die Wichtigkeit lückenloser Zahnreihen für das Sprechen hinweisen.

Ich war Herrn Dr. Plomber für seine wenn auch uicht ganz rückhaltlose
Unterstützung dankbar und bedauerte bloß im Herzen, meine Zahne augenblicklich
in so guter Verfassung zu wissen, daß ich ihm meinen Dank nicht durch die Tat
abstatten konnte.

Ich verüble es einem alten Herrn nicht, sagte ich, wenn er der Antiqua wenig
sympathisch gegenübersteht, und ich möchte keinem wehe tun. Aber ich kann es nun
einmal nicht fassen, daß eine Sprache so unauflöslich mit einer gewissen Schrift¬
gattung verknüpft sein soll. Ich las kürzlich die Schilderung einer Reise durch
Griechenland von einem Archäologen, nicht von der Buchhvlzen. Ab und zu streut
der Verfasser ein paar neugriechische Wendungen ein, das gibt mehr Lokalfarbe.
Dabei schent er sich nicht, das Griechische im internationalen, d. h. lateinischen
Alphabet wiederzugeben. Die von seinen Lesern, die kein Griechisch können, werden
ihm nur dankbar sein, genau so, wie uns die Ausländer dankbar sein würden,
wenn -- na, Sie wissen schon. Daß unser Sonderalphabet die Schuld trägt, wenn
so mancher Brief einer armen deutschen Mutter an den fernen Sohn im Auslande
verloren geht, das zeigen die immer wiederkehrenden Warnungen unsrer PostVer¬
waltung. Die Sprache selbst büßt doch durch das internationale Alphabet nichts
ein. Unsre bayrischen Biere schmecken uns noch ebenso gut. und unsre Rhein- und
Moselweine bleiben, was sie sind, wenn sie auch nach dem internationalen Litermaß
verkauft werden. So ist und bleibt es mir ein Ziel, aufs innigste zu wünschen,
daß wir hier dem Beispiele der andern Kulturvölker, der Franzosen, der Engländer
folgen, die sich der Fraktur nur noch ab und zu als Zierschrift bedienen. Wieviel
Quälerei würden wir uusern kleinen Schulkindern ersparen, die jetzt rasch hinter¬
einander je zwei Alphabete für Druck und Schrift lernen müssen!

Die Erinnerung an so manche bittre Träne meiner kleinen Nichte in Karlshorst
machte mich förmlich wütend.

Ach was! rief Dr. Schreyer. Wir haben es fertig gebracht, unsre Väter haben
es gelernt und sind nicht gestorben, wenigstens nicht daran. Unsre Schrift ist
eine wohlberechtigte deutsche Eigentümlichkeit; sie zu bewahren ist patriotische Pflicht.
Spiegelberg. ick kenne dir! Vergebens wickeln Sie sich in den Mantel des Er¬
barmens mit alten Mütterchen und kleinen Schulkindern, der Pferdefuß Ihrer
törichten Ausländerei sieht doch darunter hervor.

Schangl!

Herr Leutnant?

Namen erwecken unwillkürlich Vorstellungen von Gestalt und Ort. Man mache
die Probe mit Sepp, Jochen, Jtztg! Um um Irrtümern vorzubeugen, bemerke
ich, daß der dienstbeflissen heraneilende Schang kein auf 99 Jahre erpcichteter
Landsmann aus dem fernen Osten ist. Sein Haar, dessen semmelhaftes Blond


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gewurzelt und gegen jede Caries gefeit. (Klassisch gebildet ist der Herr, tels merkt
man schon beim Eintritt in sein Atelier, über dessen Tür die Inschrift prangt:
'!/?,^et n^ovrttt e^xos oöovrc-^,) Doch meine ich, man kann ein glühender
Bismarckverehrer sein und dennoch in manchen Punkten eine andre Ansicht hegen
als der einzige Kanzler. Ich bin ein Bismarckschwärmer, und als es galt, ihm
ini Grünewald ein Denkmal zu setzen, hat keiner freudigem Herzens sein Scherflein
beigesteuert als ich. Bismarck war bekanntlich ein abgesagter Feind aller Zahn¬
ärzte. Diese Meinung teile ich natürlich nicht; ich kann doch nicht den Ast absägen
wollen, ans dem ich selber sitze. Und daß auch andre Leute Bismarcks Meinung
nicht teilen, beweist mir meine ausgedehnte Praxis. sEine gute Praxis muß er
haben, denn eine Villa im Grünewald kann sich uicht jeder leisten.) Trotz Bismarck
erkennt die leidende Menschheit an, daß wir Zahnärzte nützlich und notwendig siud.
Und so mag es schon im grausten Altertum gewesen sein. Bei mir wenigstens
bricht immer energischer die Überzeugung durch, daß Homer vor seiner Erblindung
Zahnarzt gewesen ist. Denn nur ein Fachmann wird mit solchem Nachdruck immer
wieder auf die Wichtigkeit lückenloser Zahnreihen für das Sprechen hinweisen.

Ich war Herrn Dr. Plomber für seine wenn auch uicht ganz rückhaltlose
Unterstützung dankbar und bedauerte bloß im Herzen, meine Zahne augenblicklich
in so guter Verfassung zu wissen, daß ich ihm meinen Dank nicht durch die Tat
abstatten konnte.

Ich verüble es einem alten Herrn nicht, sagte ich, wenn er der Antiqua wenig
sympathisch gegenübersteht, und ich möchte keinem wehe tun. Aber ich kann es nun
einmal nicht fassen, daß eine Sprache so unauflöslich mit einer gewissen Schrift¬
gattung verknüpft sein soll. Ich las kürzlich die Schilderung einer Reise durch
Griechenland von einem Archäologen, nicht von der Buchhvlzen. Ab und zu streut
der Verfasser ein paar neugriechische Wendungen ein, das gibt mehr Lokalfarbe.
Dabei schent er sich nicht, das Griechische im internationalen, d. h. lateinischen
Alphabet wiederzugeben. Die von seinen Lesern, die kein Griechisch können, werden
ihm nur dankbar sein, genau so, wie uns die Ausländer dankbar sein würden,
wenn — na, Sie wissen schon. Daß unser Sonderalphabet die Schuld trägt, wenn
so mancher Brief einer armen deutschen Mutter an den fernen Sohn im Auslande
verloren geht, das zeigen die immer wiederkehrenden Warnungen unsrer PostVer¬
waltung. Die Sprache selbst büßt doch durch das internationale Alphabet nichts
ein. Unsre bayrischen Biere schmecken uns noch ebenso gut. und unsre Rhein- und
Moselweine bleiben, was sie sind, wenn sie auch nach dem internationalen Litermaß
verkauft werden. So ist und bleibt es mir ein Ziel, aufs innigste zu wünschen,
daß wir hier dem Beispiele der andern Kulturvölker, der Franzosen, der Engländer
folgen, die sich der Fraktur nur noch ab und zu als Zierschrift bedienen. Wieviel
Quälerei würden wir uusern kleinen Schulkindern ersparen, die jetzt rasch hinter¬
einander je zwei Alphabete für Druck und Schrift lernen müssen!

Die Erinnerung an so manche bittre Träne meiner kleinen Nichte in Karlshorst
machte mich förmlich wütend.

Ach was! rief Dr. Schreyer. Wir haben es fertig gebracht, unsre Väter haben
es gelernt und sind nicht gestorben, wenigstens nicht daran. Unsre Schrift ist
eine wohlberechtigte deutsche Eigentümlichkeit; sie zu bewahren ist patriotische Pflicht.
Spiegelberg. ick kenne dir! Vergebens wickeln Sie sich in den Mantel des Er¬
barmens mit alten Mütterchen und kleinen Schulkindern, der Pferdefuß Ihrer
törichten Ausländerei sieht doch darunter hervor.

Schangl!

Herr Leutnant?

Namen erwecken unwillkürlich Vorstellungen von Gestalt und Ort. Man mache
die Probe mit Sepp, Jochen, Jtztg! Um um Irrtümern vorzubeugen, bemerke
ich, daß der dienstbeflissen heraneilende Schang kein auf 99 Jahre erpcichteter
Landsmann aus dem fernen Osten ist. Sein Haar, dessen semmelhaftes Blond


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[0659] Line sonderbare Geschichte gewurzelt und gegen jede Caries gefeit. (Klassisch gebildet ist der Herr, tels merkt man schon beim Eintritt in sein Atelier, über dessen Tür die Inschrift prangt: '!/?,^et n^ovrttt e^xos oöovrc-^,) Doch meine ich, man kann ein glühender Bismarckverehrer sein und dennoch in manchen Punkten eine andre Ansicht hegen als der einzige Kanzler. Ich bin ein Bismarckschwärmer, und als es galt, ihm ini Grünewald ein Denkmal zu setzen, hat keiner freudigem Herzens sein Scherflein beigesteuert als ich. Bismarck war bekanntlich ein abgesagter Feind aller Zahn¬ ärzte. Diese Meinung teile ich natürlich nicht; ich kann doch nicht den Ast absägen wollen, ans dem ich selber sitze. Und daß auch andre Leute Bismarcks Meinung nicht teilen, beweist mir meine ausgedehnte Praxis. sEine gute Praxis muß er haben, denn eine Villa im Grünewald kann sich uicht jeder leisten.) Trotz Bismarck erkennt die leidende Menschheit an, daß wir Zahnärzte nützlich und notwendig siud. Und so mag es schon im grausten Altertum gewesen sein. Bei mir wenigstens bricht immer energischer die Überzeugung durch, daß Homer vor seiner Erblindung Zahnarzt gewesen ist. Denn nur ein Fachmann wird mit solchem Nachdruck immer wieder auf die Wichtigkeit lückenloser Zahnreihen für das Sprechen hinweisen. Ich war Herrn Dr. Plomber für seine wenn auch uicht ganz rückhaltlose Unterstützung dankbar und bedauerte bloß im Herzen, meine Zahne augenblicklich in so guter Verfassung zu wissen, daß ich ihm meinen Dank nicht durch die Tat abstatten konnte. Ich verüble es einem alten Herrn nicht, sagte ich, wenn er der Antiqua wenig sympathisch gegenübersteht, und ich möchte keinem wehe tun. Aber ich kann es nun einmal nicht fassen, daß eine Sprache so unauflöslich mit einer gewissen Schrift¬ gattung verknüpft sein soll. Ich las kürzlich die Schilderung einer Reise durch Griechenland von einem Archäologen, nicht von der Buchhvlzen. Ab und zu streut der Verfasser ein paar neugriechische Wendungen ein, das gibt mehr Lokalfarbe. Dabei schent er sich nicht, das Griechische im internationalen, d. h. lateinischen Alphabet wiederzugeben. Die von seinen Lesern, die kein Griechisch können, werden ihm nur dankbar sein, genau so, wie uns die Ausländer dankbar sein würden, wenn — na, Sie wissen schon. Daß unser Sonderalphabet die Schuld trägt, wenn so mancher Brief einer armen deutschen Mutter an den fernen Sohn im Auslande verloren geht, das zeigen die immer wiederkehrenden Warnungen unsrer PostVer¬ waltung. Die Sprache selbst büßt doch durch das internationale Alphabet nichts ein. Unsre bayrischen Biere schmecken uns noch ebenso gut. und unsre Rhein- und Moselweine bleiben, was sie sind, wenn sie auch nach dem internationalen Litermaß verkauft werden. So ist und bleibt es mir ein Ziel, aufs innigste zu wünschen, daß wir hier dem Beispiele der andern Kulturvölker, der Franzosen, der Engländer folgen, die sich der Fraktur nur noch ab und zu als Zierschrift bedienen. Wieviel Quälerei würden wir uusern kleinen Schulkindern ersparen, die jetzt rasch hinter¬ einander je zwei Alphabete für Druck und Schrift lernen müssen! Die Erinnerung an so manche bittre Träne meiner kleinen Nichte in Karlshorst machte mich förmlich wütend. Ach was! rief Dr. Schreyer. Wir haben es fertig gebracht, unsre Väter haben es gelernt und sind nicht gestorben, wenigstens nicht daran. Unsre Schrift ist eine wohlberechtigte deutsche Eigentümlichkeit; sie zu bewahren ist patriotische Pflicht. Spiegelberg. ick kenne dir! Vergebens wickeln Sie sich in den Mantel des Er¬ barmens mit alten Mütterchen und kleinen Schulkindern, der Pferdefuß Ihrer törichten Ausländerei sieht doch darunter hervor. Schangl! Herr Leutnant? Namen erwecken unwillkürlich Vorstellungen von Gestalt und Ort. Man mache die Probe mit Sepp, Jochen, Jtztg! Um um Irrtümern vorzubeugen, bemerke ich, daß der dienstbeflissen heraneilende Schang kein auf 99 Jahre erpcichteter Landsmann aus dem fernen Osten ist. Sein Haar, dessen semmelhaftes Blond

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/659>, abgerufen am 25.07.2024.